Die Rückkehr des weißen Gottes

Essay zum Thema Schicksal

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Hernan Cortez (1485 - 1547) war in gewisser Weise ein spanischer Glücksritter. Als er am 22. April 1519 mit  670 Untergebenen den amerikanischen Kontinent betrat, hatte er das Auffinden sagenhafter Goldschätze im Sinn. Aber im Laufevon drei Jahren hatte er das aztekische Großreich zugrunde gerichtet. War er ein "Werkzeug der Vorsehung", so wie er selber und die Spanier allgemein es damals gesehen haben dürften?

Gemäß eines alten indianischen Mythos hatte ein „weißer Gott“, ein gerechter Herrscher der Tolteken, im 10. Jahrhundert,  im Jahre Eins Rohr (nach aztekischem Kalender) sein Volk verlassen und war mit den anderen „weißen Göttern“ in Schwanenbooten über das Meer davongesegelt. Aber dereinst würde er wieder zurückkehren und seinen verwaisten Thron wieder einnehmen.
  Und die Rückkehr würde auch wieder in einem Jahre Eins Rohr geschehen. Genauer gesagt am Tage Neun Winde. Diesen Termin hatten die aztekischen Weisen ausgerechnet. Und dann würde das Reich der Azteken untergehen. So brach unter den Azteken alle 52 Jahre eine gewisse Unruhe aus.
    Denn der aztekische Kalender richtete sich nach dem Lauf der Gestirne und hatte einen 52 Jahre – Rhythmus. Mit Eins Rohr begann alle 52 Jahre ein solcher neuer Zyklus. Und jedes Mal wenn Eins Rohr und Neun Winde nahte,  stieg  die Spannung und Furcht unter den Azteken.Wie froh waren sie, wenn wieder so ein Termin verstrichen war und sie sich weitere 52 Jahre keine Sorgen machen mussten

Als Cortez am 22. April 1519 mit seinen Mannen mexikanischen Boden betrat, hatte er nicht die geringste Ahnung, dass dies genau der Tag Neun Winde im Jahre Eins Rohr war. Und das dies genau an der Stelle geschah, an der gemäß der alten Überlieferungen der „weiße Gott“ auf und davon gesegelt war.
    Aztekische Späher begaben sich im Laufschritt sich in die Hauptstadt und berichteten ihrem Herrscher Montezuma, dass der „weiße Gott“ zurückgekehrt sei. Was bei dem das helle Entsetzen auslöste, denn er wusste was dies bedeutete.Wenn das wirklich stimmte, würde sein Reich untergehen. Er beschloß abzuwarten und die weitere Entwicklung erst einmalzu beobachten.

Ich denke, dass selbst der ungläubigste Skeptiker beeindruckt sein könnte von diesem schier unglaublich begünstigendem Zufall, dass Cortez ausgerechnet am exakt richtigen Tag und genau an der richtigen Stelle an Land ging. Ohne diesen Zufall wäre die Geschichte Amerikas vermutlich anders verlaufen.
  Durch das zögerliche Agieren Montezumas erhielten die Spanier wichtige Zeit um Koalitionen zu schmieden und bis zur Hauptstadt der Azteken vorzudringen. Eine echte Gegenwehr der Azteken setze erst dann ein als fast alles schon zu spät war. Drei Jahre später war das aztekische Grossreich Geschichte.
   
Als Christ sehe ich in dem ganzen Vorgang tatsächlich eine waltende Vorsehung. Wenn im Himmel eine Sache beschlossen ist, wird niemand auf Erden sie stoppen können. Das jedenfalls ist eine der zentralen Botschaften der Bibel. "Was der HERR sich vorgenommen hat, führt Er auch aus." Manchmal auch, in dem er den Teufel eine Weile gewähren lässt. Letzteres möchte ich aber im Falle von Cortez nicht genauer beurteilen.

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(08.10.14)
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 Dieter Wal meinte dazu am 10.12.14:
Christliche IS. Davon abgesehen, dass mir eine positive Wertung dieses Völkermordes pervers vorkommt, finde ich die Darstellung gelungen, wo sie die mythologische Durchdringung zweier mythischer Weltbilder darstellt. Die These, dass Religionen krank sein müssen, die Massenmorde hervorbringen, bewahrheitet sich historisch.
(Antwort korrigiert am 11.12.2014)

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 26.01.20:
Da stimme ich meinen Vorredner zu.

Bluebird, Genozid ist also Teil der biblisch-christlichen Vorsehung?
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