Das reinste Laos

Bericht zum Thema Literatur

von  eiskimo

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Vergangenes Jahr hatte ich das Glück, länger durch Laos reisen zu können – Laos, dieses kleine Land, das an Thailand, Myanmar, Kambodscha,Vietnam und China grenzt, und das mit 7 Millionen Einwohnern immer etwas im Hintergrund steht. Was mich dort begeisterte, warum und konkret wie, das will ich hier aber gar nicht erzählen – sondern eine Entdeckung, die ich nachher machte. Die Entdeckung nämlich, wie intensiv doch der Lese-Genuss erst wird, wenn man in einem Roman detaillierte Ortskenntnis einbringen kann und die Schauplätze wirklich kennt.

Besagter Roman hat mich mit Doktor Siri Paiboun bekannt gemacht und gleich auch mit seinen Toten.  Wer in der Krimi-Literatur unterwegs ist, weiß jetzt natürlich, wen ich da nach meiner Laos-Rückkehr entdeckte: Niemand anderen als Colin Cotterill, der selber lange in Laos gelebt hatte und der dort, als der Pathet Lao (die Kommunistische Partei) an die Macht kam,  Englischlehrer war.

Cotterill lässt seinen laotischen Romanhelden als einen über 70jährigen, etwas querköpfigen Pathologen in Vientiane arbeiten. Eigentlich will der in Frankreich ausgebildete Siri Paiboun längst in Pension gehen, doch auf Willen der Partei hin wird er zum Leichenbeschauer, zum einzigen in ganz Laos.

Gelernt hat er das nicht wirklich, deshalb kann er seine ungeklärten Todesfälle nur mit Hilfe zweier verstaubter französischer Lehrbücher angehen und … mit viel Witz und Intuition.

Wer sich für die 70er Jahre in Südostasien interessiert und eine Wiederbegegnung mit der Kommunistischen Partei nicht scheut, der kommt hier voll auf seine Kosten. Zumal Cotterill den Leser  an wunderbare Orte wie die Tempelstadt Luang Prabang mitnimmt und die Menschen dort in ihren 70er-Jahre-Milieus zeigt: satte Parteibonzen, frustrierte Lehrer, pfiffige  Sandwich-Verkäufer.

Dass Cotterill (geb. 1952) auch Comiczeichner ist, spürt man sofort: Er hat eine feine, spitze Feder. Die entlarvt mit viel Ironie und Hintersinn den Alltag in einem damals autoritär regierten, aber auch höchst liebenswerten Land.
Ich kenne zwar erst einen Band, nämlich „Dr. Siri und seine Toten“, aber die elf anderen Krimis aus Cotterills Laos-Reihe, die stehen schon auf meiner Liste.

 



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (15.02.24, 00:43)
Ich bin so froh, wenn hier Bücher empfohlen werden! Zumal solche, die offenbar Qualität haben, aber nicht sehr bekannt sind.

Über Laos weiß ich wenig; das Land war in den Vietnamkrieg verwickelt, nicht wahr? Hat aber nicht so sehr gelitten wie Kambodscha unter den Roten Khmer. Oder irre ich mich?

 AchterZwerg meinte dazu am 15.02.24 um 06:38:
Ich bin so froh, wenn hier Bücher empfohlen werden! Zumal solche, die offenbar Qualität haben, aber nicht sehr bekannt sind.
Das kann ich nur unterschreiben! :)

 eiskimo antwortete darauf am 15.02.24 um 08:19:
Nochmal: Ihr werdet Euern Spaß haben, da bin ich mir sicher.
In der Tat war Laos in den Vietnamkrieg verwickelt. Die USA haben es ab 1964 immer wieder bombardiert (bis 1973), um die Nachschubwege des Vietcong zu zerstören. Das machte aber nur den kommunistischen Pathet Lao stark, der heute noch als sozialistische Einheitspartei  (vergleichsweise liberal) regiert.

Antwort geändert am 15.02.2024 um 08:23 Uhr

 AZU20 (15.02.24, 09:45)
Danke für die Hinweise. Ich werde mich umschauen.LG
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