Die Katze...

Text

von  Mondscheinsonate

... sitzt mir gegenüber und starrt mich an. Ich sehe zurück und sage: "Hallo, Lini!" Der Blick wird vorwurfsvoller, schlussendlich hat sie schon zu fressen bekommen, war ihr nach zwei Bissen nicht mehr genehm, jetzt will sie etwas anderes und mehr. Ich ignoriere ihren Wunsch gekonnt. 

Es ist doch so, dass es in Psychoterror ausartet, wenn dieser vorwurfsvolle Blick kommt, man bekommt nämlich TATSÄCHLICH Schuldgefühle. Das ist doch ein Wahnsinn, eigentlich schon. Hart muss man jedoch bleiben, sonst tanzen die Viecher einem auf der Nase herum, schließlich möchte man nicht, dass sie an Herzverfettung oder Diabetes sterben, sicher nicht. Gut, die Katze ist sehr schlank, hingegen der Kater ist - kompakt, man will ja nicht fett schreiben. Der Tierarzt sagt: "Das ist in Ordnung, der Britisch ist gerade richtig!" Na ja, ich finde ihn zu dick. Aber, interessant ist schon, dass er in seiner Voluminösität sich derart bewegen kann, ja, sogar Salti schlagen kann, Tempi hinlegt, die nicht normal sind, das schon. Ein fetter Baryshnikov auf Samtpfoten. 

Sie starrt noch immer, volle zehn Minuten lang schon, ich sehe weg. Es ist 5:29, meine Schwester textet mich mit Nachrichten zu, ich hasse das, überhaupt um diese Uhrzeit. Momentan bin ich sehr ruhebedürftig, extrem. Die Phasen erstrecken sich, werden immer dringlicher und länger. Ich mag das nicht, wenn man mich zu sehr einnimmt, das raubt mir die Luft zum Atmen. Das ist dem geschuldet, dass jede Minute getaktet ist und die, die nicht getaktet sind, möchte ich nur für mich haben. 

Zwischenmenschliche Beziehungen verlangen eine Interaktion, ich will das gerade nicht, gerade eben schon gar nicht.

Zumeist sehen beide Parts, dass der Wurm drin ist, einer meint, der Wurm käme vom Gegenüber, dabei sind zumeist beide Holzfresser. Selbstreflexion liegt nicht jedem. Es ist so. 

Die Katze ist gegangen, der Kater gekommen. Ich bin aufgestanden und habe ihnen die Näpfe nachgefüllt. Das war wirklich Terror auf acht Pfoten. 

Ich weiß, ich weiß, ... 

Was ich nicht ertrage, das sind bösartige Menschen, die nur negativ sind. Gehässigkeit ist etwas, was ich nicht aushalte, weil es dumm ist und zumeist sind es auch dumme Menschen, die so sind. Dumm, im Sinne von "seelische Armseligkeiten". Opa sagte immer: "Geistige Nackerpatzerln" - auf Deutsch: Geistige FKKler. Mir scheint, das ist mittlerweile zur Seuche geworden. Kritikunfähig laufen sie durch die Gegend, immer sind die anderen Schuld, treten nach, keifen, regen sich über alles auf, sind nicht mehr fähig zur anständigen Interaktion, ein Phänomen, das überall zu beobachten ist.

Ja, ich bin negativ, weil nichts mehr Positives kommt. Die Nerven sind überreizt, die Zukunft rückt näher, jetzt bekomme ich Angst. Ich habe Angst. Die blanke Angst im Blick. Ich habe keine Zeit für Zwischenmenschlichkeiten, dabei braucht man sie, wenn man Angst hat. Zwischenkatzlichkeiten tun gerade gut. Die schon. 


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (11.03.24, 06:14)
Mir ist eine Dame bekannt (durchaus nicht wohlhabend),
die ihrer Katze täglich drei verschiedene Näpfe zur Auswahl anbietet.
Die verschmähte Nahrung kommt "wech."

Es muss wohl Liebe sein ...

 Mondscheinsonate meinte dazu am 11.03.24 um 06:20:
Pure Liebe! Emil und Mathilde (Lini=Puppiline) sind auch sehr verwöhnt, bekommen nur das Teuerste mit hohem Fleischanteil, Naturkost.

 Regina (11.03.24, 09:42)
In der Mitte des Textes sehe ich einen Bruch, als das Thema von der Beschreibung des Katzenverhaltens plötzlich zu den menschlichen Eigenschaften wechselt. Das finde ich nicht so recht gelungen.
Nichts für ungut.
Gruß Gina

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 11.03.24 um 10:52:
Kein Problem! Am Schluss schnurrt es sowieso wieder.

Antwort geändert am 11.03.2024 um 10:53 Uhr

 Graeculus schrieb daraufhin am 11.03.24 um 14:44:
Mondscheinsonates Texte sind oft (nicht immer) assoziativ und folgen der literarischen Tradition des "stream of consciousness" (Joyce u.a.). Das kann man mögen oder nicht - aber ein Fehler ist es nicht.

 Regina äußerte darauf am 11.03.24 um 15:39:
Dass Katzen oft erstaunlich ausdrucksvolle Mienen zeigen, habe ich auch schon erlebt.

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 11.03.24 um 15:41:
Irre, so gebieterisch.

 AchterZwerg meinte dazu am 11.03.24 um 16:37:
Isso. Vor allem ihren Dosenöffnern gegenüber!
Mir gefällt auch, dass sie Umzüge ebenso verabscheuen wie ich, sich notfalls lieber ein neues Frauchen suchen ...

drohtjanur
der8. :P

 Mondscheinsonate meinte dazu am 11.03.24 um 17:17:
Ist dir passiert? :(

 AchterZwerg meinte dazu am 11.03.24 um 17:51:
Nee, mir nicht,
aber einer frisch eingezogenen Nachbarin. :(

 Mondscheinsonate meinte dazu am 11.03.24 um 18:35:
Oh nein! Ganz schlimm.

 Saira (11.03.24, 19:21)


„Wer eine Katze hat, braucht das Alleinsein nicht zu fürchten."

von Daniel Defoe.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 11.03.24 um 19:23:
Ich hab zwei😍 Sind das deine?🤩🤩🤩

Antwort geändert am 11.03.2024 um 19:29 Uhr

 Saira meinte dazu am 11.03.24 um 20:02:
Leider ist die kleine Schwarze (Shakira) früh verstorben. Wir haben noch ihre beiden Brüder Sharif und Shaady.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 12.03.24 um 04:37:
Die sind aber lieb😍

 Saira meinte dazu am 12.03.24 um 09:44:
Es sind Bengalen, die wir aus schlechten Verhältnissen herausgeholt haben.

Shakira starb kurz nach ihrem 1. Geburtstag an einem Herzfehler (Aortathrombose). Ihre Brüder haben auch Herzfehler, werden aber alle 8 Monate von einer Herzspezialistin per Ultraschall untersucht.

Unsere Kater sind außergewöhnlich friedfertig und lieben die kleine Wilma und umgekehrt. Sie kuscheln und spielen zusammen.

Wer sich solche kleine Exoten nach Hause holt, braucht viel Platz. In den Garten können wir sie nicht lassen, aber wir haben eine große Außen-Hochterrasse, die katzensicher ist.


 Mondscheinsonate meinte dazu am 12.03.24 um 09:46:
Ich habe eine Nachbarin, deren Bengale (Camillo) kommt mich täglich besuchen. Die sind lieb. Da hast du sicher eine Freude!

 Saira meinte dazu am 12.03.24 um 10:01:
Ja, sie verzaubern mich jeden Tag <3
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