Alle 357 Texte von Walther

Schotter wege / Es sind diese schotter wege weißt du / die fesseln brechen: die schlanken wie / vom wasser auf geschwemmten / Über die die soldateska kommt wenn / sie geschickt wurde deren steine die / fetten armee suvs schleudern wie /...

Schlafes Bruder Ich streife durch die Lande, weile still, Und will mich schnell vergessen, ja, ich will Vom Elend nichts mehr sehen und nichts hörn: Ich will mich an der Liebe jetzt betörn. Ich brach dir eine Blume, brach sie dir, Und wollte...

Vers. Ende. / Der erste Vers der letzten großen Kunstdekade / War dieser nicht. Er wäre nicht gekonnt genug. / Er war vielmehr, das war die Falle, nur Betrug. / War das nicht alles? Wäre es denn wirklich schade? / War nicht das ganze...

Sinn. Fragen. / Der Himmel schreibt ins Auge graue Fragen. / Sie flocken sich zart weiß auf diese Welt. / Wir haben alle sie schon oft gestellt / Und können doch drauf keine Antwort sagen. / Der Wind greift kalt in hohe Mantelkragen, /...

Schwarz. Grau. / Der Krähen Schwarz malt sich ins Wolkengrau: / Die Flügelschläge zeichnen die Bewegung, / So ruhig sind sie, ohne die Erregung / Des Frühlings. Quietschen, Krachen im Verhau / Des Dachensembles: Industriegebiet. / Hier...

Ost-Ghuta, Syrien, 21.02.2018 Es fallen wieder Splitterbomben, Und in den dunklen Katakomben Verrecken wieder kleine Kinder. Die Herren sitzen an den Tafeln, Man sieht sie fressen, sieht sie schwafeln: Da sitzen sie, die Menschenschinder. Und...

Schirm. Charme. Und Hut. / Der Himmel malt sich selbst in Grau. / Nur manchmal trägt er schräge Streifen, / Die aus Gewölk zum Boden greifen. / Warum sie’s tun? Wer weiß genau, / Was Wolken denken? Oder Tropfen? / Der Schirm hat...

Weg. In er scheinung getreten in aus getretnen schuhn die nie solche pfade sahn In er innerung rufen was nie geschah – das gestern ein heute genannt ohne morgen In er wägung gezogenes ab gewogen schwer wiegend zu leicht befunden der justitia...

Die Welt sagt nichts. Sie leidet einfach still Und fühlt sich schlecht beherrscht von denen, die Einst Gott gelehrt hat: Macht sie untertan. Er sagte nicht: Bringt sie dabei gleich um. Wer herrscht, muss sorgen, pflegen, hegen. Wer hütet, muss...

Gestalt gestalten Der Liebe glaubt und sie nicht lebt, der ist Verloren, ist verraten und verkauft, verliert Sich in sich selbst, wo er sich selbst gebiert Und sich danach in sich gleich auch vergisst. Wer Wir nicht lebt, nicht nach Verdopplung...

Von gestern Da ich so gern von gestern bin, Geh ich ganz schnell da wieder hin. Sie ist so schön, die alte Zeit, Das bisschen Mottenstreu im Kleid, Das große Loch in meiner Hose, Der schale Zwieback aus der Dose: Es schmälert nichts. Ich sage...

Laudatio für einen Poesiepreis Na denn Prosit und Prost. Sei vom Beifall umtost, Du armes Dichterherz. Dir droht nicht der Kommerz, Dir droht nur trocken Brot, Kein Geld und liebe Not.

Beginner / Beginn, was du nicht endest, steht auf und mach’s. / Ein Anfang sei: Das Ende kennt die Zeit. / Schreib‘s an die Tafel, an die Wand, verkleid‘ / Dich, tanz‘, zerreiß, was dich behindert, lach’s / Wohin auch immer! Zähl...

110 / Die Leiche sitzt in ihrem Sack am Fluss / Und stiert, bis Wellenschlag zu Eis gefriert. / Der Raureif hat die Nase ihr verziert. / Ihr Vorteil ist, dass sie nicht niesen muss. / Die Mörderin schwingt ihren Fön. So schön / Ist sie, so...

Theater. Donner. - Göttersonett / Das da ist kein Theater, donnert Thor / Und ruft Walhalla laut zur Ordnung. Freia – / Als einzige der Götter hat sie Eier: / Von uns singt niemand in nem Knabenchor, / Wir tanzen auf den Tischen und durch...

Messer. Fischer. Fisch. Und Wogen. / Das Messer wetzte einst ein Fischer, aus- / Zunehmen war in seinem Sinn, sogar / Die Gräten. Nicht alles nehme man für bar, / Nicht nur die Münze, auch den Schein. Ein Graus / Ist’s, Fischen, lebend...

Trage trägt Wer die insignien trägt sei gewarnt: sie sind schwer wiegend sie krümmen den blick winkel sie verwehren selbst erkenntnis Wer die orden trägt & ehren zeichen wisse dass er zu staub wird & seine uni form ihrer form verlustig geht...

Morellig morallig Aus dem schatten morelle spuck den kern zwischen die augen Das gift spritze das bittre das süß saure das blau säurige Obst du kornel kirschiges vögel geliebtes Lutsch ihn den spitz findig gerundeten um zunge ihn züngelnd &...

Flatter. Wesen. / Und dann kam eine sanfte Brise, / Und diese Brise, die hieß Liese. / Sie roch wie eine Frühlingswiese / Und hatte manche Expertise / Und wusste viel in vielen Dingen. / Sie lehrte mich gemeinsam klingen, / Als hörte...

Tauben fliegen auf Tropfen zählend mit ihnen übers glas wandernd: der blick ins dahinter ist einer mehr ins nichts Der mond thronte auf dem horizont gestern & einem haufen krähen ging das am arsch vor bei: Sie kamen über ihn & durch ihn hin...

Totholz Jetzt bin ich doch noch abgetrieben Und schaukle in des Flusses Mitte – Vom letzten Frühjahr abgeblieben. Wenn mich ein kleines Kind jetzt ritte, Das schenkte nicht nur mir Vergnügen. Doch Kinder seh ich leider keine – Ich würde...

Alp. Traum. Barde. / Das Grau trieft sich in seine arme Seele, / Die sich um ihre eigne Achse windet. / Sie ist es, die sich stets für weiß was schindet. / Die blaue Flamme gleißt auf einer Stehle, / Die sich an einem Trauerort befindet. / Ein...

Unfallopfer Der Rabe warf erst einen Blick und dann die Nuss. Das Auto war wohl blickdicht, als es rasend fuhr; Es schlitterte und schleuderte; die Nuss traf nur, Das war des Fahrers und des Fahrzeugblechs Verdruss, Weil dieses Schlingern sie in...

Der falsche Zug Der Morgen nach dem Tod ist blankes Leben, Und Wasser fließen weiter in den Rhein. Man kann sich einen Mord niemals vergeben Und muss mit diesen Bildern immer sein. Die Nächte rufen stets den Ruf der Krähen, Und Nachtigallen...

Bedenken / Ich sitze faul im Sessel und bedenke / Der Weltenlauf; versage beim Verstehen, / Wodurch ich mir mein armes Hirn ausrenke: / Ich kann den Sinn darin einfach nicht sehen. / Ganz unten auf dem Boden meiner Tasse / Bleibt vom Kaffee...

Mittagstisch Ein kleiner Mönch, fast nur ein Zwerg, Steht einsam schräg auf einem Berg. Es bläst wie Hölle, pfeift wie Pest, Dort oben auf dem Everest. Er hält die Pfanne in der Hand. Die Bratkartoffeln sind verbrannt. Er blickt zum Himmel....

Der zuckrer Der puder zucker wirft & ei weiß schaum weiß nicht was kalt ist was warm Er schüttelt der wolken saum dass die flocken wirbeln & singt: schnee flöckchen weiß Röckchen – bläst dem wilden kinde unter unters kleidchen dass das...

Der letzte Tag / Als Bodo ihm den rechten großen Onkel abschleckte, wusste Carl McAllister, dass sein voraussichtlich letzter Tag begonnen hatte. Der Hund musste raus. Weiterschlafen war keine Option. Die unendliche süße Tilly, die sich...

Übergang Der Winterwald wirft seine Schatten: Die Astskelette greifen Luft, Aus der die Krähe krächzend ruft. Im bunten Laub verpfeifen Ratten Den Igel, der dort hechelnd grunzt. Die Turteltaube pickt die Feder, Die Gerten pieken wie Katheter...

Schwüre - für Klabund Ich ruf mich laut: Mein Lieber, Leg deine Maus jetzt weg Und auch den Rechenschieber, Den Kalkulator für den Zweck – Mensch, öffne eine Türe Für den Gedankentanz, Erfülle rasch die Schwüre Und lass dich gehen. Ganz.

Counter.Zeus. – 2. Göttersonett / Helena ruft: Wo steckt mein Göttergatte? / Der Herr zockt Counterstrike mit seinen Boyz, / Sagt Götterbote Hermes über Zeus, / Den er im Keller des Olymps gesehen hatte, / Als er hinunterflog. Es...

Besuch.Der Krieg kriecht durch die kleinste Fensterritze.Auch unterm Türblatt schlüpft er durch und schleichtSich dahin, wo ich gerne mit mir sitze.Er hat mir sogar seine Hand gereicht!Sie sind so kalt, die bleichen Fingerknochen.Mich hat’s...

This is how it’s gonna be. / Die Welt ist mörderschwarz, und tief im Dunkel / Zerplatzt in dieser Hölle ein Furunkel, / Das lilaekelgrün den Grund bedeckt. / Ein Wesen, das sich seine Eiterwunde leckt, / Es schmollt mit sich und dieser...

William und ich Der Morgentau glänzt auf den vielen Halmen, Und frühe Amseln picken nach den Würmern, Als über Wasserflächen Schwaden qualmen. Das blaue Zelt spielt mit den Himmelsstürmern. Ich strecke mich auf einer Sonnenliege Und halte...

Nur Epigone Ein Träumer bist du – und ein Minnesänger, Der Weisen summt und weise Lieder singt, Aus dessen Laute nichts als Wohlklang klingt; Und doch bist du nur fader Wiedergänger, Der nicht mit seiner Liebe Worte ringt, Noch um sie...

Hitze. Kontempliert. / Der Tag ist heiß. Die Nacht wird heißer, heißt es. / Die Decke auf dem Bett stört jedenfalls. / Ein Teleskop erforscht das Licht des Alls. / Weit draußen, nach dem Mond, da schaut und kreist es. / Das Leben ist...

Immer rose Im garten pfleg ich meine neu rosen & die alt rosen - auch die in alt rosa Die roten wind ich dir zum kranz kein finger bleibt ganz - bade sie im roten blut Der linken herz kammer weil ich einen stich habe - nein viele von dir & bienen...

Der Fuchs unterm Volk Die Füchse wildern im Gehege, Die Elstern wildern im Gelege: Die Hühner hatten keinen Spaß. Worüber ich mich gern errege Und meinen hohen Blutdruck pflege, Ist das, was ich heut Morgen las: Es wimmelt nicht von edlen...

Sonntagsspaziergang, verregnet Der Himmel weint sich aus; er braucht ein Taschentuch: Das Leid der Welt ist schließlich immer tränenreich. Ein Wunsch wird nicht erfüllt – auch das bleibt immer gleich. Doch Wünsche machen Mut. Warum nicht...

Acht I Ich nehme mich noch nicht in Acht So früh am Morgen um halb 8. Drum hat es plötzlich „Rumms!“ gemacht, Und ich hab dazu nicht gelacht. Ich habe nämlich nicht bedacht, Dass gegen eine Türe kracht, Wer glaubt, die sagt davor: „Gib...

Schwarz. Schwärzen. Schwarz. / Man kommt aus diesem Schwarz, das, lähmend dunkel, / Das Weiß verschmutzt: Es will nicht gehn, nicht weichen, / Und da, im Innern, stapeln sich die Leichen, / Und man ist Eiter nur in diesem Weltfurunkel. /...

Baum. Liebe. / Das sitze ich und schwitze ich unter einer Linde. / Vielleicht wars auch `ne deutsche Eiche. Oder Buche? / Ich sitze jedenfalls. Und, ja, verdammt, ich fluche. / Wie sag ich’s meinem Kinde, dass ich mich so schinde / In...

Dieb stahl / Der an lass war ein perücken / dieb stahl das er gebnis ein blanker / schädel auf hoch glanz poliert / Der schillerte & Goethe blendete: / weil die ohren ab standen & der / adams apfel unter die schlangen / Fiel –...

Die (r)ausgerutschte Kuh Hinein ins Bad fiel ich. Ins Kalte: Gefühle warn da nicht. Nur du. Als sich das Wüten in mir ballte, Entrang sich mir: Du blöde Kuh! Es rief sich schnell und laut. Es muhte Den schönen Traum in Feld und Wind, Und mit...

Flockade / Die Flocken stürzen sich hinab, als gäb’s / Das Paradies auf Erden. Gibt’s nicht. Gab’s nie. / Und wird es niemals geben. Ein Genie / Schreib seinen Streich auf eine Wand. Recht scheps / Hängt eine Tür in ihrer Fassung,...

Letzte Warnung Betrachte mich von dieser Seite – denn nur Schatten Liegt auf der andern, Nacht und Schmerz und Tod und Trauer. Durch mich hindurch wächst eine dunkle kalte Mauer. Lieb meine linke Wange mit der zarten, glatten Und warmen Haut....

Welt. Theater. / Die Welt hängt nur an einem seidnen Faden: / Sie dreht sich um sich selbst, sie schwankt und tänzelt, / So wie das Sonnen-Halo allseits schwänzelt, / Den Sonnenwind am Hacken und den Waden. / Ein müder Mond müht sich...

Wolken Wolken haben was beruhigendes: wasser fällt auf wüstes land Die herz wüste lebt! gedenken guter tage in zärtlichkeit nach allen seiten gewendet & gewandet Der fenster aus schnitt gibt tropfen lauf fläche: ihr verschwinden malt...

Passion Es ist ein langer Weg, der sich um Berge windet, Durch Täler eilt und Feld- und Wiesenraine säumt. An mancher Stelle steht ein alter Baum und träumt. Darunter wiederum ein Mensch, der wartet, findet, Was er nicht sucht, wie immer er...

Stille Im licht strahl vom dach fenster strudelt ein stäubchen – eine motte trudelt mit Im fenster webt sich eine spinne um ihr leben – die motte zahlt den preis der licht Sucht & des strebens nach höherem: die treppe knarrt ihre zu...

Unstillleben Ein Winterwind, der keiner ist, spielt Frühling. Er spielt verspätet Herbst, meint eine Meise. Sie legt sich in ihn, springt an einen Knödel Und baumelt hektisch, bis sie pickt. Die Elster Beschließt, den Segen auszulaufen, der...

Bah! Rock! Gibt es den Gryphius tatsächlich auf Tiktok? Ja, muss der alte Kerl denn wirklich ewig leben? Ich wünschte mir so sehr ein klitzekleines Beben, Denn sonst krieg ich die Krise, geh am Stock Und buche eine Kreuzfahrt, nackt, mit Metal...

Schonkaffee Der Dichter hat im Neuen Jahr Sich vorgenommen, ja, fürwahr, Am Kaffee etwas einzusparen. Er muss sein Budget runterfahren, Dieweil er seinen Großroman Nicht an Verlage bringen kann. Drum opfert er die braune Bohne, Damit das die...

Dezember* Die Gauklertruppe hat die Facebookseite Auf Weihnacht dekoriert, und Instagram Ist neu designt. Der Clan ist ziemlich klamm. Er zählt fürs Lagerfeuer seine Scheite; Die Wagen stehen um den Hügelkamm; Das Essen ist von Aldi. Arme...

1 t toter fluss fisch bitte Beachte die kondens streifen: sie mäandern täglich ein wenig mehr der sommer greift aus: in den himmel & an fremde strände Wo er plastik flaschen stapelt – leer oder nicht leer ist die neue frage sinn oder wahn...

Frollein winter Als ich sommer rief kam frollein winter mit scharlach roten wangen & dunkel violetten lippen auf weißen grund – die haare raben Schwarz & so eis blau die augen: der hauch ihres atems ließ schnee kristall dolche wachsen die...

Dümpeln In der alten Kaffeetasse Dümpelt eine braune Masse Vor sich hin. Ich sitz still an leeren Tischen Einsam beim Im-Trüben-Fischen, Hand am Kinn.