Vergebens

Naturgedicht zum Thema Aufmerksamkeit

von  Isaban

Hingeschmiert, wie schiefe Lettern,
hocken auf der Leitung Dohlen.
Sie beäugen unverhohlen,
während sie den Klecks verlieren,
ihre distinguierten Vettern
die auf brachem Feld stolzieren.

Über kalte, harte Scholle
staksen steife, große Raben,
wollen sich an Würmern laben,
doch die fraß die Jahreszeit.
Bloß der zeitlos liebestolle
Kater meines Nachbarn schreit,

will der Katze imponieren -
jedem Kätzchen weit und breit.
Fast tut mir der Schreihals leid,
schreit und schreit zum Gotterbarmen
und vergisst dabei das Frieren.
Nur die Kätzin sitzt im Warmen.
Schnurrend. Und in Menschenarmen.

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (08.12.08)
Solche schreienden Kater können Töne absondern - schrecklich und imposant zugleich . Oft wollte ich schon eine Tonaufnahme davon machen , damit sich Unbeteiligte ein besseres Bild machen können.
Gut belauscht und beobachtet - auch die schwarzen Vögel.
naturverbundene Grüße Jorge

 Isaban meinte dazu am 08.12.08:
Herzlichen Dank, lieber Jorge
und viele Grüße in den Kurzvorwintertag,
Sabine

 AZU20 (08.12.08)
Ein starkes Naturbild oder: wie wird man am besten mit der Kälte des Herbstes fertig. Am besten in Menschenarmen. LG

 Jorge antwortete darauf am 08.12.08:
Mit dem letzten Wort ein letztes liebevolles hinzufügen. Auch nicht schlecht.

 Isaban schrieb daraufhin am 08.12.08:
@ AZU:

Zumindest kommt mir das sinnvoller vor, als auf der VW-Kühlerhaube zu sitzen und völlig ungeachtet der Balzzeiten Katzenarien zu singen, lieber Armin.
Freut mich sehr, dass dir der Text zusagt. Vielen Dank für deine Rückmeldung

und liebe Grüße,
Sabine

@ Jorge: Auch eine hübsche Interpretation.
Danke sehr!

 Didi.Costaire (08.12.08)
Es wintert und bräsige Dohlen sondern ab. Auf dem Feld wächst nichts; diejenigen, die für fruchtbaren Boden sorgen könnten, machen sich dünn. Das Imponiergehabe des Katers verhallt, denn auch die Miez hat sich zurückgezogen.

Ein tristes Naturschauspiel, liebe Sabine, gekonnt dargestellt.

lg, didi

 Isaban äußerte darauf am 08.12.08:
Ach, der Herbst, der Herbst, lieber Dirk, je später, desto karger.
Ich dank dir schön.

Liebe Grüße,
Sabine

 Peer (08.12.08)
Liebe Isaban,
schon allein der erste Vers hat meine Aufmerksamkeit erregt. Ansonsten dicht gezeichnetes, atmosphärisches Winterbild, bei dem mir nur der Begriff "distinguierten" fremdkörperhaft erscheint.
Ansonsten wie immer gerne gelesen.
LG Peer

 Isaban ergänzte dazu am 08.12.08:
Vielen Dank für deine lobenden Zeilen, lieber Peer.
Das "distinguierte" unterstreicht das Bild (lackschwarz, Brust raus, würdevoll nicken und beschäftigt tun- und doch nix auf die Reihe kriegen - Fremdkörper passt schon), das sich den spottenden Dohlen bietet, finde ich. Meinst nicht?

Liebe Grüße,
Sabine
Wildhüter (51)
(08.12.08)
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 Isaban meinte dazu am 08.12.08:
Liebe Tina,

als mitfühlender Mensch tut mir das Katertier natürlich auch leid.
Bis auf nachts. Da nicht so.
Ich danke dir herzlich für deine einfühlende Auseinandersetzung mit meinem Text und die freundliche Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
Caterina (46)
(08.12.08)
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 Isaban meinte dazu am 08.12.08:
Dohlen sind die kleinsten Vertreter der Gattung Corvus (Rabenvögel), zu der untrer anderem auch die Krähen gehören. Im Gegensatz zu den größeren Vertretern dieser "Familie" handelt es sich bei Dohlen um Singvögel und recht gute Imitatoren, z.B. bauen sie (die hiesigen zumindest) ziemlich gekonnt Handyklingeltöne in ihren Gesang ein. Familie Corvus der Größe nach gestaffelt: Dohlen (schwarz mit etwas hellerem Silbernacken und silbergrauen Hosen, schwarze Schnäbel), Krähen, Raben. Und ja, das sind alles unterschiedliche Viecher (einer Familie).
Liebste Grüße,
Sabine
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 08.12.08:
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 Isaban meinte dazu am 08.12.08:
Rein "gattungstechnisch" hast du recht, Ludwig. Raben, Krähen und Dohlen unterscheiden such hauptsächlich durch Größe, Bein- und Federfärbung, wobei manche Arten gelbliche Schnabelansätze (und schwarze Schnabelspitzen) haben. Nur bringen Dohlen gesanglich mehr als nur Krächzen zustande, die anderen Raben- und Krähenvögel eher nicht.
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 08.12.08:
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 Theseusel meinte dazu am 08.12.08:
Kafka hat den schönsten Gesang finde ich...irgendwie "dohlenartig";)
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