Totengebein als Faustpfand

Groteske zum Thema Krieg/Krieger

von  loslosch

Ingrata patria, ne ossa quidem habebis (Valerius Maximus, 1. Jh. n. Chr.; Facta et dicta memorabilia [denkwürdige Tatsachen und Sprüche]. Undankbares Vaterland, nicht einmal meine Gebeine sollst [wirst] du haben.

Diese beklemmenden Worte wurden dem römischen Feldherrn Scipio Africanus (235 v. Chr. bis 183 v. Chr.) in den Mund gelegt. Nach den beiden letzten Kriegen, den Weltkriegen I und II, bleibt für den bitterbösen Spott des Scipio Africanus kein Raum. Landser verbluteten in fremder Erde und verschwendeten keinen derartigen Gedanken an Rache auf das "Vaterland".

Als studentische Ferienkraft des Jahres 1962 gravierte ich einfache Grabplatten - für Kriegsgräber - aus weicher Tonerde (vor dem Brennen) mit zusammengefügten Schablonen: "Hier ruht/ militärischer Dienstgrad/ Vor- und Zuname." Es gab vorgefertigte Listen, die immer wieder folgende Vereinfachung enthielten: "Hier ruht/ ein unbekannter Soldat." Listen mit diesem knappen Eintrag in gehäufter Zahl waren äußerst begehrt. Durch den Rückgriff auf eine vorbereitete Schablone konnte man dem strengen Akkordsystem ein Schnippchen schlagen.

Noch einmal Scipio Africanus: Undankbares Vaterland, nicht einmal meine Gebeine sollst du haben.

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