Briefe von der Front

Sonett zum Thema Andere Welten

von  Isaban

Manchmal, im verwaisten Garten
eines der zerbombten Häuser,
wo noch Akeleien warten,
sieht man einen Falter taumeln;

ganz am Rand des Kugelhagels
über blutgetränkte Wiese,
weht ein Hauch von Sommerbrise,
flattert so etwas wie Leben

und man träumt von wilden Rosen,
Sonnenblumen, Weizenfeldern,
unerreichbar, doch vermisst -

wehe, wenn man sich vergisst
und ganz kurz die Augen schließt,
bis sich nichts mehr reimt.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (26.09.11)
Genialer Schluss! ♥

 Isaban meinte dazu am 27.09.11:
Herzlichen Dank!
Liebe Grüße,

Sabine
fdöobsah (54)
(26.09.11)
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 Isaban antwortete darauf am 27.09.11:
Wieder eine Interpretation, die mich fast sprachlos macht. Eine hervorragende, in sich sehr stimmige und durchweg am Text belegbare Interpretation, die mich staunen lässt. Ich würde lügen, wenn ich schriebe, dass sie in allen Punkten mit meinen Intentionen übereinstimmt, aber im Grunde gefällt mir deine Auslegung sogar um einiges besser.
Hab herzlichen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit meinem Text, fdöobsah, auch - und nicht zuletzt - dafür, dass du dich mit den Stilmitteln auseinandersetzen mochtest. Es freut mich ungemein, dass die von mir verwendeten anscheinend funzten, noch mehr freut es mich natürlich, dass Text und Bildwahl zu gefallen wussten.

Liebe Grüße,

Sabine

 AZU20 (26.09.11)
Form und Inhalt passen. LG

 Isaban schrieb daraufhin am 27.09.11:
Vielen Dank, Armin

und liebe Grüße,

Sabine
Nimbus (36)
(26.09.11)
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 Isaban äußerte darauf am 27.09.11:
Da geht es um jemanden, der nach dem, was er im Krieg erlebt hat nicht wieder zurück zu dem fand, was ihm vorher wichtig war. Er war eigentlich schon tot, bevor er dann schließlich getroffen wurde und im Heerbericht stand für diesen Tag nur ein einziger Satz: Im Westen ist nichts Neues zu melden.

Ein interessanter Gedanke, inspirierend und fast schon wieder Grund, für einen eigenen Text.

Vielen Dank, Heike.

Liebe Grüße,

Sabine
janna (66)
(26.09.11)
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 Isaban ergänzte dazu am 27.09.11:
Einem strengen Formalisten würden die Haare zu Berge stehen. ;)
Ich freu mich, dass es so gut rüberkommt.
Danke schön!

Liebe Grüße,

Sabine
Beaver (41)
(27.09.11)
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 Isaban meinte dazu am 27.09.11:
Das freut mich sehr.
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung, Manu.

Liebe Grüße,

Sabine

 Ingmar (27.09.11)
'briefe von der front' ist kein guter titel.
'briefe von der front' ist kein gutes thema.
--> es wird allzu deutlich (im vergleich mit anderer lektüre), dass hier jemand schreibt, der keine ahnung vom thema hat. so wenig ahnung wie der, der diesen kommentar schreibt.

liebe sabine,
mein vorschlag: ändere den titel und die eine zeile: "ganz am Rand des Kugelhagels". ich kann deinen text verstehen und nachvollziehen, nachfühlen, wenn er geschrieben wurde von jemandem, der einen kriegsschauplatz betreten hat - nachdem der krieg, der tod gewütet hat. nicht während, sondern nachdem. da ist der verwaiste garten, da sind die zerbombten häuser, der taumelnde falter, die blutgetränkte wiese. das (sichhinfort-)träumen des lyrich an der stätte dieses grauens. auch der schluss passt weiterhin. für mich würde der text dann funktionieren. aber so glaub ich dem text kein wort, mitten in der blutigen ACTION, träumt keiner von wilden rosen, vermisst keiner sonnenblumen --> erst das fressen, dann die moral, erst das überleben, dann die poesie. meine empfehlung also: mach einen text NACH DER ACTION draus, einen text der stille, der sprachlosigkeit. weil das ist eine situation, die wir vielleicht kennen, die wir vielleicht erlebt haben.

ingmar

 Isaban meinte dazu am 27.09.11:
Nein, lieber Ingmar.
Es geht ja grade darum, dass sich das lyrische Ich im Kriegsgebiet/an einem Kriegsschauplatz befindet und sich jederzeit eine Kugel oder sonstwas einfangen kann. Wenn man deiner Definition für "Briefe von der Front" folgte, hätte es wohl nie viel Feldpost, aber jede Menge Nachkriegspost gegeben, hm?

LG, Sabine

 Ingmar meinte dazu am 27.09.11:
liebe sabine,
du hast mich missverstanden.
das ist meine kritik: dass es darum geht, dass sich das lyrische Ich im kriegsgebiet/an einem kriegsschauplatz befindet und sich jederzeit eine kugel oder sonstwas einfangen kann. dein text ist dann unrealistisch, genauer: in dieser situation, in diesem kontext wirkt dein text unglaubwürdig, zumindest auf mich. wie gesagt, ich wiederhole (mich): so glaub ich dem text kein wort, mitten in der blutigen ACTION, träumt keiner von wilden rosen, vermisst keiner sonnenblumen --> erst das fressen, dann die moral, erst das überleben, dann die poesie.

meine empfehlung also: mach einen text NACH DER ACTION draus, einen text der stille, der sprachlosigkeit. weil das ist eine situation, die wir vielleicht kennen, die wir vielleicht erlebt haben. daher würde ich auch, wie gesagt, einen anderen titel wählen; eine definition für "Briefe von der Front" habe ich nicht gegeben. sondern dir vorgeschlagen, darauf zu verzichten, eine art lyrischer kriegsfeldpost zu verfassen. und habe dir vorgeschlagen, dir einen anderen kontext zu überlegen, in dem du den text situierst. ich stelle mir z.b. eine berichterstatterin vor, oder auch eine dichterin, warum nicht, angesichts des grauens NACH dem gemetzel. während des gemetzels schreibt keiner von sonnenblumen. (ich erinnere dich auch und gerade an adornos satz, dass nach dem grauen des holocaust lyrik nicht mehr möglich sei. diesem gedanken solltest du irgendwie rechnung tragen).

wie immer gilt: mach was aus meinem kommentar, oder wirf ihn in den müll.

grüsse,
ingmar

 Isaban meinte dazu am 27.09.11:
Du, die grade oder dauerhaft tobende blutige Action entspringt allein deiner Interpretation, Ingmar. Davon steht nichts im Text. Der Begriff "Front" bedeutet Grenze zum Gegener. Da ist ununterbrochen währendes Gemetzel nicht gleich mit eingebaut.

 Ingmar meinte dazu am 27.09.11:
immerhin hagelt es kugeln
--> ganz am Rand des Kugelhagels
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