Der geniale Dichter

Alltagsgedicht zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  EkkehartMittelberg

Wer kennt ihn nicht, den genialen Dichter,
er wirft die Worte locker aufs Papier.
Was scheren ihn die Regeln aus dem Trichter,
die Muse lenkt ihn, hat ihn im Visier.

Allein Banausen reflektieren Normen,
ihm liegt die Dichtkunst einfach so im Blut,
von Zauberhand die Worte leicht sich formen,
spontane Metren zieht er aus dem Hut.

Von Rhythmen lässt er willig sich erfassen,
Metaphern stellen sich wie zwanglos ein,
um Reime ringen nur die trüben Tassen,
fürs Silbenzählen ist er sich zu fein.

Was kümmern ihn Sonette und auch Stanzen,
nach Form und Sinn zu fragen bleibt den Steifen,
er lässt die Visionen einfach tanzen,
wer wartet noch, bis Blütenträume reifen?

Und lässt sich tragen von dem kühnen Schwung,
der nicht pedantisch nach Bedeutung fragt,
dynamisch sein und unbekümmert jung!
Verkalkt sei einer, der darüber klagt.

*Wer sich berufen fühlt, sich dieses Gedicht „anzuziehen“, ist selbst schuld.

September 2011





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Kommentare zu diesem Text


 Saira (24.08.23, 07:38)
Lieber Ekki,
 
es gibt sie, die „Genies“, die meinen, sie würden über Genialität verfügen, die sich eitel selber loben, sich belügen, doch ihre Geisteskraft besteht aus Niedertracht.
 
Dein Gedicht spiegelt sie hervorragend wider.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.08.23 um 11:28:
Grazie, Sigi,
man kann dieses Gedicht auf dem Hintergrund der letzten Polemik lesen, muss es aber nicht.
Herzliche Grüße
Ekki
Teolein (70)
(24.08.23, 07:45)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 24.08.23 um 11:38:
Vielen Dank, Teo, es sollte schwerelos wirken. Ich hatte diesmal, offen gestanden, keine besonderen Zielpersonen vor Augen.
Heitere Grüße
Ekki

 S4SCH4 (24.08.23, 08:26)
Also mich zieht das Gedicht schon an. Bin ich jetzt in die Falle getappt? Ich mag es.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 24.08.23 um 11:42:
Gracias, S4SCH4, du bist in keine Falle getappt.
LG
Ekki
Agnete (66)
(24.08.23, 12:16)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 24.08.23 um 12:59:
Merci, Moni, ja, Liebhaber der Klassik müssen heute Verzicht üben. Da hilft nur eines, sich für unterschiedliche Darstellungsformen zu öffnen.
LG
Ekki

 Didi.Costaire (24.08.23, 15:56)
Hallo Ekki,

es gibt viele Dichter, die man unbedingt nicht lesen muss.

Liebe Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 24.08.23 um 16:40:
Hahaha, Didi, dem kann ich nur zustimmen. :)

Liebe Grüße
Ekki
Lunarum (40)
(24.08.23, 16:26)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.08.23 um 16:47:
Merci, Lunarum. da wäre ich nicht drauf gekommen. Aber die Leserin und ihre Erinnerung sind der Souverän.

 AZU20 (24.08.23, 17:09)
Ich ziehe es mir an, dann bin ich eben selber schuld, auch egal. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.08.23 um 17:15:
Vielen Dank, Armin,
ich weiß, dass du bei aller Schuld locker bleibst.

LG
Ekki

 ginTon (24.08.23, 17:44)
"verkalkt sei einer, der darüber klagt", das ist genial  ;)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.08.23 um 18:03:
Gracias, GinTon, so genial wird die Jugend immer urteilen.

 ginTon meinte dazu am 24.08.23 um 19:12:
warum sollte die Jugend so urteilen, würde mich echt interessieren als alten Knochen, zumal du dieses Urteil ja geschrieben hast...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.08.23 um 19:38:
Ich denke, dass Jugendliche mehr aus dem Gefühl urteilen als ältere Menschen.  Sie liegen damit ja nicht immer falsch.

 ginTon meinte dazu am 24.08.23 um 23:13:
sorry Ekki, aber dies sehe ich nun komplett anders. da muss ich jetzt mal eine Lanze für unsere Jugend brechen. also die Behauptung, dass Jugendliche nur aus reinem Impuls oder einem Gefühl heraus urteilen, ist aber sowas von falsch. vielmehr sind einige Jugendliche Erwachsener als so mancher Erwachsene, so habe ich langsam das Gefühl. du stellst es ja gerade so hin, als hätten nur die Alten ein Recht auf Ratio, weil die Jugend ja dazu nicht in der Lage ist, sorry, da kann ich nur müde Lächeln. ich könnte genauso gut behaupten, dass Innovationen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten die letzten Jahre bis Jahrzehnte eigentlich nur von Jugendlichen bzw. aufstrebenden Erwachsenen produziert wurden. nehmen wir allein die Digitaltechnik, die haben alle eigentlich jung angefangen... deswegen finde ich diese Vergleiche immer jung gegen alt, ehrlich gesagt richtig blöd, um bei der Wahrheit zu bleiben...  ;)

Antwort geändert am 24.08.2023 um 23:14 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.08.23 um 00:27:
Ach, GinTonic, ich habe überhaupt keine Lust mich mit dir darüber zu streiten. Es gibt kognitive Intelligenz und emotionale Intelligenz und es kommt immer auf den Einzelfall an, welche überlegen ist. Über die Generationen hinweg spielt sich immer wieder dasselbe ab. Das kannst du an Goethes Hymnen studieren. Der junge Goethe sympathisierte mit dem innovativen Prometheus.  Später schlug er sich mit Ganymed auf die Seite der Götter und dann schrieb er die Synthese "Grenzen der Menschheit".
Ich würde heute nicht wagen zu behaupten, dass eine Sichtweise allein erstrebenswert ist. Prometheus war mir immer sympathisch und wäre ich noch einmal siebzehn, würde ich mich ganz sicher wieder auf seine Seite schlagen. Also, mein Freund, ich finde es auch töricht, diese Sichtweisen gegeneinander auszuspielen.

 ginTon meinte dazu am 25.08.23 um 00:40:
zunächst erst einmal, so weit ich weiß, heiße ich bzw. mein Pseudonym ginTon, was mehr dem Unsichtbaren, Durchscheinbaren entspricht, als dem Partygetränk. zwar trinke ich es hin und wieder sehr gerne, aber aus diesem Munde nun hört es sich up to date etwas anrüchig an, wenn du verstehst, was ich meine, danke...

ansonsten, ja, ich pflichte dir gerne bei:


Also, mein Freund, ich finde es auch töricht, diese Sichtweisen gegeneinander auszuspielen.

so sei es, so wird es immer sein. Frieden forever...  ;)
 


Lunarum (40) meinte dazu am 25.08.23 um 13:04:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.08.23 um 23:54:
Danke, Lunarum, ich habe etwas Wesentliches über emotionale und kognitive Intelligenz von dir gelernt.
LG
Ekki

 TassoTuwas (25.08.23, 01:12)
Lieber Ekki,

ich gehöre einer Generation an, die gelernt hat, von sich selbst in höchsten Tönen zu sprechen ist unfein.
Darum sage ich, den genialen Dichter gibt es hier nicht  :D ! 

Herzliche Grüße
TT

Kommentar geändert am 25.08.2023 um 01:13 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.08.23 um 10:49:
Das stimmt, Tasso. Aber es gibt hier ein paar vergnügte Autoren und zu denen dürfen wir uns heiter zählen. :) 

Herzliche Grüße
Ekki
Taina (39)
(25.08.23, 06:53)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.08.23 um 10:53:
Merci, damit können wir keinen kränken, Taina. Lass uns also von dem genialen Schlüssel reden.  :)

 harzgebirgler (25.08.23, 08:16)
Ein Dichter, der weiß wovon er redet, sagt:
"..der Vater aber liebt,
Der über allen waltet,
Am meisten, daß gepfleget werde
Der feste Buchstab, und bestehendes gut
Gedeutet. Dem folgt deutscher Gesang."

(Hölderlin, Patmos)

LG
Henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.08.23 um 10:59:
Gracias, Henning, es lebe der feste Buchstab, der nicht beim ersten Wind kippt. Mit der guten Deutung musste Glück haben. :D

LG
Ekki

 RainerMScholz meinte dazu am 08.09.23 um 11:36:
Hüllderlins hohes C ist mir zu schrill, der betongemeiselte patriarchale Runenoberton - was schert es eine deutsche Eiche, wenn eine Sau sich an ihr reibt - auch.
An den Händen klebt der Schmauch.
Grüße,
R.
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