Ein etwas verunglückter antiker Spruch

Erörterung zum Thema Täuschung

von  loslosch

Stultitiam simulare loco prudentia summa (nach Dionysius Cato, dem noch älteren, kaum bekannten Cato aus dem 4. Jh. v. Chr.). Sich dumm zu stellen ist wie Ausdruck von höchster Klugheit.

Dummheit ist ein starkes Wort. Unwissenheit (ignorantia) wäre sicher der passende Begriff. Sich einfach nur dumm zu stellen, das kann für intelligente Menschen eine Zumutung bedeuten. Gespielte Unwissenheit dagegen ist für sie keine Mutprobe. Die praktischen Anwendungsbeispiele häufen sich dabei mit steigender Intelligenz. Straftäter und andere Beschuldigte flüchten sich nur zu gern in die Rolle des Unwissenden, ob intelligent oder nicht: "Ich kann mich nicht erinnern." "Ich habe keine konkrete Erinnerung." "Ich war mit der Angelegenheit nicht befasst." "Ich hatte einen Blackout", das zu sagen wäre dagegen nach Heiner Geißlers Zitat über Helmut Kohl (als der Altkanzler sich im Mainzer Spenden-Untersuchungsausschuss 1985 mal wieder nicht erinnern wollte), riskant, würde konstruiert wirken. Das Kokettieren mit den Erinnerungslücken beherrschen übrigens dumme wie intelligente Menschen gleichermaßen. Unwissenheit zu mimen ist jedoch nicht Ausfluss höchster Klugheit (summa prudentia), sondern von höchster Gerissenheit (calliditas). Cato, der uralte, hätte sagen sollen: Ignorantiam simulare loco calliditas summa. Unwissenheit vorzutäuschen, das ist wie Ausdruck von höchster Gerissenheit. Wie modern!

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (27.06.14)
... (Kommentar vom Autor zensiert)
;-)

 loslosch meinte dazu am 27.06.14:
wie modern!

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 28.06.14:
... (Antwort vom Autor zensiert)
:D
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