Tschüss, Badesee

Wir waren die ersten, das glauben wir fest,  wir haben ihn entdeckt, diesen Badesee.

Versteckt gelegen, kaum größer als ein halbes Fußballfeld, aber die Idylle pur!

Erst waren wir nur für uns, dann kam am Ferienende ein junges belgisches Paar dazu.

Beides Musiker. Sie spielten Gitarre und wir sangen zusammen französische Chansons.

Im Jahr drauf waren vor uns schon ein paar Motorradfahrer da, sie zelteten. Drei Pärchen.

Sie tranken ganz gut, abends wurde es ziemlich laut, und wir hielten dezent Abstand.

Eines Morgens standen noch zwei Wohnwagengespanne aus Holland am See, zwei Familien.

Die Kinder schon älter, alles echte Wasserratten. Die hatten auch ein kleines Schlauchboot.

Als wir wegfuhren, kamen noch andere Camper. Sie bauten ihre Zelte unter den Bäumen auf.

Am Ufer die Wasserpflanzen waren schon weniger geworden. Müll schwamm dazwischen.

Ein Jahr später hatte die Gemeinde drei Duschen und ein Klo-Häuschen aufgebaut.

Es gab auch Hinweisschilder und einen festen Weg. Wir fanden kaum mehr einen Zeltplatz.

Erstmals standen auch Wohnmobile am Ufer. Leute mit Hunden, Wäscheleine und Stühlchen.

Die schönen Stellen am See waren jetzt immer besetzt. Das Klohäuschen reichte nicht mehr.

Abends und bis spät in die Nacht hinein Gejohle, Party-Lärm und zum Teil auch Betrunkene.

Wir schliefen schlecht, es gab auch Zoff und wir mussten sehr auf unsere Sachen aufpassen.

Wir sind im Jahr darauf trotzdem wieder an unseren See gereist. Mit Alternativen im Gepäck.

Die Gemeinde hatte alles eingezäunt und zu einem Drei-Sterne-Campingplatz umgewandelt.

Es gab eine Frittenbude und ein paar Tischtennisplatten. Fürs Baden musste man bezahlen.

Dafür hingen überall Plakate mit abends Live-Musik und jeden Samstag „Miss-Bikini-Wahlen“.

Wehmütig guckten wir auf unseren See. Alles voller Standup-Paddler. Überall Grillgeruch.

Das war es dann.