Alle 1.515 Textkommentarantworten von TrekanBelluvitsh

14.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Lass dich einmal noch verfönen von  GastIltis: "Da muss ich dem Internet widersprechen. Zwar stammt der Begriff Trigger, im Sinne von Auslöser, aus dem Englischen, jedoch aus der Psychologie. Er umschreibt Dinge und Ereignisse, die auf unbewusster Ebene psychisch belastende Ereignisse bzw. deren Gefühle auslösen. Das nennt man Übertragung. Ähnliches gilt für den Begriff Fremdscham. Auch der stammt aus der Psychologie und beschreibt, dass das Verhalten anderer, wenn es nur beobachtet wird, bei Beobachter*innen Scham auslöst, wie sie gesunde Menschen empfinden, wenn sie selbst etwas getan haben, wofür sie sich schämen. Beide Begriffe wurden von der Internetcommunity irgendwann entdeckt und für sich okkupiert. Von da ist - gerade im Internet, in dem Bescheidenheit keine Kategorie ist - der Weg dann nicht weit gewesen zu der Annahme, die Begriffe würden aus dem Internet selbst stammen."

12.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Lass dich einmal noch verfönen von  GastIltis: "Vielleicht wurde ich durch die letzten beiden Zeilen auch getriggert. Denn gerade in letzter Zeit habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie weit verbreitet das Bild von " Ich bereue nichts" in der (Pop?-)Kultur ist und als Zeichen von Progressivität genutzt wird. Und ich frage mich, ob uns - individuell und als Gesellschaft - ein wenig mehr Bedauern nicht nur gut zu Gesicht stehen, sondern auch die Zukunft verbessern würde."

07.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Reinfall von  EkkehartMittelberg: "Nein. Aber Ideologien und Kulte bieten den "Rundumsorglos"-Service, was Gemeinschaft betrifft. Das tut der Orchideenzüchterverein nicht. Des weiteren ist der Orchideenzüchterverein ein Ort der inhaltlichen Auseinandersetzung (obwohl man dort, wenn man ständig Kontra gibt, seine Beliebtheit auch nicht steigert). Die Gemeinschaft, die auf Ideologie beruht, steht für alles andere als eine inhaltliche Auseinandersetzung. Sie bietet Gemeinschaft für Gefolgschaft (ohne inhaltliche Auseinandersetzung) und entzieht den Zugang zur Gemeinschaft viel schneller, wenn man die (blinde) Gefolgschaft verweigert."

06.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Für was von  Graeculus: "Ich sag mal so: Eher wird Christian Lindner für sein soziales Engagement von der AWO ausgezeichnet, als dass jemand einen Jet mit einer Schrotflinte vom Himmel holt."

06.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Für was von  Graeculus: "Moderne (sturm-)gewehre haben eine reichweite bis zu 400m. sehr treffsicher sind sie bis 200 meter. natürlich schießen sie weiter. aber gezielt trifft man dann kaum noch. die effektive reichweite hängt in erster linie von der art der munition und dem wind ab. in gefechtssituationen sind reichweiten über 200 meter aber eher selten. für ziele über 200 meter sind maschinengewehre bzw. maschinienkanonen vorgesehen. einen modernen jet kann man wegen dessen eigener hoher geschwindigkeit nur treffen, wenn er im anflug ist. auf ein solches flugzeug mit einem gewehr/einem mg zu schießen, wenn es sich von einem entfernt ist kaum sinnvoll. der geschwindigkeitsüberschuss der geschosse ist zu gering und durch den luftwiderstand werden sie schnell langsamer."

06.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Für was von  Graeculus: "@Taina: möglich? ja. unwahrscheinlich? ja. Wenn das keine Propadandageschichte ist, würde ich annehmen, dass in dem augenblick, als er auf die maschine schoss, es von einem "richtigen" flugabwehrsystem getroffen wurde bzw. einen technischen defekt hatte (beschussschäden?). die deutschen vorschriften aus dem ww2 sahen für die infanterie zur bekämpfung von tieffliegern vor, dass die soldaten auch mit hand- und faustfeuerwaffen auf die angreifenden flugzeuge zu schießen, sobald man in einer sicheren position war. zum einen waren zufallstreffer nie ausgeschlossen. aber vor allem sollte den soldaten so (ein wenig) das gefühl der hilflosigkeit genommen werden. und in diese zweite kategorie scheint mir dieser bericht zu gehören."

05.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Für was von  Graeculus: "der kombattantanstatus bzw. nichtkombattantenstatus ist im kriegsvölkerecht ja klar geregelt. das bedeutet aber nicht, dass jedes töten eines nichtkombattanten ein verbrechen ist. jede armee hat unzählige zivile mitarbeiter. und in deutschland z.b. wäre das bundesverteidigungsministerium als verwaltungsbehörde der armee ein legitimes ziel. ähnliches gilt z.b. auch für die infrastriktur. ist deutschland mit einem nachbarn im krieg ist es eben keine gute idee auf einer mächtigen rheinbrücke urlaub zu machen. dies ist sogar ethisch sinnvill bzw. an eine "realitätsethik" angepasst. es verhindert den einsatz von nichtkombattanten als lebende schutzschilde. eine solche taktik würde eine enthemmung beschleunigen. (dass du (graeculus) diesen sozialen druck nicht kennst, spricht nicht nur für deine resillienz sondern zeigt auch, dass wir nicht nur in einem freien staat sondern auch in einer freien gesellschaft leben. in einer theokratie z.b. hätte dein atheismus dir als lehrer große probleme bereitet.) aber um den rechtlichen status geht es in deinem gedicht ja gar nicht. es geht um die motivation des einzelen, einen staat im kriege zu unterstützen. und was diese motivation angeht unterscheiden sich zivilisten und soldaten nicht! der einzige unterschied ist, dass zivilisten ihre unterstützung der kriegsanstrengungen ihres landes einfacher wegrelativieren können als soldaten. dies führt - gesellschaftlich betrachtet - zu dem phänomen, dass zivilisten im kriege - und vor allem danach! - zunächst einmal als unschuldig(e opfer) gelten, während soldaten zunächst einmal als schuldig(e täter) betrachtet werden. diese ansicht ist für den sich selbst so bezeichnende "pazifismus" ein hauptnarrativ - und in meinen augen ein hauptgrund, weshalb der "pazifismus" immer scheitern muss. 1.) in einem oben stehenden beitrag habe ich bereits beispiele gebracht, wie zivilisten die kriegsanstrengungen ihres landes unterstützen. und mehr: hans frank war ein zivilist. 2.) grunätzlich ist vor einer tiefergehenden analyse der begriff schuld bei einem gesellschaftlichen phänomen wie einem krieg immer problematisch. man sollte zunächst die kausalität betrachten bzw. annehmen. bsp.:ja, putin hat den überfall auf die ukraine befohlen. aber tausende richtschützen in russischen panzern töten menschen. haben diese richtschützen überhaupt die möglichkeit zu nichtkonformen verhalten? 3.) richtig problematisch wird die sache wenn der kombattantenstatus des einzelnen sich ändert und man sich auf die ethisch verurteilenden begriffe wie schuld/unschuld, täter/opfer verlässt. dies kann zu groben zerrbildern auf gesellschaftlicher ebene führen. ein beispiel: unser bild vom "volkssturm" ist gennzeichnet von jigendlichen und alten männern, die um militärisch sinnlosen d.h. ineffektivem einsatz verheizt werden. tatsächlich durften die deutschen im volkssturm gleich nach kriegsende opfer sein. neuste forschungen zeigen, dass hier in beiden nachkriegsdeutschlands ein falsches bild gezeichnet wird. man muss z.b. was die militärische effektivität angeht, zwischen ost- und westtfront unterscheide. vereinfacht. im osten kämpfte der volkssturm verbissen, im westen leistete er zumeist nur symbolischen widerstand. der volkssturm hatte hohe verluste. doch darf dabei nicht übersehen werden, dass er in der endphase des ww2 eingesetzt wurde. in dieser zeit waren die verluste allgemein sehr viel höher als in den jahren davor. für das, was ich aufzeigen möchte, ist jedoch entscheidend, dass ca. 70% der volkssturmmänner zwischen 35 und 55 Jahren alt war -8es handelte sich hauptsächlich um aus gesunfheitlichen gründen zurückgestellte und uk-gestellte.) das bedeutet, dass wir es hier mit männern zu tun haben, die 1933 schon über genügend lebenserfahrung verfügten um das wesen des ns-regimes zumindest in seinen grundzügen zu erkennen. es werden nicht wenige dabei gewesen sein, die den politischen alltag im sinne des ns-regimes mitgestaltet haben. das bedeutet, dass sie im sinne der kausalität einen hohen anteil am funktionieren des verbrecherischen regimes hatten. ich würde sogar so weit gehen, dass deren anteil an ns-deutschland sehr viel größer war, als der eines 18-jährigen, der 1942 unvorhergesehen eingezogen wirde, um die hihen verkuste der wehrmacht von 1941 auszugleichen, auch wenn er den krieg kämpfend an der front überlebte. p.s.: entschuldigung für die dauerkleinschreibe. habe eine schiene an der linken hand, weil ich mir zwei finger gebrochen habe."

04.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Für was von  Graeculus: "Was ist mit den Menschen, die Adolf H. bis 1932 in freien Wahlen gewählt haben? Haben die ihm alle nicht zugehört oder den Bestseller "Mein Kampf" - das war das Buch bis 1933 nämlich: ein Bestseller! - nicht gelesen? Gab es Proteste gegen die Eröffnung des KZ Dachau, über die deutschlandweit in den Zeitungen berichtet wurde? Was ist mit den deutschen Arbeitern, die neben Fremd- und Sklavenarbeitern Panzer montiert haben - ca. die Hälfte der Arbeitskraft für die deutsche Panzerprodiktion beruht auf Ausbeutung - und eben NICHT, wie der Mythos es will, jenen Essen zusteckten, sondern im besten Falle gleichgültig waren, aber oft auch die kleinsten Vergehen meldeten, obwohl sie genau wussten, dass drakonische Strafen drohten? Was ist mit den Zivilisten, die während der Todesmärsche 1944/45 KZ-Insassen unaufgefordert erschlugen? Das sind nur einige Beispiele aus dem WW2 von deutscher Seite. Die Betrachtung ist dabei immer gleich. Es wird von der Schuld des Einzelnen gesprochen. Anders bei Soldaten. Da wird dann sofort der Metaebenenhammer herausgeholt. Spätestens seit 1914 ist ein Krieg immer ein totaler Krieg. Dadurch ist die Zivilbevölkerung mindestens durch Kausalität mit dem Krieg verbunden. Und jede Gesellschaft hat jeden Krieg noch immer befürwortet, solange er siegreich war. Die russische Revolution entzündete sich nicht am Krieg an sich. Sie entsprang der Unfähigkeit des Russischen Zarenreiches in NICHT erfolgreich zu einem Ende bringen zu können. Das gleiche gilt für Vietnam. Die zivilen Unruhen in den USA verlaufen kongruent zu der Unfähigkeit der US Armee, den Krieg zu gewinnen. Die Unfähigkeit der Zivilgesellschaft zu erkennen, das ein (anfangs) ferner Krieg auch auf sie zurückschlagen kann, ist eine Mischung aus Dummheit, Überheblichkeit und nicht selten Rassismus. Treten zivile Tote auf, sind das Opfer. Es sind aber nicht nur Opfer. Wie Soldaten ist ihr Verhältnis zum Krieg mindestens ambivalent Und die Edmund Ruffins dieser Welt sind mit Sicherheit noch nicht einmal das."

03.09.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Für was von  Graeculus: "Es ist in Wirklichkeit noch sehr viel komplizierter. Was du z.B. fehlt ist der soziale Druck. Während des Iran-Irak-Krieges versprach die iranische Regierung Familien von Märtyrern ein Leben lang zu versorgen. Dies führte dazu, dass sich gerade junge und jüngste Männer für den Dienst an der Waffe meldeten, weil sie, im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern, noch nicht fest im leben verankert waren. Aus der Befragung von iranischen Gefangenen ist bekannt, dass dabei enormer Druck auf sie ausgeübt wurde. Von den Familien selbst, von der Geistlichkeit und auch von Regionalvertretern (um möglichst viele Freiwillige zu generieren). Der häufigste Grund für Iraner sich in diesem Krieg freiwillig zu melden, war jedoch die Tatsache, dass der Irak den Iran überfallen hatte. Ich möchte jedoch noch etwas ansprechen, was mich an diesem Gedicht und auch an der sich selbst Pazifismus nennenden Bewegung stört, weil es in meinen Augen eine starke Verzerrung der Wirklichkeit ist. Es ist das hinter allen Aussagen und allem Denken stehende Narrativ von den Zivilisten als leidenden und den Soldaten als Leidverursacher. Das steckt leider auch in diesem Gedicht. Diese hier gestellten Fragen werden in dieser Form niemals der Gesamtheit der Bevölkerung gestellt. Zumal Zivilisten als Leidverursacher, da sie keine Waffe in der Hand tragen, auch nicht so leicht zu identifizieren sind. Außerdem will der Pazifismus seine Anhänger ja aus diesem Pool rektutieren. Dabei lockt er nicht nur mit dem Frieden, sondern auch mit moralischer Überlegenheit. Da wäre man ja schön blöd, den Leuten, auf die man abzielt, Kausalität am Krieg zu unterstellen. So gibt es große Teilidentitäten zwischen Pazifismus und einer allgemeinen Verleugnung. Das sieht man z.B. daran, wie sehr Pazifisten von Putins Krieg und nicht Russlands Krieg sprechen, oder 1990 das militärische Eingreifen der UN zugunsten Kuwaits verurteilten, die Aggression des Iraks Saddam Husseins aber nur am Rande erwähnten. Auch in Deutschland kann man sehen, wie sehr die Zivilgesellschaft abgeneigt ist, ihre Mitverantwortung für Kriege zu leugnen oder zumindest relativiert zu wissen will. Die zwei erfolgreichsten historischen Sachbücher in Deutschland in diesem Jahrtausend waren Der Brand und Die Schlafwandler. Das Erste zeigte die Deutschen als Opfer im WW2, als Opfer des Strategischen Luftkriegs im Jahre 1945. Die problematische Sprache des Buches lässt vermuten, dass dies auch beabsichtigt war. Das Zweite zeigte angeblich auf, das Deutschland nicht der Alleinschuldige am WW1 war. (In Wirklichkeit lieferte es zur Schuldfrage nichts Neues, was seit den 1960er Jahren nicht bekannt war, sondern war eine Analyse der Habsburger und russischen Außenpolitik auf dem Balkan mit dem Fokus auf Serbien.) Beide Bücher bedienten damit das Narrativ vom Zivilisten/vom Volk als Opfer. Als letztes möchte ich hier Jürgen Todenhöfers Buch Wer weint schon um Abdul und Tanaya? aus dem Jahre 2003 erwähnen. Der Autor wusste schon genau, warum er es nicht Wer weint schon um Unteroffizier Kasim und Feldwebel Younis? nannte und 10 Jahre vorher schrieb."

27.08.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Erster von  FrankReich: "Nein. es kann sogar ein taktischer Vorteil sein, auf Unentschieden zu spielen, wenn der andere erwartet, dass man auf Sieg spielt."

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TrekanBelluvitsh hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  eine Autorenkommentarantwort,  102 Antworten auf Gästebucheinträge,  8 Antworten auf Kommentare zu Teamkolumnen und  7 Antworten auf Kommentare zu Kolumnen verfasst.

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