Der Bote

Symbolgedicht zum Thema Apokalypse

von  AchterZwerg


Treibt der Wind die Wolkenlämmer

übers Land zum Meer hinab,

lächeln sie und zeigen Glamour

bis ein Vogel Sturm verheißt:


Und in seinem kühnen Schreien

leben Lust und Leidenschaft,

Donner will er prophezeien

und der Blitze grelles Licht.


Seine Flügel peitschen Wolken,

fürchten nicht den Niedergang;

Sonnengold, wie abgemolken,

fließt in Treibhausdüsternis,


und die Wasser steigen stetig,

recken sich dem Schwarz entgegen.




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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (12.09.23, 11:03)
Hallo Piccola,

durch die Unbekümmertheit des Boten droht die Apokalypse noch unheimlicher.

Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 meinte dazu am 12.09.23 um 11:37:
Das sehe ich ähnlich. LG

 AchterZwerg antwortete darauf am 12.09.23 um 17:54:
Hallo, ihr2,
der Bote ist hier nicht nur unbekümmert, sondern zeigt sogar Freude an seinem Berufsleben. ;)
Kann man ja nicht von allen behaupten ...

Herzliche Grüße
Piccola
Teolein (70)
(12.09.23, 11:20)
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 AchterZwerg schrieb daraufhin am 12.09.23 um 17:57:
Danke schön, Teo.
Auf das eher ländliche Melken bin ich selbst ein wenig stolz. 
 
Der Liebe volle Grüße
der8.

 eiskimo (12.09.23, 11:24)
Und wir sind verdammt dicht dran, an diesen Szenen...
Wolkenlämmer, das beschreibt sehr treffend unsere Hilflosigkeit.
nachdenkliche Grüße
Eiskimo

 AchterZwerg äußerte darauf am 12.09.23 um 18:00:
Ich sehe schon, mein lieber Eiskimo,
du hast wieder alles verstanden. :)
In der letzten Zeile wird gar die Bereitschaft zum Untergang angedeutet.
Und die sehen wir2 am laufenden Meter - allein schon beim Thema "Umwelt."

Trotzdem schöne Grüße
der8.

 lugarex (12.09.23, 11:32)
Treibt der Wind die Wolkenlämmer
unglaublich schön geschrieben...


Schapohh luga

 AchterZwerg ergänzte dazu am 12.09.23 um 18:02:
Danke schön Luga. :)
Ähnlich werden junge Soldaten wohl zur Schlachtbank geleitet ... 

 Didi.Costaire (12.09.23, 11:55)
Hallo 8.,

was für ein düsteres Gedicht mit Glamour, Leidenschaft und Licht! Auch das Reim-/ Nichtreimschema sticht heraus.

Schöne Grüße,
Dirk

 AchterZwerg meinte dazu am 12.09.23 um 18:09:
Lieber Dirk,

ich bin fleißige Nutzerin des "Handbuchs der deutschen Strophenformen" und staune immer wieder, was es auf diesem Sektor so alles gibt.

Wäre vielleicht auch für dich eine lohnende Anschaffung.
Das Heitere lebt ja bekanntlich vom Reim - sein Korsett ist aber locker geschnürt und bietet geradezu unendliche Möglichkeiten.

Herzlichst
Heidrun
Agnete (66)
(12.09.23, 12:15)
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 AchterZwerg meinte dazu am 12.09.23 um 18:04:
Aus meiner Sicht spielt der Bote eine ambivalente Rolle.
Der frohlockt ja geradezu ...

Schöne Grüße
der8.

 GastIltis (12.09.23, 13:44)
Wenn es schlimm kommt,
kommts noch schlimmer,
ohne Ge-, Ver- und Vorboten,
und dein Lied ist nur ein Schimmer
und hat viel zu wenig Noten.
Herzlich Gil.

 AchterZwerg meinte dazu am 12.09.23 um 18:11:
Stimmt schon, Gil,

aber wenn sich die Wasser schon freiwillig dem Untergang entgegenrecken, dauert es vielleicht eh nicht mehr lang ...

Liebe Grüße
Der8.

 Saira (12.09.23, 19:44)
Liebe Heidrun,

Wahnsinns-Bilder zum Thema Apokalypse!

Beeindruckt, aber auch in ohnmächtiger Traurigkeit, 
grüßt dich <3 lich
Sigi

 AchterZwerg meinte dazu am 13.09.23 um 07:11:
Liebe Sigi,
oft ist es ja gerade das Gefühl der Ohnmacht, das die Lämmer "freiwillig" zum Metzger ziehen lässt, deshalb ist (tabuisierte) Wut manchmal die verheißungsvollere Option.

Ich verstehe aber, was du sagen möchtest und meine dies keineswegs besserwisserisch. ;)

Herzlichst
Heidrun

 Tula (13.09.23, 00:03)
Mein lieber 8er
Warum musste man uns in der DDR-Schule mit Maxim Gorki's Sturmvogel quälen? Deiner gefällt mir viel besser  8-)

Stürmische Grüße
Tula

 AchterZwerg meinte dazu am 13.09.23 um 07:14:
Oh!
Ob ich einen solchen Vergleich überhaupt verdiene? :O

Errötende Grüße
der glückliche 8.

 Teichhüpfer (13.09.23, 01:30)
Sonnengold und Marcus Roubrocks, ist schon eine Ewigkeit.

 AchterZwerg meinte dazu am 14.09.23 um 07:30:
Ja, die Zeit fliegt. Und mit ihr Marcus Roubrocks, wer immer das sein mag.

 Teichhüpfer meinte dazu am 14.09.23 um 07:47:
Der Marcus ist größter Goldbesitzer Deutschlands, war auch unter uns Autoren. Ich hatte in der Zeit diese Wortschöpfung, Sonnengold, in meinen Werken.

Antwort geändert am 14.09.2023 um 07:48 Uhr

 TassoTuwas (13.09.23, 11:47)
Bei einem Gedicht zur Apokalypse darf das Reimschema auch apokalyptisch sein.
Außerdem, welcher Bote hält sich noch an die zehn Gebote, geschweige kennt sie, nö?

Herzliche Grüße aus der Warteposition
TT

 AchterZwerg meinte dazu am 14.09.23 um 07:41:
Lieber Tasso,

als stolze Besitzerin und tägliche Anwenderin des "Handbuch(s) deutscher Strophenformen" kenne ich Hunderte Reimschemata. Einige davon wirst du mit Sicherheit noch nie gesehen haben.
Jenseits des a b a b  oder gar a a b b bringen sie Leben in die zuweilen öde Reimlandschaft.
Auch sollten Form und Inhalt harmonisch aufeinander abgestimmt sein, was hier hoffentlich gelungen ist.
Für komische Lyrik empfiehlt sich allerdings die von mir beispiehaft angeführte, betont schlichte Form. Das aber vorwiegend deshalb, weil sie von ihren Dichtern ironisierend (!) angewandt wurde und wird (Verarsche der Romantiker etc.)

Klugscheißergrüße
der8.

 Dieter Wal (13.09.23, 19:25)
Treibt der Wind die Wolkenlämmer
übers Land zum Meer hinab,
Sehr guter Gedichtbeginn für ein spätexpressionistisch-apokalyptisches Gedicht. Sehr gern auch mit apokalyptischen Anleihen und Verweisen. So nur eine sehr magere Grob-Skizze.


Was sollte es Deines Erachtens werden?

 AchterZwerg meinte dazu am 14.09.23 um 07:45:
Ein expressionistisches spätkapitalistisches Szenario?
Vielleicht gibt es dafür einen Verweis in deinem lehrreichen Fernsehprogramm? :O

Liebe Grüße
der8.

 Dieter Wal meinte dazu am 14.09.23 um 08:03:
Das TV-Programm richtet sich (bildungsresistente) Verschwörungserzählungsgläubige. Da   überwiegend verrentet, gilt es sie langsam an neue Inhalte heranzuführen, die ihre engen Bildungshorizonte aufbrechen. Schreib doch aus dem ersten und zweiten Vers, die sehr schön sind, einen spätexpressionistischen Klassiker und veröffentliche ihn in einem mit Aron zusammen unternommenen Gedichtband.

 Quoth (14.09.23, 07:13)
Schöne Paraphrase zum Tanz auf dem Vulkan.

 AchterZwerg meinte dazu am 14.09.23 um 07:46:
Lieber Quoth,

es freut mich sehr, dass du den Sinn hinter den Worten erkannst hast. Oder die Asche nach der finalen Glut.

Herzliche Grüße
der8.

 FrankReich (14.09.23, 08:02)
Schönes Sonett. 👋🙂

Ciao, Frank

 AchterZwerg meinte dazu am 14.09.23 um 17:13:
Schon, schon,
aber mit dem "apokalyptischen Reimschema?" ;)

 FrankReich meinte dazu am 14.09.23 um 20:25:
Das hier kennst Du doch wohl:


        Ungereimtes Sonnett
        Ob gleich Cloridalis auf ihre Marmor-Kugeln,
        Die, wie ein ieder sagt, der Himmel selbst gewölbt,
        Und auf ihr Angesicht, das Sternen gleichet, trozt,
        Ob schon, wie sie vermeynt, des Paris goldner Apfel

        Vor sie allein gemacht, ob gleich viel altes Silber
        In ihrem Kasten ruht, doch ists ein eitler Wurf,
        Den sie nach mir gethan; ich bin gleichwie ein Felß,
        Und lieb ein kluges Buch mehr als der Venus Gürtel.

        Die Liebe reimet sich so wenig mit Minerven,
        Als eine Sterbe-Kunst zu Karten und zu Würffeln,
        Das Braut-Bett in die Gruft, Schalmeyen zu der Orgel,

        Ein Mägdchen und ein Greiß, als Pferde zu den Eseln,
        Als Meßing zum Smaragd, als Rosen zu den Disteln,
        Als diese Verse selbst, ja fast noch weniger.
        Christian Gryphius
             
             


          ... und die Strophenform wird dann dementsprechend als englische anerkannt.

 RainerMScholz (22.09.23, 21:32)
...Sonnengold, wie abgemolken,

fließt in Treibhausdüsternis,...

super!
Grüße,
R.

 AchterZwerg meinte dazu am 23.09.23 um 06:20:
Vielen Dank, Rainer,
zuweilen klappt schoo was. ;)

Herzliche Grüße nach FFM
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