Letzte Delirien eines Internetliteraturforen-Webmasters

Absurdes Theaterstück zum Thema Literatur

von  toltec-head

Von nun an werd ich nur noch wegmachen.
Jeden Tag 100 x so viele Texte wie gepostet werden.
Die Violinen beenden im Pianissimo und mit Dämpfern den Satz.
Haydns Abschiedssymphonie: Am Ende nur noch ein Text, dann Stille.
Oder wie das expandierende Universum, das sich am Ende wie ein JoJo zusammenrollt.
Das Universum: ein aufgeplustertes Ego-Hefeteilchen.
Die Texter: viele kleine.
Der letzte Text soll aus nur einem Satz bestehen, diesem:
A tale told by an idiot full of sound and fury signifying nothing.
Oder: Welt zu verkaufen, VP 80 T.
Manchmal fällt ihnen ihre Idiotie ja selbst auf.
So wie Harry Graf Kessler, als er in seinem Tagebuch von 1907,
Man hatte gerade gemeinsam die Akropolis besichtigt,
Sich über den dicken Arsch von Hofmannsthal mokiert
Und dass Hugo zu viel Milch trinke. Klar, dass der Schwuli sich dann später
In die sogenannte Sprachkrise des Lord Chandos-Briefs hineinmanövrieren würde.
Oder diese andere Wiener Schwuchtel mit ihrem
"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."
The love that dares not speak it´s name. My ass.
Man muss wie Hitzelsperger beizeiten sein Coming Out haben,
Dann braucht man sich und seinen Arsch auch nicht wie Hefeteilchen aufplustern.
Wiener Theaterzeitung, Nr. 91, 16. April 1847, 363:
Haben einige Jahre ihre Fülle von Belehrungen, Artigkeit, französischen Redensarten und Anmuth über die jungen englischen Damen ausgeschüttet, und fängt man an, zweifelhaft zu werden, ob man es Kind, Mädchen oder junge Dame nennen soll, so steht der Weg in den elterlichen Salon offen. Dort sitzt sie, so lange sie noch nicht förmlich out ist als ziemlich unbeachtete Person überall im Hintergrunde, selbst wenn junge Herren sich schon längst versucht fühlen, ein artiges Wort an sie zu richten. Endlich kommt jener glückliche Zeitpunct, wo die letzten Schranken fallen - das siebzehnte Jahr. Sind es sehr vornehme, in der Gesellschaft bekannte Damen, so findet man ihr  coming out auch in den Journalen angekündigt.

Das Universum: eine junge englische Dame, die mit französischen Redensarten in die Welt tritt.
Das ganze so unsäglich schwul, du kannst irgendeinen Verhandlungspreis nennen. Es gibt keinen.
Die Literatur: eine junge englische Dame, die mit französischen Redensarten in die Welt tritt.
Von nun an fang ich mit dem Hineinstechen an.

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Kommentare zu diesem Text


 IngeWrobel (20.01.14)
Mal abgesehn vom Titel, der ein anderes Forum meinen muss, weil ich den hiesigen Webmaster an keiner Stelle des "Verkaufs"-Threads als deliriös empfand, gibt es was zu meckern:
Haydn hat ein e, das da nicht hingehört.
In Z21 fehlt dafür dem "braucht" das u.
In derselben Z müsste es m.E. "aufzuplustern" heißen (Infinitiv).
Vor allem aber: Ich kann auch PROSA ... und daher weiß ich, dass Majuskeln in einem Prosatext unangebracht sind (in der Lyrik nach meinem Empfinden auch überholt).
Wenn Du im Titel vom Autoren sprichst, nehme ich meinen ersten Satz zurück.
Liebe Grüße
Inge


edith: Sehe gerade, dass Du dem "braucht" inzwischen das u einverleibt hast...
(Kommentar korrigiert am 20.01.2014)

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Du hast nur mit einem Recht, liebe Inge, dem e. Danke.

 loslosch antwortete darauf am 20.01.14:
"brauchen" wird im 22. jh. modalverb, jede wette! insofern hypermodern. damit hier keine jubelstimmung aufkommt: in z. 12 fehlt am schluss das verb (... schreibt ...)

wenn schon zitieren, dann richtig. der selige ludwig w. schrieb:

"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."

mit heißer nadel gestrickt. dann x-mal überarbeitet.

edit: tipo
(Antwort korrigiert am 20.01.2014)

 loslosch schrieb daraufhin am 20.01.14:
ich nehme "schrieb" zurück. der irrtum beruht auf der eigenwilligen interpunktion (statt kommas besser parenthese).

 toltec-head äußerte darauf am 20.01.14:
Bei seligem Ludwig musste ich erst an unseren Foren Märtyrer denken. Aber danke, du hast natürlich Recht. Hab´s überprüft.

 loslosch ergänzte dazu am 20.01.14:
danke für die übernahme (12. überarbeitung). warum ich das festhalte? weil sonst mein kommi unverständlich würde.

die überschrift lautet korrekt:

Letzte Delirien eines Internetliteraturforen-Webmasters

auf zur 13. überarbeitung.

 loslosch meinte dazu am 20.01.14:
richtig! dieses missverständnis (ludwig) hatte ich heraufbeschworen.

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Hier liegst du falsch. Die Bindestrichmode stammt aus den 70ern. Heute ist wieder das ganz alte ultra modern. Ich halte an dem schön barocken Titel selbstverständlich fest.

 loslosch meinte dazu am 20.01.14:
quatsch, mit verlaub. der webmaster im genetiv: Webmasters. und Internetforen hängt in der luft. du hast ein gespür für amerikanische interpunktion!

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Ekki hatte es damals anlässlich Pennäler-Lyrik aber auch eingesehen:

http://www.keinverlag.de/texte.php?text=338280

(Siehe meinen Kommentar dort)

Bindestriche sind immer unschön.

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Wikipedia zum sog. Deppen-Leerzeichen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Leerzeichen_in_Komposita

Dort aber auch der Hinweis, dass im Barock das Leerzeichen in Komposita durchaus üblich war.

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Hab´s korrigiert :)

 loslosch meinte dazu am 20.01.14:
unschön? ich verweise auf toltec-head!

Mensalyrik ist geschmackssache. das kompositum ist so kurz, dass es den vorzug gegenüber Mensa-Lyrik verdient. wer liest schon mensal-yrik?

nochmals: du findest keinen duden-experten, der den titel ohne bindestrich setzt.
(Antwort korrigiert am 20.01.2014)

 loslosch meinte dazu am 20.01.14:
das hase-igel-spiel hat dann der betagte herr gewonnen.

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Deppen-Leerzeichen wollt ich mir nicht an´s Bein binden. Obwohl in der FAZ letzte Woche ein Artikel von einem Sprachwissenschaftler über das Deppen-Apostroph war, das es im Deutschen im Barock durchaus auch noch gab ("Müller´s Weinstube") und dem man einiges abgewinnen kann. Duden-Experten sind mit Vorsicht zu genießen. Arno Schmidt ("Zettel´s Traum") hatte gerade 100. Geburtstag!
(Antwort korrigiert am 20.01.2014)

 IngeWrobel meinte dazu am 20.01.14:
... es heißt der Apostroph ... und könnt Ihr BITTE!!! Eure Unterhaltung in einem Extra-Kommentarstrang weiterführen, damit ich nicht ständig die Mails mit Äußerungen, die mit meinem Kommi nix zu tun haben, in mein Postfach bekomme! Bitte!
Danke!

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Inge, schau mal, es heißt "das" Apostroph:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/zur-linguistik-des-genitiv-apostrophs-kalb-s-leber-ist-eben-fruehneuhochdeutsch-12740122.html

Lernste auf deine alten Tage, auch wenn´s mit der Prosa nix mehr werden dürfte, noch was dazu, gell?

 IngeWrobel meinte dazu am 20.01.14:
Ach tolti-Lieber, mein sicheres Sprachgefühl hat schon etliche Reformen überlebt, und da braucht es schon sehr viel Kompetenz, um mich von einer Änderung zu überzeugen.
Was meine PROSA betrifft, so ist sie ja bereits geworden: ein voller Erfolg!
Aber, und da danke ich Dir für Deine Worte, ich bin bis zum letzten Hauch in meinen alten Tagen bereit, dazuzulernen.
Danke also für Deine Reformversuche!
Drückerle!

 loslosch meinte dazu am 20.01.14:
na, auch im link ists DER apostroph. mich interessieren immer die ursprünge von wörtern.  apostroph

wenn hier einer darum bittet, den thread zu beenden, sollte dieser wunsch vom autor (nicht: "Autoren") ausgehen.

 IngeWrobel meinte dazu am 20.01.14:
@ loslosch: Es geht hier nicht um einen Thread im Forum, sondern um einen Kommentar von mir - in den Du Dich einfach eingeklinkt hast! So! Und um gleich klarzustellen: Obwohl ich dieses Dein Einmischen in den Dialog zwischen Autor und Kommentator kritisiere, rede ich Dich mit großem D an, weil ich von meiner respektvollen Anrede, wie sie früher in Briefen üblich war, auch im Internet nicht Abstand nehme. Das ist mein Umgang mit der Sprache und mit Menschen ... obwohl mir das manchmal schwer gemacht wird - weiß Gott!
Inge

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Im FAZ-Link steht, dass wir in der Schule noch "das" Apostroph lernten, lo. Also ich weiß ja nicht, auf welche Schule du so gegangen bist...

Aber wir sollten, ohne für mich das Recht auf das letzte Wort reklamieren zu wollen, Inges Geduld jetzt vielleicht doch nicht überstrapazieren.

 loslosch meinte dazu am 20.01.14:
gut, ein schlusswort an den autor hab ich noch: in der volksschule hatten wir so schwierige wörter nicht. im gym sagte man verkürzt umgangssprachlich "das apostrop" (das apostroph-zeichen). im griechisch-unterricht lernten wir apostrephein, aber den zusammenhang leider nicht (abstreifen, abfallen).

schwamm drüber, meint zurl kackmayer.
(Antwort korrigiert am 20.01.2014)
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 21.01.14:
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LottaManguetti (59)
(20.01.14)
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 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Ich war arbeiten, meine Liebe. Wir haben es Montag.

 EkkehartMittelberg (20.01.14)
Tolti, deine kenntnisreichen, witzigen Anspielungen auf Literaturgeschichte langweilen mich nie, deine Versuche, ihr einen Weg vorzuschreiben, umso mehr.
Es gab in der Literaturgeschichte Epochen, in denen die literarische Avantgarde mehr oder weniger für einen unterschiedlich langen Zeitraum einen Nenner fand. Das ist irreversibel vorbei, seit es die Internetliteraturforen gibt. Wir haben es heute und für unabsehbar lange Zeit mit der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen zu tun, und das finde ich spannend. Noch niemals existierten so viele Ideologien und literarische Strömungen nebeneinander. Man hat die Wahl.
Aber kämpfe weiter für deinen Weg, Don Quichotte. Es werden dir einige folgen, unter ihnen kluge Köpfe.
Ich habe das Thema verfehlt, denn dies hat mit dem liberalen Forum des Webmasters, den ich sehr schätze, gar nichts zu tun.
Verbindliche Grüße
Ekki

 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Reinstechen und Weg Vorschreiben sind zwei verschiedene Dinge. Ich schätze die liberale Einstellung des Webmasters ebenfalls sehr und ich glaube, er weiß das.
parkfüralteprofs (57)
(20.01.14)
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 toltec-head meinte dazu am 20.01.14:
Ich werde spenden, bis er mich rauswirft.

Hast DU denn Faulkner mal gelesen? Fest steht, dass der Mann ein Händchen für schöne Titel hatte. "Light in August", "As I lay dying" oder eben auch "Sound and fury". Ich hab den Inhalt nur leider als totsterbenslangweilig in Erinnerung. Ist wohl auch nicht ganz meine Welt. Der andere Willie wirkt vielleicht nicht so cool, ist aber natürlich the real thing.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 21.01.14:
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 FRP (20.01.14)
Oh, mama, can this really be the end,
to be stuck inside of KV, with the Autorenweb-Blues again?
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 21.01.14:
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 FRP meinte dazu am 21.01.14:
Wo issen mo' Beil? - soll auch Pete Seeger 65 at Newport gesagt haben, als er angeblich Dylan die Leitung zum Verstärker kappen wollte. Eine Verfehlung geht noch: Ich habe gerade die sogenannte Autobiographie von Keith Richards gelesen. Truman Capote
hat die Stones-Tour 1972 begleitet; wollte wohl darüber schreiben,
und zog sich den Zorn von Richards zu, als er die Musik der
Stones öffentlich als "Lärm" bezeichnete. Richards - so will es die
Mär wissen - stand nachts erbost vor Capotes Hotelzimmer, schreiend: "Komm raus, du Schwuchtel; ich will dir zeigen, was kaltblütig wirklich bedeutet". Lange nicht mehr so gelachtet. Bin schon weg, toltec ...
(Antwort korrigiert am 21.01.2014)

 toltec-head meinte dazu am 21.01.14:
Das ist witzig und kann man sich gut vorstellen. Liest heute eigentlich noch irgendwer Capote?

 FRP meinte dazu am 21.01.14:
Ich gebe mal zu, dass ich als verbildeter Buchhändler und Betreiber eines Versandantiquariates noch nie was von Capote gelesen habe. Aber Keith Richards hat mich neugierig auf "Kaltblütig" gemacht, keine Frage. Wenn ich Bücher ankaufe, sortiere ich in 3 Stapel: Behalten, erstmal lesen, dann verkaufen - gleich verkaufen (bzw. anbieten). Wenn ich mit dem "erstmal lesen" Stapel durch bin (bei sofortigem Ankaufstopp zirka 2030) lese ich dann kaltblütig "Kaltblütig". Falls ich noch dann noch "warmblütig" bin. (Nein, nicht in sexueller Hinsicht; spart Euch die Bemerkung) - Grins.
(Antwort korrigiert am 21.01.2014)
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 22.01.14:
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 FRP meinte dazu am 22.01.14:
pfaps: Da hast Du einen schönen Bogen gezogen von Dylans "Mobile" (gibt es da eigentlich eine Grand Street?) zu Chuck Berrys "Mobile" bei Let It Rock - die Gleichschaltung war bei mir im Gehirn
nie erfolgt, weil ich das Original erst nachwendig erstmals hörte; die großartige Stones-Live-Fassung von 72 zwar immer präsent in
Bewußtsein und Ohr war, ich jedoch nie die Printlyrik sah (was wohl
daran lag, dass der Song bei den Stones "nur" eine Single-B-Seite
war - wennauch vielleicht die schönste und berühmteste B-Seite
der Single-Geschichte) - quasi via Stones/Richards bis hin zu Frank
Zappa.

Sicher kennst Du die Dylan-DVD "The other side of the mirror" - auf nämlicher es erstmals endlich die kompletten erhaltenen Newport-Songs zu sehen und zu hören gibt (okay, einige gab es schon auf der "Festival-DVD"). Die beiden electric Songs von 65,
"Maggie's Farm" und "Like A Rolling Stone" gehören für mich
(neben den Versionen aller Songs auf "Hard Rain") zu den besten
Live-Perfomances von Dylan überhaupt, wunderbar im Sound, und voller Kraft und Klarheit und (wohl erstmals?) Dylans dunkler Energie, ansingend gegen einen Ozean aus Ablehnung. Nicht erst seit Robert Fripps endlosen Belehrungen wissen wir ja nun, dass die akustische Wahrnehmung der Zuhörer absolut divergieren kann von der Aufzeichnung am Mischpult, usw.. Insofern kann ich die Empörung von Teilen des Publikums von damals auch nachvollziehen, dahingestellt, ob sie auf akustisch determinierter Enttäuschung basiert; und/oder auf Dylans "Verrat" am Volkssängertum. Wahnsinn vor allem, was Bloomfield da an der E-Gitarre licked und phrasiert.

Ähnlich liebe ich das Live-Konzert von 1966/England, Bootleg Series Vol. 6, Manchester, bekannt als das "Royal-Albert-Hall-Judas-Konzert". Mittlerweile liebe ich Dylans diesmalige traumverwobene, surrealistische, selbstverlorene Phrasierungen (wann war "Visions of Johanna" je schöner?), als auch das halb erhaben majestätische-, teils zornige Ansingen gegen die unentwegten Buh-Rufe im elektrischen Teil. Schade, dass der Titel "Eat The Document" für den Begleitfilm der Tour quasi zum Programm wurde, weil Dylan ihn, alle Warnungen, vorher eine Kopie anzufertigen,ignorierte; den Film zwar nicht gegessen hat, selbigen jedoch zerschnippelte. Na gut, Teile davon sehen wir auch auf der DVD "No Direction Home" - inklusive der Ankündigung, nächstes Jahr - also 67 - werde etwas geschehen, er (Dylan) würde krank werden oder so - ihr werdet schon sehen. Daraus resultiert bei mir mein Unglauben bezüglich des "Motorradunfalls".

Nun haben wir toltecs Text endgültig zum Musiktext gemacht.
Gosh!
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 23.01.14:
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parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 23.01.14:
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 FRP meinte dazu am 23.01.14:
Bezüglich der Onto-Genese / Warnehmung des Spezifikums "Mobile" bei mir mal Folgendes: Phase 1 (1962 - zirka 1975): Des Englischen nicht mächtig. Berry-Wortsuppe, aus der sich höchstens einzelne Termini einem scheinbarem Verständnis anboten, holprige Brücken sich bildeten. Möglicher Weg: Du, Papa, was issn das da für ein Mobil in Alabama? Ein Auto? So in etwa. Ab 1972 immer mehr verstandene Brocken / Textsequenzen. Irgendwann, sagen wir 1975, die Erkenntnis, dass Mobile offenbar eine Stadt in Alabama ist.

1976: Radio "Stimmer der DDR", Sendung: "Duett - Musik für den Recorder (lief zweimal eine halbe Stunde, mit 2 verschiedenen Teil-Vorstellungen eines Longplayers; diesmal auch "Hard Rain" von Bobn Dylan (niemals ein Album vollständig, wir lebten ja schließlich in der Mangelwirtschaft - manchmal wurden - Beispiel: "Hawks & Doves" von Neil Young - auch Titel aus politischen Gründen nicht gespielt, "Hawks & Doves" mit "Re-ac-tor" gemischt, usw.). Na. jedenfalls hörte ich Dylans "Mobile"-Titel da erstmals (für das Kennenlernen des Blonde on Blonde-Albums brauchte ich dann nochmal 10 Jahre; schließlich gab es das nicht im Laden um die Ecke, sondern man musste einen kennen, der es als Vinyl oder Tonband-Überspielung hatte). Was bei mir sträflich unterblieb, war die Berry-Mobile; Dylan-Mobile Assoziation. Beide Mobile-Termini existierten außerhalb und unabhängig in meinem Kopf.
Und, ja, da Bloomfield natürllich Mitglied von Butterfields Bluesband war, ist auch diese Assoziation durchaus normal. Was mich an "Hard Rain" fasziniert, ist eben die dunkle Energie jenseits eines "normalen" musikalischen Stimmigkeits- oder Schönhgeitsbildes. Der relative Fräulein-Eindruck der vorhergehenden Konzerte der Rolling-Thunder-Revue (um mal mit toltec zu sprechen) gibt mir weniger. Jede Seelensubstanz sucht sich eben die ihr entsprechende Nahrung. Da hüte ich mich (in musici wie in realo selten genug) vor dem bösen Zucker. Womit toltec Genüge getan sei.
(Antwort korrigiert am 23.01.2014)
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 24.01.14:
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 FRP meinte dazu am 24.01.14:
"Gideon checked out and he left it no doubt to help with good will Bobby’s revival." - Sehr schöne Herstellung. Olle Paule war also auch schon ein Prophet, und das 10 Jahre vor dem berühmten Kreuzwurf auf die Bühne. Ronnie Hawkins gilt als einer der wenigen, die "Bobby" ungeschminkt sagen (dürfen?), was sie wirklich denken. Und so sagte er dann auch 1979: " Komm schon, Bob; wir beide wissen, dass es dein Geschäft ist, Platten zu verkaufen. Und weil das bei dir stagniert, brauchst du neue Zugpferde - soviel zu deiner "Bekehrung".

Manchmal denke ich, es gibt überhaupt keinen "Dylan". Also niemand bestimmten. It's another - ein ständig multipler. Wie sagte mal jemand? "Er hat es nicht nötig, jemand bestimmtes zu sein". Manchmal verstehe ich die Folkies von 65/66, doch: "You are right from your side, I am right from mine". Plötzlich möchte man alles Vorherige in Frage stellen. Meinte der je selbst, was er uns sagte? Widerkäut er nicht nur, und spuckt - zunehmend, und: hilfreich: surreal! - aus, was er bei Guthrie und Rimbaud fand? Das Buch "Chronicles" ist teilweise beängstigend bloßstellend (Dylan ist zu intelligent, als das es ungewollt sein könnte). So sagt er zum Beispiel, dass er nach 10 Jahren Schule, und 2 Jahren Minneapolis-Uni eigentlich gar nicht begriffen hättet, worum es im Sezessionskrieg eigentlich ginge. Ich dachte immer, wenn ein Ami sonst nichts weiß, aber das ... ! Das Problem ist, dass ich Dylan oft nicht wiedererkenne; also den Dylan, den ich liebe: Den spontanen Hillie-Billy der Basement Tapes, den frühreifen Intelligenzbatzen Folkie von Greenwich Village, den surrealen Poeten von 65/66, den zornigen Poeten 75/76, den irgendwie beseelten, noch-nicht-Christen von "Street Legal". Aber genau das will er: Das man ihn verkennt, das man perplex ist, das er eben nicht "yours" ist, sondern "his" bleibt.

Westradio und Westfernsehen waren von Anfang an die Aushölung der DDR. Insofern wussten "die da oben" schon, dass ein Großteil der Jugendlichen das Zeug nicht nur hört, sondern (wie etwa ich) dasselbe als seinen Lebensinhalt begreift - jenseits eines jeden vorgegebenen Weges vom Staat. Um ihre Agitation und Demagogie weiter in die Köpfe der Jugendlichen zu bekommen, mussten sie diese animieren, zumindest "auch" die DDR-Sender zu hören; und das ging nur mit Westmusik. Eine Marktlücke war die sich ergebenden Chance durch die zunehmende Kommerzialisierung des Westfunks auf Charts, die Abkehr von jeglichen 68er-Errungenschaften. Und so spielten sie eben nicht nur Slade, Mud und T.Rex; sondern auch Musik, die im Westen kein Sender in so hoher Konzentration für die Ausstrahlung finanziert bekommen hätte: große Teile der der Musik auf den Alben von Yes, Genesis, Dylan, Supertramp - usw.. Nicht nur die Singles. So mussten sie, je nach aktueller Lage, nach Strategien suchen, wie sie zumindest einen Teil der Westmusik als "in der Tradition der Arbeiterklasse" für sich vereinnahmen konnten. Dylans Abkehr von politischen Inhalten ab 1967 wurde zum Beispiel so interpretiert, dass er Morddrohungen vom Ku-Klux-Klan bekommen habe, etc.. So machen die reaktionären Kräfte der USA einen progressiven Künstler mundtot. Gibt es bei uns in der DDR nicht, sowas. Haha!

Irgendwie schon traurig, wie sich der zunächst charmante, witzig-spritzige Dylan in einen schweigsamen Zyniker verwandelt hat - allein der Wandel in der Physiognomie spricht Bände. Einige Biografen mutmaßen, er müsse zutiefst unglücklich sein. Tja, mit wem kann er sich auf gleicher Ebene unterhalten? Lennon ist tot, den Young wird er nicht an sich ranlassen. Springsteen (den ich nicht mag) vielleicht. Er hätte Sara halten müssen - denke ich. Aber die hat sich nie für (seine) Musik interessiert.

"Ab "Slow Train Coming" interessiert er mich eigentlich nicht mehr. Ich finde ab dieser Platte (mit Einschränkungen bei SHOT OF LOVE, die mir teils recht gut gfällt) seine Musik gleichförmig und langweilig runtergenudelt. Das Täuschungsprogramm "Ich bin einer aus den 20er Jahren" hat was, aber der heutige Reibeisen-Sound seiner Stimme macht mich zu traurig - ich halte die neueren Platten nicht lange durch. TIME OUT OF MIND - wie so vieles heutigentags für mich hochgelobt, weil der betreffende Künstler doch noch nicht ganz tot zu sein scheint. Musikalisch brauch ich das nicht, genau wie das Stones-Zeugs ab 1983 ...
(Antwort korrigiert am 24.01.2014)
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 25.01.14:
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 FRP meinte dazu am 26.01.14:
Tja, dass wäre ein gutes Thema für eine Promotion: Warum sich Rundfunk und Disco gegenpolig entwickelten: Sprich: Radio = Gossip
on the devil's radio, doch in der Disco wird auf jegliche Ansagen der Musik schon lange verzichtet. In den 60er und 70er Jahren konntest du ohne dein signifikantes DJ-Gequassel überhaupt nicht DJ werden; ein Grund, warum ich, ein großer Schweiger, es auch gar nicht wollte. Und heute, wo ich schweigen könnte, interessiert mich die aktuelle Musik nicht. Natürlich hat es auch niveauvolle Sender gegeben im Westen, keine Frage. Vom legendären Frank Laufenberg hat man gehört. Ab einer bestimmten Zeit - sagen wir 1969 - hörten wir (mein Bruder und ich) nur noch UKW, denn hören war: Mit eingeschalteter Tonband-Aufnahmetaste auf der Lauer liegen, und da war nur UKW qualitativ gut genug. Vorher gab es beinah nur den "Soldatensender" und "Das aktuelle Schlagerderby", Deutschlandfunk, auf Mittelwelle für uns (als wir noch kein Radio mit UKW hatten). Nun mögen die Opas in ihren Altersheimnen mit dem Krückstock rumoren, und sagen, dass wäre sehr kommerziell von mir gewesen; aber wie kommerziell kann ein 5-7 jähriges Kind schon sein? ich war halt aus auf "Pictures of Matchstickmen", "I Had Too Much To Dream Last Night", "Hang On, Sloopie" und "See Emily Play" (das die Interpreten letzteren Songes einmal hervorstechen würden, konnte man da noch nicht erahnen. Dann kam für mich die Zeit der "Internationalen Hitparade", und manchmal, bei gutem Empfang, die Zeit von "Bayern 3" mit Thomas Gottschalk.
Aufnahmen regelmäßig ruiniert von vorbeifahrenden Motorrädern, Straßenbahnen, oder dem aktuellen Verkehrsfunk.


Die Lp "Profitgeier" von Floh de Cologne wurde sogar in der DDR verlegt. Unvergesslich ihr "Hey, hallo Stift". Ich spielte sie schließlich, als mein Bruder sie mir (alternativ zum Wegwerfen) schenkte, auf dem Schellack-Grammophon. King Crimson - davon hatte man gehört, aber erst nach 1990 kaufte ich mir alle Scheiben - eine wahre Entdeckung. "Sieben Brücken" war im Original von Karat, eine eher staatskonforme Truppe, die zu hören uncool war. Maffay: "Josey?" und "Samstag Abend in unserer Straße 73/74 auf NDR 2 gehört - später besuchte ich sein Gymnasium in Brasov/Kronstadt (Rumänien) - unsere Freunde dort zeigten uns sein Wohnhaus, usw. Ton, Steine Scherben wurden in der DDR gespielt, waren aber nie mein Fall. So zirka 1999 war ich Disponent bei Saturn, als die Indie-Firma INDIGO mir einen neuen Vertreter schickte, einen irren kleinen Typen, Vorname Nickel. Ich bin zwar nicht Mr. Jones, aber da passierte etwas, und ich wusste nicht, was - will sagen: Der hat sich köstlich amüsiert, dass ich offenbar gar nicht wusste, wer er ist. Er fragte mich auch nach der Sache mit Fernseher und Axt, aber ich meinte, dass ich mich nie um diesen Kram gekümmert habe. Ein Grund bei WOM, der mit zu meiner Entlassung führte, war der, dass ich es (in Abwesenheit des Chefs und als sein Stellvertreter) für unwichtig hielt, als Mr. und Missis backround-Sänger der Stones unseren Laden inspizierten, jene dabei zu fotografieren. In meinem eigenenm CD-Geschäft (vorher) sagte ich den lokalen Berühmtheiten von den "Prinzen", auf deren Frage, ob ich etwas von den Prinzen hätte; dass ich nur niveauvolle Musik führe. Die habe ich nämlich auch nicht erkannt. Der Boss der CD-vertriebsfirma POOL war Mitte der 90er ein gewisser Herr Schimmelpfennig, mit dem (lustiger und verrückter Typ) hatte ich auch zu tun, ohne zu wissen, dass er es war, der damals die Puhdys auf Westtournee geholt hatte.

An die Neuvorstellungen in der NDR2-Hitparade von "Sebastian", "Make Me Smile", "Mozambique" und "Hurricane" erinnere ich mich sehr genau - überhaupt an alles, höre noch den Ansager usw. (In My Mind's Ear). Mit dem gleichzeitigen Frontal-Angriff von Punk und Disco auf meinen superben Geschmack hatte sich das Thema Radio (beinah) definitiv für mich erledigt. Klar, NDR2 hörte ich schon noch. Ein (damals) schon 65jähriger Engländer namens Paul Baskerville stellte da manchmal world music vor, dass war spitze. Da hörte ich erstmals so Sachen wie Cocteau Twins und Dead Can Dance.
(Antwort korrigiert am 26.01.2014)
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 27.01.14:
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 toltec-head meinte dazu am 27.01.14:
Aufruf zur Sache. Der Thread heißt Delirien eines Webmasters, nicht zweier Alt-78er.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 27.01.14:
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 FRP meinte dazu am 27.01.14:
all of the people can't be allright all of the time (abraham lincoln said that).

ach mist, so spät ist es schon? danke, toltec, dass du mich erst aufriefst, als ich sowieso ausdeliert war. (I said that)
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 27.01.14:
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 FRP meinte dazu am 27.01.14:
PFAPs: Nee, ich erfinde nichts, habe aber Dylan zu sehr ungeprüft vertraut. Einfach mal "Talkin' World War III Blues" wieder mal hören, am besten von der Bootleg Series Vol. 4, weil Dylan es stets ein wenig variiert (oder sich nicht korrekt erinnert). Sorry, Toltec, versprochen: game over.

 toltec-head meinte dazu am 27.01.14:
Schaust du hier (musst aber eingeloggt sein):

http://www.keinverlag.de/beitrag.php?forum=90&thread=82330&beitrag=82330#top_82330

Wollte mit Metulskie den Laden kaufen. Die Preisvorstellungen des Masters sind aber nicht sehr realistisch.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 28.01.14:
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parkfüralteprofs (57)
(28.01.14)
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 FRP meinte dazu am 28.01.14:
Na, ohne das toltec jetzt unterstellen zu wollen, und ohne den thread (und andere solche Diskussionen je gelesen zu haben: Was man davon hätte?

1. Macht. Man ist jetzt selber Webmeister, kann andere zensieren, rausschmeissen, zurechtweisen, sagen: Ende der Diskussion - ich habe gesprochen. Nun möge sich jeder selbst hinerfragen, ob er als Webmaster einen Thread unter dem Titel "Letzte Delirien eines Internetliteraturforen-Webmasters" zulassen würde.

2. Geld. Werbeeinnahmen. Für das Zeug unten und am Rand, was ich mit adblock plus (oder wie das heißt) wegblocke. Diese sounsoviel Tausend Schreiber hier - die sind schon ein Argument, gute deals zu bekommen. Und hat man einen oder zwei, die es zu ISBN-Nummern schaffen (möglichst zu S. Fischer oder Suhrkamp) kann man sagen. Seht ihr, bei mir ... Vielleicht soviel Geld, dass man darüber nachdenkt, einen ungeliebten Job zu schmeissen?
Ich weiß nicht mehr, wie genau das war, aber ich bin bei bookrix ausgestiegen, als die da vor ein paar Jahren die Grundrechte zwischen Schreibern und Verlagsinhabern ändern wollten - die wollten die Rechte an den ebooks der Autoren, oder einen Teil davon, oder etwas in dieser Art. Mit mir: never!
(Antwort korrigiert am 28.01.2014)
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 28.01.14:
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 FRP meinte dazu am 28.01.14:
Oh, danke für das resümieren. Bin der Versuchung erlegen gewesen und habe es nun doch gelesen, komplettlich, wie der Engländer sagt. Starker Tobak. 80 Riesen für nicht-mal-auf-Werbeeinnahemen und Statistiken beruhend? Strange! Toltec, falls Du die 80 hast, kauf mich doch lieber aus meinen Schulden von der Pleite meines CD-Geschäftes. Daran hätte ich nämlich noch 300 Jahre zu zahlen. Und ich setze mich im Gegenzug dafür ein, dass Du Moderator im it-Genesis-Forum wirst. Keine Sorge, Sachkenntnis ist nicht notwendig. Du dürstest dort auch ungerecht, selbstherrlich, beleidigend und anmaßend sein dürfen, ganz wie der admin daselbst. Wäre das was?
PFAPs: Gerade gehört: Pete Seeger ist tot. R.I.P.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 28.01.14:
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 FRP meinte dazu am 28.01.14:
Das war bezüglich der von mir für toltec postulierten Rolle natürlich nur Spaß. Vielleicht rettet mich ja Marietta, die ich ihm gegenüber so in Schutz genommen habe. Ich denke, 6000,- würden reichen, zum Freikauf. Wenn mir Gesichtsbuch nicht so zuwider wäre, würde ich mich ja dorten anmelden und zur Spende für FRP aufrufen. "Spendet Geld für FRP, sonst tut euch der Wohlstand weh!". Oder so. Ja Zweitausendeins - bei denen schlägts gerade 13 in Leipzig, die Filiale schließt definitiv. Ich jetzt hier auch. I'll walk the line. Herzfehler habe ich, also close watch. Man liest sich.

 toltec-head meinte dazu am 30.01.14:
Restschuldbefreiung ist doch auch was feines.
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