Nahentsorgung

Text zum Thema Traum/ Träume

von  Moja

Ich war in eine Tram gestiegen, um eine gewöhnliche Sparlampe beim Fahrer abzugeben, denn ich hatte von einer neuen Abfallentsorgungsverordnung geträumt und wusste, dass LED-Lampen gegen eine Gebühr von 0,12 Cent von Straßenbahnfahrern zurückgenommen werden. Der Fahrer war mit Kassieren beschäftigt, als mein Blick beim Warten nach draußen auf die Hausfront fiel, auf aus Fenstern herabwirbelnde Glühlampen. Erschrocken sah ich ihnen nach – und dann den glitzernden Gehweg voller Menschen, wo es zu Unfällen kam. Mitten auf dem Weg splitterte Glas. Da sprach mich der Fahrer mit zusammengekniffenen Augen an, unverschämt frech verlangte er 30 Euro. Ich steckte die Lampe wieder ein und stieg aus. Langsam, ganz vorsichtig, ging ich den Bürgersteig entlang, um auf keine Scherbe zu treten. Plötzlich fiel mir auf, dass die Leute keine Schuhe trugen, sondern blutige Verbände. Sie humpelten und fluchten. Auch ich trug keine Schuhe. Hatte ich beim Weggehen vergessen, sie anzuziehen? Das war mir schleierhaft! Noch bevor ich begriff, was ich sah, zog mich meine Freundin rüde am Arm und sagte mit säuerlichem Lächeln: „Guck, so legt man den Verband an, damit die Splitter in der Binde steckenbleiben!“ – und rollte lustlos ihren Fußverband ab. Ich glotzte, starrte auf ihren Fuß, die Sohle blutete ein wenig. Ängstlich schaute ich auf meine Füße und fragte mich, sind wir verrückt geworden?

 

 

 

 



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Agnete (66)
(21.08.23, 12:10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Moja meinte dazu am 21.08.23 um 17:02:
auch ein Aspekt, liebe Agnete, ich dachte lange nach über diesen seltsamen Traum, über unsinnige Verordnungen, rücksichtsloses Verhalten, Unmengen Müll, der uns "unter die Füße" fällt, wie der Tramfahrer wohl auf 0,12 cent Wechselgeld herausgeben wird und sich unbewusste Sorgen entsorgen lassen  :)  danke dir, Moja

 AchterZwerg (21.08.23, 16:10)
Liebe Moja,
Entsorgungsalbträume lassen sich leicht erleben.
Und sicherlich nicht nur über die Entsorgung von Atommüll.
Und: Je schwieriger sich die Entsorgung gestaltet, desto eher sind Menschen gewillt, ihren Unrat einfach irgendwo in der Landschaft abzuladen.
Die Ledlämpchen nimmt allerdings, den Göttern seis gedankt, "mein" dm zurück. :) 
Bei den Batterien der E-Autos bin ich mir nicht so sicher: Die passen bestimmt nicht durch den vorgesehenen Schlitz ...

Gib einfach die Hoffnung nicht auf, sonst kommt es zu posttraumatischen Belastungsstörungen und in der Folge zu noch mehr Albträumen.

 Moja antwortete darauf am 21.08.23 um 17:09:
Liebe Zwergin,
da bin ich ja beruhigt und werde vorerst ähnliche Alpträume einfach entsorgen, die passen wohl in den Batteriekarton bei Edeka - wenn keiner genau hinschaut  :ninja:  - oder umtauschen gegen Pfand? 

So oder so, sehr zuversichtlich grüßt & dankt mal wieder Moja

 eiskimo (18.09.23, 15:34)
Das ist, als ob Du die verlogene Vokabel "entsorgen" hättest entlarven wollen (hast Du?)
Liebe Grüße
Eiskimo

 Moja schrieb daraufhin am 19.09.23 um 18:07:
Hab ich!  :)
Dank dir schön, lieben Gruß,
Moja

 GastIltis (29.10.23, 17:50)
Hallo Moja, ist doch erstaunlich, LED-Entsorgung!
Da fiel mir sofort der Begriff LNG ein. Für die Entsorgung der kleinen Dinge werden manchmal sogar Preise vergeben, die großen Dinge werden gegen den Willen der Leute, es die betrifft, gegen die Natur, die davon betroffen ist und gegen die Ziele und Aufträge, die sich die vom Volk Gewählten gestellt haben, einfach so, weil sie die Interessen der Wirtschaft durchsetzen müssen, regelrecht durchgepeitscht. Wir sind verrückt geworden. mit uns die Sintflut! 
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Moja äußerte darauf am 30.10.23 um 16:29:
Hallo Gil, 
ja, wir sind nicht mehr ganz bei Trost, was wirklich lebenswichtig für Menschen ist, wird anderen Interessen untergeordnet; irgendwie lernen wir nichts dazu, dabei könnte das Leben so schön sein. 
Danke dir für deinen Kommentar und grüße dich herzlich zurück!
Moja
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram