Wenn ein Baby im November geboren wird, trifft es nicht auf Menschen, die mit frischem Schwung das Haus einem Frühjahrsputz unterziehen, sondern seine Umgebung besteht aus Erwachsenen, die unter dem grau verhangenen Himmel in irgendeiner Art auf bessere Zeiten warten. Diese Tatsache, dass sich die Betreuenden entsprechend der Jahreszeit verhalten, mag eine einleuchtendere Erklärung für Horoskopie und Astrologie liefern als die Sterne selber. Skorpione gelten als ausdauernd und willensstark. Sie können lange warten, bevor sie ihren Stachel einsetzen und mit ihrem Gift den Gegner zur Strecke bringen.
Über dem Wasserzeichen Skorpion stehen der Wintermars und weiter draußen der geheimnisvolle Pluto, der Herr der Unterwelt. Wasser- und Feuerenergien blockieren einander. So kommt es zur Stagnation. Im Wasserkreislauf repräsentieren der Krebs das Salzwasser des Meeres, der Fisch den kristallklaren Bergbach und der Skorpion das im Tümpel stehende Gewässer.
Mundanastrologisch ist es die Zeit, nach der Noah seine Mitreisenden aus der Arche entließ und einige von ihnen nach Persien weiterwanderten. Es war eine verregnete, kühle und lichtarme Epoche, in der wenig Vegetation wuchs, so dass mit allen Energien gespart werden musste. Es ging um das Erhalten der Lebensenergie unter schwierigen Bedingungen. In einer solchen Situation erscheint es günstig, wenn sich die Menschen in außerfamiliären Gruppen zusammenfinden. Die Stunde der glaubensbedingten Vereinigungen war gekommen. Gras wird zum Weizen veredelt, Tiere werden gezähmt. An der Kunst der persischen Miniaturmalerei sieht man noch das Streben, mit wenig Material auszukommen. Köchinnen bereiten das persische Reisgericht Pilaw zu, indem sie es stundenlang auf kleiner Flamme köcheln lassen. Langsam und sparsam, so heißt die Devise.
Reste der alten zoroastrischen Religion finden sich noch bei den indischen Parsen, den Jesiden, in einigen Tempeln im Iran und bei Mazdaznan. Die Atmosphäre in Mumbai duftet nach Sandelholz, wenn die Parsen ihre Toten verbrennen. Das jesidische Frühlingsfest Newruz überlebte in Aserbeidschan die Sowjetunion, weil es als Jahreszeitenfeier und nicht als religöses Ereignis deklariert war, während sich diese Religion im Irak erst in jüngster Zeit nicht zum ersten Mal schweren Verfolgungen durch muslimische Extremisten ausgesetzt sah. In einigen Tempeln im Iran wird die zoroastrische Gruppe von der Mehrheitsreligion geduldet, wenn auch nicht hochgeschätzt. Bei Mazdaznan handelt es sich um eine Kultur aus der Zeit der Jugendbewegung, die unter der Führung von Dr. Otto Hahnisch, der sich auch als persischer Magier vorstellte, in Deutschland um 1920 entstand. Diese Gruppe steht unter der strengen Beobachtung des evangelischen Sektenbeauftragten, während den kurdischen Jesiden das Recht auf Asyl zusteht. Religions- und Meinungsfreiheit verhalten sich eben auch in der Bundesrepublik nicht immer wie ein selbstverständliches Geschenk, das aus dem pluralistischen Himmel herabregnet. Mazdaznan vertritt u.a. eine eigene und eigentümliche Ernährungslehre (gebacken wird unter anderem mit Sägespänen, als blutreinigendes Getränk empfiehlt Mazdaznan destilliertes Wasser), Übungen werden angeboten zur Drüsenpflege, begleitet von einfachen, religiösen Liedern nach Texten des Zend-Avesta, die immer eine Hoffnung auf einen späteren Tag der Erlösung ausdrücken. Es gibt Hinweise zur allgemeinen Gesunderhaltung, Darmreinigung, Atempflege und Anweisungen zu einer Liebestechnik, ähnlich dem indischen Tantra, auch diese langsam und energiesparend. Innerhalb der Bauhausgruppe um den Architekten Walter Gropius kam Mazdaznan allerdings in den Verruf des Rassismus, weil es vor allem die weiße Rasse fördern will und zum Beispiel behauptet, der Weizen sei die richtige Basisernährung für Kaukasier. Das ist eine neo-zoroastrische Bewegung. Zoroastrismus denkt in dualen Kategorien. Dem Ahura Mazda steht der Ahriman, der Widersacher gegenüber, der die Offenbarung des Lichtreiches immerzu bekämpft, aber letzten Endes dem Gott der Liebe eines Tages weichen muss.. Die altpersische, die jüdische und die christliche Religion gehören astrologisch zu den Entwicklungen des Elements Wasser. Zoroastrismus sieht sich darin als Wegbereiter für den Propheten Moses und die Christusoffenbarung.
Der Hämatit passt zum Skorpion und der säuerliche Benzoeduft. Themen sind Lebenstiefpunkte, Trauer, Schicksalsschläge und schwere Krankheiten, eben Lebensereignisse, die durchgehalten werden müssen.
Wie bei allen Kulturtechniken, die eigentlich einer vergangenen Zeit angehören, kann man sie zur Therapieunterstützung anwenden, ohne zu übertreiben. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass sie als spirituelle Entwicklung nicht so richtig zur planetaren Konstellation und den Anforderungen unserer Zeit passen. Wenn aber die Drüsen nicht richtig funktionieren, können die Mazdaznanübungen behandlungsunterstützend gute Dienste leisten.
