Vogelherz

Gedankengedicht zum Thema Augenblick

von  Isaban

Gleich links
vom leeren Starennest
schmiegt sich die Leiche
des Ballons vom letzten Straßenfest

in kahle Ahornzweige.
Ein Zeppelin fliegt,
leise, leise,
entschwebt nach irgendwo,

das scheinbar südlich liegt.
Bevor es in die große Wolke biegt,
zieht seltsam Unsichtbares noch
hoch oben zwei

vergänglich weiße Kreise
und mir ist auch so himmelwärts.
Wie unerfreulich doch

die Menschenfüße erden!

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Kommentare zu diesem Text

Caty (71)
(13.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 13.11.08:
Ich trau mich fast nicht zu fragen, welche Geschichte.

Beste Grüße,
Sabine

 AZU20 (13.11.08)
Ja, wegfliegen sollte man können, wenn man ein Vogelherz besitzt, aber die leidige Schwerkraft...Mir gefällt es. LG

 Isaban antwortete darauf am 14.11.08:
Ja, die leidige Schwerkraft.
Ich freu mich, dass es dir gefällt, Armin. Danke für deine Rückmeldung.
Und gib mal bescheid, was die Diskussion ergeben hat, ja?

Liebe Grüße,
Sabine

 Vaga (13.11.08)
Gefällt mir sehr. Auch wie du die Zeilenumbrüche setzt und somit ein Bild in das nächste (mit mir zusammen) hinüber"schweben" lässt. Der pointierte Schluss bringt mich ruckartig wieder zurück auf den Boden. LG - Vaga.

 Isaban schrieb daraufhin am 14.11.08:
Oh, du, diese Rückmeldung freut mich ungemein. Schön, dass es so ankommt.
Herzlichen Dank.

Liebe Grüße,
Sabine
Caterina (46)
(13.11.08)
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 Isaban äußerte darauf am 14.11.08:
Habe ich dann mal gemacht, Schnegge, danke sehr!
Liebe Grüße in deinen Freitag (Huch, ist es schon wieder Freitag?),

Sabine

 Didi.Costaire (13.11.08)
Der Luftballon ist zerplatzt, und auch über dem Zeppelin braut sich möglicherweise Bedrohliches kreisförmig zusammen.

Bei der großen Wolke denke ich an eine dunkle, passend zu den ganzen negativen Begriffen leer, letzten, kahl, scheinbar, seltsam, vergänglich oder unerfreulich.

Wohin geht die Reise? "mir ist auch so himmelwärts" bringt den Traum vom Fliegen und Todessehnsüchte zusammen. Gut, dass es Füße gibt.

Liebe Grüße
Dirk

 Isaban ergänzte dazu am 14.11.08:
Ich weiß gar nicht, ob es so wichtig ist, wohin der Weg führt - solange sich immer wieder einer öffnet.
Ich dank dir lieb für deinen Kommentar.
Herzliche Grüße,
Sabine

 knud_knudsen (13.11.08)
Liebe Sabine,

Ikarus hatte es, und wenn wir ehrlich sind wir auch.

Der Wunsch des "Nicht geerdet seins", sich leicht wie ein Ballon, lautlos von ihr zu lösen, es den Vögeln gleich zu tun.

Aber dem Aufstieg folgt die Landung, und die kann manchmal schmerzvoll sein. Dein Ballon im Geäst ist dafür eine schöne Metapher.

Tagträume in unserer Zeit, in der zwischen Geäst vor dem Auge des Betrachters, ein Zeppelin mit Werbung, davoneilt. Hier schaffst Du, fast genial, den Bezug zu unserer schnelllebigen Zeit in der es für Tagträume vermeintlich keinen Raum mehr gibt.

Ein schöner, tiefer Text und gern gelesen.

lG
Knud

 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Eine tolle Interpretation, lieber Knud, herzlichen Dank.
Deine hohe Meinung freut mich sehr.

Liebe Grüße,
Sabine
janna (60)
(13.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Stell dir mal vor, die wären nicht so erdgebunden, was wäre das für ein Flattern und Schweben allüberall und auf den Tannenspitzen.

Eine sehr schön eingefühlte Interpretation, danke, du, das du dich in den Text stürzen mochtest. Und ja, so viel federleichtes Leben und so spürbar und eine falsche Bewegung und zwusch...

Liebe Grüße,
Sabine

 Theseusel (13.11.08)
Ich wollte mal in mazzurros Projekt "Nie veröffentlichte Verse" diesen Schreiben:

Als ihr (Vogel)Herz himmelte
hellte sich der Blick des Jägers auf!

Warum ich das jetzt hierhin schreibe? Keine Ahnung ... eigentlich wollte ich ein "Anti-Waidmann-Gedicht" schreiben!

 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Du veröffentlichst eigentlich viel zu wenig, mein Guter!
Liebe Grüße,
Sabine

 Jorge (14.11.08)
Erst dacht ich : ein Haufen Gefälligkeitskommentare. Dann las ich dein Gedicht. Dann las ich jeden Kommentar und nochmals das Gedicht : Es gefällt mir und überzeugt mich.
@ Caty: Selten hatte ich bei der Leiche des Ballons so klare Bilder und Vorstellungen von in Bäumen hängenden Ballons - sehr treffend! Mit anscheinend hast du recht aber mit" scheinbar" hat
Isaban die bessere Melodie gefunden.
@ Vega Deine Gedanken zu den bewußten schwebenden Zeilenumbrüchen kann ich nicht besser ausdrücken. Auch ein Grund, dieses Gedicht zu favorisieren.
Liebe Grüße Jorge

 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Erst dacht ich : ein Haufen Gefälligkeitskommentare.


Das wird wohl an den vielen, vielen Gefälligkeitskommentaren liegen, die ich den Autoren hier täglich angedeihen lasse.

Es freut mich, dass der Text dich überzeugen konnte, lieber Jorge.
Vielen Dank für deine Rückmeldung.

Grüßele von Isaban

 Ingmar (14.11.08)
stimmt, stimmt, stimmt: dein gedicht ist überaus gelungen! vor allem, weil darin gleichsam mit den augen eines gottes der kleinen dinge geschaut wird. schade nur, dass ausgerechnet dieser titel, vogelherz, was ja ordentlich schön klingt, ja, so poetisch-kitschig schön - aber dass er ausgerechnet diesem text vorangestellt ist, dieser titel, und von anfang an alles aufbläst wie einen ballon... dabei ist der doch zerplatzt, und eben darin liegt die stärke dieses gedichts: es betrachtet liebevoll noch die reste, die leichen. also nee, der titel verkitscht zu sehr, muss ich sagen.

und ein wort noch zum ende: der schluss, die moral von der gschicht: auch er klingt, dem titel verwandt, etwas pathetisch, ja. aber da, am ende, trägt das den restlichen text wie ein flügelschlag: ein schöner schluss, mit einem herrlich ausgefüllten und erdigen 'unerfreulich' drin.

liebe grüsse,
ingmar

 HarryStraight (11.12.15)
Da guckt sie nach oben.
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