Ode auf den Nebel

Alltagsgedicht zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Nach langer Pause zeigst du dich wieder,

sanfter Freund des Verhüllens.

Du bist der Vorhang der Natur, die sich mit

erneuerter Leuchtkraft zeigt, wenn du dich auflöst.


Du hemmst den jähen Flug unserer Gedanken,

die im Nirgendwo zu zerfließen drohen, wissend,

dass sie Zeit zur Sammlung brauchen, bevor

die Sonne der Erkenntnis sie durchdringt.


Du bist das Elixier der Poeten, die

in deinem Fluidum wandern, die

rätselhafte Worte aus dir formen, um

Lösungsfreude in Suchenden zu entfachen.


Du kennst die Schwächen der Menschen, die

die blendende Kraft der Wahrheit unterschätzen,

die du mit deinem Schleier umgibst,

den du vor geduldig Forschenden allmählich lüftest.



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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (13.09.22, 11:48)
Ein sehr schönes Gedicht über den Nebel, lieber Ekki.
Vers 3 spricht mich besonders an.
Liebe Grüße
Alma Marie

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.09.22 um 11:57:
Vielen Dank, Alma Marie, ich habe mir große Mühe gegeben, das Verhüllen des Nebels auch als Metapher zu sehen.

Liebe Grüße
Ekki

 uwesch (13.09.22, 13:57)
Was der Nebel alles so in sich hat - klüger als so manch ein Mensch.  LG Uwe

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 13.09.22 um 15:56:
Merci, Uwe, er ist zumindest ein Meister des Tarnens, auch von Schwächen.

LG
Ekki
Teolein (70)
(13.09.22, 14:01)
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 harzgebirgler (13.09.22, 15:09)
hallo ekki,

was wahrheit angeht stochern wir in ihm,
dem nebel, gerne ziemlich ungestüm!

lg
henning

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 13.09.22 um 16:45:
Gracias, Henning,

wir brauchen geduldig nur zu warten,
er zeigt freiwillig seine Karten.

Beste Grüße
Ekki

 Saira (13.09.22, 15:41)
Lieber Ekki,

beeindruckend, wie ehrfürchtig du die Gestalt des Nebels beschreibst. Eine gelungene Ode!
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 13.09.22 um 17:03:
Grazie, Sigi,

man lebt gut, wenn man den Gestalten der Natur mit Respekt begegnet.

Herzliche Grüße
Ekki
Taina (39)
(13.09.22, 15:59)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 13.09.22 um 17:56:
Grazie, Taina, das ist Stoff für eine anrührende Kurzgeschichte.

 Quoth (13.09.22, 16:13)
Schöne Enjambements, besonders in der dritten Strophe.
Autofahrer würden eine andere, möglicherweise leidvolle Ode anstimmen ... Gruß Quoth

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.09.22 um 18:00:
Merci, Quoth, ich freue mich immer wieder, wenn jemand über dem Inhalt die Form nicht vergisst.

LG
Ekki

 Graeculus (13.09.22, 17:23)
Wenn man an das Anagramm von "Nebel" denkt, dann weiß man, wofür er noch eine Metapher abgibt.

Du zeigst gut mehrere Aspekte des Nebels auf, nicht nur negative.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.09.22 um 18:55:
Vielen Dank für die Feststellung, Graeculus: Es ging mir um den Aspektreichtum des Nebels.

 TassoTuwas (13.09.22, 18:33)
Hallo Ekki,
der Nebel weckt in mir ambivalente Gedanken.
 
Da ist zum einen ein beängstigendes Gefühl der Ungewissheit, zum anderen kann man in seinem Schutz mit sich selbst allein sein. 
Beides finde ich in deiner Ode. 

Herzliche Grüße
TT

PS. Mein Eindruck ist, dass es kaum noch richtig dicke Nebel gibt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.09.22 um 19:34:
Merci, Tasso, 
                                                                            Nebel ist tatsächlich ambivalent, man denke nur an die vielen Krimis über London im Nebel, aber er verhüllt auch sanft das Schutzbedürftige.
Insbesondere seine geheimnisvolle Seite macht ihn zum Freund der Poeten.

Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis (13.09.22, 19:55)
Hallo Ekki, hier eine andere Sicht neben einer Menge Bewunderung:
Sie sehen nur noch Butterland*
und sind total verkommen
und haben selbst sich den Verstand
und die Moral genommen ...“
*Butterland: ist ein Begriff der Seemannssprache. Damit bezeichneten Seefahrer  Inseln oder Küsten am Horizont, die durch Dunst oder Nebel vorgetäuscht werden.
Herzlich grüßt dich Gil.


 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.09.22 um 11:03:
Vielen Dank, Gil. Ich habe wieder etwas Neues gelernt.

Sieht jemand nur noch Butterland,
fehlt es ihm bald an dem Verstand.

Herzliche Grüße
Ekki

 millefiori (13.09.22, 20:27)
Ein wirklich schönes Gedicht über den Nebel. 
Irgendwie hat doch alles seinen Sinn und eine gute Seite. 
Ich freue mich nach diesem sehr trockenen Sommer auf jedes Fitzelchen Feuchtigkeit und wenn es nur Nebelfeucht ist. 
Aber die anderen von dir beschriebenen Eigenschaften des Nebels sind auch gut.
Liebe Grüße millefiori 😊

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.09.22 um 11:08:
Gracias millefiori,

die negativen Seiten des Nebels fallen ohne hin ins Auge. Deshalb lebt es sich besser, wenn man auch positive entdeckt.

Liebe Grüße
Ekki
Agnete (66)
(13.09.22, 22:25)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.09.22 um 11:44:
Merci, Moni, ein Perspektivenwechsel bringt meistens Verdecktes zu Tage.

LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (13.09.22, 22:54)
Das macht den Eingebildeten aus. Er erkennt den Nebel, der ihn umgibt nicht und glaubt, dass was er sieht, alles ist.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.09.22 um 11:47:
Gracias, das stimmt, Trekan, Eingebildete sind vom Nebel Eingeschlossene

 lugarex (14.09.22, 06:59)

ich ertappe mich ohne Kappe
wie ich freudig im Nebel tappe
solange ich noch tappen kann
versuche gar zu tanzen ‘nen Cancan

Ich liebe Nebel, stimmt ziemlich kreativ, Stichwort "Semesteranfang"...

LG von Luga

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.09.22 um 12:07:
Merci, Eine schöne Idee, Luga,

Im Nebel zu tanzen
verführt schüchterne und Emanzen.

LG
Ekki

 AchterZwerg (14.09.22, 07:00)
Altmodisch, lieber Ekki,
und ganz besonders bezaubernd! <3 

Herzliche Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.09.22 um 12:12:
Grazie, liebe Piccola,

das Altmodische hat zuweilen seinen Reiz.
Kennst du noch "Spiel mir eine alte Melodie"

"Man steckte Veilchen ins Kleid
die Röcke waren so weit
zur alten Postkutschenzeit."

Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (14.09.22, 12:00)
Du kennst Dich mit dem Nebel aus. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.09.22 um 12:17:
Vielen Dank, Armin. Ich kenne mich gerne aus und lasse mich hoffentlich nicht benebeln.

LG
Ekki

 Tula (03.12.22, 17:11)
Hallo Ekki
Im Nebel wandelt tatsächlich die Muse. Mich inspirierte sie heute morgen ebenfalls  :) kommt dann später ...

LG
Tula

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.12.22 um 12:41:
Vielen Dank, Tula, ich feue mich darauf.

LG
Ekki

 Pensionstarifklempner (04.12.22, 12:52)
....und nicht zu vergessen,  der Nebel des Grauens. War ein toller Film.
Wann lesen wir von Dir die Ode an den Nieselregen und die Hymne aufs Glatteis. Schönen Advent noch.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.12.22 um 13:08:
Merci, Petakle, das sind gute Anregungen. Ich habe meine Muse bereits angerufen.

LG
Ekki

 eiskimo (04.12.22, 12:54)
Nebel als Anagram...LEBEN.
Darin  tauchen wir ein.
LG
Eiskimo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.12.22 um 13:11:
Gracias, Eiskimo, das Anagramm kommt nicht von ungefähr. denn das Leben enthält viele Nebeltäler der Ungewissheit.

LG
Ekki
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