Endlich mal Solo-Urlaub für Eheleute

Wahlrede zum Thema Ehe

von  eiskimo

Die SPD möchte die Partei sein, die etwas für die Menschen bewegt. Was aber bewegt Menschen?
Richtig! Der Urlaub.
Die Politiker nehmen sich Urlaub, tauchen ab ins sogenannte Sommerloch; Fußballer rühren keinen Ball an, posten dafür vom Karibikstrand nette Urlaubsbilder; unsere Bundeswehrsoldaten lassen in Afghanistan oder dem Kosovo Kriege Kriege sein und kriegen Heimaturlaub; selbst Strafgefangenen mit guter Prognose kommen heutzutage in den Genuss von Urlaub auf Ehrenwort.
Aber Eheleute? Verheiratete Erwachsene?
Die sind jahrein, jahraus aneinander gekettet, sie hängen wie die Kletten zusammen, und das nicht nur tagsüber, sogar nachts! Wie heißt das schönfärberisch: Ein Herz und eine Seele, gemeinsam durch Dick und Dünn gehen, bis dass der Tod sie scheidet.
Und selbst wenn sie nach außen von Urlaub reden: Die Hotels weisen ihnen ungefragt ein  Doppelzimmer zu mit Doppelbett, versteht sich,  natürlich auf einen Namen, und wehe, die beiden Glücklichen erscheinen nicht gleichzeitig zum Frühstück! Ist das wirklich Urlaub, wenn man sozusagen als siamesische Zwillinge firmiert?
Es gibt für die Paare mit offiziellem Trauschein geradezu einen „Paarungszwang“. Bei Einladungen aller Art: Das Ehepaar sitzt nebeneinander. Beim Besuch in der Oper: Die Mäntel kommen an einen Haken. Und sollte es noch einmal ein Tanzkursus sein: Nur gemeinsam!
So weit die Beschreibung eines Missstandes, der gesellschaftlich kaum auffällt, weil die Betroffenen selten aufbegehren, eher stumm leiden und nicht organisiert sind. Aber politisch? Soll  man diese latente Unzufriedenheit einer eminent wichtigen Wählergruppe nicht programmatisch nutzen?
Das Thema kommt wie gerufen für die SPD. Sie könnte aufhören, ihr soziales Profil nicht nur an Grufti-Themn wie Altersarmut und Grundrente zu schärfen, sondern beginnen, endlich auch die jüngere Klientel anzusprechen, ja, die noch aktiv Steuer zahlenden .. Verheirateten!
Hier könnte ein wirklich innovativer Vorstoß auf ganz breite Wähler-Resonanz stoßen, zumal Andrea Nahles sich da als Modell-Ehefrau im besten Alter geradezu anbietet.
Konkret: Die SPD müsste einen Gesetzesvorschlag einbringen, nach dem - ähnlich dem Kindergeld -  verheirateten Eheleuten jedes Jahr 2000 Euro „Solo-Zuschlag“ gewährt würde.  Diese Summe gibt es zweckgebunden und ohne Abzüge, aber nur für einen Solo-Urlaub eines der Partner.
Damit diese Initiative von den Kirchen und Konservativen nicht gleich als Ehe-feindlich und moralisch fragwürdig schlecht geredet werden kann, hier gleich ein paar flankierende Argumente, die den gesellschaftlichen Wert der SPD-Innovation deutlich machen. Frau Nahles könnte es auf ihre mitreißende Art in etwa so formulieren:
„Macht, liebe Genossinnen und Genossen Eheleute, auch mal was getrennt. Gönnt euch im Jahr mal zehn Tage Urlaub von eurer besseren Hälfte. Entdeckt dabei mal eure noch besseren Seiten neu, erfindet euch neu! Jeder braucht doch mal eine Aus-Zeit, um sich auf etwas Eigenes und sich selbst zu besinnen. Und  wir von der SPD versprechen euch eins: Es ist wie in der Regierung -  diese kleine Trennung auf Zeit wird eure Bindung nur enger machen. Ja, ihr werdet wieder Lust auf ein neues Miteinander haben!“
Spötter werden das Ganze als Paar-Therapie im Stile der GroKo hinstellen, sozialpolitisch wäre es aber definitiv eine echte SPD-Rakete! Statt sauertöpfisch Hartz4 abzuarbeiten, könnte man mal süßlich Honig ankündigen, Honig für eine bis dato SPD-ferne Gruppe.
Olaf Scholz müsste dann natürlich ebenfalls in Erscheinung treten, schon, um diesem Vorstoß auch steuerpolitisch etwas Seriöses zu geben. Seine coole hanseatische Zauberformel: Der „Solo“ ersetzt ganz einfach den wegfallenden „Soli“  – kein Problem also für die schwarze Null auch im nächsten GroKO-Haushalt.


Anmerkung von eiskimo:

Bin gerade in Solo-Uralub, kanns empfehlen

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Kommentare zu diesem Text

Trainee (71)
(27.02.19)
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