Von Göttern, Jägern, Bogenschützen ...

Bericht zum Thema Helden

von  eiskimo

Die im Sternzeichen des Schützen Geborenen werden sich wahrscheinlich schon einmal Gedanken gemacht haben, was es mit Pfeil und Bogen auf dieser Welt so auf sich hat. Jagdwaffe, Kriegsgerät, modernes Sport-Utensil – der Bogen lässt sich sehr weit spannen.

Mich, der ich nur Löwe bin, brachte der Zufall auf das Thema, denn ich besuchte in Chalons-sur-Saône (Burgund) das Musée Denon, das zur Zeit gerade eine kleine Ausstellung über   „L´histoire de l´arc“ präsentiert - „Gebrauch und Symbolik des Bogens von der Antike bis heute“.

Natürlich hatte ich schon vom Liebesgott Amor gehört – in Frankreich Cupidon genannt -, dessen süße Pfeile immer voll ins Herz treffen – l´amour fou garantiert! Dieser viel strapazierte Heckenschütze ist natürlich in Chalons auch zu sehen, schön verkitscht mit ein paar pausbäckigen Engelchen umgeben.

Achilles wird gezeigt bei seinem Training mit dem Tod bringenden Schieß-Gerät und auch der heilige Sebastian. Letzterer allerdings nicht als Täter, sondern als Opfer, vielfach von den Pfeilen der Häscher durchbohrt.

Durchaus Figuren und Szenen, die mir nicht gänzlich neu waren, denn ich hatte als Knabe selber Pfeil und Bogen besessen – alles selbst gebastelt – und im Repertoire hatten wir damals auch einen Prinz Eisenherz, einen Robin Hood und ganz viele edle Indianer – die konnten das Gerät absolut geräuschlos und präzise einsetzen, wobei es bei uns auf dem Spielplatz auch schon „Donnerbüchsen“ gab, die aber nur in den Händen der feigen Bleichgesichter waren.

Was ich in der Ausstellung des Musée Denon neu lernen durfte, war die Symbolik, die man Pfeil und Bogen zuwies: Der Mythologie nach sei diese Waffe den Göttern oder götterähnlichen Menschen vorbehalten gewesen – etwas, das die Distanz zwischen Himmel und Erde überbrücke. So sei auch der Regenbogen (l´arc-en-ciel = dt. der Bogen im Himmel) ein Bild für diese Brücken-Beziehung.

Apollo werde oft als Bogenschütze dargestellt, weil seine göttlichen Pfeile den Strahlen der Sonne entsprächen – Licht, Wärme, Orientierung! Und schösse er in der Nacht seine Feuerpfeile, brächten diese zugleich Aufklärung in die dunklen Täler der Unwissenheit.

An Odysseus wird erinnert, der nach dem Trojanischen Krieg es als einziger geschafft habe, den legendären Bogen zu spannen – hier sei diese Waffe Zeichen seiner königlichen Überlegenheit.

Der richtige Gebrauch des Bogens stehe für Geschick, Beweglichkkeit und Zielstrebigkeit – alles Eigenschaften, mit denen sich auch die Amazonen auszeichnen konnten.

Wie entscheidend das für reale Kriege sein konnte, wird dann für den 100jährigen Krieg zwischen England und Frankreich dargelegt. Da hatten die Engländer 1346 bei Crécy und 1356 bei Poitiers jeweils mit ihrer „Archerie“ Siege gegen die Franzosen heraus“geschossen“, und selbst 1415 bei Azincourt waren es wieder die Bogenschützen, die die französischen Reiter dezimierten.

Der französische König Charles VII hat sogar noch 1448, als es auch schon Arkebusen gab (auf Hakenstangen gestützte Gewehre, deren Pulverladung per Lunte mit der Hand gezündet wurde), eine Elite-Einheit von „francs archers“ gebildet - „franc“ bedeutete „befreit von Abgaben".

Spätestens mit der Muskete und dem Gewehr mit Feuersteinschloss endete dann die militärische Nutzung von Pfeil und Bogen.

Ich hätte das Kapitel für mich schließen können mit der letzten Abteilung jener Ausstellung, die nur noch die modernen Sportschützen ins Visier nahm - „tir à l´arc“ genannt. Dann wäre auch hier mein Bericht zu Ende.

Dass ich aber noch einen Pfeil im Köcher habe, liegt an keinem Geringerem als an Colin Neil, zur Zeit einer der besten französischen Krimi-Autoren. Dessen letztes Werk „Les Fauves“ (Wildtiere) beschreibt den Kampf eines Rangers in den Pyrenäen gegen die moderne Wilderei. Die Person, die er entlarven will, ist eine junge Frau, eine leidenschaftliche Jägerin, deren Ehrgeiz es ist, unerkannt und geräuschlos zu jagen. Sie ist reich, hat modernstes Material zur Verfügung, und Colin Neil zeigt uns, was High Tech hier anrichtet, „nur“ mit Pfeil und Bogen.

Abschließend, nach dieser bunten Mischung aus Liebe, Kitsch, göttlicher Kraft, Geschicklichkeit, Kriegstreiberei und Jagdfieber, nur noch mein Wunsch: Ich habe mit all dem den Bogen hoffentlich nicht überspannt...



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Kommentare zu diesem Text

kipper (34)
(25.06.23, 11:04)
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 eiskimo meinte dazu am 25.06.23 um 11:33:
Sorry,  wenn  dieser kleine Bericht große Lücken hat, und Danke, dass Du ein paar wesentliche Infos ergänzt hast.

 Dieter_Rotmund (25.06.23, 19:15)
Isch war auch Ausstellungen, nämlich US-Amis in Heidelberg,Krass mit eisiger Krieg und so!!!

 eiskimo antwortete darauf am 25.06.23 um 21:14:
Und  was von Elvis gesehen?
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