Der Marder

Text

von  Mondscheinsonate

Anstatt einer Katze starrte ein Marder durch das geschlossene Fenster, öffnete sein Maul und zeigte seine spitzen Zähne, dann drehte er sich um und fraß das Katzenfutter weiter, während meine Katze neben mir erstarrt zusah und eine Vorderpfote hob und anwinkelte. 


Mustelidae, hundeartige Raubtiere, Marder ist umgangssprachlich, eher Echte Marder, grundsätzlich haben wir hier Baummarder. Meiner kommt täglich, frisst das Katzenfutter, dann geht er wieder. Leider kommt es auch zu Kämpfen mit den Katzen, der alte Kater hat auf der rechten Seite nur noch ein halbes Ohr. 

Der Marder, er heißt Augustus, stört mich nicht, er weiß, dass dieses Fenster in der Nacht immer geschlossen ist, frisst also ungeniert. Dennoch ist großer Respekt zwischen uns da, wenngleich er definitiv mit seinem Gebiss der Stärkere ist. 

Durch die kontinuierliche Abholzung der umgebenden Wäldchen fand er plötzlich den Weg zu uns in die, mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Siedlungen. 

Grundsätzlich haben wir auch Füchse gehabt, die aber mittlerweile ganz verdrängt wurden. Auch die Falken sieht man nur noch seltener, aber Augustus nistete sich hier ein. 

Anfangs war es seltsam, von der Innenstadt, wo nur die Betrunkenen gröhlten, an die Stadtgrenze zu ziehen und plötzlich mit all den verschiedenartigsten Wald- und  Strauchbewohnern konfrontiert zu sein, mittlerweile freue ich mich, wenn ich etwas sehe, das nicht in den gewöhnlichen Alltag gehört. Allerdings mache ich mir auch Sorgen, denn die Stare und Spechte bauten sich, wegen schwindendem Lebensraum, ihre Höhlen in unserer Hausmauer, was nicht gut ist. Es ist ein Alarmzeichen, das ignoriert wird. Leider werden die Jungen selten flügge, da es viele Elstern gibt, die sie fressen. 

Vor ein paar Jahren wurde eine sogenannte "G'stett'n", ein unbebauter Wildwuchsplatz, gerodet, um eine Mittelschule (Papa sagt: "Für die zukünftigen Sozialschmarotzer", was gemein ist, denn das hieß früher Hauptschule und ist eine Schule wie jede andere auch) zu bauen, seitdem sind die Vögel bei uns. 

Niemand mag hier Augustus, ich gebe zu, ich mag ihn schon, er gehört hierher. Solange das Fenster geschlossen bleibt, haben er und ich kein Problem miteinander. Alles, was nicht ins "Lebensbild" passt, wird nicht gewollt, das spielt es aber nicht. 


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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (19.10.23, 09:55)

Anfangs war es seltsam, von der Innenstadt, wo nur die Betrunkenen gröhlten, an die Stadtgrenze zu ziehen und plötzlich mit all den verschiedenartigsten Wald- und  Strauchbewohnern konfrontiert zu sein



Herrlich!

 Dieter_Rotmund (19.10.23, 09:55)
Insgesamt ist mir der Ton zu moralisch, vor allem gegen Schluss hin.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 19.10.23 um 10:41:
Extrem moralisch, der Marder.

 franky (19.10.23, 10:45)
Hi liebe Cori 

Das hast Du gut erzählt, gefällt mir, wie Du Deine Überlegungen anstellst.   

Herzliche Grüße fliegen zu Dir nach Wien von Franky

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 19.10.23 um 17:55:
Danke!

 RainerMScholz schrieb daraufhin am 20.10.23 um 21:40:
Oh, ich hab´ spontan Überlegenheit gelesen.
Grüße,
R.

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 20.10.23 um 23:23:
Wenig.

 AchterZwerg (19.10.23, 17:35)
Ich finde der Marder gehört zu Österreich & Deutschland! Oder etwa nicht? 8-)

 Redux ergänzte dazu am 19.10.23 um 17:39:
Er gehört hierhin,  zweifellos,  aber bitte nicht auf meinen Dachboden , wie vor 7 Jahren.
Es waren herrlich schlaflose Nächte...

 Mondscheinsonate meinte dazu am 19.10.23 um 17:55:
DER GEHÖRT HER! 
Marder am Dachboden 😱

 eiskimo (20.10.23, 22:28)
Du denkst Dich in die Rechte und Nöte der anderen Kreatur hinein und tust dann das Richtige.
Das ist ein Lehrstück, es könnte manche unnötige Gewaltanwendung verhindern helfen.
LG
Eiskimo

 Mondscheinsonate meinte dazu am 20.10.23 um 22:34:
Idealismus pur.

 eiskimo meinte dazu am 20.10.23 um 22:51:
Auch Klugheit!

 Mondscheinsonate meinte dazu am 20.10.23 um 23:15:
Merci. Weißt du, diese Einseitigkeit im Denken kann ich nicht ausstehen. Man ist nicht der Arsch der Welt.
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