Willkommen!

Text

von  Mondscheinsonate

Willkommen, liebe depressive Verstimmung, ich hätt' dich fast vermisst, aber auf dich ist doch immer Verlass. 

Aber, eigentlich, besser nichts fühlen als alles, so gesehen ein Schutz vor den Ereignissen, die auf mich einprasselten. 

Ich bemerkte es gerade am Weg zum Supermarkt, jeder Schritt fiel mir schwer, die Lustlosigkeit nahm Überhand. Mit dem Einkaufswagen durch die Gänge, nicht wissend, was eigentlich gewollt wird, wie immer. 

In den Tabakladen gehen und sich Zigaretten holen. " Ich dachte, du rauchst nur noch selten?" fragte er, mein bester Freund, sichtlich besorgt, ich kaufte gestern schon zwei Packungen, heute vier, die zwei sind bereits weg. Ich zuckte mit den Schultern, "Phase," sagte ich. 


Lustlos den Einkauf, es wurde Spinat und Augsburger, Röstgemüse und Kartoffeln, Milch und Kaffee, weggeräumt, die Zigaretten zu einem Turm aufgebaut, neben die Kaffeemaschine gelegt. Draußen ist es grau, drinnen im Kopf ist es grau, der Kater ist grau, die Katze schwarz. Alles so wie es ist. 

Wenn ich Situationen, Vorfälle nicht zerdenke, nicht einmal Lust habe sie zu zerdenken, sezieren, dann ist ein Loch da und ich bin reingefallen. Hannah Arendt sagte:"Es gibt keine gefährlichen Gedanken, das Denken an sich ist gefährlich." So gesehen ein wirklicher Schutzmechanismus. Schutz vor Schmerz, der mir bewusst und absichtlich zugefügt wurde, das, aus Jux und Tollerei oder weil man selbst so leer ist, dass man sich am Schmerz des Gegenübers ergötzen muss. Es bleibt mir hermetisch verschlossen, nur eine Vermutung. 
Ich schlafe nur noch, ich stehe auf und gehe wieder schlafen, im Schlaf bekommt man die Realität nicht mit.



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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (18.01.24, 14:41)
Den einen Tag Freude über Bücher, den anderen Tag mit Rauch eingenebelte Leere - Du führst Deine Leser durch ein Auf und Ab der Gefühle.
Gerade wollte ich Dir die Lektüre des Stoikers Marc Aurel ("Briefe an mich selbst") empfehlen, da ist mir eingefallen, daß auch er seine tägliche Portion Laudanum, eine Opium-Tinktur, benötigte.

 Graeculus meinte dazu am 18.01.24 um 14:59:
Vielleicht erreichen Dich wenigstens diese Verse von Wilhelm Busch und erzeugen eine Lächeln:

Sokrates, der alte Greis,
Sagte oft in tiefen Sorgen:
"Ach, wie viel ist doch verborgen,
Was man immer noch nicht weiß."

Und so ist es. – Doch indessen
Darf man eines nicht vergessen:
Eines weiß man doch hienieden,
Nämlich, wenn man unzufrieden.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 18.01.24 um 18:57:
Danke, sehr lieb, hab geschmunzelt.

 Dieter Wal (18.01.24, 14:54)
Gefällt mir sehr. Zu einer solchen Stimmung empfehle ich das Album von

 Graeculus schrieb daraufhin am 18.01.24 um 15:03:
Oder man bewegt seinen A...llerwertesten ins Kino und schaut sich "Perfect Days" von Wim Wenders an. Was ich übrigens auch Dieter Wal empfehle ... eigentlich jedem, der einsam ist.

 Dieter Wal äußerte darauf am 18.01.24 um 15:08:
Danke für den Tipp, Graeculus. Wird gemacht.

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 18.01.24 um 18:58:
Vermerkt, das weißt du. Hab mir gerade "Freaky Friday" angesehen, das erheiterte mein kindliches Gemüt.
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