Ein göttlicher Ruf für Nesthäkchen Birgit

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Im Sommer des Jahres 1986 - also genau ein Jahr nach meiner Bekehrung und kurz vor Antritt meines Anerkennungsjahres – nahm ich zwei Wochen lang an einer Missionsfreizeit in Lüdenscheid (Sauerland) teil. Sie lief unter dem Motto „90 heiße Tage für Jesus“!
  Junge Christen beiderlei Geschlechts verbrachten hier einen Teil ihrer Ferien, um unter Anleitung in Lüdenscheid und Umgebung zu missionieren. Jeweils eine Woche lang gehörte man zu einem Team, welches aus ca 10-12 Mitgliedern und zwei Leitern bestand.
    Mit meinen 29 Jahren befand ich mich schon deutlich über dem Altersdurchschnitt, der etwa bei 22 Jahren gelegen haben mag. Aber das nur am Rande. Denn ich möchte von einem Erlebnis erzählen, was sich am Ende der ersten Woche ereignet hat.

Wir hatten uns nach dem Frühstück in unserem Gemeinschaftsraum getroffen zu einem letzten gemeinsamen Treffen mit Andacht, Danksagung und Lobpreis getroffen. Danach würden sich unsere Wege trennen. Einige würden in ihre Heimat zurückfahren, andere bleiben und in der darauf folgenden Woche in anderen Gruppen mitwirken.
  Wir befanden uns schon in der Lobpreis-Phase, die in charismatisch-freikirchlichen Kreisen recht lebhaft und ungezwungen ausfällt, als mir während eines Liedes plötzlich der Gesang unseres Nesthäkchens, einem sechzehnjährigen Mädel, auffiel.
  Sie, die sonst eher zurückhaltend war, sang geradezu überirdisch schön. Jedenfalls so, dass es sich vom Gesang der Übrigen deutlich abhob.
Plötzlich hatte ich den Eindruck, dass ich zu ihr sagen sollte: „Birgit, du sollst etwas mit Musik machen!“
Um klarzustellen, dass es sich nicht um einen persönlichen Rat sondern eine göttliche Weissagung handelt, formulierte man es für gewöhnlich so: „Birgit, ich habe den Eindruck, dass der Herr dir sagen: Mach etwas mit Musik!

Nun war ich das Weissagen aus meiner eigenen Gemeinde gewohnt und hatte es schon des Öfteren sehr zutreffend praktiziert. Ich war kein Neuling auf diesem Gebiet.
    Als sich jetzt in einer Pause die Gelegenheit zur Weissagung bot, zögerte ich allerdings. Vielleicht weil ich mir nicht sicher war, wie es in der Gruppe aufgenommen werden würde. Vielleicht aus anderen Gründen. Ich beschloss, es ihr später in einem persönlichen Gespräch mitzuteilen.
  Just in diesem Moment hörte ich Birgit mit tief bewegter Stimme sagen: „Der Herr hat mir gerade gesagt, dass ich etwas mit Musik machen soll!“

Ich war geschockt! Sie hatte exakt dieselben Worte benutzt, die ich hatte sagen wollen. Ich machte mir schwere Vorwürfe: Wieso um alles in der Welt habe ich geschwiegen?
    Dann sagte ich: „Es tut mir leid, Birgit! Zehn Sekunden bevor du es ausgesprochen hast, wollte ich das Gleiche weissagen. Habe aber – es tut mir wirklich Leid - geschwiegen. Wollte es dir später mitteilen.
  Aber es war wirklich so: Ich verspürte ein starkes Drängen dir zu sagen, dass du etwas mit Musik machen sollst. Exakt die gleichen Worte, die du gewählt hast,  sind mir auch in den Sinn gekommen.“
Nun, es war keiner im Raum, der nicht spürte, dass soeben etwas wirklich Besonderes geschehen war. Jeder verstand, dass Birgit soeben einen göttlichen Ruf erhalten hatte.

Wie die Sache später mit Birgit weitergegangen ist, kann ich nicht sagen. Aus den Augen, aus dem Sinn! galt bei solchen Missionseinsätzen im Allgemeinen, aber für mich noch einmal im Besonderen. Aber ich denke mal, dass sie dem Ruf Jesu gefolgt sein wird und einen musikalischen Weg eingeschlagen hat.


Anmerkung von Bluebird:

Folge 49 meiner autobiografisch - essayistischen Erzählung (1985 - ...)

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (09.10.17)
Oh ja, Lüdenscheid (Sauerland) muss unbedingt von freiklirchlichen Baptistenschwadronen missioniert werden. Alles voller Heiden und Häretikern! Eine furchtbare gottlose Gegend!!!

 Bluebird meinte dazu am 09.10.17:
[/i]Lüdenscheid[/i] ist überall ... aber in der Geschichte geht es ja eigentlich um etwas Anderes

 loslosch antwortete darauf am 09.10.17:
kennt ihr den schon? in der französischen eisenbahn sucht jemand eilig seine 7 sachen, murmelt "je skerske mon skapeau." darauf der mitfahrende: kommen Sie aus meskede? - nein, aus lüdenskeid.
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