Ich säubere meine Bibliothek!

Werbetext zum Thema Moral

von  Graeculus

• Homer: verherrlicht den Krieg – weg damit!
• Platon: Antidemokrat – weg damit!
• Altes Testament: Greueltaten über Greueltaten – weg damit!
• Marquis de Sade: braucht man gar nichts drüber zu sagen – weg damit!
• Kant und Hegel: Rassisten – weg damit!
• Schopenhauer und Nietzsche: Sexisten, Letzterer obendrein wahnsinnig – weg damit!
• E.T.A. Hoffmann und Oscar Wilde: haben Pornographie geschrieben (Schwester Monika, Teleny) – weg damit!
• Baudelaire: Satanist, drogenabhängig – weg damit!
• Mark Twain: schreibt öfters „Nigger“ – weg damit!
• Freud: Penisneid, ja geht’s noch? – weg damit!
• Burroughs: Gewaltverherrlichung – weg damit!
• Ayn Rand: Übermenschengetue – weg damit!
• Hamsun, Pound und Céline: Faschisten – weg damit!
• Gide: verherrlicht Verbrechertum – weg damit!
• Althusser: ein Mörder – weg damit!
• Houellebecq: islamophob, hat einen Pornofilm gedreht – weg damit!

So, damit haben wir doch schon viel freien Platz geschaffen. Da kann ich jetzt den Herrn der Ringe und die Harry-Potter-Bände hinstellen.
Braucht jemand Papier zum Kaminanzünden?


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Kommentare zu diesem Text


 Regina (23.01.24, 09:19)
Es hat was Wahres. Ein Psychologe machte uns einmal darauf aufmerksam, dass die Musiker des 19. Jahrhunderts ihre Krankheiten in ihre Werke hineinkomponiert haben, also:
Mozart soff und hatte Syphilis (noch 18. Jhdt.),
Beethoven litt am Ende an Taubheit,
Robert Schumann starb in geistiger Umnachtung,
Franz Schubert hatte Depressionen,
Johannes Brahms hatte Krebs
und Richard Wagner war größenwahnsinnig.
Vermutlich ließe sich die Liste fortsetzen, von Interpreten der Unterhaltungsmusik ganz zu schweigen.
Ab in den Sondermüll.
LG Gina

 Graeculus meinte dazu am 23.01.24 um 11:46:
Du meinst, jetzt muß ich auch noch meine Schallplatten und CD's säubern? Dann kann ich mich ja bald in eine Ein-Zimmer-Wohnung zurückziehen. Gut, das paßt auch besser zu der bevorstehenden Altersheim-Lebensphase.

 Terminator (23.01.24, 09:40)
Tolkiens Neo-Mythologie ist neofaschistisch, weg damit! Harry Potter ist Abklatsch neofaschistischer Mythologie, weg damit! Alles, alles weg, jedes Buch ist verseucht. Der Fischer Weltalmanach? Da sind jede Menge Fakten drin, die sich nicht um die Gefühle bestimmter Menschen scheren. Das ist ignorant, weg auch damit!

 Regina antwortete darauf am 23.01.24 um 09:47:
In Harry Potter, so heißt es von Seiten vor allem evangelikaler Kreise, aber auch britischer Jugendschützer, werde die schwarze Magie verherrlicht (Zauberei). Das gilt als jugendgefährdend.

Antwort geändert am 23.01.2024 um 09:53 Uhr

 Regina schrieb daraufhin am 23.01.24 um 09:53:
https://www.domradio.de/artikel/harry-potter-bricht-alle-rekorde-was-sagen-die-kirchen

 Graeculus äußerte darauf am 23.01.24 um 11:44:
Zugegeben, ganz unbedenklich sind auch Tolkien und Rowling nicht. Vielleicht muß eine zweite Säuberungswelle her.
Den Rest lasse ich erstmal stehen ... bis ich einen Menschen zu Besuch bekomme, der mir entsetzt sagt: "Was? Du hast Fischers Weltalamanach hier stehen? Das geht ja nun gar nicht!"

 Quoth (23.01.24, 11:34)
Na, da ist aber Einiges übrig geblieben: Rousseau, Voltaire, Dickens, Dante, Dostojewski, Tolstoi, Heidegger, Sartre, Mann, Kafka ... Aber die waren wohl nie in Deiner Bibliothek!

 Graeculus ergänzte dazu am 23.01.24 um 11:41:
Zunächst einmal habe ich, so fürchte ich, die Märchen der Gebrüder Grimm vergessen.
Sodann habe ich meine Bibliothek nur gesäubert, nicht entleert. Und Heidegger? Der Antisemit? Der gehört ebenfalls noch in die Liste.

Antwort geändert am 23.01.2024 um 11:41 Uhr

 Quoth meinte dazu am 23.01.24 um 12:41:
Antisemit war auch Dein Liebling Voltaire, und was für einer! Rousseau (mein Favorit) gab seine Kinder ins Waisenhaus - wenn Du willst, findest Du bei allen Geistesgrößen (und bei den anderen erst Recht) was. Wahrscheinlich willst Du Dich nur über Exzesse der "wokeness" lustig machen.

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:26:
Voltaire war Antisemit avant la lettre? Die ältere Bezeichnung, die ich kenne, ist die des Antijudaismus, der sich auf die Religion, nicht auf die Rasse bezog.
Es mag so sein, auch wenn es mir bei meiner Voltaire-Lektüre noch nicht aufgefallen ist. Kannst Du mir eine Stelle zum Nachschauen angeben?

Das mit dem Rousseau ist mir hingegen bekannt. Ja, man findet sicherlich bei allen oder fast allen Autoren irgendeine Schattenseite. Und würde man die Moralität zum Kriterium für den Wert eines Künstlers machen, würden unsere Regale ziemlich leer.

 Quoth meinte dazu am 24.01.24 um 19:52:
Voltaires Äußerungen zum Judentum aus dem Dictionnaire Philosophique, die Wikipedia zitiert, sind niederschmetternd! Er übertrifft darin sogar noch Luther!  :D

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 20:22:
Oh, siehst Du, sein "Philosophisches Wörterbuch" habe ich nur in einer Auswahl, und zwar ohne das Lemma Juden.
In einer anderen Schrift von ihm habe ich einen Abschnitt gefunden, in dem er behauptet und mit Schriftstellen belegt, daß das Judentum ursprünglich keine monotheistische Religion kannte. Aber das ist heute ein Allgemeinplatz.

 Quoth meinte dazu am 25.01.24 um 17:48:
Naja, aus Grimms Märchen wir seit 1945 bei Neuausgaben auch "Der Jude im Dorn" weggelassen. Könnte mir denken, dass auch Luthers Schriften so "gereinigt" werden.

 Graeculus meinte dazu am 25.01.24 um 22:26:
Stimmt, da wird gesäubert. Im Falle Luther mußte ich mir einen Band der historisch-kritischen Gesamtausgabe kaufen, um an die judenfeindlichen Schriften zu kommen; in der Auswahl-Ausgabe bei Insel kommen die nicht vor.
Nach "Der Jude im Dorn" muß ich mal schauen. Danke für den Hinweis.

 Dieter Wal (23.01.24, 11:52)
Baudelaire als Satanist zu bezeichnen, ist falsch. Er war, wie es aussieht, treuer Anhänger der röm.-kath. Kirche UND dazu Satanist der Marke Eigenbau, also so etwas Ähnliches wie ein unfreiwilliger Manichäer ohne manichäische Gemeinde und Strickanleitung. Das dürftest Du eigentlich interessant finden. Oder etwa nicht?

 Graeculus meinte dazu am 23.01.24 um 11:58:
Ich beziehe mich da auf seine "Satanslitaneien":

Der Engel weisester und schönster du hoch droben,
O du gestürzter Gott, der Anbetung enthoben,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

O du, des Abgrunds Herr, dem Unrecht einst geschah,
Du stehst, besiegt, nur um so herrlicher nun da,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Der du allwissend bist, in Nacht hinabgeborgen,
Der Menschheit Heiland und Vertrauter ihrer Sorgen,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Der an den Paria, den Ausgestoßnen, denkt
Und ihm den Vorgeschmack des Paradieses schenkt,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Der mit dem Tod, den zum Vertrauten du erlesen,
In uns die Hoffnung zeugt - ein närrisch liebes Wesen!

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Der im Geächteten den klaren Blick entflammt,
Mit dem er vom Schafott die Menge stolz verdammt,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Der du auch weißt, in welch verborgnen Erdenecken
Durch Gottes Eifersucht Juwelen sich verstecken,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Der du die Kammern kennst, darinnen heimlich ruht
All der Metalle Heer und das vergrabne Gut,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Du deckst mit deiner Hand den Abgrund zu, den breiten,
Zum Schutz der Träumer, die an seinem Rande schreiten;

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Mit magischer Gewalt lenkst du den schwanken Schritt,
Daß den Betrunknen nicht zermalmt der Rosse Tritt,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Der du, den Schwächlichen mit Tröstung zu erfrischen,
Ihn lehrtest, Schwefel und Salpeter zu vermischen,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Du hast das Schandmal mit der treuen Helferhand
Auf jedes Krösus Stirn, die schuftige, gebrannt,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Du schenkst dem Aug und Herz der Dirnen das Erbarmen,
Den Kult der Wunde und die Liebe zu den Armen,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Und der Verjagten Stab und der Erfinder Licht,
Nimmst du die Beichte ab, die der Gehenkte spricht,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!

Du Vater aller der, die Gottes eitles Prahlen
Mit der Vertreibung aus dem Paradies bezahlen,

Erbarme, Satan, dich auch meiner tiefen Qualen!



GEBET

Lobpreis, o Satan, dir, in hoher Himmel Pracht,
Wo einstens du geherrscht; und in der Hölle Nacht,
Wo du, besiegt, nun weilst in schweigend dunklen Träumen!
Den Geist laß unter der Erkenntnis Baum einst säumen
Im Frieden dort bei dir, wenn über deinem Haupt
Er sich zum Tempeldach verzweigt und frisch belaubt!

[Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen – Kleine Gedichte in Prosa. München 1979, S. 403-407]

 Dieter Wal meinte dazu am 23.01.24 um 12:18:
Wunderschön. Ich empfehle die Nachdichtungen Wolf Graf von Kalckreuths. Insel-Verlag.

Den Begriff Manichäer für Baudelaire in diesem Zusammenhang habe ich von Sartre.


Antwort geändert am 23.01.2024 um 12:28 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 23.01.24 um 15:45:
Mir fehlt in diesem Faden das Kapitelverzeichnis Deines Buchs  "33 anstößige Bücher, die das Lesen lohnen". Hier der Link zum Originalverlag. Nicht einmal bei Amazon werden die ersten Seiten als Leseprobe geboten. :(

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:30:
Die Schnittmenge zwischen den hier genannten Autoren und meinem Buch ist sehr klein und besteht lediglich aus dem Marquis de Sade (Die 120 Tage von Sodom).
Das hängt damit zusammen, daß die hier erwähnten Autoren bzw. Bücher eben keinen eigentlichen Skandal ausgelöst haben und insofern zunächst einmal "unverdächtig" sind. Aber auch bei denen ... ojeoje, wenn man's ganz moralisch sieht ...

 Judas (23.01.24, 12:08)
Den Herrn der Ringe kann man aber durchaus wirklich mal stehen haben. ;)

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:32:
Kann man, gewiß. Auch wenn - s.o. - einige kritische Leute sogleich Bedenken angemeldet haben. Wo gibt es die nicht?

 TassoTuwas (23.01.24, 12:46)
Meinen Struwwelpeter will ich aber behalten!

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:33:
Werden dort nicht einem Kind die Daumen abgehackt? Warte nur, bis die Gesinnungspolizei Dein Bücherregal überprüft!
Oder man läßt gleich, wie in Bradburys verfilmtem Roman gleich alle Bücher verbrennen.
Brot (39)
(23.01.24, 12:49)
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 Graeculus meinte dazu am 23.01.24 um 12:58:
Wir können über alles reden - aber die Encheduana gebe ich nicht ab, die wird nicht weggesäubert.

[...]
Der Tag war angenehm für sie, Entzücken verbreitete sie,
überreiche Schönheit verströmte sie reichlich.
Wie das aufgegangene Mondlicht kleidete sie sich strahlend schön.
Nanna gab seiner Bewunderung tatkräftig Ausdruck,
sie (Inana) grüßte ihre Mutter Ningal,
und während die Torhüter-Gottheiten ihr (Inana) den
Willkommensgruß entbieten,
ist das, was sie (Ningal) der Herrscherin zuspricht, gewaltig!

Dir, Zerstörerin aller feindlichen Länder, die von An
die göttliche Macht erhalten hat,
meiner Herrin, in Entzücken gehüllt, dir, Inana
gehört dieses Preislied!

Der erste überhaupt namentlich bekannte Autor in der Weltliteratur ist eine Autorin! Die gebe ich nicht her.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 23.01.24 um 15:00:
Pffff. Durchatmen. 😂😂😂
Brot (39) meinte dazu am 23.01.24 um 15:41:
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 AchterZwerg meinte dazu am 24.01.24 um 06:04:
Gegrüßest seiest du
schmackhaftetes aller Brote <3

deine Auswahl überzeugt mich zu 100 %! ---

Der Trend geht allerdings zur Anschaffung eines neuen  Zweitbuchs ...

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:36:
Man merkt an Brots Liste, daß man auch andere Kriterien zugrunde legen kann. Irgendwelche Bedenken finden sich immer.

Vielleicht interessiert Brot mein Buch zum Thema, das Dieter Wal ins Gespräch gebracht hat: "33 anstößige Bücher, die das Lesen lohnen".

 LotharAtzert (23.01.24, 14:56)
Du willst deinen Formalgrund-Müllhaufen loswerden? Aufrichtigen Glückwunsch, schmeiß die Schinken raus, laß Frische rein, vielleicht nicht gleich die komplette Münchner Rhythmenlehre, das wäre zuviel des Guten.

Was hältst du denn hievon: räume alles in den Garten, mache ein Feuerchen zuehren des Apollon und laß dich, wo das Haus gleich mitbrennt, als Hero feiern. Oder mach weiter den Lit-Moderator. Bei Erato, hoho ein Wort-Spiel, will ich das nicht hoffen. Die Wiederbelebung der Saturnalien würd ich dagegen wärmstens begrüßen, mit Niederwerfung vor den Dienerinnen und allem drum und dran.

Herr der Ringe ... wenigstens ein Steinbock hats geschrieben, da hat er sich ordentlich was bei gedacht ...

 Regina meinte dazu am 23.01.24 um 15:24:
Rassistische Anwandlungen auch bei den Esoterikern H.P.Blavatsky, Max Heindel und Rudolf Steiner und in der Bhagavad Gita. Sowieso nicht in Graecus Bibliothek. Dann müssen wir noch Mozarts Zauberflöte aussortieren, wegen der Rolle des Monostratus: "Alles fühlt der Liebe Freuden, schnäbelt, tändelt, herzt und küsst, nur ich muss die Liebe meiden, weil ein Schwarzer hässlich ist." Und Karl May steht schon längst auf dem Index. 
Aber was schreibt denn Robert Habeck in seiner Kinderbuchliteratur sauberes?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 23.01.24 um 15:28:
Glaubst du nicht, dass Mozart ein Linker gewesen sein könnte? Klingt doch nach Gesellschaftsķritik? Bitte sag ja.

 Regina meinte dazu am 23.01.24 um 15:35:
Nun, den Text hat ja Schikaneder geschrieben. Mozart war Freimaurer. Ich glaube, dass er bei der intensiven Betätigung in der Musik, Sex und Suff keine Zeit für Politik verschwendete und letztendlich war er ja auf seine Auftraggeber angewiesen, also Adel und katholische Kirche. Außerdem war er viel auf Reisen. Mir sind keine politischen Statements von ihm bekannt. Nun, die Existenz war schwierig und er war arm.
Den Figaro kann man als linkspolitisches Werk sehen und wurde auch zunächst nicht oft aufgeführt.

Antwort geändert am 23.01.2024 um 15:52 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 23.01.24 um 18:19:
@Regina: Schikaneder war gleichfalls Freimaurer. Dass er oder Mozart rassistisch dachten, wäre mir neu. Die besagte Stelle ist im Gegensatz zu Schiller mit seinem Theater als moralische Anstalt und dem Brecht-Theater nicht dafür gedacht, das Publikum moralisch zu belehren und politisch zu indoktrinieren, sondern will berühren, ergreifen und unterhalten. Ich kenne keine Oper sonst, die mich so berührt. Ich verstehe das Libretto an dieser Stelle so, dass hier Liebe zur Opernfigur erweckt werden soll. Vielleicht sogar mitleidsvolle. Es ist sicher keine Stürmer-Karikatur, die zu Rassenhass auf dunkelhäutige Menschen anstachelt. Halte das Libretto für erstklassig. Es entstand in kurzer Zeit, weil eine ähnliche Zauberoper kurz vor Mozarts auf die Bühne in Wien gelangte und Mozart mit Schikaneder daher in kurzer Zeit ihre eigene Oper umgestalten durften. Wird man Freimaurer, versteht man, weshalb die Oper auch als Freimaurer-Oper bezeichnet wird.

 Regina meinte dazu am 23.01.24 um 18:37:
Mich würde es wundern, wenn sie nicht rassistisch dachten, weil das allgemein verbreiteter Konsens ab dem Beginn der Kolonialzeit war, dass die weiße Rasse höher steht als die anderen. Aber ich denke nicht, dass Mozart/Schikaneder in dieser Hinsicht besonders aufgefallen wären. Die Monostratus-Rolle verstehe ich so, dass es heißt: Schwarze lieben nicht, sie wollen nur ihren Trieb leben und da geht er ja auf Tamina los und will das erzwingen. Dafür kriegt er dann Peitschenhiebe, wie es in den Kolonien üblich war. Manche Opernhäuser haben die Oper jetzt vom Programm gestrichen. Ich meine, man könnte umdichten oder die Rolle rausnehmen oder sich was einfallen lassen. Super finde ich die Szene, wo der Vogelfänger und Monostratus sich gegenseitig für den Teufel halten und das ist sehr realistisch. Es heißt, dass Mozart in dieser Oper die Charaktere bzw. Archetypen der Figuren sehr einfühlsam musikalisch umgesetzt hat. Königin der Nacht, die sich in die Tonhöhen hochsteigert. Interessant, dass im Gegensatz dazu im Requiem die Frauenstimmen die hohen Töne frei ansetzen (schwer zu singen). Ich kann die Oper auch immer wieder hören und hab die Partitur dabei. Musikalische Grüße Gina

Antwort geändert am 23.01.2024 um 18:42 Uhr

Antwort geändert am 23.01.2024 um 18:44 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 23.01.24 um 19:26:
Mich würde es wundern, wenn sie nicht rassistisch dachten, weil das allgemein verbreiteter Konsens ab dem Beginn der Kolonialzeit war, dass die weiße Rasse höher steht als die anderen. Aber ich denke nicht, dass Mozart/Schikaneder in dieser Hinsicht besonders aufgefallen wären.
Gute Begründung. Ich fand keine Belegstellen für Rassismus in ihren Briefen. Er entwickelte sich meines Wissens deutlich später. Rassistische Freimaurer wie zB Albert Pike und leider auch moderne amerikanische sind leider eher keine Seltenheit. Eine Zauberflötenpartitur wäre super. Hab bisher nur die des Mozartrequiems.

 Regina meinte dazu am 23.01.24 um 20:31:
Etwas, was allgemeiner Konsens ist, muss man nicht in Briefen ausdrücken, man hält es für selbstverständlich. Mozart lebte in seinen Klängen, ich stelle mir da keinen Intellektuellen vor,  der viel reflektiert hätte. Im Grunde lebte er die Lust an seiner Genialität und er hatte, wenn man es so will, für sein Künstlerschicksal nur 35 Jahre Zeit, also eilte er von Kunstwerk zu Kunstwerk, auch sein Alltagsleben besteht aus Lust: Suff und Sex. Rassenhass war da sicherlich nicht, aber auch nicht die heutige Form von Moralvorstellungen, er arbeitete auch mit Eunuchenstimmen, ohne sich über Kastration Gedanken zu machen. Die Briefe an seine Cousine sind voller derber, schmutziger Späße.

 Dieter Wal meinte dazu am 23.01.24 um 20:55:
ich stelle mir da keinen Intellektuellen vor,  der viel reflektiert hätte.
Dann solltest Du unbedingt seine  Briefe lesen. Mozart war blitzgescheit. Seine Briefe sind Weltliteratur.

Antwort geändert am 23.01.2024 um 20:59 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:42:
An Lothar:

Muß es gleich der Döbereiner sein? Ich dachte mal an die Ebertin-Familie, weil mir der Begriff "Kosmobiologie" sympathischer klingt als "Rhythmenlehre" ... ich hab's halt nicht so mit dem Rhythmus. Außerdem hätte das den Vorteil, daß wir beide Astrologen wären und dennoch weiterstreiten könnten, wie wir es gewohnt sind.

Einen Garten habe ich nicht und kann dort also auch keine Bücher verbrennen ... täte es ohnehin nur in einem Anfall von Wahnsinn. Über eine Wiedereinführung der Saturnalien kann man sprechen, obgleich ich eigentlich immer angenommen habe, daß Karneval etwas Ähnliches sei.

Antwort geändert am 24.01.2024 um 17:24 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:43:
An Regina:

Die Bhagavad-Gita habe ich, die übrigen, die Du Esoteriker nennst, nicht.

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:45:
Zu Mozart:

Erst dieser Tage habe ich in einem Buch über Sophokles gelesen, daß dieser etwas mit Mozart gemeinsam habe: die Heiterkeit auf der Oberfläche und die Abgründe darunter. Mit denen war freilich nicht irgendein Rassismus gemeint, sondern Schmerz.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.01.24 um 16:58:
Mozart war ein Luftzeichen... wir sind so. Und du jetzt so... wer's glaubt.😂😂😂

 LotharAtzert meinte dazu am 24.01.24 um 17:12:
Die Sonne im Wassermann wolltest du aus welchem Grund verschweigen?

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 17:16:
Ich habe keine Ahnung, was mein Sternzeichen bedeutet. Aber jetzt schreibe ich hier mal etwas, was ich - Achtung, Lothar! - eigentlich zu LotharAtzert schreiben wollte.

Ich nehme stark an, daß das Datum meiner Geburt meinen Charakter beeinflußt hat. Nicht wegen des Sternzeichens, sondern weil 1949 das erste und einzige Jahr in der Geschichte der Musik ist, in dem ein schwarzer Blues die No. 1 der Hitparade war: "Goodnight Irene" von Leadbelly.
Ganz auffallend, wie ich später reagiert habe, als ich erstmals bewußt einen Blues gehört habe.
Wir müssen der Wahrheit ins Auge blicken:

I asked your mother for you
She told me that you was too young
I wish to the Lord that I'd never seen your face
I'm sorry you ever was born

Wem, kaum auf die Welt gekommen, diese Klänge begegnen, dessen Liebesleben kann doch nur zu Katastrophen führen, oder?

Außerdem, auch interessant, Leadbelly dürfte der einzige bekannte Musiker sein, der gleich zweimal für lange Zeit in Haft war: einmal für Wehrdienstverweigerung, einmal für Totschlag.
Ich hatte das Glück, daß zu meiner Zeit Wehrdienstverweigerung nicht mehr strafbar war. Der Totschlag kommt dann wohl noch.

 LotharAtzert meinte dazu am 24.01.24 um 17:16:
Ebertin ... pah. Wo bin ich hier nur wieder gelandet ...

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 17:22:
Na, den Ebertin, weißt Du ja, habe ich in Bad Wildbad halt mal kennengelernt. Vielleicht gründen wir ja die rhythmische Kosmobiologie?

 Dieter Wal meinte dazu am 26.01.24 um 16:31:
Die Briefe an seine Cousine sind voller derber, schmutziger Späße.
@Regina:


Mozarts Bäslebriefe sind ungeeignet, um sich einen realistischen Eindruck darüber zu verschaffen, wie Mozart dachte. Die Bäslebriefe scheinen aus einer äußerst erotischen Beziehung zu seiner Cousine entstanden zu sein und waren nicht für Veröffentlichungen gedacht. Nimmt man die verlinkte Briefgesamtausgabe, stellt man fest, dass er die meisten Briefe an seinen Papa schrieb. Der war, liest man das Vorwort der Violinschule Leopold Mozarts, hochgebildeter Humanist. Gerade die äußerst vielseitige Intelligenz Mozarts spricht aus seinen übrigen Briefen. Ich mag die Bäslebriefe übrigens auch nicht. Sie gehen mich auch nichts an.

 Graeculus meinte dazu am 27.01.24 um 00:16:
Die Vorstellung, man werde dermaßen berühmt, daß auch intime Briefe oder Tagebücher veröffentlicht werden, ist gruselig.

 Mondscheinsonate (23.01.24, 15:09)
Proust...also diese antisemitischen Stellen...
Sind wir uns ehrlich, unsere Herrschaften waren vom Mainstream nicht unberührt.

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:48:
Den Proust habe ich nie durchgehalten. Es wird wohl zutreffen, wenn Du es schreibst, mir war die Lektüre, was der Titel sagt: verlorene Zeit.
Ähnlich wie bei Adalbert Stifter, auch wenn ich bei ihm einen Roman geschafft habe.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.01.24 um 16:59:
Oh Gott, Stifter. Nach dem 354 Stein hat man genug.

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 17:18:
Das Interessanteste (für mich) sind die Umstände seines Suizids.

 Regina (23.01.24, 15:56)
"Veni, vidi, vici" Liest du nicht auch Latein und Altgriechisch, dieses kriegsverherrlichende Zeug?

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 16:50:
Das muß ich wohl zugeben, obwohl Caesars "De bello gallico" nicht zu meinen Lieblingslektüren zählt.
Aber falls Du wissen möchtest, bei welcher Gelegenheit Caesar "Veni, vidi, vici" geäußert hat, kann ich Rede und Antwort stehen. Der mit großer Brutalität geführte Gallische Krieg war's nicht.

 Regina meinte dazu am 26.01.24 um 16:37:
Es war irgendwo im Mittleren Osten.

 Graeculus meinte dazu am 26.01.24 um 16:52:
Ja! Nach dem Krieg gegen Pharnakes II.

 Mondscheinsonate (24.01.24, 16:53)
Ich delogiere und ergänze, säubern klingt gruselig nach Bücherverbrennung, Handke, Gerechtigkeit für Serbien!, Wilde: Perverser!

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 17:02:
"Säubern" klingt nach Bücherverbrennung und soll das auch. Es gibt allerdings literarische Formen, die auf das Gegenteil dessen aus sind, was sie an der Oberfläche sagen: Ironie, Sarkasmus, Satire usw.
Du weißt wohl, daß ich im Ernst alles andere bin als ein Bücherverbrenner und -säuberer. Da gehe ich, glaube ich, noch weiter als Du.

Übrigens gab's auf arte kürzlich mal eine Hintergrundinformation über Nabokovs "Lolita" zu sehen. Das war spannend: Eine ganze Gruppe von Frauen verteidigte das Buch, indem sie sagte, es müsse ganz anders gelesen werden, insofern der Autor auf der Seite des mißbrauchten Mädchens stehe. Ein Neffe Nabokovs hingegen meinte: "Ich gehe schon davon aus, daß in einem Autor etwas von seinem Protagonisten steckt. Aber vielleicht lebt er das nicht aus." Oder, füge ich hinzu, er sublimiert es wie Lewis Carroll.

Antwort geändert am 24.01.2024 um 17:19 Uhr

Antwort geändert am 24.01.2024 um 18:08 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.01.24 um 17:07:
Wert(h)er Graec, das nennt man im Fussball nachtreten.😂😂😂Du, ich hab eine 11-jährige Nichte, reden wir in ca. 10 Jahren nochmals objektiv darüber, jetzt geht das nicht.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.01.24 um 17:08:
Jössas! CARROLL! Drogensüchtler! Huxley: Schlimmste Süchtler! Einsperren!

 Graeculus meinte dazu am 24.01.24 um 18:11:
Carroll hätte ich noch gut in meine Liste aufnehmen können. Er war pädo- oder nymphophil ... und hat Bücher für Mädchen geschrieben. Aber wir können, wie Du vorschlägst, das Thema für zehn Jahre vertagen. Zehn Jahre, das wären ...? Oje, wie wird es dann um mich stehen? Also, fest buchen sollten wir das noch nicht.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.01.24 um 19:08:
Aber gehn's, hören's auf!
(Musst bös werden, das konserviert!)

Antwort geändert am 24.01.2024 um 19:09 Uhr

 Roger-Bôtan (29.01.24, 11:50)
Homer und Mark Twain würde ich behalten, alles andere...
Na gut, Geschmackssache. Solche Bücher behalte ich nur in elektronischen Ausgaben, für alle Fälle, als Nachschlagewerke und so.
Für Tolkien und Harry Potter und sonstigen schwachsinnigen Schund gibt es bei mir keinen Platz, nicht einmal auf dem Hard Drive, geschweige denn im Bücherregal.
Ansonsten habe ich gerade gecheckt, was ich an Büchern besitze. Meistens Wörterbücher und Poesie aus aller Herren Ländern. Und einige Lieblingsautoren: Niezsche, Philip José Farmer, Jean Potocki. Den letzteren empfehle ich allen: „Le manuscrit trouvé à Sararagosse“. Hab schon 4 Mal gelesen, jedes Mal in einer anderen Sprache. Werde ganz bestimmt noch einmal lesen, diesmal wahrscheinlich auf Italienisch.

 Graeculus meinte dazu am 30.01.24 um 04:12:
Danke für den Hinweis auf den Potocki, den ich schon lange hier stehen, aber noch nie gelesen habe; das werde ich jetzt mal ändern.
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