Heiße Liebe

Kurzprosa zum Thema Frauen/ Männer

von  Regina

Drei Jahre hatten sie nun schon zusammengelebt und das Feuer brannte noch immer so heiß wie am Anfang. Seine Geschenke hatten sich angesammelt, nicht gerade die preiswertesten. Teures Parfüm, edle Kleidung, Teppiche, Möbel, die modernsten Hausgeräte, sogar ein Auto bewiesen ihr ein ums andere Mal seine tiefe Zuneigung. Streit gab es in dieser Beziehung fast nie, weil er ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Aber nicht nur das. Sie verstanden sich ohne Worte und lachten gern miteinander. Auch der Freundeskreis war überzeugt davon, dass sie sich als ideales Paar ergänzten und erwartete eine Hochzeit.
Die sollte alsbald dann auch gefeiert werden. Aber mit einer anderen. So hatte es seine Mutter und der Rest seiner Familie bestimmt. Nach alter Tradition war eine Jungfrau zum Heiraten arrangiert worden. Eine, die er noch gar nicht kannte. Die Freundin fiel aus allen Wolken. Zutiefst verstört fragte sie sich: Was versprachen sich diese Leute von ihren Anforderungen an die zukünftige Ehefrau? Nur schwerfällig nahm ihr Bewusstsein unter widerstreitenden Emotionen die Tatsachen zur Kenntnis. Schließlich dämmerte es ihr, dass er ihr seine Herzensliebe nicht vorgespielt hatte, dass diese aber kein Lebenskonzept für ihn darstellte, denn er hatte sich an die Regeln zu halten. Die Ehe sah diese Verwandtschaft als ein Geschäft, dass zwischen den Eltern zum Vorteil der ganzen Familie vereinbart wird. Ein ehrenwerter Sohn hatte zu gehorchen.



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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (12.08.23, 10:13)
Da gehörte Mut zu, um aus diesen Kreisen auszubrechen. LG Uwe

 Regina meinte dazu am 12.08.23 um 11:40:
Danke. Ich würde es eher ein "über den eigenen Schatten springen" nennen, vorausgesetzt, dass der Protagonist da überhaupt ausbrechen will. Wenn nicht, besteht die Asymmetrie darin, dass ihm klar ist, dass die Liebesbeziehung nicht fürs Leben gilt, ihr nicht. Die trennen sich nicht, weil sie streiten oder nicht mehr zusammen leben können.

 AZU20 (12.08.23, 11:56)
Da muss man raus. Ist nur die Frage wie. LG

 AchterZwerg (12.08.23, 17:39)
Liebe Regina,
das sind Traditionen, aus denen es sich schlecht "ausbrechen" lässt.
Bedenkt man, dass in vielen dieser Länder, die solche Regeln aufstellen, kein Sozialversichererungssystem existiert, wird rasch klar, warum es sich so verhält.
Meist gibt es Brautgabevereinbarungen, die wiederum die wirtschaftliche Teilhabe der Ehefrau garantieren etc.
Das hat in der Tat mit unserer Begrifflichkeit der Liebesheirat, die sich ja auch erst während der Industrialisierung entwickelt hat, nichts zu tun. Ist aber gewissermaßen überlebenswichtig.

Herzliche Grüße

 Regina antwortete darauf am 12.08.23 um 19:11:
Das siehst du ganz richtig.

 Dieter Wal schrieb daraufhin am 12.08.23 um 20:17:
Gegen „Liebe“ ist kein Kraut gewachsen. Dafür sind solche Beziehungen selten dauerhaft. Ist Stabilität nicht an sich entscheidender? Wie Monsieur et Madame Maigret?

 Regina äußerte darauf am 13.08.23 um 11:26:
Idealerweise beides. Mariage d'amour pour toujours.

 Dieter_Rotmund (12.08.23, 18:31)
Uwesch-Sätzer, dieser Text stammt doch von dir, oder?

 Regina ergänzte dazu am 12.08.23 um 19:10:
Der Text stammt von mir. Regina

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 12.08.23 um 19:12:
Okay, es erinnert aber wegen seines Überschallgeschwindigkeits-Erzähltempo an einen älteren Sätzer-Text.

 Verlo (12.08.23, 21:30)
Kenne ich auch.

Wir haben uns geliebt, aber ihre Eltern wollten mich nicht.

Später sah ich sie wieder, Kinderwagen schiebend, und traurig-sehnsüchtig von der anderen Straßenseite zu mir blickend.

 Regina meinte dazu am 13.08.23 um 11:28:
Tragisch.

 EkkehartMittelberg (12.08.23, 21:49)
Es ist eine Frage von Mündigkeit, ob man sich heute noch dem Gebot der Eltern fügt.

LG
Ekki

 Regina meinte dazu am 13.08.23 um 11:27:
Siehe Komm. von Zwerg oben. Ganze Kulturen bauen auf die Familie.
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