Vorchristliche Moralerkenntnisse

Erörterung zum Thema Kirche/ Klerus

von  loslosch

Invitat culpam, qui peccatum praeterit (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr., Sententiae). Wer Sünde (Vergehen, Unrecht) übergeht (auch: verschweigt!), der lädt zu (neuem) Unrecht (wörtl.: Schuld) ein.

Ein freigelassener Sklave des letzten vorchristlichen Jahrhunderts, klärt, ohne es je geahnt zu haben, die katholische Moraltheologie über ein ethisches Grundprinzip auf. Nachhilfeunterricht von einem Heiden, der - allerdings erst nach heutiger kirchlicher Lehrmeinung - im Reich der Seligen angekommen ist, sein könnte. Vormals gelangte er zunächst in den Limbus patrum (sog. Saum, d. h. Vorhölle für die Frommen vorchristlicher Zeit). Woher die das alles so genau wissen?

Das Heidentum lebt offenbar in der Kirche selbst. Bischöfe bieten ihren Rücktritt an, Priester gestehen sexuelle Übergriffe. Der junge Theologieprofessor Josef Ratzinger, seit 2005 Pontifex maximus, hat es früh erkannt. 1958 formulierte er in einem Aufsatz ("Die neuen Heiden und die Kirche"): "... Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden. Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selber." Der Mann hatte einen guten Riecher!

Das Episkopat, die römische Kurie, hat jahrzehntelang (jahrhundertelang?) weggeschaut, geschwiegen, war partiell sogar involviert. Mit der in jeder Hinsicht säkularen Grundhaltung, Schaden von einer moralischen Institution und Instanz abzuwenden.

Die Vielzahl katholischer Priester, die sich in ihrer pastoralen Amtsausübung nichts hat zuschulden kommen lassen, sie mag sich jetzt um ihre materielle Existenz ängstigen und betreten schweigen. Es wäre dann eine schweigende Mehrheit mit vorgelebtem, moralischem Anspruch, die durch ihr beharrliches Schweigen denselben verspielen würde.

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (26.04.10)
Ja, ja, wir sind ein heidnisches Volk mit christlicher Vergangenheit, aber der christliche Wertekanon, die 10 Gebote, existieren meines Wissens bereits 2000 v.Chr.
LG Peer

 loslosch meinte dazu am 26.04.10:
Du spielst auf das AT an. Etwa 1000 v. Chr. Dass man die eigenen Stammesmitglieder nicht umbringen darf und andere zentrale Regeln, all das dürfte wohl älter sein als 3000 Jahre. Sonst würden wir ja heute nicht mailen und googlen. Lothar
(Antwort korrigiert am 26.04.2010)

 Bergmann (23.05.12)
Diese Sentenz passt(e) auch zur Überwindung/Bewältigung der NS-Diktatur und ihrer Verbrechen und anderer Völkermorde, etwa den der Türkei an den Armeniern samt Unterdrückung der Kurden. ttU

 loslosch antwortete darauf am 23.05.12:
du hast dich bei mir eingelesen, uli.

ich komme mit, aber nicht nach!
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