In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige (Karl Kraus)

Gedicht zum Thema Entscheidung

von  GastIltis

Der Unglückswurm,

wenn man ihn fragt,

springt nicht vom Turm,

weil man ihm sagt,

dass Treppensteigen,

genauso wie

das Spiel der Geigen,

geübt sein muss

bis zum Verdruss.

Und daran hapert’s,

kurz und knapp.

Denn wer nicht steigt,

springt auch nicht ab.


Der Unglücksrabe,

wie man hört,

fragt vor dem Grabe

ganz verstört

nach einer Zinne

und ob sich irgend-

wer besinne,

ihm einerseits

das Spiel der Geigen

und andrerseits

das Treppensteigen

bei guter Füh-

rung beizubiegen.

Man ist erstaunt

und lässt ihn fliegen.


Der Wurm durchwühlt

die Rasensoden.

Die Sicherheit:

er bleibt am Boden.

Und was hält sei-

nen Freund am Leben?

Zur rechten Zeit

sich zu erheben.




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Agnete, tulpenrot, willemswelt, Saira, Didi.Costaire, Dieter Wal, AZU20, EkkehartMittelberg, Rosalinde, plotzn, Tula, Tula, franky, AchterZwerg.
Lieblingstext: tulpenrot, franky, AchterZwerg.
Weiter üben!

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (23.10.23, 07:32)
In seinem konsequent durchgezogenen, schwarzen Witz ein kleines Meisterwerk. Jedenfalls für mich. :D <3 :P

Applaudierende Grüße
der8.

 GastIltis meinte dazu am 23.10.23 um 15:15:
Hallo Achter,
du weißt, dass ich dein Urteilsvermögen (im Gegensatz zu meinem) sehr schätze. Dein Lob und dein Applaus sind mir eine große Freude!
Viele liebe Grüße von Gil.
Taina (39)
(23.10.23, 10:34)
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 Rosalinde (23.10.23, 10:40)
Gut geworden, Gastiltis, ein kluges Gedicht. Bin begeistert, bei meinem Ruf will das schon was heißen. 

Mit begeisterten Grüßen
Rosalinde

 GastIltis antwortete darauf am 23.10.23 um 17:39:
Mein Name bei KV ist GastIltis, in der Mitte mit einem großen I, soviel Respekt muss sein!
Ansonsten hätte als „begeistert“ einmal gereicht. Ich muss es hier so stehen lassen, weil es die KV-gemäße Ordnung so vorsieht. Ob Gedichte klug sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Bei Menschen soll es gelegentlich der Fall sein. Zu mehr äußere ich mich hier nicht.
GastIltis.

 EkkehartMittelberg (23.10.23, 11:23)
Lieber Gil,
du schreibst selten Gedichte, deren Aussage sich leicht erschließt. Dieses Beispiel zeigt, dass leichte Zugänglichkeit weder die semantische Bedeutung noch die differenzierte Palette der poetischen Mittel schmälert.

Liebe Grüße
Ekki

 GastIltis schrieb daraufhin am 23.10.23 um 15:29:
Lieber Ekki, alter Freund,
schön, dass du wieder da bist. Ich gebe zu, dass du mir gefehlt hast, obwohl ich deinen Kommentar nur zur Hälfte verstehe. Aber der Teil, den ich verstehe, ist mir Hoffnung und Ansporn zugleich, die Zugänglichkeit zu verbessern.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 plotzn (23.10.23, 11:46)
Servus Gil,

Ob Unglückswurm, ob Unglücksrabe,
du hast die unheilvolle Gabe,
das Unglück nicht in warme Jacken,
jedoch in Worte zu verpacken.
Der Leser lacht nicht etwa kehlig,
er lächelt wie das Unglück selig.


Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis äußerte darauf am 23.10.23 um 15:54:
Hallo Stefan,

die Gabe ist mir angeboren.
Wo andere sie längst verloren
und wie, ist schwierig zu erkiesen.
Ob manche frieren in Verliesen,
und hungern müssen, bleibt hier offen.
Ich bin vom Unglück stets betroffen!

Ich grüße dich, Wortverdreher, herzlich Gil.

 AZU20 (23.10.23, 12:51)
Die letzten Sätze sagen alles. LG

 GastIltis ergänzte dazu am 23.10.23 um 15:56:
Hallo Armin, 
du hast es auf den Punkt genau erfasst. Ich danke dir und grüße dich herzlich. 
Gil.

 Didi.Costaire (23.10.23, 15:03)
Ein gelungenes Figurengedicht, lieber Gil! Gar nicht so einfach bei Zweihebern.

Bleib senkrecht!
D
I
R
K

 GastIltis meinte dazu am 23.10.23 um 16:39:
Lieber Dirk, erst einmal vielen Dank!
Du triffst mich, wie schon so oft, auf dem falschen Fuß an. Mit dem Begriff „Figurengedicht“ kann ich gar nichts anfangen. Aber das macht natürlich nichts. Vielleicht bekomme ich das noch irgendwann mit. Das mit der Villanelle von dir habe ich ja auch hin gekriegt. Wo ich aber nicht ran gehe, sind Drachmen, du weißt schon.
Machs gut bis demnächst.
Viele Grüße von Gil.

 Saira (23.10.23, 16:43)
Lieber Gil,
 
manche Pechvögel sind einfach nur zu gutgläubig und daher prädestiniert, um auf Betrüger hereinzufallen. Andere scheinen vom Pech regelrecht verfolgt zu werden.
 
Dein Gedicht zeigt auf, dass ein Hinterfragen wichtiger Entscheidungen stets gut überlegt sein sollten.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 GastIltis meinte dazu am 23.10.23 um 17:25:
Na, da bist du ja auch endlich wieder, liebe Sigi!
Wahrscheinlich ist dir (euch) die Zeit genauso schwer gefallen wie z.B. mir.
Ob nun Pech- oder Unglücksvogel, den Pechwurm hat man ja noch nicht erfunden, wichtig ist, dass der jeweilige für sich die richtige Entscheidung getroffen, und das Schicksal nicht über Gebühr heraus gefordert hat. Die Rolle der Betrüger ist in meinen Zeilen ohnehin ausgeklammert worden, weil sie den Rahmen gesprengt hätte.
Aber es stimmt natürlich, wenn man ringsum mitbekommt, mit welcher Unverfrorenheit manche das Schicksal anderer in ihre eigenen Hände nehmen, um Profit daraus zu schlagen, kann man sich nur wundern.
Also, ab jetzt auf ein Neues und viel Glück und Erfolg wünscht dir Gil.

 Saira meinte dazu am 24.10.23 um 15:39:
Es ist schön, wieder hier zu sein, lieber Gil. Deine herzlichen Worte tun sehr, sehr gut!

Ja, auf ein Neues! 
Alles Liebe wünscht dir 
Sigi
Teolein (70)
(23.10.23, 19:26)
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 GastIltis meinte dazu am 29.10.23 um 17:11:
Lieber Teo,
mit Schrecken musste ich feststellen, dass ich meine erste Antwort gar nicht gesendet hatte. Das sieht immer nach Schludrigkeit aus. Ist es wahrscheinlich auch, doch wer gibt das schon zu. Jetzt also neu: Danke für deinen Kommentar, der wie immer zielführend war, und zumindest für das Wochenende (unfallfrei) funktioniert hat. Trotz eines runden Geburtstages im Freundeskreis!
Danke und sei gegrüßt von Gil.
Agnete (66)
(24.10.23, 22:13)
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 GastIltis meinte dazu am 29.10.23 um 17:17:
Danke Agnete,
dich habe ich nicht übersehen! Wie könnte ich auch. Aber in der Uckermark sitzen wir an den Wochenenden immer noch in einem Funkloch. Nur: Im nächsten Jahr wird alles besser. Dank eines Glasfaserkabels sind wir dann auch Mitglied der großen Welt. Wir werden unser Leben dann auf den Kopf stellen (oder auch nicht!).
Liebe Grüße von Gil.
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