Antoine de Saint Exupéry

Text

von  Mondscheinsonate

Wikipedia spuckt aus, dass er zweimal in Literatur durchfiel. Ich schreibe offen, auch, wenn man mich jetzt verbal steinigen will, dass "Der kleine Prinz" mit Abstand das kitschigste, unerträglichste, küchenphilosophischste Buch aller Zeiten ist, aber ja, es hat Erfolg, so wurde es 140 Millionen mal verkauft und zählt zu den erfolgreichsten Büchern der Welt. 

Ich fand das aber nicht immer so unerträglich, als Kind hatte ich eine Langspielplatte und da wurde mir der "Kleine Prinz" erzählt. Ich fand das so schön, dass ich es rauf und runter hörte. Es gab mir das Gefühl nicht alleine zu sein. Aber, als Erwachsene finde ich es nicht mehr so prickelnd. Wozu er dennoch weiterhin gut war? Um mein Französisch zu verbessern. "Der kleine Prinz" war mein erstes Buch, das ich im Original lesen konnte, nachdem ich die Sprache lernte. Die Wahrheit ist, ich wählte damals Französisch, weil ich die Existenzialisten im Original lesen wollte, immer schon, nicht den "Kleinen Prinzen", aber er erschien mir leicht zu verstehen und war eine gute Übung. 

Früher, als ich es mir noch leisten konnte, sammelte ich Füllhalter, aber ich gab das Hobby aus Kostengründen auf, auch wegen des Studiums, da ich nur fast nur noch mit Kugelschreiber schreibe. Meine Schwester dachte, ich sei nun traurig und kaufte mir einen Füllhalter, nicht teuer, aber entzückend war die Idee. Ich öffnete die Schachtel und es war "Der kleine Prinz" auf dem Füllfederhalter. Ich tat so als ob ich mich freuen würde, dachte: "O NEIN!"

Es folgte ein Notizbuch mit "Dem kleinen Prinzen" darauf Bleistifte, ein Stiftehalter, ein Rucksack und ein Pyjama. Dann sagte ich: "Ich denke, es ist genug."


So ist in der ganzen Wohnung der "Kleine Prinz" verstreut und meine Privatnotizen schreibe ich mit dem Füllhalter in mein "Kleiner Prinz - Notizbuch". Mir geht dieser "Kleine Prinz" derart auf die Nerven, ich kann es gar nicht beschreiben wie sehr. 

Letztens bestellte ich mir einen "Kleinen Prinzen" - Kalender, weil ich doch fand, er passte zu meinen Goodies. Es war nur, weil ich es passend fand.

Als ich letztens bei Papa war, sagte er, er hätte etwas für mich und gab mir eine "Kleiner Prinz" - Wasserflasche. Ich sagte: "Ich freue mich." Das tat ich nicht. 

Ich weiß nicht, ich kann irgendwie die Freude am Schenken nicht mehr nehmen. 

Ich hasse den "Kleinen Prinzen" abgrundtief. Er nervt mich.

Aber, sind wir uns ehrlich, Zitate wie

  1. Was die Zukunft betrifft, geht es nicht darum, sie vorauszusehen, sondern sie möglich zu machen.

  1. Lass den Traum dein Leben verschlingen, damit das Leben deinen Traum nicht verschlingt.



sind doch verständlich. Ja, verständlich. Alles ist verständlich, deshalb ist es auch erfolgreich. 

Ich hasse dieses Gesülze, wirklich. Selbst in meinem Bett liegt stets der "Kleine Prinz", nicht, weil ich es mögen würde, nein, ich habe nur das Gefühl, man sollte sich die Kindheit bewahren und durch sie fühlt man sich beschützt, das immer. Das Buch neben mir sehe ich jeden Tag vor dem Einschlafen an, es hilft mir vorwärts zu gehen. 

Aber, ehrlich, ich hasse es. Schlage es nie auf.


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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (03.03.24, 21:07)
Ich bin auch als Kind mit diesem Büchlein nicht warm geworden. Alles ist so bedeutsamkeitsträchtig! Die Geschichten von Donald und Dagobert Duck sowie den drei Neffen Tick, Trick und Track waren tausendmal spannender und in der Übersetzung von Dr. Erika Fuchs auch literarisch wertvoller.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 03.03.24 um 21:11:
Bei mir war es umgekehrt. So ein Donald entzückt mich jetzt mehr.

 LotharAtzert (03.03.24, 23:25)
Kennst du denn auch den kleinen Dreckspatz? - https://keinverlag.de/412296.text

 eiskimo antwortete darauf am 04.03.24 um 00:43:
Du beschreibst Deinen Widerwillen gegen diese Geschichte wieder sehr plastisch, und ich glaube Dir auch. Ich für meinen Teil kann immer noch viel mit Saint-Exupéry anfangen, selbst mit Le Petit Prince.
Dessine-moi un mouton ... dieser Trick z.B. mit dem Bananenkarton, in dem das Schaf drin versteckt sei, ist für mich immer noch eine Art Schlüsselszene, um die Tücken der Kommunikation zu verstehen.
Aber ich will Dich nicht quälen - laisse tomber...
LG
Eiskimo

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 04.03.24 um 06:34:
Es quält mich nicht, es ist eigentlich alles schön richtig in dem Buch.

 Fridolin (04.03.24, 04:26)
Ist es nicht eher die unerträgliche Vermarktung, die Deinen Hass erregt?

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 04.03.24 um 06:37:
Absolut. Das Buch ist mir emotional sehr nahe, weil es mich bewahrt, aber alles, was zu aufdrunglich ist, auch der Inhalt, nervt zwangsläufig irgendwann.

 Lluviagata (07.03.24, 19:20)
Als DDR-Kind konnte und kann ich bis heute nichts mit dem "Kleinen Prinz" anfangen, ich war schon immer zu starrköpfig dafür, um mich irgendeinem Hype zu unterwerfen. Einzig Harry Potter, da hab ich im ersten Band probegelesen und konnte es nicht mehr weglegen. Und die folgenden Bände auch nicht. ^^

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 08.03.24 um 16:48:
Nie gelesen. Das Thema spricht mich nicht an. Schad eigentlich.
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