Araniella Luna

Naturgedicht zum Thema Abendstimmung

von  Isaban

In Lauerstellung nebelnd hockt der Mond,
als ob er einer Beute sich entsinne,
wie eine übergroße, fette Spinne,
die totgestellt in ihrem Netze thront.

Ein Wattebiss betäubt und niemand hört
die Bruten, welche schmatzend Farben saugen;
verborgen hinter Wolken glimmen Augen,
derweil ihr weißer Filz die Welt zerstört.

Umgebung schwindet hin, in dieser Nacht.
Gelähmt, um in Verdaulichkeit zu baden,
zerfasern Wälder geisterhaft zu Schwaden.
Von oben grinst Despot ob seiner Macht.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

abaer (73)
(02.01.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 06.01.08:
Vielen lieben Dank, Wilhelm, nicht nur für die freundlichen Wünsche, auch für deine Rückmeldung. Araniella Luna, Kürbisspinnenmond. Ich freue mich, dass dir mein Gedicht trotz seiner Nebel gefällt.
Herzliche Grüße,
Sabine
MicMcMountain (59)
(02.01.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban antwortete darauf am 06.01.08:
Hier sah es ein paar Nächte lang so aus, als hätte ein dichtes, weißes Gespinst die Gegend rings um die Ruhr überzogen, beinahe, als wäre alles in einen monströsen Kokon eingesponnen, um dem einzig dick und gelblich durch die Tarnung schimmernden Übeltäter, der ganz oben in seinem gut getarnten Nest hockt, irgendwann vorverdaut zur Nahrung zu dienen.

Herzliche Grüße,
Sabine
MicMcMountain (59) schrieb daraufhin am 07.01.08:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Reliwette (02.01.08)
Es schreckt der Heuschreck
auf dem Felde
der Egel saugt das warme Blut
im trüben Teiche
noch ein Weilchen
da steigt sie hoch
des Volkes Wut!

Erst zögernd wabert
Lavamasse
dumpf grollend dohet der Vulkan
aus seinem Schlunde
flieht die Hölle
und was dem Chaosl
noch entkam!

da retten Retter
was zu retten
aus Unrat und dem ganzen Schmutz
stolpernd stürzend:

über allem
aber wachet

listig
der Verfassungsschutz....
(Kommentar korrigiert am 02.01.2008)

 Isaban äußerte darauf am 06.01.08:
Immer diese Spinnen in Lauerhaltung, nicht wahr?
Danke, Hartmut, für deine Rückmeldung und deine engagierten Zeilen.
Viele liebe Grüße,
Sabine
Jonathan (59)
(03.01.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban ergänzte dazu am 06.01.08:
Ab und an schaut man sich um und erwischt ganz neue Blickwinkel, lieber Jot.
Hab vielen herzlichen Dank für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (04.01.08)
Ein interessantes abendliches Stimmungsbild mit einem Mond, dessen Funktion mir zwar nicht so gefällt, weil ich ihn am Himmel sehr schätze und auch ein wenig mondsüchtig bin, aber natürlich gut geschrieben, wie immer. LG

 Isaban meinte dazu am 06.01.08:
Vielen Dank für deine Rückmeldung, lieber Armin und für dein Lob im letzten Satz, auch wenn dir der Text inhaltlich nicht behagt.
Herzliche Grüße,
Sabine

 Reliwette meinte dazu am 07.01.08:
Ich wollte etwas zu AZU20`s Kommentar sagen:
Lieber AZU, Du liegst leider völlig falsch. Ich will ja nun nicht schlaumeiern, aber es gibt gar keinen "Himmel", an dem der Mond steht, wandert, scheint oder mit den Augen zwinkert.
Der "Himmel" ist z.B. wenn er blau erscheint, nichts anderes als eine Erscheinung, die durch Kurze Lichtwellen der Sonne, welche auf die Moleküle der Atmosphäre treffen, hervorgerufen wird. Rot - lange Wellen - gelb mittlere Lichtwellen.
Aber auf diesem Planeten gibt es knallharte Realitäten, die nicht durch Lichtwellen hervorgerufen werden, Realitäten, die jede Form von Romantik zerstören. Diesen Realitäten sollten wir Schreiberlinge uns widmen, denn die außerparlamentarische Opposition durch die Studenten hat sich durch mannigfaltige Disziplinierungsmaßnahmen/Leistungsdruck aufgelöst. Also lassen wir den Mond einmal im Jahr eine Runde um die Erde drehen - wobei er sich einmal um die eigene Achse dreht und dadurch immer mit dem A..... uns zugewandt ist....
Liebe Grüße vom alten Kunstmeister

 AZU20 meinte dazu am 07.01.08:
Lieber Reliwette.

als Biologe sind mir deine wissenschaftlichen Einwendungen natürlich bekannt. Als Lehrer war ich freilich immer für Fairness, aber auch nicht für Kuschelpädagogik. Damit bin ich 35 Jahre gut gefahren. Mir sei nur der Einwand nach wie vor gestattet, ob der Mond sich für die Rolle im Gedicht eignet, das im übrigen sehr gelungen ist. LG

 Reliwette meinte dazu am 07.01.08:
Ah - ja, Entschuldigung! Dann habe ich Deinen Kommentar (siehe oben) völlig falsch interpretiert. Also müsste es heißen: Handwerk gut- sehr gut, Metapher ungeeignet - oder? Wäre das jetzt ein "Brechstangen-Kommentar"?
Ich habe es ja mit einem Antworttext versucht, den ich spontan darunter positionierte, weil mir der "Vulkan" geeigneter erschien, um auf die Folgen hinzuweisen, die sich aus der "Mond - Spinnennetz- Analyse ergeben können"...(Mond= kaltes Licht= mich fröstelt es)
Eine diesbezügliche mögliche "Fehlinterpretation" des Lesers rührt meines Erachtens daraus, dass gesellschaftskritische Themen zuweilen in "hoher Kopfstimme" ( Ave Maria ) präsentiert werden.
Liebe Isaban, Du siehst - hier wird inhaltlich diskutiert, und das hast Du ausgelöst!
Herzlichst!
Der alte Kunstmeister (Hartmut)

 AZU20 meinte dazu am 07.01.08:
Lieber Hartmut,

wir nähern uns. Bin ja durchaus mit dir einig. LG

 Isaban meinte dazu am 07.01.08:
Was kann einem Text besseres geschehen, zumal, wenn es, wie hier, so freundlich, textbezogen und sachlich geschieht? Ich freue mich, dass ihr euch so intensiv mit meinen Versen auseinandersetzt und werde in Ruhe drüber nachdenken, wo und wie ich meine Intentionen noch deutlicher herausstellen kann. Herzlichen Dank, ihr beiden!

Liebe Grüße,
Sabine

 DariusTech (09.01.08)
Sehr atmosphärisch und düster, als wäre es die Einleitung zu einer Gruselgeschichte. Damit würde es perfekt zu Halloween passen, aber a ahört bei mir schon jegliche Assoziation zu Kürbissen auf. Macht nichts, jedenfalls finde ich es gut. Mir gefällt die Stimmung die es rüberbringt.
lg Darius

 Isaban meinte dazu am 09.01.08:
Das freut mich sehr, Darius.
Hab herzlichen Dank für deine Rückmeldung.
Kürbisspinnen (Araniella) sind nicht nur rund und gelb, sie gehören auch zu jenen Arachniden, die weder aktiv jagen, sich auch in ihrem (Rund-)Netz nicht verbergen, sondern einfach stille mitten drauf hocken und lauern, bis ihre Beute von alleine kommt. Hier gab es ein paar sehr nebelige Abende, an denen die ganze Gegend aussah, als wäre sie von Millionen von Spinnenwesen - oder von einem ganz großen, monumentalen eingewickelt und umssponnen worden. Da können natürlich auch politische Assoziationen nicht ganz ausbleiben.
Viele liebe Grüße,
Sabine
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram