Skrupelloses Frühlingsgedicht

Alltagsgedicht zum Thema Verführung

von  EkkehartMittelberg

Mir juckt das Fell,
ich möchte mich häuten
wie in jedem Lenz und
ihm ein Gedicht schreiben,
wenn nur nicht alles
schon gesagt wäre.

Erwähnte ich schon,
dass ich Frühlingsgedichte liebe,
wenn da nur die Sprache nicht wäre.
Und so kaue ich verzweifelt
am Bleistift.

Ich gehe in den Garten,
werfe einen Blick
auf die üppig sprießenden Gänseblümchen
und die optimistisch leuchtenden Krokusse,
sehe die ersten Mücken tanzen,
erspähe einen allzu vorwitzigen Igel,
höre eine Amsel jubilieren
und denke: Was soll’s,
lasse den lauen Wind
unter meinen alten Mantel wehen
und werfe ihm eine Kusshand zu,
die er zu jenen tragen möge,
die sich in jedem Frühjahr
über die ewig gleichen Frühlingsgedichte
so entsetzlich ärgern.

Februar 2014

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (15.04.20)
endlich gefunden, die Abladestelle für unnütze Frühlingsgedichte, herrlich, gebührenfrei,

der lenz bricht heute
die kadenz zur Jahresmitte
Aprill schickt laut
sein Tonartfremd
doch bald ruft Sommers
kurzes Seidenhemd
es hagelt Sturm
dann Hitzewellen
örtlich überschwemmt
so ungefähr
wie immer ohne Gewähr
doch die Natur
hat Spaß daran
nur wir
wie immer
nur die falschen schuhe an

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.04.20:
hallo Dance, ich würde dazu Stellung nehmen, wenn du dir deine eigene Abladestelle geschaffen hättest.
Servus
Ekki

Antwort geändert am 15.04.2020 um 16:39 Uhr

 ViktorVanHynthersin (15.04.20)
Lieber Ekki,
persönlich habe ich nichts gegen Frühlingsgedichte, nur maßvoll und möglichst originell sollten sie sein. Dazu hast Du uns ein gutes Beispiel serviert.
Und ein Gedicht macht noch keinen Frühling. Wer es sich mit der Patsche geben möchte, der schaue hier:  Auf eigene Gefahr!
Allen anderen empfehle ich zur Abhärtung ein eigenes Frühlingsgedicht zu schreiben.
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 15.04.20:
Vielen Dank, Viktor. Ich habe versucht, ein originelles Gedicht zu schreiben und glaube fast, dass es eines geworden ist, weil du es so siehst.
Herzlichst
Ekki
Lena (58)
(15.04.20)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 15.04.20:
hallo Arja, wie schön, dass du einen Sinn für das Verspielt hast,
denn mein Gedicht will ja spielen und nicht ernst genommen werden.
Merci und liebe Grüße
Ekki
Sätzer (77)
(15.04.20)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 15.04.20:
Vielen Dank, Uwe, es ist nicht leicht, diesem Thema etwas Neues abzugewinnen.
LG
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(15.04.20)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 15.04.20:
Liebe Sigi, in früheren Zeiten wurde der Beginn des Frühlings mit Tänzen gefeiert. Wir können und wollen die Dorflinde nicht wieder herzaubern. Aber ein wenig Lockerheit zu verbreiten, ist in dieser beklemmenden Zeit lebenswichtig.
Grazie und herzliche Grüße
Ekki
Jo-W. (83)
(15.04.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.04.20:
Danke, Jo, mit dir freue ich mich immer gern.
LG
Ekki

 AvaLiam (15.04.20)
geschätzter Ekki...

...wie soll ein Mensch, der sich seines eigenen Erwachens und Lebens nicht freut, über anderes Erwachen und Leben freuen?

...wie soll ein Mensch, der in seinem tristen Dunkel, seinem Selbstmitleid und all den Schatten seiner verjährten Träume trügerische Sicherheit wähnt, mit diesem Licht und diesen Farben, diesen ganzen Frohklängen und Explosionen von Leben und Freude, Leichtigkeit und Neugierde klar kommen? Stellt es doch Gewohntes in Frage und droht mit einer unberechenbaren Unbekannten. Also tun sie, was sie immer tun. Rebellieren, kategorisch ablehnen und alles verteufeln, was ihre eigene kleine Welt erschüttern und verändern könnte...

Es liegt also nicht an den Liedern und Gedichten, den Bildern und Farben, an dir,, an mir und allen anderen, die die Natur nach dem Winter willkommen heißen in einem frischen Kleid.

Deshalb ist es gut und schön, dass - nun erst recht - immer wieder Worte und Gemälde aufs Papier finden, so wie dein Gedicht, dass wir das Leben willkommen heißen, den maulenden und meckernden Spaßbremsen über den Mund und die Finger fahren, ihr Schwarz und Grau mit Farbe überschüttern in dem Wissen: irgendwann bleibt etwas kleben.

also schreib...schreib...und schreib...

bunte Grüße - Ava

Kommentar geändert am 15.04.2020 um 12:18 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.04.20:
Liebe Andrea,, ich bin ein Glückspilz, weil du immer wieder die bescheidenen Blümelein in meinen bemühten Texten erkennst und sie zu so schönen bunten, lachenden Sträußen zusammenbindest, dass mir das Herz aufgeht und ich auch in diesen schweren Zeiten heiter singen möchte, weil ich in dir eine ansteckend heitere Muse gefunden habe. Mercissimo
Frohe Grüße
Ekki

 Moja (15.04.20)
Bei diesem Gedicht habe ich herzhaft gelacht, lieber Ekki!
All die Worte genügen nicht, um dieses Blühen, Pracht und "Wundersamkeit" zu beschreiben - jedes Jahr erneut, kaum zu glauben.

Viele Frische Frühlingsgrüße
sendet Moja

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.04.20:
Grazie, Monika, deine Fröhlichkeit steckt an. Nur so wird es möglich sein, jedes Jahr dem Frühling ein paar frische Nuancen abzugewinnen, die aus dem Born der Schwerelosigkeit fließen.
Heitere Grüße
Ekki

 juttavon (15.04.20)
;-)

HG Jutta

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.04.20:
:) :) :)
HG zurück, liebe Jutta

 Regina (15.04.20)
Seit es Aufzeichnungen gibt, werden der Frühling und die Liebe bejubelt. Da kann man die unterschiedlichen Stile gut vergleichen. Romantiküberwinder haben es aber schwer. Du hast den Überdruss thematisiert, der die befällt, die viel Schöne Kunst genossen haben und dann zu Experimenten greifen, die nicht jeder versteht, die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts. Und siehe da: Unvermutet kriechen Neoromantik und Neoklassik hinter dem Ofen hervor, weil sie unsterblich sind. LG Gina.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.04.20:
Ha,ha,ha, Gina, da gebe ich dir recht. Man möchte modern sein und kehrt unversehens bei Ludwig Richter ein.
LG
Ekki

 TassoTuwas (17.04.20)
Hallo Ekki,
klar, dass schon alles zigmal geschrieben wurde, und trotzdem darf es jede Generation aufs Neue versuchen.
Und wenn man sich darüber gekonnt entrüstet, hat es den besonderen Pfiff
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.04.20:
Merci, Tasso, das lasse ich stehen.
Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (23.04.20)
Dann genieß doch einfach nur den Garten. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.04.20:
Merci, Armin. Ich folge deinem Rat. Er hilft.
LG
Ekki

 harzgebirgler (30.10.20)
es fehlt dir ja im lenz
kein bißchen an potenz
in puncto poesie
und auch ansonsten nie.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.10.20:
Merci, Henning, und wenn die Musen gnädig walten, bleibt sie zum Winter hin erhalten.
LG
Ekki
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