Alle 1.549 Texte von loslosch

Cantat avis quaevis, sicut rostrum sibi crescit (aus dem Mittelalter; Quelle unbekannt). Ein jeder Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Dem Wortlaut nach scheint Mutter Natur das zu widerlegen. In geradezu dramatischer Weise beim...

Prohibenda maxime est ira puniendo; numquam enim iratus, qui accedet ad poenam, mediocritatem illam tenebit, quae est inter nimium et parum[ (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De officiis). Am meisten soll man beim Strafen den Zorn vermeiden;...

Omnium rerum cupido languescit, cum facilis occasio est (Plinius der Jüngere, ~61 n. Chr. bis ~114 n. Chr.; Epistulae). Das Verlangen nach allem nimmt ab, wenn die Gelegenheit dazu leicht ist. Oder: Das Verlangen nach allem, was bequem zu...

Ex praeteritis aestimari solent praesentia atque etiam futura (Quintilian, 35 n. Chr. bis ~96 n. Chr.; De institutione oratoria). Das Gegenwärtige wie das Zukünftige pflegt man nach dem Vergangenen zu beurteilen. Unter den...

Habere iam non podest deum patrem, qui Ecclesiam non habet matrem (Cyprian, ~205 n. Chr. bis 258 n. Chr.; De unitate Ecclesiae). Wer die Kirche nicht als Mutter hat, kann Gott nicht zum Vater haben. Wozu wird diese schlichte Logik und...

Sol omnia aperit (aus dem Mittelalter; Quelle unbekannt). Die Sonne deckt alles auf. Oder: Die Sonne bringt / ´s an den Tag. Fast wie in Grimms Märchen. Einer von vielen gutherzigen Sprüchen. So, als würden sämtliche Ãœbeltäter der Welt ihre...

Omnis dies, omnis hora te mutat (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Jeder Tag, jede Stunde ändert dich. Der berühmte Ausspruch des griechischen Philosophen Heraklit (πάντα...

Ex nihilo nihil fit, so sprach schon der gebildete Römer, der seinen Aristoteles kannte. Dass aus dem Nichts nichts entstehen kann, beruht auf einer streng physikalischen Betrachtung. Aus strukturierter Materie sind wir Menschen und alles...

Iniuriarium remedium est oblivio (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Ein Gegenmittel für (erlittenes) Unrecht ist das Vergessen. Rachegelüste waren zu allen Zeiten gewichtige Verhaltensfaktoren, in der Antike mit unterentwickeltem...

Omnem crede diem tibi diluxisse supremum (Horaz; 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Epistulae). Nimm jeden Tag, als sei er dir als letzter aufgeschienen. Was für eine Handlungsanweisung! Der vom Tod gezeichnete Krebskranke: Morgen ist wieder so einer von...

Est scelus immensum, si dives fallit egentem (aus dem Mittelalter; Quelle unbekannt). Es ist ein gewaltiges Verbrechen, wenn der Reiche den Armen täuscht. Was im Mittelalter angeprangert wurde, genau das geschah in der weltweiten Finanzkrise...

Nihil unquam (=umquam) peccavit, nisi quod mortua est (antike römische Grabinschrift; Verfasser unbekannt). Sie hat jemals nichts Sündiges getan, ausgenommen dass sie gestorben ist. Oder: Ihr einziger Fehler war, dass sie gestorben ist. Das...

Dum loquor, hora fugit (Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Amores). Während ich rede, entflieht die Stunde. Kein knapperes Gut als die Zeit - in der begrenzten Lebensspanne des Menschen. Das wussten die Alten, das wissen die Jungen. Doch die...

Futurum exactum (bildungssprachlich) heißt der lateinische Fachausdruck für das vollendete Futur, auch Futur II genannt. Es war immer schon ein Folterinstrument für die Latein-Adepten. Die verbale Umschreibung des Gemeinten würde den...

Aequat omnes cinis. Impares nascimur, pares morimur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Die Asche (Sinnbild für den Tod) macht alle gleich. Ungleich werden wir geboren, doch im Tod sind wir gleich. In der Wort-...

Lex universa est, quae iubet nasci et mori (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Es ist ein allgemeines Gesetz, das befiehlt, geboren zu werden und zu sterben. Oder: Entstehen und Vergehen, das ist das Gesetz der Welt. Wenn Cicero in der...

Copia ciborum subtilitas impeditur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Durch die Fülle der Speisen wird der Scharfsinn getrübt. Die mittelalterliche Mönchsweisheit plenus venter non studet libenter (ein voller Bauch...

Homo doctus in se semper divitias habet (Phaedrus, ~20 v. Chr. bis ~51 n. Chr.; Liber Fabularum). Stets findet ein gelehrter Mensch Schätze in sich selbst. Dieser grundrichtige Gedanke verdient im Zeitalter weltweiter Vernetzung eine...

Somnus imago mortis (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr., Tusculanae disputationes). Der Schlaf (ist) ein Abbild des Todes. In der Antike ein immerwährendes, bewegendes Thema. Auch als Abbild des kalten Todes empfunden (\"... somnus gelidae...

Unde fames homini vetitorum tanta ciborum est (Ovid, 43 v. Chr. bis ~19 n. Chr.; Metamorphoses)? Woher rührt solcher Hunger des Menschen nach verbotener Speise? Bei den Römern war es üblich, das Fleisch der Opfertiere zu verzehren. Die...

Magnus ille est, qui fictilibus sic utitur quemadmodum argento, nec ille minor est, qui sic argento utitur quemadmodum fictilibus (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Groß ist jener, der Töpferware so benutzt, als...

Non canimus sordis (Vergil, 70 v. Chr. bis 19 v. Chr.; Georgica - Vom Landbau). Wir singen nicht für die Tauben. Ein weit verbreiteter Spruch in griechischer und römischer Antike, mit vielen Variationen. Wenn eine einzelne (ja, schon eine...

Sub noctem cura recursat (Vergil, 70 v. Chr. bis 19 v. Chr.; Aeneis). In der Nacht kehrt die Sorge zurück. Ein wahres Wort. Wenn die Ablenkung durch die Tagesmühen und -mühlen fehlt, nagen und bohren die Gedanken. Gilt das auch für den...

Mitto tibi navem prora puppique carentem (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr., zugeschrieben - Briefschlussformel). Ich sende dir ein Schiff mit fehlendem Bug und Heck. Mysteriöser Briefschluss der Antike. Ein Schiff, dem vorn und hinten was...

Plures adorant solem orientem quam occidentem (Ausspruch des Pompejus, zitiert in diversen mittelalterlichen Anthologien, u. a. von Walther von Chatillon, Proverbia sententiaeque, und Erasmus von Rotterdam, Adagia - in der Wiedergabe des antiken...

Forma dat esse materiae (Thomas von Aquin, ~1225 bis 1274; De ente et de essentia - Über das Sein und das Wesen). Die Form gibt dem Stoff das Sein. Oder: Wir nehmen das real Existierende (nur) in seiner äußeren Gestalt wahr. Ein Tiefenblick....

Est animus caelestis ex altissimo domicilio depressus et quasi demersus in terram, locum divinae naturae aeternitatique contrarium (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De Senectute). Der himmlische Geist wurde aus seiner höchst erhabenen...

Nunc animum atque animam dico coniuncta teneri inter se atque unam naturam conficere ex se ... (Lukrez, ~97 v. Chr. bis ~55 v. Chr.; De rerum natura). Nun behaupte ich, dass Geist und Seele fest miteinander verbunden sind und ein einziges Wesen...

Non est viri timere sudorem (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Es steht einem Mann nicht an, den Schweiß zu fürchten. Im Umkehrschluss sagt ein pathetischer Seneca: Einer Frau ist es erlaubt, den...

Fatali lege tenemur (Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Metamorphoses). Durch ein schicksalhaftes Gesetz sind wir gebunden. Hier wehklagt Apoll (Gott der Heilkunst und der Künste). Die Römer, wie zuvor die Griechen, waren absolute Spezialisten...

Largitio fundum non habet (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De officiis). Großzügigkeit hat keinen Boden. Oder: Dem Schenken sind keine Grenzen gesetzt. Aus Kindertagen, in den ärmlichen Zeitverhältnissen der frühen Nachkriegsjahre,...

Iustitia erga deos religio dicitur (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Partitiones oratoriae). Gerechtigkeitssinn gegenüber den Göttern wird Religiosität (Frömmigkeit) genannt. Bedenkt man, dass das wortarme Latein für...

Quilibet praesumitur bonus, donec probetur contrarium (zitiert nach H. Walther, Lateinische Sprichwörter und Sentenzen des Mittelalters, Göttingen 1963 - vermutlich älter, aus den Pandekten der Spätantike). Von jedem wird so...

Probitas laudatur et alget (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr.; Saturae). Man lobt die Redlichkeit, aber ihr fröstelt. Einer Charaktereigenschaft wird ironisierend Leben eingehaucht. Kurz und nur scheinbar gefühllos. Jedenfalls...

Optimi consiliarii mortui (nach Diogenes Laertios, 3. Jh. n. Chr.; zitiert bei Francis Bacon, 16. / 17. Jh.). Die besten Ratgeber sind die Toten. Damit ist gemeint, dass die Toten ihre schriftlich (in Büchern) hinterlassenen Ratschläge...

Sacrificium intellectus (nach Ignatius von Loyola, 1491 bis 1556). Opfer des Verstandes. In der katholischen Theologie spielt dieser Leitspruch eine herausragende Rolle. Er besagt im Kern, dass der Katholik zur Not seinen Denkapparat abzugeben...

Noli equi dentes inspicere donati (Kirchenvater Hieronymus, 347 bis 420; den Paulusbrief an die Epheser zitierend). Inspiziere nicht die Zähne eines geschenkten Gauls. Oder: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Ein...

. Das Telefon piept. \"Hier Neiße.\" - \"Hirneise.\" - \"Warum plappern Sie nach?\" - \"Hören Sie! Ich plappere nicht nach.\" - \"Doch! Ich sagte \'hier Neiße\' und Sie gaben zurück \'hier Neiße\'.\" - \"Nein, ich sagte \'Hirneise\'.\" -...

Nihil invitus facit sapiens. Necessitatem effugit, quia vult quod coactura est (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.). Der Weise tut nichts wider Willen. Er entzieht sich der Notwendigkeit, weil er (genau) das will, wozu (ihn) diese zwingen...

Itaque naturam non matrem esse humani generis, sed novercam (Lukrez, ~97 v. Chr. bis ~55 v. Chr.; De rerum natura). Die Natur sei also nicht die Mutter, sondern die Stiefmutter des Menschengeschlechts. Ein in der Antike viel zitierter Gedanke,...

Omnis enim longe nostris ab sensibus infra primorum natura iacet (Lukrez, ~97 v. Chr. bis ~55 v. Chr.; De rerum natura). Die gesamte Natur der Urstoffe (prima, pl. n.) ist weit unterhalb unserer sinnlichen Wahrnehmung gelegen. Die griechische...

Casus magister alius (Plinius der Ältere, ~23 n. Chr. bis 79 n. Chr.; Naturalis historia). Der Zufall ist ein anderer Lehrmeister. Das uralte sprachliche Muster für den Kommissar Zufall unserer Tage. Ein quecksilbriger Lehrmeister ist er...

Frontis nulla fides (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr.; Saturae). Der Stirn (gilt) kein Vertrauen. Oder: Der Miene kann man nicht trauen. Die Antike war erfüllt mit Sprüchen über die Deutbarkeit von Seelenlage und Gemüt aus Gestik und...

Homo semper aliud, fortuna aliud (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Der Mensch erwägt immer das eine, das Schicksal das andere. Oder: Der Mensch plant immer anders als das Schicksal. Solche Sinnsprüche sind alt, haben schon...

Insanire facit mures absentia catti (aus dem Mittelalter). Die Abwesenheit des Katers bewirkt, dass die Mäuse in Verzückung geraten. Oder: Ist der Kater weg, geraten die Mäuse in Verzückung. Fünf Wörter nur. Latein...

Vitium est ubique, quod nimium est (Quintilian, 35 n. Chr. bis ~96 n. Chr.; De institutione oratoria). Ein Fehler ist es überall, was im Übermaß ist. Oder: Allzu viel ist ungesund. Bei halbwegs wachem Verstand stolpert der Leser über diese...

Nam mentiri nefas habebatur (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De legibus). Denn Lügen galt als unerlaubt. Ach, waren das noch Zeiten. So dachte schon Cicero, als er auf die alten Athenischen Tugenden bei der Grabrede zurückblickte. Heute...

Potus non frangit ieiunium (Klosterregel zum Fasten; wohl aus dem MA). Trinken bricht das Fasten nicht. Auf diese Weise wurden die früher sehr hohen Fastenanforderungen zurechtgebogen. Mönche entwickelten kalorienreiche Fastenbiere. Ein...

Sine Cerere et Libero friget Venus (Terenz, ~190 v. Chr. bis ~158 v. Chr.; Eunuchus). Ohne Ceres (Göttin der Fruchtbarkeit) und Liber (Sohn der Ceres, Symbol des Weines auch) friert Venus. Oder: Ohne Brot und Wein friert die Liebeskunst. Ohne...

Medicina secunda philosopia dicitur (Isidor von Sevilla, ~560 bis 636; Etymologiae). Die Medizin wird die zweite Philosophie genannt. Noch im 20. Jh. waren an deutschen Universitäten nicht selten Philosophie und Medizin in einer...