Quintilian über Prognosen

Satire zum Thema Wirtschaft

von  loslosch

Ex praeteritis aestimari solent praesentia atque etiam futura (Quintilian, 35 n. Chr. bis ~96 n. Chr.; De institutione oratoria). Das Gegenwärtige wie das Zukünftige pflegt man nach dem Vergangenen zu beurteilen.

Unter den Rhetoriklehrern der Antike war Quintilian sicher nicht die allergrößte Leuchte. Aber er hat, wenn auch bei den alten Griechen etwas abgekupfert sein mag, erste Grundlagen für die moderne Wirtschaftsforschung geschaffen: Aus Vergangenem die Gegenwart zu beurteilen und dann in die Zukunft zu extrapolieren. Was tun denn Stäbe von Privatunternehmen und Ministerien anderes heute? Ein Wust von Zeitreihen über Wirtschaftsdaten der Vergangenheit wird nach ökonometrischen Methoden aufbereitet und in Komponenten zerlegt; sodann werden Tendenzen bis zur Gegenwart ermittelt. Mit aktuellen Indikatoren angereichert und aufgerüstet, werfen die Modelle etliche Varianten möglicher zukünftiger Abläufe aus.

In unbestechlich klaren Worten hat Quintilian das alles schon vor fast 2.000 Jahren für die Nachwelt aufgeschrieben.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(23.02.16)
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 loslosch meinte dazu am 23.02.16:
sören hat aber die interpretation nicht mitgeliefert!

 EkkehartMittelberg (23.02.16)
Wie du schon sagtest, eine große Leuchte war Quintilian nicht.
Aber es ist frappierend, wie seine Sentenz auf die Methode von Ökonomen zutrifft, Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung zu stellen.

 loslosch antwortete darauf am 23.02.16:
eine gespiegelte satire. die opfer sind der schlichte quintilian und die moderne wirtschaftsforschung mit ihrem protzigen instrumentarium. nach 15 jahren in einer prognoseabteilung hier nur eines von vielen interna: der chefökonom meinte damals, wir sollten den privaten verbrauch etwas höher ansetzen. er sei in der mittagspause in der innenstadt gewesen und habe ein reges treiben beobachtet.
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