Verwünscht

Gedankengedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Isaban

Wer schuf die Raum-
und Zeitgesetze?
Wer trägt die Schuld?
Der Himmel infizierte sich

im Stadtbild bös
mit Häuserkrätze.
Am Fenster wird das Warten lang.
Der Tag ergraut

und auf der Haut
verspür ich Ungeduld
wie Schimmelsporen sprießen.
Die Zeit, die Zeit,

o würde sie nur fließen
wie wilder Strom.
Das Ziffernblatt pocht laut;
in Chrom verspiegeln mich

Gedanken, greifen vor
und weit. Es schwillt im Ohr,
in Moll, höchst sehnsuchtsvoll,
mein Wunsch. Er quillt

mir klamme Wolken um
das Haupt. Ein Strich,
oh Götter, erst ein Strich
ward Zeigerlauf bislang geraubt.

Ich hab geglaubt -
klingt, ach, mein Seufzen auf.
Was kann man tun,
dass Uhrwerk vorwärts springt?

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Kommentare zu diesem Text

MicMcMountain (59)
(28.12.07)
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angyal (44) meinte dazu am 28.12.07:
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 Isaban antwortete darauf am 29.12.07:
Ja, der Satz ist klasse!
Danke, Mic.

@ Tine:

Nee, der Satz ist so gut, dass ich ihn kaum mit meinen Worten verwässern mag.

Herzliche Grüße, ihr zwei

Sabine

 AZU20 (28.12.07)
Noch schneller? Da muss aber viel passiert sein, wenn das der Wunsch ist. Zugegeben, in deinem Gedicht passiert auch viel, das zu diesem Wunsch führen könnte. LG

 Isaban schrieb daraufhin am 29.12.07:
Vielen Dank, Armin, dass du deine Gedanken da so vertiefen mochtest.
Ich freue mich über deine nachdenkliche Rückmeldung.
Herzliche Grüße (und natürlich einen guten Rutsch in ein möglichst wundervolles Jahr 2008!)
Sabine
Fo-muir (41)
(28.12.07)
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 Isaban äußerte darauf am 29.12.07:
Manchmal , manchmal, manchmal - und wie, Fo!
Hab herzlichen Dank für deine begeisterte Rückmeldung.
ich freu mich, dass du den Text so magst.
Liebe Grüße,
Sabine

 franky (28.12.07)
Lass uns Geduld in die Waagschale legen;
Tag um Tag wird es heller
und Zeit wieder Zählbar für dein Herz.
Liebe Grüsse
Franky

 Isaban ergänzte dazu am 29.12.07:
Fiebernde Ungeduld hat etwas berauschend Vorfreudiges, lieber Franky.
Ich glaube, ab und zu darf man ruhig mal mit aller Leidenschaft ungeduldig sein.
Hab vielen Dank für deinen lieben, beschwichtigenden Kommentar.
Beste Grüße und auch dir und deinen lieben einen wundervollen Restdezember und einen schönen, einen guten und einen fröhlichen Rutsch ins Jahr 2008

wünscht
Sabine
Ottilie (66)
(28.12.07)
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 Isaban meinte dazu am 29.12.07:
Liebe Ottilie,
ich freue mich sehr, dass dir das Gedicht gefällt. Es ist eines, das von seinen Reimen getragen wird - und zwar nicht nur von den Reimen am Versende. Durch sie bekommt es eine eigene Satzmelodie.
Hier wurde kein bestimmtes Versmaß eingehalten, ich habe, rein experimentell und um das Ungleichgewicht der Uhrzeigergeschwindigkeiten stilistisch sichtbar zu machen, darauf verzichtet, dafür die Verse möglichst kurz gehalten, aber auch dies ohne dass ein striktes Schema befolgt wurde, ebenso, wie es kein bestimmtes, festgelegtes Reimschema gibt.
In der von dir angesprochenen Zeile würde es kein Problem bedeuten, etwas umzustellen oder schlicht ein "das" einzufügen. Aber dort darf nach meinem Gefühl dennoch kein zusätzliches "das" stehen, weil dies bedeuten würde, dass ein bestimmtes Uhrwerk gemeint sein. Dem ist aber nicht so.
Es geht um einen aus Ungeduld heiß erwünschten Zeitsprung, der dann natürlich auf allen Uhrwerken sichtbar sein muss, LI will einfach, dass die Zeit vorwärts springt, als könne man sie vorspulen, wie bei einem Recorder. Daher nicht "das Uhrwerk", sondern "Uhrwerk" allgemein.
Hab vielen herzlichen Dank für deine Auseinandersetzung mit meinem Text und deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
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