Stützgerädert

Gedankengedicht zum Thema Innenwelt

von  Füllertintentanz

Alles an dir ist gebunden,
wie wallendes Haar umlockter Schultern,
von Klemmen gebändigt.

Doch Mangel an Fülle
höhlt Verbindung,
knüpft Alleinsein
und spannt Verklemmung.

Durch geblichene Dolden jungfräulicher Träume
verflüchtigt sich Rausch
in staubende Winde.

Obwohl nichts bis zu ihrer Anmut Blüte reicht,
servierst  du des Nektars Farbentod,
im Tischschmuck der Nacht.
Gewachsen um zu welken.

Ungereicht entwichen,
ins Dämmern der Zeit.
Rost greift nach der Nabe deiner Achse.

Gebeugt über den Lenker der Jahre,
zerfrisst er des Ausfalls Ende.
Ungeschaltet , schwer bepackt,
blättert das Blech zum Schutz.

Die Kette treibt,
entkoppelt von Richtung,
taube Ohren blindlings an.

Hörst du nicht die Stimme des Weges?
Jenseits der Wahrnehmung
täuschtest du dich groß,
doch sinkt dein Blick, im Fall der Stütze.

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Kommentare zu diesem Text

Klabautermann (57)
(30.06.06)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 10.07.06:
Hallo Udo,
ich habe mich sehr über dein Rätseln gefreut, zeigt es doch das intensive Beschäftigen mit meinen Zeilen.

Also,
ich beschreibe einfach nur einen Menschen, der sich an alle möglichen Dinge gebunden fühlt, doch eigentlich ist er nicht mehr gebunden, als eine Langhaarfrisur, bei der man nur die Klemmen löse müsste...
Die ohnehin schon schwache Bindung wird zerfressen von Leere. Das eigene Bewusstsein pickt immer größere Stücke der Zufriedenheit, er ist verklemmt in der eigenen Einsamkeit. Einstige Träume, die ehrbar, farbig und wunderschön waren berauschen nicht mehr. Ihre Unantastbarkeit zerstaubt. Nichts besaß je die Schönheit dieser Träume, doch hatten diese von Anfang an keine Zukunft. Gewachsen um zu welken. Daher der Tischschmuck, der ja nach seinem großen Auftritt immer ausgedient entsorgt wird.
Es hat einfach nicht gereicht, was langsam auch im Bewusstsein ankommt. Doch der Schmerz bleibt sichtbar, legt sich auf das Zentrum der Stabilität. Er lässt die Richtung der letzten Jahre an sich vorbei laufen. Der gesamte Antrieb zerfällt.
„..zerfrisst des Ausfalls Ende“…. Damit habe ich das „Ausfall-Ende“ im Fahrradbau gemeint. Schließlich sind ja alle wesentlichen Bestandteile an den Aufnahmen der Achsen befestigt. Doch die rosten in meinem Text dahin. Die Geschwindigkeit ist nicht mehr schaltbar, Gepäck nicht mehr tragbar, sämtliche Schutzvorrichtungen schwinden. Doch noch immer treibt die Kette die Ohren an, die einfach hörend nichts sehen wollen. Die innere Stimme schreit, doch das Ohr bleibt blind.
Mein beschriebener Mensch täuschte sich lange Zeit über groß, sicherte sich ständig nach allen Seiten ab, dachte immer an alle Eventualitäten. Sein Denken lag wie Stützräder um jede Fahrt gebreitet. Nun merkt er, dass alles Denken nur Selbstbetrug war, die Stütze bricht und der hohe Blick fällt zu Boden.
...
LG, Sandra
Klabautermann (57) antwortete darauf am 10.07.06:
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