Der abgedrehte Wasserhahn - ein Fingerzeig Gottes?

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Am nächsten Tag war es nun so, dass ich zu einem Gespräch im Jugendamt verabredet war. Als ich das große Wilhelm-Marx-Haus betrat, warf ich zwecks Raumsuche einen Blick auf die riesige, im Foyer angebrachte Hinweistafel.  Ich hatte die gesuchte Zimmernummer gerade gefunden, als mir plötzlich auffiel, dass auf der Glasscheibe ein Zettel angebracht war. Ich las erstaunt mit ungläubigen Augen: „Wir sind umgezogen in die Breite Straße!“
    Natürlich fiel mir sofort wieder das Geschehen vom Vorabend  ein.  Die übernatürlich empfangenen  Worte Breite Straße standen nun plötzlich geschrieben da.
    
Nachdem ich mich von der ersten Überraschung erholt hatte, schaute ich, wer denn umgezogen war. Das BAföG Amt!  Ein neuerliche Überraschung! Was soll das?, dachte ich. Soll ich etwa auf eine Bibelschule gehen? Ich hatte nämlich einmal gehört, dass es eine gäbe, die BAföG mäßig gefördert wurde.   Aber das ist doch Blödsinn! Ich bin doch schon über dreißig und mit Sicherheit nicht mehr BAföG-berechtigt. Andererseits, was für ein Zufall! Das musste eine Bedeutung haben! Noch ganz in Gedanken machte ich mich auf den Weg zum verabredeten Termin.
 
Vier Tage später schaute ich aus meinem Zimmerfenster. Es goss draußen in Strömen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen an diesem Vormittag das Bafög-Amt in der Breiten Straße aufzusuchen. Aber beinahe schien es so als ob sich der Himmel gegen mich verschworen hätte. Wieder kamen mir die Zweifel. War das mit der Bibelschule nicht einfach eine dumme, nicht realisierbare Idee? Ein Luftschloss?
    Gewiss, da war diese seltsame Geschichte mit dem übernatürlichen Reden und dem Zettel auf der Hinweistafel, was mir einen Fingerzeig in Richtung Bafög-Amt zu geben schien.    
    Aber dagegen standen die einfachen gesetzlichen Fakten. Wenn eine Bibelschule überhaupt gefördert wurde, so war ich für eine solche Förderung auf jeden Fall zu alt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich auch während meines ersten Studiums kein Bafög erhalten hatte.
    Eine Weile rang ich mit mir. Dann traf ich eine Entscheidung: Gut, ich werde bis 11 Uhr warten. Wenn es dann nicht aufgehört hat zu regnen, vergesse ich die ganze Angelegenheit.    

Gegen 10.50 Uhr schaute ich erneut aus dem Fenster. Nach wie vor goss es in Strömen. Innerlich begann ich mich schon darauf einzustellen, meinen Bibelschultraum abzuhaken.
  10.58 Uhr. Nach wie vor goss es in Strömen. OK, dass war es dann wohl, dachte ich leicht enttäuscht. Es war halt eine alberne Idee gewesen.

Als ich aber sicherheitshalber Punkt 11 Uhr noch einmal aus dem Fenster schaute, glaubte ich für einen Moment meinen Augen nicht zu trauen. Es hatte komplett aufgehört zu regnen, wie als wenn jemand den Regenhahn zugedreht hätte. Das gibt es nicht! dachte ich. Und wusste doch im gleichen Augenblick, dass dies kein Zufall war. Wenige Minuten später verließ ich meine Wohnung und machte mich auf den Weg in die Breite Straße.


Anmerkung von Bluebird:

Teil 61 meiner autobiografischen Erzählung (1985 - ...)

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 loslosch (09.11.17)
hier die folge 62: kaum hatte ich den ersten schritt vor die tür gesetzt, goss es wie aus eimern ...

 Bluebird meinte dazu am 09.11.17:
Haha ... das wollen wir dann noch mal sehen
Graeculus (69) antwortete darauf am 09.11.17:
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 Bluebird schrieb daraufhin am 09.11.17:
" in Bluebirds Welterklärung nicht vorgesehen", sollte es vielleicht richtiger heißen
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