Lust am Widerspruch

Aphorismus zum Thema Meinung/ Meinungsfreiheit

von  EkkehartMittelberg

1. Manche widersprechen sich so oft, dass sie nicht mehr wissen, was sie gesagt haben. Das hat den Vorteil, dass sie ihre eigenen Worte nicht um jeden Preis verteidigen.


2. Du wirst nicht allein dadurch zur Autorität, dass du Autoritäten widersprichst.


3. Wer Autoritätsverlust durch begründeten Widerspruch fürchtet, sollte sich klarmachen, dass er Kluge zum Nachdenken gebracht hat.


4. Die aus Prinzip widersprechen erkennt man am Aber-kadabra.


5. Notorisch Widersprechende vermasseln die Synthese.


6. Widerspruch, der der Freude am Denken entspringt, ist meistens fruchtbar.


7. Geister, die stets verneinen, können sich nicht einmal auf sinnvollen Widerspruch einen.





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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (11.02.22, 00:35)
5 ist köstlich, da habe ich laut lachen müssen.
Du bringst das Anregende, aber auch manchmal Lästige am Widerspruch gut auf den Punkt. Er hat, wie so vieles, zwei Seiten.

Den Widerspruch um jeden Preis zu meiden, ist keine gute Idee.


Do I contradict myself?
Very well then I contradict myself,
I am large, I contain multitudes.
(Walt Whitman: Song of Myself)


In diesem Sinne!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.02.22 um 11:40:
Merci, Graeculus, mit dem Widerspruch gegen mich selbst halte ich es wie mit dem Schachspielen. Ich kann auch gegen mich selbst Schachspielen. Die Schwierigkeit besteht nur darin, die Strategie der Züge auf beiden Seiten nicht zu vergessen.  :D

 AchterZwerg (11.02.22, 05:57)
Mir geht es diesmal wie Graec: Numero 5 fällt durch besonderen (geistreichen) Witz aus dem Rahmen.

Liebe Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 11.02.22 um 11:51:
Merci Amoena (Darf ich gelegentlich statt Piccola?), zu 5 fällt mir noch ein, dass es Spaß machen muss, notorisch Widersprechende so zu programmieren, dass sie auf Schmeichler losgehen. :P

Liebe Grüße
Ekki

 Terminator (11.02.22, 06:54)
Die aus Prinzip widersprechen erkennt man am Aber-kadabra.
Das war noch der Vorgänger des Whataboutism: "Ja, aber..."

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 11.02.22 um 11:57:
Stimmt, die Floskel"Ja, aber" verhindert kein Gelaber.

 monalisa (11.02.22, 08:31)
Lieber Ekki,
ja, ja, sich in Widersprüche zu verwickeln, kann ganz schön fesselnd sein. Natürlich wird es dann schwer, die eigenen Worte zu verteidigen, weil man vor der Frage steht: WELCHE aus den vielen?

Kritisch zu hinterfragen, Unstimmigkeiten zu beleuchten und zu widersprechen, sind wichtige Elemente einer pluralistischen Gesellschaft, zu widersprechen um des Widerspruchs willen, ist hingegen eine populistische Masche und offenbar sehr erfolgsversprechend. Dadurch, dass man Autoritäten widerspricht, wird man noch nicht zur Autortät, aber es reicht anscheinend, um Nachäffer zu finden.

Dein Apho 3 ist mein heimlicher Liebling, weil er Widerspruch und Kritische Auseinandersetzung in positives Licht setzt und den Automatismus Abwehrhaltung aushebelt. In den Gegenrednern kluge Kopfe wahrzunehmen, zeugt von Respekt und Selbsbewusstsein. Da kommt man sich doch auch selbst gleich viel klüger vor :) !

Das "Aber-kadabra" gefällt mir ebenfalls sehr, originell und witzig und sooo treffend!

Die Synthese heb ich mir dann für den Schluss auf ;)

Und, dass Freude am Denken meistens fruchtbar ist, unterschreibe ich sofort.

Sich auf einen sinnvollen Widerspruch zu einen, scheint gerade in der parlamentarischen Oppositionsarbeit gar nicht einfach!

Also Synthese, Widerspruch ist richtig und wichtig, wenn er kritischem Denken entspringt, Widerspruch um seiner selbst willen mitunter nicht nur dumm, sondern gefährlich!

Hast du sehr gut und auch amüsant aus verschiedenen Blickwinken beleuchtet. Ich widerspreche dir da nicht!

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 11.02.22 um 12:07:
Stimmen wir auch mit der folgenden Überlegung überein, Mona? Wer das Schöpferische am Widerspruch sieht, widerspricht sich gerne selbst, um über These und Antithese zur Synthese zu gelangen. Was mir an diesem dialektischen Verfahren missfällt, ist allein das Tempo. Man hat oft gar keine Zeit, eine Synthese in der Praxis zu probieren, da ist schon die nächste Antithese da.

Antwort geändert am 11.02.2022 um 12:08 Uhr

 Tula (11.02.22, 09:53)
Moin Ekki
Alles wahr. Der 5. ist also Aphorismus der Gewinner. Der 7. ist für mich Platz Nr. 2. 

LG
Tula

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 11.02.22 um 12:16:
 Merci, Tula, könntest du mir bei 7 darin folgen,  dass diese Mephistofelesse dadurch langweilig werden, dass sie durch steten Perspektivenwechsel verhindern, dass eine These an der Realität überprüft wird. Sie mögen zwar intellektuell erscheinen, sind aber nicht wirklich intelligent?
IsoldeEhrlich (12)
(11.02.22, 09:56)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.02.22 um 12:21:
Ja, Isolde, man nennt das Zickzack-Kurs. Der alte Adenauer sagte in solch einem Falle: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern."
LG
Ekki

 TassoTuwas (11.02.22, 14:07)
Hallo Ekki,
gegen diese Gedanken zum Widerspruch ist es mir, auch bei größter Anstrengung, nicht möglich einen überzeugenden Ein- oder auch Widerspruch zu erheben.
Herzliche Grüße
TT

Kommentar geändert am 11.02.2022 um 14:12 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.02.22 um 16:42:
Hallo Tasso, ich freue mich und genieße die widerspruchsfreie Zeit als Phase der Entspannung,
Herzliche Grüße
Ekki
Ferdi (70)
(11.02.22, 14:47)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.02.22 um 16:48:
Ja, danke Ferdi, die mit sinnlosem Widerspruch verbrachte Zeit ist verlorene Zeit.
Agnete (66)
(11.02.22, 18:28)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.02.22 um 20:28:
Merci, Agnete, das stimmt und gefällt mir sehr.
LG
Ekki

 Saira (11.02.22, 19:24)
Hallo Ekki,
 
ich favorisiere Nr. 1, 4 und 5!
 
Gelesen, sinniert und geschmunzelt.
 
Liebe Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.02.22 um 20:35:
Grazie, Sigi, die feinfühlig mit Widerspruch umgehen können, werden ihn manchmal erhalten, aber charmant.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (11.02.22, 23:18)
Hallo Ekki,

die 4 wäre etwas für Aron Manfeld. :ermm: 

Schöne Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.22 um 01:03:
Genau, Didi, ich habe tatsächlich an ihn     gedacht, als ich die 4 formuliert habe.
Beste Grüße
Ekki

 plotzn (12.02.22, 13:21)
Kein Einspruch, Euer Ehren!
Versuch von 2. scheitern meist kläglich.

Liebe Grüße,
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.22 um 14:03:
Merci, Stefan, wenn du Recht hast,hüte ich mich zu widersprechen.
LG
Ekki

 harzgebirgler (12.02.22, 16:10)
Goethe bestimmte einst in einem Gespräch mit Hegel die Dialektik als »Ausbildung des Wider-
spruchsgeistes, welcher dem Menschen gegeben, damit er den Unterschied der
Dinge erkennen lerne«. Hegel pflichetet dem bei denn Dialektik sei nichts anderes als »der gere-
gelte, methodisch ausgebildete Widerspruchsgeist, der jedem Menschen innewohnt, und wel-
che Gabe sich groß erweist in Unterscheidung des Wahren vom Falschen«.


LG
Henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.02.22 um 17:38:
Vielen Dank, Henning. Wir lernen also, dass vernünftiger Widerspruch die Wahrheit hervortreibt.
Beste Grüße
Ekki
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