Gegengedanken

Essay zum Thema Sprache/ Sprachen

von  FrankReich

Das umgangssprachlich als Querdenken bezeichnete laterale Denken ist in etwa mit der Quersumme in der Mathematik oder einer Antithese in der Rhetorik zu vergleichen, stellt also keine Trotzreaktion dar, sondern zielt auf das Ergebnis kreativer Überlegungen ab, was gegenüber den konservativen eher alternative, bzw. unkonventionelle Lösungswege beinhaltet, dargestellt an folgendem sprachlichen Beispiel:

Die schönste Nebensache der Welt

Den Vögeln ist eines gemeinsam:
Sie sind auf der Welt, um zu sein,
doch das ist es längst nicht allein,
denn Fliegen macht niemals mehr einsam.

Oberflächlich gelesen, suggeriert der Text zunächst, dass Fliegen die schönste Nebensache der Welt sei, wer es besser weiß, wird sich wahrscheinlich denken, dass in diesem Text die Ironie eine Rolle spielt, durch lineares Denken dürfte er also zu dem Ergebnis kommen, dass eben Sex die schönste Nebensache der Welt verkörpert und der Text zwischen den Versen genau das auch ausdrückt.
Einem querdenkenden Leser jedoch offenbart sich die Pointe auf eine etwas andere Art, denn ihm präsentiert sich durch den Austausch der substantivierten Verben "Vögeln" und "Fliegen" ein neues Ergebnis der Verse, das allerdings kompatibel mit dem Titel ist, bzw. ihm nicht widerspricht.
Leider hat der Begriff "Querdenken" im Jahr 2020 eine negative Konnotation erhalten, so dass dafür auch eine umgangssprachliche Unterscheidung erforderlich wäre, denn leider können die selbsternannten Querdenker der Coronajahre nicht dazu gezwungen werden, sich in "Querulanten" o. ä. umzubenennen, zumal der begriffliche Schaden eh schon nicht mehr zu beheben ist.
Als Alternative wäre daher evtl. ein Begriff aus der Rezeptionstechnik geeignet, denn das Überfliegen eines Textes ist durchaus mit der Methode des diagonalen Denkens vergleichbar, obwohl sich diese Bezeichnung mehr auf die Intelligenz bezieht, "Gegendenken" käme allerdings ebenfalls in Betracht, da die Fähigkeit auch an die Gegenpobe in der Mathematik erinnert.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (27.11.20)
diese sprachliche Betrachtung ist sinnvoll. Nicht ganz einverstanden bin ich mit dem Begriff "negative Konnotation", das ist ja wohl eher beim "Querulanten" der Fall, deshalb würde sich niemand selber so bezeichnen. Beim aktuellen politischen "Querdenker" ist es eine Frage der Perspektive. Die Querdenker selber glauben sicherlich, dass ihre Art zu denken, richtig sei, aber die Gegner der Querdenkerei sehen das negativ.

 FrankReich meinte dazu am 27.11.20:
Zunächst einmal danke für die Empfehlung, besonders allerdings den Kommentar, obwohl ich die Kritik nicht wirklich nachvollziehen kann, da ich den Begriff ausführlich erklärt habe, die Aktionen der Gruppe "4711" (😂) aber nichts damit zu tun haben, sondern sogar noch kontraproduktiv sind, denn es zeugt schon von Querulanz und verschwörungstaktischer Unbedarftheit, während einer Demo gegen die Maskenpflicht zu verstoßen. Das hat nichts mit Querdenken zu tun, denn in dem Fall wird nach Alternativen gesucht, was die Querulanten da abziehen, ist reine Ignoranz den Fakten gegenüber, in unserer Stadt gibt es zur Zeit 106 Infizierte, ob die alle durchkommen, ist fraglich. Wo ist denn das Problem, die Füße solange stillzuhalten, bis der Impfstoff im Umlauf ist?
Mir wären diese Zombies ziemlich egal, wenn sie nur eine Gefahr für sich wären, aber die Covid-Zahlen in den Staaten, Spanien und Italien sprachen für sich und jetzt geht es wohl in der Schweiz auch ganz gut ab. 🤔

Ciao, Frank

P. S.: Allein dass diese Gruppe den Begriff 'Querdenker' verwendet,
zeugt doch wohl davon, dass die irgendetwas in den falschen Hals bekommen haben.

 Regina antwortete darauf am 27.11.20:
Vor diesem Impfstoff habe ich fast mehr Angst als vor dem Virus.

 FrankReich schrieb daraufhin am 27.11.20:
Solange das Serum keine 100%ige Sicherheit bietet und etwaige andere Risiken birgt, wird wohl keiner zur Impfung gezwungen werden können.
Was mir da so gerade einfällt: Die Spanische Grippe war aktiv von 1918 - 1920, einen Impfstoff gab es gegen Ende der Pandemie noch nicht, wie haben die das denn damals in den Griff bekommen? 🤔

Antwort geändert am 27.11.2020 um 22:35 Uhr

 Regina äußerte darauf am 27.11.20:
Ich habe mal gelesen, dass diejenigen, die homöopathische Mittel bekommen haben, überlebten. Aber eine sichere Quelle kann ich nicht angeben.
Es heißt auch, dass die Krankheit auf genauso unbekannte Weise, wie sie gekommen war, wieder verschwand.
1918, also nach Kriegsende, und sie betraf hauptsächlich junge Leute, also die im Krieg den meisten Stress hatten. Da könnte ich nun weiterspinnen, dass es etwas mit dem Krieg zu tun hatte, vielleicht.
Aber auch heute sollte man sich die psychosomatische und die gesellschaftliche Komponente anschauen. Welchen Schritt muss die Menschheit jetzt gehen? Was muss geändert werden?
Was heißt, keine Zwangsimpfung? Das fängt sicherlich bei den Lehrern und Krankenpflegern an, dass man sagt, die müssen sich impfen lassen. Informier dich mal über die Herstellung der Impfstoffe, dann reden wir weiter.

Antwort geändert am 27.11.2020 um 23:15 Uhr

 FrankReich ergänzte dazu am 28.11.20:
Ich meine eh, dass sich diese Diskussion zu weit von der Intension meines Textes entfernt hat. 😂
Stelzie (55)
(28.11.20)
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 FrankReich meinte dazu am 28.11.20:
Das Gedicht von einem romantischen Standpunkt aus zu lesen, ist natürlich völlig legitim, ich bezweifle allerdings, dass er sich aufrechterhalten lassen würde, wenn ich es rezitieren müsste, das Hauptaugenmerk liegt selbstredend auch auf seiner Einbettung in das Essay, ich habe es extra dafür konzipiert und mir mehr Gedanken über seine satirische als seine lyrische Tauglichkeit gemacht, eigentlich ist der gesamte Text nach Überarbeitung als Epilog für die Serie Epigramm/Eigene Welt gedacht, einerseits um zu zeigen, was in der Sprache trotz Einschränkung (die Verse aller Gedichte enden in der Betonung auf dem Diphtong 'ei/ai') möglich ist, andererseits aber auch um des Hinweises willen, dass sie selbst immer öfter zugequatscht wird, soll heißen, dass Worte, Redewen-dungen, etc. in einen Kontext gepresst werden, der sie in völlig diffusem Licht erscheinen lässt.
Wenn ich vor 2020 als Querdenker bezeichnet worden wäre, hätte ich das als Kompliment aufgefasst, seit der Gründung der Initiative "Querdenken 711" ist der Begriff aber wohl eher in seiner Gesamt-heit abwertend gemeint.
Ich danke Dir auch für Deine Empfehlung.

Ciao, Frank

Antwort geändert am 28.11.2020 um 19:32 Uhr
Stelzie (55) meinte dazu am 28.11.20:
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 FrankReich meinte dazu am 29.11.20:
Nee, eher quergefühlt. 😂
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