Erwartungshaltung

Verserzählung zum Thema Erwartung

von  Isaban

Der Abend ging der Nacht entgegen,
er schlich sich unauffällig fort,
in hellen Fenstern war Bewegen,
aus einem fiel ein halbes Wort,
das Abendbrot lag in den Mägen,
im Fernseher geschah ein Mord,
da wollte er sich zu ihr legen,
im Wiesengrund, gleich hinterm Sport-

platz, doch sie war dagegen,
sie wollte wohl, nur nicht sofort,
bat ihn, sich nicht so aufzuregen;
ganz wild hat es in ihm rumort,
so nahm er sie abrupt vor Ort,
schrie laut „Oh Gott!“ und spie den Segen.
Von oben kam ein Sommerregen.
Höchst gottverlassen lag sie dort

und betete, dass nichts passiert war,
und dann, falls doch, um den Abort.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (03.07.19)
So gottverlassen dazuliegen nach einem solchen Erlebnis, da hilft wohl nur noch beten. Du denkst Dir aber auch Geschichten aus. LG

 Isaban meinte dazu am 05.07.19:
Hallo Armin,
hilft Beten, wenn man gottverlassen ist? LG

 AZU20 antwortete darauf am 05.07.19:
Diese Frage ist interessant, aber beten könnte vielleicht zu Gott zurückführen. LG

 EkkehartMittelberg (03.07.19)
Hallo Sabine, die Romantik berichtete vom schönsten Wiesengrunde, weniger vom Abort. Dichtung sollte aber beides thematisieren. Wenn sie mit Enjambements und Lautmalerei so gekonnt umgeht wie in diesem Text, mag ich ohne innere Sperre auch über das Abgründige lesen.
Servus
Ekki.

 Isaban schrieb daraufhin am 05.07.19:
Lieber Ekki,
herzlichen Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich riesig, dass ich dich in diesen "lyrischen Abgrund" locken konnte und noch mehr, dass dir hier die Diskrepanz zwischen dem romantischen Anfang und dem unromantischen Ende ins Auge gefallen ist. Enttäuschungen, so sagt man, sind begründet in der falschen Erwartungshaltung. Manchmal ist das Selbstverständliche gar nicht so selbstverständlich, wie unsere Wünsche es uns erscheinen lassen.
Merci beaucoup.
Liebe Grüße
Sabine

 DanceWith1Life (03.07.19)
Ich folge einer höchst detailierten Szenenbeschreibung, die mich gekonnt sensibilisiert, zu recht. Denn die Empfindung mit der mich diese Sequenz entläßt, gehört da hin.

 Isaban äußerte darauf am 05.07.19:
Lieber DanceWith1Life,
ich danke dir sehr, dass du dich auf diese Sequenz einlassen mochtest. Deine Rückmeldung freut mich ungemein.
Liebe Grüße
Sabine

 TassoTuwas (05.07.19)
Das wurde uns allen doch schon als Kind beigebracht, mit vollem Magen soll man nicht ins Wasser gehen.
Trifft auch auf "solcherlei" Schabernack zu
LG TT

 Isaban ergänzte dazu am 05.07.19:
Tja, man sollte eben immer auf seine Mama hören, lieber Tasso.
Magenknurrende Grüße
Isaban
Cora (29)
(05.07.19)
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 Isaban meinte dazu am 05.07.19:
Oha, du hast also den Eindruck von Reim-dich-oder-ich-fress-dich?

Schitte, und ich war so stolz darauf, dass es trotz der abwesenden Reimendungsvielfalt so flüssig, stimmig, sinnzusammenhängend und erzählgerecht geraten war - da muss ich wohl dringend noch mal üben.

Das "war", die einzige Reimwaise, wurde als solche angelegt, um zu unterstreichen, dass doch längst etwas passiert war und nun (trotz Gottverlassenheit) zur Schadensbegrenzung für des Fall des schlimmsten Falles gebetet wurde. Man glaubt halt immer noch, da käme jemand vorbei und würde einen retten, wenn man so am Boden liegt, auch wenn längst klar ist, das sowas kaum ins "Reimschema" passt.
Cora (29) meinte dazu am 05.07.19:
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