Weihnachten. Eine tierische Talkshow

Fabel zum Thema Weihnachten

von  EkkehartMittelberg

Beim Tierfunk läuft gerade eine Talkshow mit dem Titel “Weihnachten auch für Tiere“.
Das Nilpferd reißt das Maul auf und grunzt: „Bleibt mir vom Halse mit dieser sentimentalen Weihnachtsgeschichte, an die keiner mehr wirklich glaubt. Aber man soll die Feste feiern wie sie fallen. Ich lege mich über Weihnachten auf die faule Haut und schlage mir den Wanst voll.“
Dem entgegnet der weise Alligator: “ So schlecht ist diese Weihnachtsgeschichte der Menschen gar nicht. Ein paar unserer Artgenossen waren gleichberechtigt im Stall dabei, als Jesus geboren wurde. Die frohe Botschaft gilt zum Beispiel auch für Esel, Ochs und Schafe.“
„Ganz recht", spricht da der für seine Weitsichtigkeit bekannte Adler: „Wir haben allen Grund das Christentum zu preisen. Wie heißt es so schön in der Luther-Bibel: „'Sehet die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und der himmlischer Vater nährt sie doch.' Die Menschen hingegen sind zur Arbeit verdammt.“

Alle nickten zustimmend, doch dann schnatterte die Gans in die allgemeine Harmonie: "Mag ja sein, dass wir an Weihnachten nicht arbeiten müssen. Aber warum kündigt man uns Gänsen die Verträge vor dem Vierundzwanzigsten? Haben wir nach den Feiertagen denn nichts mehr beizutragen?"

Der Talkmeister Fuchs schüttelte schmunzelnd den Kopf und verkündete mit einem Schmatzen, dass die Zeit abgelaufen sei.


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Die neue Schlusspointe ist ein Vorschlag von Trekan Beluvitch. Sie gefällt mir besser als meine und deshalb habe ich sie dankend übernommen..

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (19.12.18)
Bei Fuchs-Berger wurde noch länger getalkt.

Nichtsdestotrotz schöne Festtage
wünscht Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.18:
Ja. das ist möglich, wenn kein Gänschen die Harmonie stört und kein Wolf heult. )
Merci, Didi und frohe Weihnachten auch für dich.
Ekki
Nimbus† (45)
(19.12.18)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 19.12.18:
Grazie, Heike. a bisserl makaber ist die Fabel schon, aber aus der Perspektive der Tiere sind deren Reaktionen vielleicht nur natürlich.

Ich wünsche dir frohe Weihnachten und grüße herzlich
Ekki
MichaelBerger (44)
(19.12.18)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 19.12.18:
Hallo Michael, dass du den Text ein bisschen like Roald Dahl empfindest, ist für mich ein schönes Kompliment. Merci.
Liebe Grüße
Ekki
Piroschka (55)
(19.12.18)
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Piroschka (55) äußerte darauf am 19.12.18:
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 19.12.18:
Liebe Petra, ich empfinde deine Interpretation als angemessen und freue mich darüber. Merci.
Ich habe bei der Lehre hintergründig noch etwas anderes im Sinn gehabt als die Frage, ob es richtig ist, Tiere zu töten, um sie zu essen. Bevor die Gans das Wort ergreift, sind sich alle Tiere einig, dass das Christentum einigen von ihnen erlaubt ohne Arbeit zu leben. Nachdem aber die Gans gesprochen hat, bekommt die Einigkeit einen gewaltigen Riss. Der Fuchs als Talkmaster beeilt sich die Sendung zu schließen, damit er nicht noch vertieft wird.
So wie in der Fabel scheint es mir heute allen Botschaften zu ergehen. Der Diskurs ergibt einen Moment lang Eintracht, aber dann deckt jemand einen Aspekt auf, der die Einigkeit wieder zerstört und in einem negativen Licht erscheinen lässt.
Ich weiß nicht, ob das schon immer so war oder ob sich dieser Trend in der Postmoderne verstärkt.
Liebe Grüße
Ekki
Piroschka (55) meinte dazu am 19.12.18:
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Sätzer (77)
(19.12.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.18:
Danke, Uwe, dein Humorzeichen zeigt, dass das Problem damit nicht gelöst wäre.
LG
Ekki

 Lala (19.12.18)
Verstehe ich nicht.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.18:
Das geht mir auch manchmal so, Lala. Vielleicht das nächste Mal wieder.

 Habakuk (19.12.18)
Ekki, wenngleich du den Text nicht explizit als Fabel deklariert hast, lese ich ihn aber als eine solche, weil er sonst keinen Sinn macht für mich. Da ich durchaus einen tieferen Sinn in Weihnachten sehe, was hingegen daraus veranstaltet wird, mir ab und an auch ein Gräuel ist, bin ich zwiespältig. Für eine Fabel fehlt mir ein Schuss Weisheit bzw. eine moralische Lehre bezüglich dieses tieferen Sinns. Ich höre eher einen ironischen Unterton heraus von jemandem, der so oder so mit dem Fest nichts am Hut hat, was ja auch jedem unbenommen bleibt. Als Seitenhieb auf den Weihnachtsrummel, falls es in die Richtung gehen sollte, wäre eine andere Textgattung eher angebracht gewesen. Wie auch immer. Für einen Kommentar hat es gereicht. Die fehlende Empfehlung werden wir beide verschmerzen.

BG
H.

Sorry, ich sehe gerade, steht ja Fabel drüber. Wohl nicht mein bester Tag heute.

Kommentar geändert am 19.12.2018 um 17:36 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.18:
Lieber Habakuk,
ich habe diesen Text zweimal eingegeben und war so fest davon überzeugt, ihn als Fabel deklariert zu haben, dass mir die neutrale Bezeichnung "Text" beim Korrekturlesen nicht aufgefallen ist.
Schade, du hast damit völlig recht.
Nicht ganz so sicher bin ich mir, ob die Lehre in modernen Fabeln weise und/oder moralisch sein muss oder ob man nicht anstelle der Lehre besser von einer Schlusspointe reden sollte, die hier freilich auf dem Hintergrund einer immer noch weitestgehend positiven Einschätzung von Weihnachten ein wenig grotesk wirken mag. Was ich mir sonst noch mit der Schlusspointe gedacht habe, findest du in meiner Antwort auf den Kommentar von Piroschka.

Du bist immer ein wohlwollender Leser meiner Texte und ich danke dir dafür, dass du mir diesmal deine kritische Sicht ungeschminkt mitgeteilt hast.
BG
Ekki

 GastIltis (19.12.18)
Hallo Ekki, es gibt Geschichten, die Ihre Eigenarten haben. Wie diese. Als ich den Begriff Weihnachtsgeschichte las, fiel mir nicht die aus der Bibel ein, nein, der Name Peter Rosegger und dessen Geschichte. Ich weiß nichts mehr vom Inhalt, von der Bedeutung, vom Geschehen, nur, dass der Pfarrer sie damals erzählte und sie mich, obwohl ich nicht gläubig oder weltanschaulich festgelegt bin, sehr beeindruckt hat. Nun mögen Vergleiche ja hinken. Aber dein Moderator hat genau in dem Moment eingegriffen, als die Notwendigkeit bestand, dass sie, deine Fabel, im Gedächtnis haften bleibt. Ob Rosegger oder der Pfarrer das damals für sich so vorgesehen hatten, kann ich nicht mehr beurteilen. Ich könnte mir diese Illusion entziehen, das Internet macht es möglich. Das würde für deine Geschichte das Chaos bedeuten. Oder Weihnachten ohne KV.
LG von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.18:
Grazie, Gil. Was würde ich ohne dich als Kommentator machen?
Man kann nicht immer interessant schreiben. Aber ich bin sicher, dass einer, der deine Kommentare meiner Texte gelesen hat, in große Versuchung kommt, sie zur Kenntnis zu nehmen.
LG
Ekki

 AZU20 (20.12.18)
Ja, mit den unangenehmen Wahrheiten mag man sich nicht beschäftigen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.12.18:
Merci, Armin, so ist es.
LG
Ekki

 TassoTuwas (22.12.18)
Hallo Ekki,
die Gans hat mein ganzes Mitgefühl, weil ich Gänse mag!
Am liebsten mit Rotkohl und Klößen.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.12.18:
Hallo Tasso,
es ist aber auch rücksichtslos von den Gänsen, dass sie das Mitgefühl nicht zu schätzen wissen.
Herzliche Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh (29.12.18)
Das du meinen Vorschlag zur Schlusspointe übernommen hast, ehrt mich natürlich. Auf der anderen Seite funktioniert diese Geschichte natürlich nur dort, wo es zu Weihnachten keinen Nilpferdbraten oder Aligatorschnitzel gibt. (Oder macht man aus Aligator besser Kotelett?)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.12.18:
Trekan, in sprachlich gebildeten Kreisen heißen die Dinger vom Aligator Aligalett.

 harzgebirgler (19.08.21)
schmatzt der fuchs mit einer gans im blick
bedeutet das für die meist wenig glück.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.08.21:
Merci, Henning,
dein Gänseleben ist verloren,
hat Reineke dich erkoren.

LG
Ekki
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