Vergebung der Sünden

Text zum Thema Glaube

von  Rudolf

Nächster Punkt im Abgesang des Glaubensbekenntnisses sind die Sünden.

Ein befremdlicher Mechanismus läuft hier ab. Erst wird jede zur Sünderin gemacht, dann werden ihr die Sünden vergeben.

Empörung wird laut: „Ich habe doch gar nicht gesündigt!“

Pauschal wird dagegen gehalten: „Alle sind Sünderinnen.“

Wer vergibt hier wem? Die Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Jesus, der tote Gott? Muss ich mir vergeben? Vergeben wir uns alle?

Im Glaubensbekenntnis ist das Thema auf drei Worte eingedampft: Vergebung der Sünden.

Und wenn ich gesündigt habe, es bekenne, mich reumütig in den Staub werfe und weinend zum HERRN flehe: „Bitte vergib mir! Bitte nimm die Last von mir!“

Warum sollte Gott mir dann vergeben?

Warum sollte er es lassen?

Ausgerechnet Christen suhlen sich in ihrem schlechten Gewissen und grübeln, wo sie gesündigt haben könnten. Paradox. Glauben die Christen ihrer eigenen Lehrformel nicht?

Hallo, ihr da draußen, EURE SÜNDEN SIND VERGEBEN! Freut Euch. Seid ausgelassen, genießt das Leben.

Aber das Gegenteil scheint der Fall, miesepetrig sitzen sie im Gottesdienst und konstruieren Sünden. Das Vergeben soll sich schließlich lohnen. Mathematisch wird gerechnet: „Was ist seit der letzten Vergebung gelaufen, seit der Sündenzähler genullt wurde?“

Wie bitte? Spinnen die? Sind die Sünden jetzt vergeben oder nicht? Erst wird im Glaubensbekenntnis mit Gericht gedroht und schon zwei Zeilen später erfolgt die Generalamnestie.

Kirche, die große Glaubensverhinderin. Mit diesem Schwachsinn produziere ich Austritte, aber keine Umkehr zu Gott.

Für mich bleibt der reinigende Akt. Die Reflexion über das eigene Handeln und das Eingeständnis: „Ich habe Mist gebaut.“

Ob, wann und wie Gott vergibt, ist seine Sache.

Ich glaube, Gott vergibt Sünden. Menschen sollten sich ein Beispiel an IHM nehmen und vergeben. Es ist der einzige Mechanismus, um Konflikte zu lösen. Erst wenn sich die streitenden Parteien aufeinander zu bewegen, wenn es ihnen gelingt, zu vergeben und im Gegenzug Vergebung zu empfangen, wenn es ihnen gelingt, sich die Hand zu reichen, kann Frieden entstehen. Und weil Frieden kein Zustand ist, sondern immer wieder neu justiert sein will, müssen im großen Räderwerk des Universums ständig Sünden vergeben werden.

ER will nicht, dass wir sündenbeladen unter unserem schlechten Gewissen, unter echter oder angenommener Schuld ächzen. Sünden werden vergeben, ohne dass wir einen Anspruch darauf haben.

Ja, das glaube ich.

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Kommentare zu diesem Text

Regentrude (53)
(21.10.12)
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KoKa (44)
(21.10.12)
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