Alle 526 Textkommentare von Habakuk

21.12.19 - Kommentar zum Text  Prophet von  juttavon: "Schöne Prosaskizze liebe Jutta. Der Titel sagt ja schon einiges aus. Ob es sich nun um den biblischen Begriff „Prophet“ handelt, oder aber diese Bezeichnung im übertragenen Sinne zu verstehen ist, mag dahingestellt sein. Bekanntlich gilt der Prophet im eigenen Land nichts. Als eine Person, die den Menschen unliebsame Wahrheiten verkündet, ist er nicht gern gesehen. Er wird angefeindet und verfolgt. Das gilt auch heute noch, wenngleich in subtilerer Form als in alten Zeiten. All das kommt schön in deiner Skizze zum Tragen. Für die Griechen war der Rabe ein prophetischer Vogel. Er galt dem Gott Apollo sowie einem Priesterorakelorden, dessen Mitglieder sich schwarz kleideten, als heilig. Der Rabe wird in der Bibel öfter erwähnt. Den Propheten Elia des Alten Testaments versorgte er zweimal täglich mit Brot und Fleisch, während dieser sich im Wildbachtal Kerith verborgen hielt. Der Text wird von einer assonantischen Sprachmelodie getragen. Sehr wohlklingend für meine Ohren. Die „Skizze“ dient als literarische Gestaltungsmöglichkeit subjektiv-sinnlicher Eindrücke, wobei die Flüchtigkeit des Augenblicks und das u. U. widersprüchliche Miteinander verschiedenster Stimmungen im selben Moment kennzeichnend sind. Dies bringt der Text in seiner sprachlichen Gestaltung rüber. Eine Prosaskizze ist immer impressionistisch gefärbt, analog zum Begriff Impressionismus in der Malerei. Ästhetik, ob nun die Literatur oder Malerei, was auch immer, betreffend, ist zeitlos und vom sich wandelnden Zeitgeschmack losgelöst. Meiner Meinung nach. Das Geschmack subjekiv gefärbt ist, möchte ich nicht abstreiten. Was die moderne Gegenwartslyrik bzw. -prosa so alles kredenzt, ist für mich teils schwer genießbar. In diesem Sinne ist der Begriff „Klischee“ in diesem Zusammenhang ein Totschlagargument. Diesen kleinen Abstecher zum Kommentar unseres werten Fisch wollte ich mir nicht verkneifen. ;) Ästhetisch ansprechend für mich, deine Miniatur, liebe Jutta. HG H."

19.12.19 - Kommentar zum Text  Nacht von  juttavon: "Ein schönes Kurzgedicht, liebe Jutta. Sehr eufonisch durch seine Sprachmusikalität und seinen Rhythmus. Mit den passenden Zäsuren und Zeilenumbrüchen. Sensibilität für Vokale und Konsonanten ist deinen Gedichten ja stets zu eigen. Die verwendeten Bilder lassen selbstredend verschiedene Deutungsebenen zu. Ich assoziiere in deinem Gedicht mit „Stein“ die Unvergänglichkeit der höchsten Wirklichkeit, wobei ich anmerken möchte, dass in deinen Versen für mich die Korrelation zwischen innerer Wirklichkeit und äußerer zur Sprache kommt. Ich könnte auch sagen, zwischen Bewusstsein als innerer Aspekt und Realität als äußere Erscheinung. Will meinen: Die Realität als Spiegelung des Bewusstseins und unsere bewusste Entscheidung, dem Blick unserer Wahrnehmung die entsprechende Färbung beizumessen. Wache Augen sind da von Nutzen, um dem Feuer des Geistes, dem letztlich alle Funken entspringen, achtsam und mit wachem Geist zu begegnen. All das kommt in den Versen für mich zum Ausdruck, ohne jetzt auf jedes deiner Bilder explizit einzugehen. Schön das Stilmittel „Apokoinu“ im Übergang von V3 zu V4 bzw. V7 zu V8. Auffallend die Alliteration „F“ bei „Funken, Flamme, Färbung“. Wohlklingend die Assonanzen (i) in „entspringen, Steinen, Blick, bricht, spiegelt, wir“. Oder (a) in „tragen, Flamme, Färbung, ab, Tag, wachen“. Das soll genügen. Die nicht erwähnten Konsonanzen tragen ebenfalls zum Wohlklang bei. Sehr schön, nach meiner bescheidenen Meinung. HG H. Kommentar geändert am 19.12.2019 um 06:37 Uhr"

10.12.19 - Kommentar zum Text  Gestern heute von  Walther: "GUT! H."

10.12.19 - Kommentar zum Text  Reise von  juttavon: "Liebe Jutta, das Wetter ist gerade passend. Wenngleich ich keine besonderen Vorlieben diesbezüglich habe. Es darf nicht zu warm oder zu kalt sein, weder zu nass noch zu trocken, nicht zu sonnig noch zu bewölkt, weder windstill noch stürmisch. Ansonsten ist es mir egal. Wie angekündigt, habe ich mir noch einige Gedanken zu deinem Gedicht gemacht. Die „Reise“, von der im Titel die Rede ist, assoziiere ich mit der Lebensreise. „Anfang und Ende der Reise / ins Einzelne: Straße, Haus, Frucht“. Die Reise vom Ich, welches „in der Weite zerfällt“ zum Selbst, wobei ich an C. G. Jung denke, der darunter die „dem Ich übergeordnete Ganzheit versteht, also im weiteren Sinne eine spirituelle Ganzheit. Der begrenzte „Horizont“ dieses Lebens zerfällt zur umfassenderen Weite, die das Ende der irdischen Reise auch bedeuten kann. Der Horizont kann unsere Hoffnungen und Ziele, aber auch die Grenzen, an die wir gelangt sind, versinnbildlichen. Der Begriff des Bildes taucht in deinem Gedicht auf. Bilder sind u. U. auch Spiegelungen bzw. subjektive Betrachtungen der Realität des Ich. Letztlich ist der Mensch ein selbstgemaltes Bild, wenn er auch mitunter glaubt, von anderen gezeichnet worden zu sein. Womit ich positive und negative Einflüsse anderer nicht verneine. Es ist eine Frage des Blickwinkels. Wie ich es verstehe, stellt dein Gedicht den Einzelnen als Frucht des Feldes dar. Saat, ein Flattern, Ernte, dann Blütenruhe, um deine Bilder zu nehmen. Geburt und Tod im weiteren Sinne. Auf der spirituellen Ebene steht das Feld auch für Mutter Erde, die große Ernährerin. „Feld“,wie bereits angesprochen, zudem für das Hervortreten des Gesäten, der Lebensfrüchte. „die Ränder, scharfe Kanten/die Aufbruch ermöglichen“ assoziiere ich mit Trennungslinien zwischen zwei Extremen, dem Ich und Selbst, Leben und Tod. Ein Weg der Bewusstwerdung und Erkenntnis. „sich verlassen auf Haut und Sprechen“ evoziert bei mir den seelischen und geistigen Aspekt. Haut als Spiegel der Seele. Sprechen als schöpferischer Akt im Sinne von „Im Anfang war das Wort“. „Ankunft im Lichtschein des Anderen/der fordert, sich nach dir streckt, sät“. Auf der oben näher beleuchteten „Reise“ werden wir stets von dem „Anderen“ beeinflusst. Ein gegenseitiger Prozess, im negativen wie auch positiven Sinne. Das von dir angesprochene „fordern“ interpretiere ich als „Herausforderung“. Der Andere sät in uns und umgekehrt. Ob wir uns dessen bewusst sind oder auch nicht. So ist die Reise, wobei die Ankunft im Lichtschein des Anderen auch ein Bild für einen Aspekt der Reise, den vom Ich zum Wir, darstellen könnte, der mit zunehmender Bewusstwerdung unweigerlich folgt. Ein tiefgründiges Gedicht für mich. Sprachlich wohlklingend, was nicht zuletzt der überwiegend daktylischen Versstruktur geschuldet ist. Ab und an wird der Versrhythmus durch Zäsuren in Form von Hebungsprällen unterbrochen, z.B. „Haus/Frucht, Haus/Baum, streckt/sät. Viele Klangfiguren in deinem Gedicht, das sich zudem durch Bild- und Sinnhaftigkeit auszeichnet. Schön. BG H."

07.12.19 - Kommentar zum Text  Reise von  juttavon: "Sehr schön, liebe Jutta. Wenn es das Wetter zulässt, bei Gelegenheit mehr. ;-) HG H."

07.12.19 - Kommentar zum Text  nebel von  BeBa: "Hätte auch ein schönes Haiku abgegeben. Was ja letztlich auch nur ein Kurzgedicht darstellt. H."

07.12.19 - Kommentar zum Text  Als sie aus Raben sprach von  AchterZwerg: "In aller Kürze: Gefällt mir. Stimmpt garantiert. ;-) BG H."

27.11.19 - Kommentar zum Text  Abtörner von  AchterZwerg: "Hätte ein prima Gedicht werden können. Der Titel, das KV-Gedöns und der letzte Vers haben es demoliert. ;-) BG H."

21.11.19 - Kommentar zum Text  Die Konjunkdiva erzählt von  EkkehartMittelberg: "Hätte ich nicht sofort erkannt, dass es sich bei deinem Text dieses Mal nicht um einen Aphorismus handelt, dann hätte ich vermutlich auch keinen Kommentar geschrieben. Insofern hat der Konjunktiv auch hier seine Finger mit im Spiel gehabt. ;-) BG H."

17.11.19 - Kommentar zum Text  Herbst schreiben von  juttavon: "Schönes Gedicht, liebe Jutta, mit vielen Bildern, die Assoziationen in mir hervorrufen. Ob diese unbedingt mit der Intention des Gedichts im Einklang stehen, ist im Grunde genommen nicht wichtig. Diese meine Gedanken werde ich jeweils nur kurz anreißen. Ein Herbstgedicht, wie es der Titel andeutet. Die dunkle Jahreszeit im Herbst und Winter bezeichnen die alten Kulturen auch als die „Nacht des Jahres“. So wurde der Winter mit seiner Dunkelheit keineswegs als etwas Negatives oder Beängstigendes interpretiert, sondern als ein gleichwertiger Teil des Kreislaufs des Lebens betrachtet. Auch heute wird mit dieser Jahreszeit innere Einkehr, aber eben auch Trennung, Verlust, Tod und Trauer in Verbindung gebracht. „durch Straßen ziehen Rufende“ erinnert mich an vorchristliche Riten, beispielsweise solche der keltischen Religion, denen die sogenannten Karnevals- bzw. Fastnachtsumzüge letztlich auch zugrunde liegen. Bei manchen Fasnachtsbräuchen findet die Symbolisierung des Kampfes zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse, zwischen Frühling und Winter immer noch statt. Der aufgeblätterte Trakl in der zweiten Strophe passt gut zu dieser Stimmung, war er doch mit seiner düster-melancholischen Sprache ein Dichter des Verfalls. Viele Herbstgedichte stammen aus seiner Feder. Die dritte Strophe weckt unterschiedliche Assoziationen, je nach Lesart. „Die Mauern halten“ könnte eine spirituelle Dimension des Schutzes zum Anklingen bringen. „die Mauern halten ein Versprechen / älter als jede Stadt“ könnte ich auch unter herbstlichen Verfallsaspekten betrachten. „Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück“ (Genesis, 3,19). Gilt bekanntlich auch für Mauern. Die vierte Strophe lässt ebenfalls Spielraum für unterschiedliche Deutungen. Blaues Licht könnte auf künstliches Licht hindeuten, das in dieser Jahreszeit vermehrt zum Einsatz kommt. Ich tendiere aber eher zur Blau-Verwendung in der Trakl’schen Lyrik als Gegensatz zur Farbe Schwarz. Leuchtend und eindringlich steht Blau bei ihm für das Geistige, ist also eine positive Farbe, die etwas Religiöses andeutet. Der letzte Vers rundet das Ganze ab. „ballen wieder Wort und Stimme“ will für mich sagen: Herbst, auch eine Zeit der Rückbesinnung auf das Wesentliche. Wiederum sehr schöne Klangfiguren in deinem Gedicht. Beispielhaft sei hier die zweite Strophe erwähnt. „auf dem Tisch ein aufgeblätterter Trakl / die Teetasse neben der Tastatur / wir erwarten Sturm und Traum“. Eine Alliterationshäufung bei T fällt ins Auge. Assonanzen bei a, e, u sind auffällig. Schön. Wohlklingend. Sprachmusikalisch. Sinnreich. Sinn, Klang und Bild gehören für mich zu jedem Gedicht dazu, welches mich berühren will. HG H."

Diese Liste umfasst nur eigenständige Textkommentare von Habakuk. Threads, in denen sich Habakuk an der Diskussion zu Textkommentaren anderer Leser mit Antworten bzw. Beiträgen beteiligt hat, findest Du  hier.

 
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