Georderte Insolvenz (Schweifsonett)

Sonett zum Thema Wirtschaft

von  Didi.Costaire

Dieser Text ist Teil der Serie  ZweitverWertung
Gewaltig drückt der wirtschaftliche Schaden.
Ihr Portmonee ist dünner als Kate Moss,
nachdem der Börsenkurs nach unten schoss -
zu steil, um das alleine auszubaden,

hat sie gedacht und alle eingeladen:
Politiker mit ihrem ganzen Tross,
den Aufsichtsrat, der gern die Augen schloss,
den Adel, Prominenz und Euer Gnaden.

Als Frau von Welt zeigt sie sich generös.
Ein jeder Trinkspruch heiligt seinen Zweck.
Man tischt Gerichte und Geschichten auf.

Sie offeriert den Großkonzern zum Kauf.
Das Angebot wirkt beinah seriös.
Nach ein paar Schnäpsen hat sie ihren Scheck,

nimmt dann die Hintertür. Schon ist sie weg.
Doch nur der Gastwirt macht sich ernste Sorgen,
denn der weiß auch: Bezahlt wird übermorgen.

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (28.10.09)
genau dem Leben abgelauscht
trefflich gut "man tischt Gerichte und Geschichten auf"
LG Jorge

 Didi.Costaire meinte dazu am 28.10.09:
Der Satz gefällt mir auch, lieber Jorge, und fast hätte ich ihn auch unter deinen Text gesetzt. Zumindest ist es eine Quelle, aus der man schöpfen kann.
Danke für deinen Kommentar und die Empfehlungen!
LG, Dirk
pfützenpiratin (36)
(28.10.09)
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 Didi.Costaire antwortete darauf am 28.10.09:
Tja, Crisi, das ist Auslegungssache: Ist es der Tag nach dem morgigen oder einer in fernerer Zukunft? Der Gastwirt zumindest macht sich Sorgen...
Danke und liebe Grüße, Dirk
Herzwärmegefühl (53)
(28.10.09)
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 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 28.10.09:
Herzlichen Dank! LG, Dirk
bernd-trost (30)
(28.10.09)
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 Didi.Costaire äußerte darauf am 28.10.09:
Ja, die Zeiten sind stürmisch und das nicht nur auf den Meeren. Jedenfalls freut es mich, dass dir mein Sonett gefallen hat.
LG, Dirk
(Antwort korrigiert am 29.10.2009)

 Isaban (28.10.09)
Lieber Dirk,

über den Inhalt lässt sich kaum streiten, daher wende ich mich gleich mal der Form zu.

In S1, V4 sind die Satzbezüge herrlich ambivalent. Der Moss-Vergleich ist zwar wirklich witzig, doch nimmt er dem, was dann folgt die klare Sicht auf den Bezug zum Geschehen. Ich glaube, das "zu steil" stört da am meisten.

Was These und Antithese betrifft, verwischen die Grenzen bis ins Schwammige - was natürlich zum Thema passen könnte. Eigentlich - so würde ich es zumindest betrachten - zeigen hier in diesem Text beide Quartette die These, die ersten beiden Terzette die Antithese und das letzte in den beiden letzten Versen die Synthese, bzw de Moral von der Geschicht.

Na, dafür reimt sich brav V15 auf seinen Vorgänger.

Freut mich, dass die olle Hechtleber (hoffentlich!) in Frieden ruht und du dich wieder neuen alten Formen zuwendest.

Liebe Grüße,

Sabine
(Kommentar korrigiert am 28.10.2009)

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 28.10.09:
Aber Schwesterchen, du willst doch nicht etwa behaupten, ich würde lebern oder labern?
Niemals! Ich doch nicht.

In der Tat stelle ich es mir so vor, dass S 1 und S 2 die These bilden, S 3 bzw. S 4 die Anthisese und S 5 die Synthese. Dabei findet in S 1 und S 3 allgemeines und in S 2 und S 4 konkretes Handeln der Protagonistin statt. Ich hoffe dabei, dass man es so als Schweifsonett gelten lassen kann.

V 3 habe ich nun mit einem Bindestrich anstatt eines Kommas abgeschlossen und denke, somit wird klar, dass es sich bei V 4 um einen Einschub zum Nebensatz handelt.

Das Endwort in V 15 reimt sich übrigens nicht nur auf jenes aus V 14, sondern es steckt auch noch das Wort "borgen" drin. So!

Danke für deinen ausgiebigen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 loslosch (28.10.09)
Ich hab krampfhaft überlegt. Schaeffler? Schickedanz? Ihre "Geschlauchte" von St. Emmeram? Keine dieser mittellosen Dames kommt in Betracht. - Ich lass mir gern auf die Sprünge helfen.

Im Schlussvers ist das Wissen etwas befremdlich. Vorschlag:

... denn Schlimmes ahnt er: Sie zahlt übermorgen.

So, wie ich Dich kenne, findest Du mühelos noch Besseres. :)

Falls es Fiktion ist, was ich vermute, wäre ein ironischer Hinweis als Anmerkung reizvoll, nach dem Motto: Übereinstimmung mit ... ist rein zufällig.
Lothar

 Didi.Costaire meinte dazu am 28.10.09:
Ja, Lothar, das sollte man tun:

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen wären rein zufällig und sind nicht beabsichtigt. Falls sie doch entstünden, läge es an den Personen und nicht am Gedicht.

Beim Schluss-Satz habe ich mir eine doppelte Doppeldeutigkeit vorgestellt, bei der die Begleichung der Rechnung beim Wirt (die wiederum in den Sternen steht) nur einen Aspekt widerspiegelt. Ich hoffe, das ist verständlich.

LG, Dirk

 plotzn (28.10.09)
Bei Inkontinenz im Portemonaie (in dem Fall kann ich mich mit der neuen Rechtscheibung so gar nicht anfreunden), ist Insolvenz die Konsequenz, lieber Dirk.
In Deinem durchaus nicht abscheifendem Sonett war die Gastgeberin anscheinend schlauer als die geladenen (oder georderten) Gäste. Passt gut in die Zeit.
lg Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 28.10.09:
Wohl wahr, dass "Portmonee" ist eine Grausamkeit der neuen deutschen Rechtschreibung. Aber ich denke, hier passt sie in den Kontext.
Ob man mich wohl "Kosteer" schreiben würde, wenn ich bekannter wäre?
Liebe Grüße, Dirk

 plotzn meinte dazu am 29.10.09:
Dann würde man woll beim Buchkauf sagen: "Her mit dem Lümmel, kosteer was er wolle!"
lg Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 29.10.09:
Ja, das wäre ein Traum. ))
Graeculus (69) meinte dazu am 04.03.15:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire meinte dazu am 05.03.15:
Ich denke, wenn es im Kontext Sinn macht, kann man unterschiedliche Schreibweisen - veraltet oder neudeutsch - ruhig nutzen.

 harzgebirgler (04.08.17)
gewaschen muß mit allen wassern sein / so eine fällt mir da spontan zu ein! beste abendgrüße von henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 04.08.17:
.
Sie gilt wohl auch als reine Frau von Welt
und wäscht mit allen Wassern schmutz’ges Geld.

Danke für deine Zeilen und beste Grüße, Dirk
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