Tiefer Respekt

Erzählung zum Thema Achtung/Missachtung

von  EkkehartMittelberg

Ich wurde in einem Stadtteil von Hamm (Westf.) geboren, in dem die Zeche das Verhalten der Bewohner maßgeblich prägte. Die meisten Bürger waren Bergleute.

Ich besuchte das Humanistische Gymnasium im Zentrum Hamms und pendelte zwischen zwei Welten, der „akademischen“ meiner Schule und der Arbeitswelt, die unser Haus umgab. Hundert Meter von meiner Wohnung entfernt gab es eine Pinte, in der die Bergarbeiter abends ihre Biere tranken. Wenn ich mein abendliches Joggen beendet hatte, kehrte ich auf ein Bier dort ein und fast immer kam ich mit ihnen ins Gespräch.

Da ich nicht „hochgestochen“ war, mochten sie mich und ich mochte sie. Sie müssen sich das so vorstellen: Die Bergarbeiter standen selten am Tresen. Sie saßen an kleinen Tischchen und tranken ganz ruhig ein 0,2-Bierchen nach dem anderen. Wenn ich mich zu ihnen setzte, kam es nicht selten vor, dass sie 20 bis 30 Striche auf dem Deckel hatten, aber keineswegs betrunken waren. Die große Hitze unter Tage hatte sie ausgelaugt und ihr Bedarf, den Feuchtigkeitsspiegel zu egalisieren, war enorm.

Sie wussten, dass ich ein Gymnasium besuchte und forderten mich manchmal auf: „Erzähl ma vonne Schule.“ Ich erzählte ihnen genau das, was mich damals bewegte und war auf ihre Reaktionen gespannt. Sie fanden zum Beispiel Aristides, der sich selbst dem Scherbengericht überlieferte, bekloppt, aber zeigten durchaus Verständnis für den Kampf des Sokrates gegen die Sophisten.

Ich war von ihrem ruhigen Verhalten sehr beeindruckt und dieser tiefe Respekt hat sich bis heute gehalten. Mir gefiel ihr soziales Denken. Es kann sein, dass ich mich in diesem Punkte täusche und es mit meiner sozialromantischen Einstellung heraushörte. Mich beeindruckte, dass sie sich trotz ihrer schweren Arbeit nicht hängen ließen,. An Sonntagen trugen viele von ihnen in den Fünfziger Jahren Anzüge, wenn sie ausgingen.

Ich hatte öfter Einblicke, in ihr alltägliches Leben, weil ihre Kinder zum Teil die Realschule besuchten und von mir und meinen Eltern Nachhilfeunterricht erhielten. Sie zahlten teilweise, indem sie uns von ihrem Kohle-Deputat abgaben (Kohle war in den Fünfziger Jahren teuer) Ich holte die Säcke mit einem Damenfahrrad ab und wurde öfter ins Haus gebeten, das noch einfach möbliert war mit einer Schlafcouch in der Küche, auf der der Vater nach der Nachtschicht pennte.

Ich musste das Rad mit den Kohlesäcken durch die Kolonie nach Hause schieben und ich habe später erfahren, dass es ihnen gefiel, dass so ein „Pinkel“ von der Höheren Schule sich dafür nicht zu fein war. Die wechselseitige Achtung führte dazu, dass einer meiner besten Freunde ein Bergmann war, von dem ich das nächste Mal erzählen werde.



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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (02.12.23, 13:01)
Ich bin beeindruckt, aber so kenne ich Dich inzwischen genauer. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 16:24:
Danke, Armin: Ich bin sicher, dass du genau so tickst wie ich.

LG
Ekki

 Beislschmidt antwortete darauf am 02.12.23 um 18:56:
Ich bin auch beeindruckt Ekki. 

Hauptsächlich aber, ich gebe es zu, wegen der 30 Striche auf dem Deckel.

 Das Saarland hat auch eine große Bergmannstradition und bei vielen ist noch das Luisentaler Unglück präsent, wo viele Berleute den Tod fanden.
Beislgrüße

 Graeculus (02.12.23, 13:12)
Eine ansprechende Anekdote. Eine sympathische, wenn auch vergangene Welt.
Ich glaube, ich hätte mit ihnen über Aristeides diskutiert. Der war sowieso verloren, auf diese eine Stimme kam es nicht an. Es ging nur noch um eine Stilfrage. Ob man das den Bergleuten hätte vermitteln können? Oder hast Du das versucht?

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 02.12.23 um 16:34:
Merci, Graeculus. du sagst völlig zu Recht, dass es bei der Scherbe, die Aristides für das Bäuerchen unterschrieb, nur noch um eine Stilfrage ging. Ich habe nicht versucht, darüber mit den Bergleuten zu diskutieren, weil sie bei solchen Fragen sehr nüchtern sind. Mit meiner heutigen Sicht hätte ich es aber damals darauf ankommen lassen.

 Graeculus äußerte darauf am 02.12.23 um 16:43:
Ich überlege, ob es in ihrem Leben eine analoge Situation geben kann.
Agnete (66)
(02.12.23, 13:30)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 02.12.23 um 16:44:
Gracias, es ist schade, dass die Solidarität zwischen sozialen Schichten, die es nach dem Zweiten Weltkrieg gab, rapide schwindet. Jetzt wohne ich in einem kleinen Dörfchen in Hessen. Dort kann man sie gelegentlich noch antreffen.
LG
Ekki

 franky (02.12.23, 15:48)
Hi lieber Ekki
 
Mir gefällt Deine lockere Art, Geschichten zu erzählen.
Sie sind ohne mühe nachvollziehbar.
Bin Dir gerne auf deinem Weg gefolgt.
 
Grüße von Franky

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 17:07:
Grazie, Franky, es muss schwierig für dich sein, Kommentare zu schreiben. Dennoch schaffst du das in letzter Zeit öfter.
LG
Ekki

 diestelzie (02.12.23, 16:01)
Ich bin gespannt auf den Bergmann.

Liebe Grüße
Kerstin

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 17:09:
Merci, Kerstin,
ich verspreche dir eine interessante story.

Liebe Grüße
Ekki

 Mondscheinsonate (02.12.23, 16:09)
Schön erzählt. Dennoch, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dennoch ein großer Abstand blieb, den die Gesellschaft selbst erschaffen hat. (Wohl von beiden Seiten.)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 17:21:
Hallo Cori,
für mich persönlich blieb der Abstand nicht. Ich denke, in der Heimat von Bergleuten war er teilweise überwunden. Generell hast du aber recht. Man kann die Unterschiede   zwischen den sozialen Schichten nicht mit gutem Willen abschaffen. Momentan entwickeln sie sich in armen Regionen sogar zu Klassengegensätzen zurück.

 Teo (02.12.23, 16:13)
Hi Ekki,
du erzählst deine Geschichten stets unaufgeregt und fast beiläufig. Aber nicht nur mir gefällt diese Art, wie du diese Nachkriegszeit wieder aufleben lässt.
Agnete hat es genau benannt...es gab noch Zusammenhalt und Nachbarschaftshilfe in den Bergarbeitersiedlungen. Heute ist man doch mehr für sich und lebt doch mehr auf Abstand zu den Nachbarn.
Na ja, so ändern sich die Zeiten.
Gerne gelesen und freue mich auf die nächste Geschichte.
Gruß aus dem Pott
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 17:31:
Vielen Dank, Teo. Deine Beobachtung trifft zu, je städtischer und anonymer die Gesellschaft ist.
Grüße in die alte Heimat
Ekki
Muckelchen (70)
(02.12.23, 17:16)
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 Graeculus meinte dazu am 02.12.23 um 17:36:
Den Anderen tut es allerdings weh.

Woher weißt du das? Und dann auch noch in dieser Allgemeingültigkeit? Ohne dabei gewesen zu sein. Sowas nennt man wohl ein Vorurteil.

 niemand meinte dazu am 02.12.23 um 17:38:
@ Muckelchen
Ich muss Dir ein wenig gegensprechen, weil sich Dein Kommentar irgendwie wie ein Vorwurf anhört. Jeder Mensch ist von seiner Herkunft, egal wie sie war, geprägt. Und das ist nicht seine Schuld, sondern den Umständen geschuldet. Die gesellschaftlichen Zustände waren so und sind es immer noch, wenn auch inzwischen mit weniger Unterschieden. Was sollte denn ein Mensch, ein junger Mensch aus der sogenannten "besseren Schicht" machen? E rhat sich seine Herkunft auch nicht selber ausgesucht. Im Text bemüht sich der Schreiber um Verständniss, prangert nichts an, verhöhnt nichts.
Eher im Gegenteil. Jedoch, dass er aus der ihm "anerzogenen" Haut
heraus müsste/sollte, das kannst Du doch nicht allen Ernstes verlangen. Er müht sich nach bestem Wissen und Gewissen um ein sich Hineinversetzen in diese andere Gesellschaftsschicht. Ich sehe da keinen Grund dafür, dass einem das beim Lesen weh tun sollte.
Eher im Gegenteil. Mir scheint diese Haltung sehr empathisch und somit erfreulich zu sein.
Mit lieben Grüßen, niemand
die auch aus einer Arbeiterschicht kommt
Mein Vater und mein Opa haben auch im Bergbau gearbeitet,
wenn auch nicht mit all den Klischees der Taubenzüchtung etc.
Und glaube mir, jede gesellschaftliche Schicht hat gute, wie schlechte
Seiten. ;) Mir hat das Lesen Spaß gemacht!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 18:04:
Hallo Muckelchen,
ich räume ein, dass mir dein Kommentar ebenfalls weh tut.
Der Lehrstoff eines humanistischen Gymnasiums in den Fünfziger Jahren, den ich ansatzweise benannt habe, war tatsächlich von dem Alltag der Bergleute sehr weit entfernt.
Ich schreibe also die Wahrheit, dass ich zwischen zwei Welten pendelte. 
Ich habe mich mit den Bergleuten in der Kneipe getroffen und ich erzählte wahrheitsgemäß, dass wir uns mochten.
Aber ich war nur selten bei ihnen zu Hause und umgekehrt waren nur ihre Kinder zu den Nachhilfestunden in meinem Elternhaus.
Aber die man mag, die beobachtet man nicht wie Tiere im Zoo. Warum unterstreichst du nicht das Positive in meinem Text, dass man sich mochte und sich trotz gesellschaftlicher Unterschiede Mühe gab, einander zu verstehen?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 18:20:
@Graeculus und niemand: Danke für eure Antworten. Sie haben sich mit meiner überschnitten. Ich werde mich dazu nicht mehr äußern, weil ich weiß, dass Muckelchen nicht  schwer von Begriff ist.
Muckelchen (70) meinte dazu am 02.12.23 um 18:32:
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Muckelchen (70) meinte dazu am 02.12.23 um 18:36:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 19:58:
@Muckelchen: Darauf antworte ich nicht mehr. Du kannst gerne glauben, dass ich dazu nicht in der Lage bin.

 Verlo meinte dazu am 02.12.23 um 21:03:
Muckelchen, was du Ekki unterstellst, gibt weder der Text her noch Ekki.

Falls du einmal mit Arbeitern zu tun gehabt hast, wirst du wissen, daß sie jemand, den sie nicht leiden können, schnell abservieren.

Bergleute hätte zB gesagt: mach das du Land gewinnst, sonst ziehst du morgen eine Schicht die Loren.

Aber sie haben Ekki eingeladen und gebeten zu erzählen.

Außerdem haben sie ihm ihre Kinder zum Nachhilfeunterricht anvertraut.

Störend ist ein sozialer Unterschied nicht an sich, sondern er wird es, wenn man sich hinter ihm versteckt oder mißbraucht.

Ekki, danke für die authentische Geschichte.

 niemand meinte dazu am 02.12.23 um 21:12:
@ Verlo
Was Du hier sagst ist eine Verallgemeinerung bezüglich der Arbeiter-,
und Bergleuteschicht. "Die" Bergarbeiter/die Kumpel gibt es nicht,
wie es auch "Die" Arbeiter nicht gibt. Die Betonung liegt auf dem "Die", welches eine Geschlossenheit einer Gruppe demonstrierten soll, die allerdings nicht richtig ist. Das sind alles verschiedene Menschen, somit ist das von Dir erwähnte nicht allgemeingültig.
Wie Du es hier allerdings schreibst,könnte man zu dieser irreführenden Meinung kommen. Keine Angst, ich komme nicht aus der Elite und weiß wovon ich spreche.
LG von einem Arbeiter/Bergarbeiterkind 8-)

 Verlo meinte dazu am 02.12.23 um 21:28:
niemand, ich habe keine Angst, denn ich bin unsterblich.

Und das werde ich hier (bzw auf Youtube) im nächsten Sommer beweisen.

Wenn du ein Arbeiterkind bist, warum widersprichst du mir, dem Arbeiter, dann?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 21:46:
@Verlo und Niemand: Irene, es stimmt, dass nicht alle Arbeiter gleich reagieren. Aber es gibt Reaktionen, die tendenziell für Berufsgruppen zutreffend sind und tendenziell hat Verlo recht, wenn er schreibt, dass Arbeiter jemanden, den sie nicht leiden können. kurz abfertigen.
LG
Ekki

 Verlo meinte dazu am 02.12.23 um 21:50:
Danke, Ekki, ich hab heute nicht die Nerven ...
Muckelchen (70) meinte dazu am 03.12.23 um 11:59:
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 Graeculus meinte dazu am 03.12.23 um 12:16:
Warum sollte ich antworten? Du weißt doch selber, was du getan hast: über Menschen geurteilt, die du nicht kennst, und über eine Szene, an der du nicht teilgenommen hast.
Meine Botschaft lautete: Das nennt man ein Vorurteil, oder - falls dir das lieber ist - eine Verallgemeinerung eigener Erfahrungen.
Muckelchen (70) meinte dazu am 03.12.23 um 12:23:
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 Graeculus meinte dazu am 03.12.23 um 12:31:
Ob er dir wehtut? Du warst doch nicht dabei, bist nicht von Ekkehart besucht worden. Ob es "den Anderen" wehtut, so allgemein und über die damalige Situation gesagt, darüber steht dir kein Urteil zu.
Muckelchen (70) meinte dazu am 03.12.23 um 12:37:
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 S4SCH4 (02.12.23, 17:31)
Mir gefällt der Text sehr gut. Die Stimmung ist klasse.

(Zu Kommentaren zuvor, ich habe die Kritik nur grob überflogen): Irgendwie muss man den Adler ja steigen lassen bei Milieu Betrachtungen; da reihen sich ehrliche Worte, mitunter schwer in eine allgemeine und auch individuelle "Sozialmoralvorstellung" ein. Also, bloß nicht zu fischig werden...keep on rocking...vg sascha

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 18:23:
Danke Sascha, schaust du bitte auf meinen Kommentar, direkt oberhalb von deinem.

 AchterZwerg (02.12.23, 17:52)
Lieber Ekki,
auch ich habe diesen Text sehr gern gelesen, schon weil ich selber als junge Frau einige Bergleute kennengelernt habe und den geschilderten Zusammenhalt unter ihnen nur bestätigen kann.
Vielleicht war der aufgrund ihrer besonderen Wohnsituation in den Siedlungen noch einen Tic größer als in anderen Berufsgruppen.

Und die, die ich kennenlernen durfte, waren allesamt stolz auf ihre Arbeit. Das gab ihnen ein starkes Selbstbewusstsein und machte sie zu angenehmen, weil kritischen Gesprächspartnern.
Ihre Frauen, die sich mit der ewig schwärzlichen Wäsche rumschlagen mussten, teilten diesen Stolz auf ihre Weise.

Liebe, ein wenig sozialromantische Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 18:38:
Grazie, Piccola,
ich möchte aus deinem Kommentar noch einmal              unterstreichen, dass Bergleute deshalb angenehme und kritische Gesprächspartner sein konnten, weil sie ein starkes Selbstbewusstsein hatten.
Dazu noch zwei kleine Beobachtungen: Der Primus meiner Klasse, der schon als Mitschüler wegen seiner Bescheidenheit sehr beliebt war, wurde Bergwerksassessor. Dieselbe Laufbahn schlug Friedrich von Hardenberg (Novalis)ein. Aber das weißt du wahrscheinlich.
Sozialromantische Grüße zurück
Ekki

 Saira (02.12.23, 18:43)
Lieber Ekki,
 
deine Beschreibung der Bergleute, die du einst abends in der Pinte getroffen hast, passt zu dem Bild, welches ich von ihnen habe.
 
Ihr Beruf hat ihnen weit mehr abverlangt, als es eine „normale“ Arbeit tun würde. Sie mussten unter schwersten, fast unmenschlichen und lebensbedrohlichen Bedingungen arbeiten, waren meist früh an Gelenk- und Atemwegsschädigungen (Silikose)Bronchialkarzinom erkrankt. Auch Blutarmut, Durchfallerkrankungen, Tuberkulose, Lärmschwerhörigkeit (durch die Druckluftbohrhammer) gehörten zu den geläufigen Krankheitsbildern der Bergleute.
 
Sie verdienen Respekt und genau diesen zollst du ihnen.
 
Ich denke, dass Menschen dazu neigen, sich wegen einer höheren Bildung über andere zu stellen, die weniger Bildung haben. Das aber ist eine arrogante, nicht gerechtfertigte Haltung, denn der Wert eines Menschen sollte nicht über seine Bildung erfolgen! Genau das hast du nie getan!
 
Du hast hier deine Sichtweise gut erklärt.
 
Liebe Grüße
Sigi

Kommentar geändert am 02.12.2023 um 18:47 Uhr

 Rosalinde meinte dazu am 02.12.23 um 19:26:
Hallo Ekkehart Mittelberg,

ich habe voll Verwunderung deine Geschichte aus der Jugendzeit gelesen, weil es diese Klassenunterschiede
in dem Deutschland, aus dem ich komme, nicht gab.
Ich will jetzt nicht direkt sagen, dass du die Bergleute wie ein Zoobesucher den Affenkäfig studiert hast, aber ein bisschen davon ist doch dran, will mir scheinen. Du warst dir als Junge schon sehr wohl des Klassenunterschieds bewusst, das lese ich aus deiner Geschichte heraus. Die dir da zuhörten, werden sich gesagt haben, der wird mal mein Chef sein können, der Spund. Hast du so etwas gespürt? Ich glaube, dass die Männer dich wie einen aus dem Zoo betrachtet haben, der ihnen selten begegnet, und dich deshalb mit deiner Naseweisheit reden ließen.
Die fünfziger Jahre waren in Westdeutschland Jahre härtester Klassenkämpfe. Haben dir die Bergarbeiter von ihren Streiks erzählt? Sicher nicht, sonst hättest du es vielleicht erwähnt. Was darauf hinweist, dass sie dir als dem Abkömmling "höherer Kreise" misstrauten, auch wenn sie dich das nicht spüren ließen. Am Ende, so glaube ich, haben sie dich als ein "seltenes Exemplar" gemustert, ohne dass du es bemerktest.

Versteh mich richtig, ich will damit nicht sagen, dass du die Geschichte falsch erzählst, sondern nur, dass du die Zwischentöne in der Geschichte auslässt, die aber deiner Geschichte erst die Tiefe gegeben hätten, die dein Erlebnis
verdient. So aber bleibt deine Erzählung doch an der Oberfläche, du schreibst sie schließlich als reifer Mann,
und da würde ich doch etwas Tiefgang erwarten.

Gruß, Rosalinde

Antwort geändert am 02.12.2023 um 19:30 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.12.23 um 19:49:
Nein, die Klassenunterschiede gab es zwischen 1940 (angenommenes Geburtsjahr) und 1960 überhaupt nicht in ganz Deutschland, I wo, nur mancherorts. She made my day :D
Ekki, mein Großvater ging in Neunkirchen / NÖ ins Gym und spürte immer wieder, dass er das Kind einer armen Hutmacherin war und in seinem "Milieu" war er der "Studierte".

Antwort geändert am 02.12.2023 um 19:52 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 20:07:
@Rosalinde: Der Webmaster hat empfohlen, dass wir uns aus dem Wege gehen. Ich werde mich weiter daran halten und auf deinen Kommentar inhaltlich nicht antworten.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 20:19:
@Saira: Vielen Dank für deinen Kommentar. Du weißt, dass ich es zutiefst verabscheue, sich über andere Menschen zu erheben. Das schließt natürlich nicht aus, dass ich mich gegen Unterstellungen wehre, freilich nicht gegen alle, weil einige so vorurteilsbehaftet sind, dass sie sich von selbst erledigen.

Liebe Grüße
Ekki

Antwort geändert am 02.12.2023 um 20:21 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.12.23 um 20:44:
@ Mondscheinsonate:
Liebe Cori,
zu der Zeit als ich die Bergleute in der Pinte traf, war mein Vater ein schlecht verdienender Grundschullehrer mit drei Kindern. Die Bergarbeiter verdienten zum Teil mehr. Einige meiner Klassenkameraden verkehrten in einem Club, in dem Tennis gespielt wurde. Das wäre für mich aus finanziellen Gründen unmöglich gewesen.
Es gab eine Zeit in meinem Studium, in der ich nicht nebenbei jobben konnte und mich aufs Examen konzentrieren musste. In dieser Zeit ging es mir sehr schlecht, bis ich als Seminarwache einen Job erhielt, den ich mit dem Studium vereinbaren konnte. Dennoch erinnere ich mich gerne an meine Studienzeit zurück.
LG
Ekki

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.12.23 um 21:10:
@Ekki: Dann ging es dir wie meinem Großvater, der allerdings Jahrgang 1912 war.

 Verlo meinte dazu am 03.12.23 um 12:23:
Ekki:

zu der Zeit als ich die Bergleute in der Pinte traf, war mein Vater ein schlecht verdienender Grundschullehrer mit drei Kindern. Die Bergarbeiter verdienten zum Teil mehr. 
Danke, Ekki, für die Ergänzung.

Wobei für mich im Text mitklingt, daß da kein großer sozialer und menschlicher Unterschied besteht.

Antwort geändert am 03.12.2023 um 14:23 Uhr

 Verlo meinte dazu am 03.12.23 um 12:43:
Rosalinde, Ekki beschreibt nicht die Gesellschaft, schon gar nicht die Unterschiede zwischen Ost und West, sondern erzählt seine Erlebnisse.

Und nein, die Bergleute haben Ekki nicht als zukünftigen Chef wahrgenommen. 

Der Text gibt das nicht her. Spätestens nach Ekkis Ergänzung, daß sein Vater Grundschullehrer war, sollte das klar sein. 

Vielleicht paßt du deinen Kommentar an ...

Antwort geändert am 03.12.2023 um 21:44 Uhr

 Tula (02.12.23, 22:44)
Mein lieber Ekki
Bier nach dem Joggen ... macht einen echten Sportler aus  8-)

Zum Text: gewiss, die Bergleute als eine Gemeinschaft für sich. Ich kannte keine, d.h. nur einen, als er bereits vom Krebs gekennzeichnet war. Der Fluch des Berufes, nicht nur am/im Schneeberg.
Wirklich bewundert habe ich aber die Seeleute. Auch wenn ich nicht einen echten kannte ...

LG
Tula

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.12.23 um 00:57:
Merci, Tula, ich war nie ein echter Sportler.  Ich bin nur gejoggt, um nicht zu große Gewissensbisse bei meinem Bierkonsum zu haben.

 plotzn (03.12.23, 11:04)
Servus Ekki,

eine interessante und erfrischend unaufgeregt erzählte Geschichte aus einer Zeit, die aus heutiger Sicht wie ewig entfernt scheint.

Macht Lust auf mehr, ich freu mich auf die "Fortsetzung".

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.12.23 um 17:10:
Gracias, Stefan,

ich fühle mich wie ein Fossil aus dieser Zeit. Mein Freund und die Bekannten unter den Bergleuten sind verstorben.

Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (04.12.23, 15:32)
vor dünkel ist mit achtung schicht
denn der verfängt bei denen nicht.

beste grüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.12.23 um 00:58:
Danke, mein Freund
Beste Grüße zurück
Ekki

 Elisabeth (05.12.23, 18:13)
Lieber Ekki,

für mich ist Deine Geschichte ein Bericht aus einer Zeit vor meiner eigenen - und daher schon mal per se interessant. Du beschreibst nachvollziehbar und mit Zuneigung die Lebensumstände und das Miteinander der Menschen, und beleuchtest anschaulich die 'zwei Welten', zwischen denen Dein jüngeres Selbst pendelte.

Ich werde hier unterrichtet, ohne mich belehrt zu fühlen und kann dadurch Berichte meiner Eltern aus den 50er Jahren ganz anders einordnen. Dafür möchte ich Dir ganz herzlich danken!

Ich freue mich schon auf Deine Geschichte von Deinem besten Freund.

Liebe Grüße von Bettina

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.12.23 um 20:51:
Vielen Dank, Bettina, du gibst mir das Gefühl, die Intention meiner Geschichte mit Kopf und Herz verstanden zui haben.

Liebe Grüße
Ekki
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