Was ich in meinem Leben gerne gesehen hätte

Gedanke zum Thema Beobachtungen

von  Graeculus

• eine Herde weidender Brontosaurier
• Babylon auf dem Höhepunkt seines Glanzes unter Nebukadnezar II.
• die Aufführung der „Orestie“ durch Aischylos in Athen
• die Helepolis des Demetrios Poliorketes sowie sein Fünfzehnruderer
• die πομπή des Ptolemaios Philadelphos, die „Ptolemaia“ des Jahres 275/4 v.u.Z. in Alexandria
• das Wunderschiff des Hieron
• das Museion in Alexandria vor dem durch Caesar ausgelösten Brand
• die Schlacht von Cannae, möglichst auf der Seite Hannibals
• der Markt auf Delos zu seiner besten Zeit
• Tiberius auf Capri in der Villa Iovis
• den Badebetrieb von Baiae sowie die damaligen Villen in der Bucht von Salerno
• die Domus aurea Neros mitsamt Orgie
• die Villa des Hadrian in Tivoli zur Zeit dieses Graeculus
• die Caracalla-Thermen Roms in Betrieb
• eine Kultfeier des Mithras in Rom
• außerirdisches Leben der intelligenten Art

Insgesamt gelange ich zu der melancholischen Einsicht, daß ich in der falschen Zeit gelebt habe: entweder zu spät oder, falls man mal eine Zeitmaschine erfinden wird, zu früh.

Qualis spectator pereo.

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Kommentare zu diesem Text

Aha (53)
(30.11.19)
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 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Jeder hat eine Träume.
Immerhin erklärst Du Deinen von der Tante Ju sogar - mit dem beruhigenden Geräusch des Motors.

Wenn ich ähnliches z.B. über die außerirdische Intelligenz sagen darf: das wäre einfach spannend. Haben sie Probleme gelöst, die für uns noch unlösbar erscheinen?

 TrekanBelluvitsh (30.11.19)
Dir ist schon klar, dass dabei die Möglichkeit besteht, bitterlich enttäuscht zu werden?

Ganz nebenbei: Wenn du früher geboren worden wärst, wüsstest du von vielen dieser Dinge gar nichts.

Ich wäre gerne mal bei einem Konzert von "Gacharic Spin" dabei. Aber ich fürchte Japan ist für mich ähnlich unerreichbar wie für dich das antike Babylon.

 Graeculus antwortete darauf am 30.11.19:
Daß ich enttäuscht werden könnte, nehme ich nicht an. Ich weiß ja, daß die Helepolis in der heutigen Kriegsführung ein Anachronismus wäre und noch weniger ausrichten könnte, als sie es schon damals getan hat. Und daß in den Caracalla-Thermen ein Heidenlärm geherrscht haben wird, ist eh klar.

Selbstverständlich gehe ich nicht davon aus, in einer solchen Gesellschaft zu leben - mit dem Risiko, dort als Bergwerkssklave aufzutauchen. Mein Interesse ist ein touristisches oder, besser noch, das eines unsichtbar in der Szenerie schwebenden Geistes.

Deine zweite Bemerkung verstehe ich nicht. Alle diese Vorkommnisse waren ja schon zu ihrer Zeit bekannt. Im Mittelalter hat man von vielem natürlich nichts mehr gewußt.

"Gacharic Spin" kenne ich nicht. Geben die keine Konzerte in Europa?
P.S.: Japan erscheint aus verschiedenen Gründen auch mir unerreichbar.

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 30.11.19:
Nun ja, bleibt die Frage, ob man bei Cannae - wo immer das Schlachtfeld nun auch liegen mag - tatsächlich aufSeiten der Römer bis zu 80.000 und bei den Karthagern 40.000 Man antreffen mag. Müsste ich mich festlegen würde ich sagen: Nein! Solche Enttäuschungen meine ich. Wobei das mit dem schwebenden Geist mir durchaus erstrebenswert vorkommt.

Ich bin kein Paläontologe, noch nicht einmal als Hobby, aber ich fürchte, dass aus feuerspeienden Drachen Brontosaurier wurden, halte ich doch eher für eine neuere Entwicklung.


"Gacharic Spin" ist eine all female J-Rockband. Und wie viele japanische Rock-und Metalbands halten sie sich so überhaupt nicht an die uns im Westen so lieb gewordenen Genregrenzen. Sie sind die einzige Band, bei denen mich ein Liveauftritt, den ich auf YouTube sah, ähnlich mitgerissen hat, als sei ich mit dabei gewesen, wie ein echtes Konzert es vermag.

Sie haben mal einen Kurzauftritt bei einer Expo im japanischen Kulturprogramm gehabt. Aber so etwas hat - in meiner Wahrnehmung - immer etwas von "Völkerschau bei Hagenbecks". Da würde ich sie doch lieber in ihrem ureigenen Element erleben: Auf einer japanischen Bühne vor japanischem Publikum.

 Graeculus äußerte darauf am 30.11.19:
Wenn sich bestimmte Dinge live anders darstellen sollten, als sie überliefert sind, wäre das nicht enttäuschend, sondern spannend.
Falls allerdings die Römer in Cannae gewonnen haben sollten, ergäbe der ganze Rest keinen Sinn, oder?

Das mit der japanischen Band verstehe ich jetzt besser. Ja, manches erlebt man am besten dort, wo es herkommt - in der Kultur, aus der heraus es entstanden ist.

(Übrigens hat das beste Bob-Dylan-Konzert, das ich kenne, in Kyoto stattgefunden. Ist an den japanischen Fans etwas Besonderes?)

 TrekanBelluvitsh ergänzte dazu am 30.11.19:
Wenn sich bestimmte Dinge live anders darstellen sollten (...)
Gut. Diesen ziemlich eindeutigen Punkt habe ich tatsächlich übersehen. Eigene Selbstschuld.

Ist an den japanischen Fans etwas Besonderes?
Ich weiß gar nicht mehr, ob das ein Statement von Gacharic Spin oder einer anderen japanischen Band war, aber die sagten, dass sie im westlichen Ausland überraschten, dass einzelne Fans im Publikum klatschen, mitsingen und sie feiern. In Japan scheint es eher üblich zu sein, dass alle mitmachen (müssen). Dies kann natürlich leicht, wenn die auf der Bühne ihr Publikum "im Griff" haben, zu einer besonderen Stimmung führen und als Gegenreaktion den Künstler/die Künstler besonders motivieren.

Im Januar werde ich eine japanische Metalband live sehen, die nach Köln kommt. Lucky me!

 AchterZwerg (30.11.19)
außerirdisches Leben der intelligenten Art

Mehr intelligentes irdisches Leben wäre auch nicht schlecht, nicht wahr?
In deinem Text fehlt mir zwischen der Aufzählung und dem vorletzten Satz etwas wie: "All dies Dinge ..." (natürlich nur dem Sinn nach). Der machte die Sache aus meiner Sicht runder.

Gruß
der8.

 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
"All dies Dinge ..." - danach müßte etwas wie die Gemeinsamkeit all dieser Dinge kommen, oder? Das könnte ich aber gar nicht sagen.
Klarerweise ist die Antike auffallend überrepräsentiert. Das hängt mit meinen speziellen Interessen seit vielen Jahren zusammen. Aber warum wünsche ich mir nicht, bei der Ermordung Caesars anwesend zu sein, und möchte stattdessen lieber Neros Domus aurea sehen? Das weiß ich nicht.

Was das irdische Leben angeht, so ist der Versuch der Natur, auf der Erde intelligentes Leben hervorzubringen, gescheitert. Mich interessiert, ob es wenigstens anderswo geklappt hat.

 FrankReich (30.11.19)
Kein Grund zur Verzweiflung, es ist doch bald Weihnachten.

Ciao, Frank

P.S.: Beim letzten Punkt, so fürchte ich allerdings, werden Dir weder Christkind noch Weihnachtsmann weiterhelfen können, denn Leben der intelligenten Art gibt es ja nicht einmal auf der Erde.

 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Eben, eben! Hier gibt es das nicht. Aber bei 100 Milliarden Galaxien mit durchschnittlich 100 Milliarden Sternen und entsprechend vielen Planeten müßte es doch irgendwo funktioniert haben, oder?
So pessimistisch kann nichtmal ich sein.

 FrankReich meinte dazu am 30.11.19:
Vielleicht gehe ich auch von der falschen Prämisse aus. Wenn das Wunschzettelsystem funktioniert, und ich ein extraterrestrisches Lebenwesen wäre, würde auf meiner Liste ganz oben stehen, von zurückgebliebenen, und dennoch völlig traumatisierten Idioten nicht entdeckt zu werden.
Stelzie (55)
(30.11.19)
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 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Es stimmt, liebe Kerstin, der Wunsch, früher geboren worden zu sein, ist gefährlich. Dann könnte ich mich zwar in meiner geliebten Antike, aber dort in höchst unangenehmer Stellung wiederfinden - als Sklave eines ungnädigen, schlecht gelaunten Herrn zum Beispiel.

Dann lieber bloßer Zuschauer.

Du siehst, hektisch werde ich nicht in der Vorweihnachtszeit, aber ...
Dir wünsche ich, weder vom einen noch vom anderen infiziert zu werden.

 Regina (30.11.19)
Gelesen hast du das alles. Warum möchtest du das sehen?

 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Im Vergleich zum bloßen Lesen wäre das viel eindrucksvoller! Zumal man ja nicht bloß sieht, sondern auch hört, riecht usw.

Das ist so wie über Liebe lesen oder sie erleben.

 GastIltis (30.11.19)
Hallo Graecu, deine Liste ist lang. Einen Teil wirst du streichen müssen. Weißt du, irgendwann habe ich begonnen, von den Wünschen Abstriche zu machen. Das Erstaunliche ist, man kommt damit zurecht. Solange die Phantasie noch mitspielt, übernimmt sie eine wichtige Funktion. Und diese Funktion gilt es zu erhalten. Oder auszubauen. Du bist gerade dabei. Viel Glück.
LG von Gil.

 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Streichen, mein Lieber, werde ich alles müssen. In nicht allzuferner Zeit.
Schon Altern heißt ja: mehr und mehr Abstriche machen, während nur noch wenig dazukommt.
Die Träume aber erscheinen mir relativ altersresistent.
una (56)
(30.11.19)
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 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Ein Ersatz, aber ein dürftiger.
Kennst Du bei einem Film den aufkommenden Wunsch, dies einmal wirklich zu erleben?
Aber mal sehen, was die virtuelle Realität uns noch bringt.

(So weit ich weiß, ist man sich nichtmal sicher, wie die Saurier tatsächlich ausgesehen haben, weil ihre Haut schwer zu rekonstruieren ist. Daß sie Warmblüter waren, nimmt man neuerdings an.)
una (56) meinte dazu am 30.11.19:
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Fisch (55)
(30.11.19)
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 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Satz 1: In der Tendenz zutreffend, als Abschluß und Rückblick.
Satz 2: Weiß ich nicht, soll auch nicht mein Problem sein.

 TassoTuwas (30.11.19)
Hallo Graeculus, ich sehe deine Blicke rückwärts gerichtet!
Bedeutet das, du siehst, was auf uns zukommt, dunkelschwarz?
TT

 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Mir kommt es so vor, daß Gegenwart und Zukunft sich immer weiter von mir entfernen, während sich die Vergangenheit nähert.
Klingt seltsam, ist aber mein Gefühl.
Kennst Du dieses Gefühl?

 TassoTuwas meinte dazu am 01.12.19:
Ich habe das kuriose Gefühl, je weniger Zeit mir bleibt, umso langsamer laufe ich. Und das liegt nicht an den Gelenken!

Antwort geändert am 01.12.2019 um 09:36 Uhr

 ViktorVanHynthersin (30.11.19)
Ich würde mich über das vermehrte Antreffen von irdischer Intelligenz freuen
Herzlichst
Viktor

 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Dito.
Das ist aber lange her, daß wir mal miteinander zu tun hatten. Ich freue mich über die Wiederbegegnung.

 Augustus (30.11.19)
Interessante Punkte greifst Du hier auf, wenn gleich einige bedeuteungsvolle fehlen. Z.B.
Die Seelschlacht am 31 v. Chr. bei Actium oder das Orakel von Delphi in seiner Glanzzeit, auch als Nabel der Welt zu der Zeit bekannt.
Allein es fällt mir auf, dass Dich Persönlichkeiten an sich weniger interessieren, wie beispielsweise Alexander der Große, der einen größeren Ruhm erlangt hat als Hannibal beispielsweise und dass die Ägypter Dich anscheinend wenig interessieren, eigenartig.

Ave

 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Die Auswahl fällt unweigerlich subjektiv aus und ist von mir nicht rational, sondern emotional getroffen.

Ich könnte zu erklären versuchen, warum Actium, Delphi und Alexander nicht auf meiner Liste stehen. Aber lieber lasse ich Dir Deine eigene Variante dieses Traums.

Nur zu Ägypten möchte ich bemerken, daß Alexandria - bei mir gleich zweifach vertreten - in Ägypten liegt.
Und sonst? Dem Bau der Pyramiden möchte ich nicht lange zuschauen, nicht den endlosen Kolonnen schwer schuftender Menschen. Echnaton kommt in Betracht, aber eigentlich liegt alles, was mich an ihm interessiert, in seinem Sonnenhymnus und in der Kunst seiner Zeit - für beides braucht man nicht in seine Zeit zu reisen.

 loslosch (30.11.19)
hat der autor einkalkuliert, dass der leser mit dem eindruck eines wissensdefizits zurückbleibt?

ich möchte in die unsichtbare gestalt eines luzifer schlüpfen und ganz bescheiden nur in den schlafgemächern der kaiserinnen maria theresia und katharina der großen herumschnüffeln.

qualis spectator pereo erkannte ich als variante des nero zugesprochenen ausrufs in der todesstunde. fulminante erfindung nietzsches richtung tiberius!

 Graeculus meinte dazu am 30.11.19:
Mögliche Neugier habe ich nicht ausgeschlossen. Da kann man dann ja nachfragen oder sich selber kundig machen.
Manches ist leicht zu klären (Nero), anderes (was war besonders an dem Markt auf Delos?) nicht so leicht.

Ist das mit den Schlafgemächern nicht schrecklich indiskret? Nun, für Luzifer ist das wohl kein Argument, aber ich stelle mir Luzifer eher tätig als zuschauend vor.
Vielleicht könnte er im entscheidenden Moment wenigstens hüsteln?

"Qualis spectator pereo" ist tatsächlich nicht nur ein Zitat, sondern das abgewandelte Zitat eines Zitates - da kann man Dir im Falle der Antike nichts vormachen.
Nietzsche - Die fröhliche Wissenschaft - Letzte Worte (I 36).

"Plaudite, amici, comoedia finita est."
Ist auch dies ein absichtlich geändertes Zitat? Die originale Überlieferung bei Sueton lautet anders, länger und vor allem griechisch.

 loslosch meinte dazu am 30.11.19:
was unsere geschichtsbücher damals nicht hergaben: katharina hatte noch in den späten 60er jahren einen strammen, 37 jahre jüngeren liebhaber. bei freud las ich einstens, dass maria theresia zunächst kinderlos blieb und dann der cunnilingus ihr einen wahren kindersegen bescherte.
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