Unpolitische Literaten
Kommentar zum Thema Literatur
von eiskimo
Anmerkung von eiskimo:
Interessant für mich: Die Erinnerung an meinen Beitrag vom 7.6. 2018 „Weltenfern oder ins Leben eingebunden – wie schreiben wir und warum?
Ich beklagte damals für die KV-Literaten die gleiche – sagen wir: politische Zurückhaltung. Ja, ich verglich die Inhalte hier mit einem „poetischen Sandkasten“, der allzu oft eine politische Relevanz vermissen ließ. Das kam nicht gut an, weil es nach sofort nach Vereinnahmung roch oder gar „Kampfliteratur“.
Was Juli Zeh jetzt in ihrer Rede darlegte und wie klug sie das entwickelte, das ist natürlich um Klassen klarer und profunder als meine kleinen Beobachtungen. Darum bin ich gespannt, ob die Erfolgsautorin damit eine nachhaltigere Wirkung erzielt. Sich seiner Rolle in der allgemeinen Meinungsbildung bewusst zu werden, dafür lohnt sich die Lektüre allemal.
Kommentare zu diesem Text
Wirklich politische Texte, die mich ansprechen, wie die von Brecht oder Kästner usw., die sucht man in der Tat vergeblich. Heute wird aufgepeppt, werbeträchtig, verlagsnah. In dieser Hinsicht gebe ich deinen Worten Recht.
Die Frage, die mich dabei stets bewegt: Wohin soll das führen?
Andere Frage: Ist nur politische Dichtung eine gute Dichtung?
Lotta
Danke, dass Du Dich mit meinem Anliegen so schlüssig beschäftigt hast. Pseudo-Politisches brauchen wir wirklich nicht, und was an Authentischem entsteht, ist auch nicht automatisch "gute Dichtung", völlig klar.
Ich sehe die Gefahr, dass unser Gärtchen, wo wir weltverloren wunderschöne Rosen züchten, von Baulöwen und Großinvestoren "umgewidmet" wird. Sprich: Wir müssen schon das real existierende Umfeld im Auge haben und - wenn möglich - den gesellschaftlichen Wandel mitgestalten. Sonst lässt das Klima plötzlich eine Rosenzucht nicht mehr zu, oder das Gärtchen muss weichen, weil da ein neuer Supermarkt hin muss....
Eiskimo
Wo ich Dir Recht gebe: Literatur auf Knopfdruck kann es nicht sein.
Umso mehr verwundert es da, wenn große Teile der Schreibenden Politik miss- oder gar verachten.Und ich meine, sie sollten das Feld nicht den Dumpfbacken überlassen.
Juli Zeh drückt sich öfter in FFM herum und sorgt für volle Hörsäle.
Ich hab' sie mal mit dem alten (bildschönen!) Rowohlt erlebt: Däs war äscht nett! - Leider ist der inzwischen verstorben.
In gewisser Weise gebe ich ihr Recht. Leider muss ich aber immer wieder feststellen, dass es weitaus angenehmer ist, wenn sich 90 % aller Poeten gar nicht über Politik äußern. Was ich da schon fürn Mist gehört und gelesen haben ... nee also werklisch.
Brecht und Kästner sind natürlich Ausnahmen. Gerade letzteren liebe ich sehr.
Kurzum: Wers kann, solls machen. Die anderen besser nicht.
Der8.
Ist der Rezensent (Dieter W.) unsärn Dietär? *staun
Wer oder was ist das Gemeine? Die Mehrheit? Die Superreichen? Wer kennt die Superreichen? Wie sehen sie aus? Wo wohnen sie?
Kann man die entmachten? Politik ist auch Macht. Geheimwesen. Wie aber will man das Geheimwesen verrätseln? Und wem? Und warum?
Willst und kannst du dich auf derartige Diskussionen einlassen?
(14.11.19)
Servus
Ekki
Danke für diesen interessanten Exkurs. Da kann ich nicht mithalten, selbst wenn ich die 60er und 70er Jahre als Schüler unmittelbar miterlebt habe. Kriegsdienst-Verweigerung, Vietnam, NATO - wir waren politisch deutlich stärker "unter Strom".
Mit der Wende und dem Ende des Kalten Krieges änderte sich das...
Was mich in dem Zusammenhang besorgt macht: Wie wenig Leute heute noch eine Zeitung abonniert haben. Das ist für mich ein Gradmesser der politischen Mitgestaltung. Wer nur noch ein paar Überschriften mit bekommt im Internet oder Kurz-Infos im Autoradio, der bleibt völlig außen vor. Und wie sollen Leute, die zu uns zugezogen sind und nicht lesen, an Politik mitwirken?
Lassen wir uns nicht unterkriegen!
Eiskimo
LG
Ekki
@ Eiskimo: Ich teile deine Sorgen und finde deinen Weckruf sehr wichtig.
LG
Ekki
(14.11.19)
Zu sehen, dass diese von vielen gar nicht wahrgenommen- von manchen Extremisten wiederum missbraucht werden, das treibt mich auch etwas um.
lG
Eiskimo