Römische Verkaufspsychologie

Glosse zum Thema Wirtschaft

von  loslosch

Magis illa iuvant, quae pluris emuntur (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr., Saturae). Sie [die Menschen] erfreuen sich mehr an jenen Dingen, die teurer eingekauft werden.

An diesem knappen Satz würde sich übrigens so mancher Primaner die Zähne ausbeißen.

Eine Variante, schon bei Aristoteles (Ethica), lautet so: Quod laboriosus acquiritur, magis diligitur. Was mit größerem Aufwand erworben wurde, wird mehr geschätzt.

Mehr schätzt man, was man zu einem höheren Preis eingekauft hat. Der große Satiriker Juvenal hat hier eine Realsatire abgeliefert. Selbst wenn man anerkanntermaßen beim Kauf über den Tisch gezogen wurde, hütet man das "kostbare" Ding wie seinen Augapfel. Leon Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz von Juvenal hier bereits satirisch verarbeitet? Die moderne Verkaufspsychologie federt diese nach wie vor gültige menschliche Grundneigung zusätzlich ab: Sie haben gut gewählt! Der Kunde mag wiederkommen.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (09.04.10)
Bis zum Ende des letzten Jahrtausends mag der Preis als Indikator für den Wert einer Ware gegolten haben, lieber Lothar. Heutzutage, im Zeitalter der Schnäppchenjäger in allen Bevölerungsschichten, ist es wohl eher der höhere Aufwand. Die gängige Verkaufsstrategie hat sich verändert und der Kunde fühlt sich am besten, wenn er sich nach Abschluss des Kaufvertrages als Fuchs fühlen darf, der mit minimalem finanziellen Aufwand das Maximale herausgeholt hat. Egal, ob es sich bei der Ware um Tütensuppen oder um Aktienpakete handelt und unabhängig davon, ob der Kauf am Ende wirklich so günstig war.
Und das, obwohl Saturn ein auch ein römischer Gott war.
LG, Dirk

 loslosch meinte dazu am 09.04.10:
Saturn, das war der olle Ackergott der Römer, wenn ich grade mein Wissen richtig aufgefrischt habe.

Ich dachte an Leon Festinger und seine Theorie der kognitiven Dissonanz. Da wäre Juvenal 2000 Jahre früher schon auf seiner Spur vorangeeilt. :) Lothar
Klopfstock (60)
(09.04.10)
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 loslosch antwortete darauf am 09.04.10:
Falls Du meinen Rekomm bei Dirk noch nicht kanntest, hattest Du den richtigen "Riecher". Bei der kognitiven Dissonanz geht es - in schlichter Sprache - um die Einebnung des Spannungsgefälles zwischen äußerer Wahrnehmung und innerer Vorstellung bzw. Erwartung.

Einfach mal Leon Festinger googeln. Bei Tippfehlern gerät man leicht auf die Seite Lyonel Feininger. Auch sehr anmutig. Lothar
elvis1951 (59)
(09.04.10)
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 loslosch schrieb daraufhin am 09.04.10:
Das Eingangszitat ist das wichtigste: So soll Papst Julius III. (16. Jh.) zu einem Mönchlein gesprochen haben, das ihn ob seiner hohen Verantwortung bedauerte: Weißt du denn nicht, mein Sohn, mit wie wenig Klugheit die Welt regiert wird? Viel Selbstironie.

Ich hab was vorbereitet über einen selbstironischen Papst der 2. Hälfte des 20. Jhs. (Johannes XXIII.): "Ich lache, weil ich Papst bin." Danke für die Animation. :) Lothar
Graeculus (69)
(06.08.17)
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 loslosch äußerte darauf am 06.08.17:
du gibst mir bitte diese auskunft. über die theorie der kognitiven dissonanz wurden schon einige doktorarbeiten geschrieben.
Graeculus (69) ergänzte dazu am 06.08.17:
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 loslosch meinte dazu am 06.08.17:
die aristotelische variante (dazu noch in lat. fassung), die keineswegs mit juvenals ausspruch übereinstimmt, verdanke ich einem zufallsfund. die klärung ist also für juvenals apho nicht so wichtig.
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