An diesem (Ab)Grund wartet der Frieden [Die Zukunft malt unsere Vergangenheit]

Text zum Thema Abschied

von  ZornDerFinsternis

Aus den Narben auf dem aschig fahlen Fleisch entsteigen purpurne, zarte Schmetterlinge. Heben ängstlich den Blick in die Wolken. Die Flügel sind kräftig, doch der Wille fortzufliegen – noch zu schwach. In weichem Elfenbeinglanz spiegelt sich das Mondlicht in deinen müden Augen.

Jahrzehnte gingen ins Land. Ein Leben lang, bin ich an deiner Seite gewesen. Habe deine Hand gehalten, deine Tränen getrocknet. Und in Momenten, wie diesen, scheine ich dich niemals gekannt und, dir nie zuvor begegnet zu sein. Verletzlicher als diese ängstlichen Geschöpfe, die verlernten zu fliegen – zu leben.

Aus den Sternen schöpfe ich Mut und Zuversicht. Reiße dem Regenbogen ein Stück seiner Schönheit ab. Durchquere das Dunkel der Nacht, um dir ein neues Hoffnungslicht, in die Leere deines Herzens, zu tragen.

Deine Lippen bewegen sich nicht. Du sprichst nicht mehr. Worte hast du keine mehr, um den Schmerz zu teilen. Erinnerungen reißen dich weiter in die Tiefe, und dein Atem wird langsam schwächer. Das Licht; die Welt, um dich herum, versinkt weiter im Schwarz.

Meine Hand siehst du nicht, wie sie hilflos nach dir zu greifen versucht. Wollte ein Lächeln auf dein blasses, trostloses Antlitz zaubern, weil ich weiß, wie schön dein Lachen in alter, längst vergangener Zeit, gewesen ist. Stößt mich fort. Entziehst dich der Umarmung meines Herzens. Schlägst nach meinen Gesten und Worten, die dir doch bloß haben sagen sollen, dass du mir die Welt; das Leben, bedeutest.

Ich schreie, genauso stumm; wortlos, wie du. Weine in die stillste Einsamkeit meines Seins hinein, ebenso, wie du. Sträube mich, Liebe zuzulassen. Habe zu sehr vertraut. Zu viel gehofft. Zu sehr gehasst. Viel zu oft, brach das Leben meine Flügel, so, dass niemand sie je mehr flicken könnte. Egal, wie viel Liebe und Hoffnungen dieser Jemand, in mich setzen würde.

Wir sinken weiter, in den Abgrund des Lebens. An den bodenlosen Grund der Seele, die wir nie besessen haben. Unsere Träume schimmern blass durch die meterhohe Wasserdecke, die sich über unseren schwachen Körpern auftürmt. Ganz schüchtern und kränklich – verschwommen.

Die Zukunft malt unsere Vergangenheit. Und heute schreibt das Leben für uns keine Zeilen in das leere Buch des Schicksals.

Die Rosen an deinem Grab blühen schon seit langem nicht mehr, ich weiß es. Auch, wenn ich jetzt meine Augen schließen werde, und sie, und dich, nicht mehr sehen kann. Das Tiefenrauschen erfüllt mich mit einer inneren Leichtigkeit, obwohl tonnenschwere Wassermassen auf mich niederdrücken. Meiner Lunge den letzten Atemzug entreißen. Es ist dunkel und still hier unten, am Abgrund meiner Seele. Kalt und einsam.

Ich halte deine Hand, weil ich weiß, dass es niemanden mehr gibt. Sehe das Lächeln auf dem blauen Mädchenmund. Blonde Locken wirbeln um die bleiche Leiche, die ihre Reise zum Grund angetreten hat. Verfangen sich in den spitzen Dornen, die aus meinem Herzen ranken.

Das Leben hat mich aufgegeben. Vergangenheit, hat mich nicht eingeholt – sondern: nie losgelassen. Ich habe das Leben nicht ziehen lassen, nicht eingeholt. Ich habe es überholt. Und an diesem Grunde, wartet der Frieden auf mich.

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Kommentare zu diesem Text


 Ginkgoblatt (05.03.10)
Was soll ich zu diesen Text schreiben. Es kommt mir vor, als redest du von mir, denn ich fühle auch so. Die Menschen atmen auf, wenn man nicht mehr sein Leid klagt, wenn man nicht mehr jammert, weint... Doch dann beginnt die wirkliche Gefahr. Wenn man stumm wird, sich zurückzieht, das Leben erträgt, unauffällig wird. Die meisten verkennen diese Zeichen. Berührende Zeilen, kg Coline

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 05.03.10:
Nein, Liebes...deine Zeilen sind schmerzlich berührend. Schließe dich fest in meine Arme. Anni
Schmetterlingshai (26)
(05.03.10)
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 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 06.03.10:
Huhu :)

Ach du, ich freue mich immer über jegliche Art von Beitrag - egal wie lang, kurz oder auführlich :D Egal, ob nun Kritik oder sonstiges - alles ist bei mir gerne gesehen ^^
Somit, erstmal ein grooooßes Danke an dich :]
Du hast aber Recht... ich verstehe einige Passagen des Textes selbst nicht so recht, und erinner mich nicht wirklich, was ich habe sagen wollen (*hüstel* ich muss zugeben, der Text entstand weit nach Mitternacht, in nicht mehr nüchternenem Kopf und sehr depressivem Zustand >.>).
Deswegen war mein Gedanke, auch wieder diesen minderbemittelten Text hier zu posten, um zu sehen, ob man mir nicht weiterhelfen kann.

LG und sry, Anni
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