Modernes Märchen

Märchen zum Thema Europa

von  loslosch

Es war einmal eine entzückende, herzallerliebste Jungfrau. Der unheilige Geist der Unterwelt überschattete sie und sie empfing ein kleines Teufelchen. Alle, die ihr begegneten, fürchteten sich fortan vor der entweihten Frau. Sie sprachen zueinander: Lasset uns die Leibesfrucht entfernen. Einige jedoch fürchteten sich sehr und schalten: Wie können wir das Teufelchen nur vor der naturgesetzten Zeit in die Welt hineinlassen! Der zwiefaltige Herr der Unterwelt wird uns darob strafen. Und sie trösteten einander und sprachen: Lasset uns warten und hoffen. Vielleicht wird es gar kein Teufelchen. Und sie streuten die Kunde, alles werde sein gutes Ende finden. Die Jungfrau vernahm es und nickte stumm. Die Leibesfrucht aber wuchs und gedieh, und alle, die dies sahen, steckten ihre Köpfe zusammen und meinten: Wo mag es nur enden? Wenn wir den Schöpfungsakt gewaltsam beenden, haben wir den Leibhaftigen vor der Zeit in unserer Mitte. So lasset uns warten und hoffen. Und so geschah es viele Male, und die Leibesfrucht wuchs und gedieh. Bald aber entstand Panik unter den Menschen. Gar viele klagten: Wehe, in mir wächst eine Leibesfrucht heran! Ob es wieder ein Teufelchen wird?

Als endlich das Teufelchen geboren ward, brachten viele Menschen ein Teufelchen zur Welt. Und alle wehklagten: Ach hätten wir das Teufelchen zur rechten Zeit abgestochen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (28.07.12)
edit: Hab jetzt erst das Thema gelesen. Aber abstechen?
Llu ♥
(Kommentar korrigiert am 28.07.2012)

 loslosch meinte dazu am 28.07.12:
hinein/ hinaus: präzise wäre hinaus, aus der sicht des teufelchens. dann entschied ich mich für die erzählerperspektive. beides ok.

abstechen: das war der entwurf! dann fand ich, dass märchen eben grausam sind. und mit griechenland passiert ja was grausames auch, als folge von dem, was die oberschicht dort parteiweit vermasselt hat. danke, andrea. so konnte ich das märchen lapidar erklären. lo

 Bergmann (28.07.12)
Natürlich ganz schön ironisch das Ganze. Gekonnt im Ton. So modern gar nicht mal. Mit solchen Fragen befasste sich schon die Scholastik. ttU

 loslosch antwortete darauf am 28.07.12:
... scholastik. die dann aber mit bierernst, uli t.t. lo
Regentrude (52)
(28.07.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch schrieb daraufhin am 28.07.12:
du hast es gut, bist (vermutlich) nicht mit der teufelsfratze sozialisiert worden, trude. aber ich. und ich habe als teeny noch (ein wenig) darunter gelitten.

trotzdem: es ging um die metapher - wie so oft bei märchen. lo
Salizylsäure (55)
(28.07.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch äußerte darauf am 29.07.12:
da staunste, wa!

hättste auch gleich empfehlen können.

 EkkehartMittelberg (29.07.12)
Obwohl es klar ist, dass du auf die PIGS- Staaten abhebst, schillert dein Märchentext parabolisch-geheimnisvoll. Sehr gelungen!
Von der Grausamkeit solltest du nichts zurücknehmen, Lothar. Sie wird in der diplomatischen Realität ohnehin nur notdürftig übertüncht.

 loslosch ergänzte dazu am 29.07.12:
klar, die scheinschwangerschaft, die zur echten wird, ekki. immer wenn ein dominostein der eu-zone fällt, muss der rest schulden übernehmen. zum schluss fällt D um. merci. t.t. lo

 Lala (29.07.12)
Hm. Das Mälchen kenne ich nicht, Mastel Lo. Ich kenne nul eines in del die Jungflau von gelahlten Medici del gotischen Univelsität zu Flankult fül Oeconomie und dem Zaubelel Welnel Unsinn vom UFO Institut beständig zu Adel gelassen wild. Abel wie jedel heute weiß genest keine klanke Flau wenn man ihl ihl Blut stiehlt.

Glückskeks Glüße

vom ganz konfusen

Lala

 loslosch meinte dazu am 29.07.12:
ach ja, der h.w. flachsinn. link:

http://www.fr-online.de/wirtschaft/kommentar-ueber-hans-werner-sinn-moege-der-markt-ihn-richten,1472780,16625706.html

die attacke gegen den verbrämtem rettungsschirm (letztlich haftet der dt. steuerzahler jetzt schon) teile ich im ergebnis aber. nie durfte man so unterschiedliche ökonomien wie die mittelmerstaaten (frankreich als starker zentralstaat passt noch in etwa hinein) in eine euro-zone einbinden. mit starrem binnen-wechselkurs gehen die unter und die nördlichen staaten profitieren zunächst doppelt via schwächelndem euro (steigende exorte in drittländer) und exportüberschüsse in die südschiene.

kohl und konsorten haben null ahnung von wirtschaft. heute will keiner - fast parteiübergreifend - der totengräber des euro sein. das rechte lager spielt bald den rattenfänger, fürchte ich. lo
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram