Alle 1.028 Texte von Jorge

Noch liegt der Nachtschatten über den Gewächsen. Mein Frühstücksteebeutel zieht am starken Band. Im Nachbarhaus da tanzen Hexen und schlagen mit ihren Besen an die Wand. Mutig reiße ich mir drei Haare aus dem rechten Ohr und ich denke mir,...

Ich räume heut mein Gestern auf und denk dabei ans Morgen. Da findet sich ein Kummerhauf und Taschen voller Sorgen. Mein alter Blick, der streift die Jahre und bleibt an schönen hängen. Ob ich ihn wirklich noch erfahre, den Tanz nach...

Irgendwo zwischen Lindenstraße und Schlossallee, genau da wohne ich. Keine Ahnung, wer sich um mich kümmert. Im Kühlschrank ist immer etwas drin. Die freundliche Frau vom Amt sagt, ich sei ein Perpetuum mobile. Was das bedeutet weiß ich...

Am liebsten war sie unsichtbar Für Nachbarn und Verwandte. Das ging nun schon ein ganzes Jahr. Keiner, der sie wirklich kannte. Sie war es satt, dass man sie suchte, bereiste unerkannt die Welt. Man hörte manchmal, wie sie fluchte und dennoch...

Alles wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Selbst das Meer verschluckt sich leicht am sonnen-geölten Badewasser der Kreuzfahrtschiffe auf die sich Google richtig einschießt. In den Souvenirgeschäften wird es bald T-Shirts mit Greta und...

Es ist dunkel. Ich spüle mir den leichten Chlorgeruch aus dem Haar und von der Haut. Durch die Halogenstrahler, die den Pool beleuchten, kann man die große Uhr nicht genau einsehen. Aber ich weiß, es muss kurz vor 22:00 Uhr sein. Noch ein...

Als die Chinesen vor dreitausend Jahren den abgeschlagenen Kopf der Medusa erwarben und ihn deutlich sichtbar für Touristen aufstellten, hatten sie Jahre später keine Mühe, mit den versteinerten Touris ihre Chinesische Mauer zu errichten.

Ich wollte doch nur einen Ratschlag von dir - da musst du doch nicht gleich ein Rad schlagen.

Egal, ob er von oben kommt, oder ob er sich hoch schleppt, diese Marmorstufen rauben ihm seine Gedanken. Auf halber Treppe murmelt er noch im Flüsterton, das was er sich merken sollte. Leichter wird es für ihn, wenn er sich drei Sachen zum...

Früher sammelte er Herzen, jetzt weiß er oft nicht wie er heißt. Manchmal schreit er laut vor Schmerzen und wir staunen, was er weiß. Meistens ist er Fremdenhasser und er liebt auch kaum ein Tier. Täglich trinkt er sehr viel Wasser. Früher...

Er stand im Stau , kam deshalb spät, ein Blick zur Uhr und dann zum Flur- dort hoffnungsvolle Augen, die bald nur noch zum Weinen taugen. Die Mörderhitze ist ein Fluch. Er deckt sie zu mit diesem Tuch.

Mein blauer Schirm behütet mich. Er hält die Sonnenstrahlen ab. So krieg ich selten einen Stich und bleibe insgesamt auf Trab. Ich nehm ihn auch, wenn es mal schüttet, wenns schneit und auch wenn Hagel fällt. Und wenn er mich dann ganz lieb...

Ich koche für die ganze Straße und mache auch den Abwasch noch. Man liebt mich sehr in hohem Maße; ich stopfe auch das letzte Loch. Gern sitze ich auch bei den Trinkern, die haben flotte Sprüche drauf. Ich kann mit beiden Augen zwinkern und...

1.  Martin Rütters Freund Ewald Text | 249 , 4
2.  Ihr erstes Rendezvous | 187 , 5 mit 1 

Ich durfte heut' die Glocken läuten, ihr Klang beschwingt mich ungemein. Von oben sah ich zu den Leuten, sie trugen Kleider bunt und fein. Ich konnte auch zwei Bräute sehen, sie waren stolz und ganz in weiß. Die eine war besonders schön,...

Sie hatten Ringe in der Nase, die Haare waren asymmetrisch geschnitten. Nein, das war nicht nur eine Phase, ihnen war das rechte Maß entglitten. Was ist bedeutsam, was banal, wer schreibt wem, warum was vor? Was sind Anstand und Moral? Wann ist...

Er baut sich eine Regenuhr, verzichtet ganz auf Unruh. Beim Regensammeln bleibt er stur, am liebsten barst mit ohne Schuh. Im feuchten Lackmus liest man Zahlen, die kommen heimlich digital. Den Sensor borgte er bei Walen; bei den 4 Löwen ist er...

Schleierhaft waren die Blicke, die Augen wirklich kaum zu sehen. Man nannte sie oft eine Zicke. Ich sah die blonden Haare wehen. Doch eines Tags da trug sie Brille und einen großen schwarzen Hut. Ich dachte gleich an Heinrich Zille denn Reimen...

Dunkel der Flur und hell der Verstand. Wir waren noch pur - durchbrachen die Wand. Zeit wunderbar. Du warst noch im Kittel, mich stiefelte man. Bescheiden die Mittel, doch dann irgendwann war'n wir ein Paar. Nun halten wir Händchen und...

Blütenduft liegt wie süßer Nebel überall im Garten und betört. Mir fehlt kein großer Wedel, weil mich dieser Duft nicht stört. Ich freue mich schon auf die Früchte in den Weihnachtstagen und danach. Sie sind vorzeigbare Süchte, die ich...

Tausend Haken hat dein Mieder, gehst du in die Kirche rein; und ihr singt im Chor die Lieder von den vielen Engelein. In der Zeit koch ich das Essen, putze schnell das ganze Haus; suche auch noch nach den Pässen, denn es geht bald weit hinaus.

Er baut sich gerne eine Falle und legt sich auf die Lauer. Er sammelt damit Luftkristalle für seinen Vogelbauer. Sein Vater nennt ihn „Dummer Junge“ und kürzt sein Taschengeld. Er pierct sich häufig seine Zunge und träumt von Vierter...

Er schaut sich alte Fotos an, sieht helle, wache Augen. Nun ist er zwar ein alter Mann, muss noch zu manchem taugen. Auch wenn er bald schon 80 wird, er fühlt sich deutlich jünger. In sich da ist er nicht verwirrt, wie manche junge Dinger. Ein...

Sie schreibe meist um Mitternacht, mit ziemlich müden Augen, derweil der Mond das Land bewacht, Gedichte, die nichts taugen. So kokettiert sie nun ihr halbes Leben und sondert Lyrik ab, versucht ein Wort mal anzuheben, am Ende ist sie meistens...

Niemand wusste genau, wie Georg-Roman zu dieser nordfriesischen Insel kam. Noch nicht einmal er selber. Auf jeden Fall gehörte ihm die Hallig Stückrath-Borstel. Man munkelt, dass ein Hamburger Reeder, der nach dem 2. Weltkrieg nach Texas...

Seit seiner Kindheit war er ein Verfechter der Gerechtigkeit. Er hasste es, für die Taten anderer bestraft zu werden. Noch schlimmer fand er es, dass in seiner Klasse die Mitschüler sehr unterschiedliche Taschengeldbeträge erhielten. Er...

Ich tausche Zeit für Ewigkeit und brauche sie gleich heute. Ich gebe auch Vergesslichkeit an unbekannte Leute.

Gestern gabs es ein Volksbegehren. Man sagt, dass sich nun die Hühner wehren. Es geht um Eier in der Nacht. Legehennen sind meist stille Brüter und auch freundliche Gemüter. Doch nun ist dort ein Krach entfacht. Die stolzen Hähne fordern...

Ob es Tag oder Nacht war, ist mir nicht mehr erinnerlich. Wir lagen beieinander und wärmten uns. Vielleicht gab es gar kein Fenster. Es war jedenfalls stockdunkel. Die Luft über der Zudecke roch irgendwie säuerlich. Weil du schlafen wolltest,...

Hustenbonbons ausgewickelt wie große Blutdrucksenker Der leicht hochgeschlagene Kragen berührte sein graues Haupthaar. Seine ältliche, etwas wackelige Gestalt wurde von seinem langen blauen Mantel umspielt. Er stand da, weil er nach dem Sitzen...

Vorvorsorge Ganz selten bleibt ein Häufele, wenn man von hinnen geht. Wer vorsorgt, macht ein Käufele, solange er noch lebt. Zur Wahl steht dann die Superorne oder ein Schrein aus Waldeskiefer. Ein Kranz mit Bild , der liegt ganz vorne. Der...

Ich flüchte mich in deine Nacht und suche Wärme nur. Du sagst: „Gib bitte acht!“, doch ich bin meistens stur. Am Morgen fallen wir dann aus unseren Wolken. Und irgendwann zieht noch Gewitter auf.

Und ich sehe es schon das kleine und gewitzte Oskarchen. Seh die vielen Schreiber weinen, denn ihr Traum ist nun bald hin.

Ja, es gibt sie die Blöd-Watcher und sie mustern dich genau. Fangen oben an und gucken, ist sie wirklich eine Frau. Was will nur der junge Hüpfer in der Chefetage hier. Sie trägt sicher keine Schlüpfer und serviert statt Kaffee Bier.

Kalt ist es an den Fingerspitzen. Die Sonnenstrahlen sind weit weg. Doch bald, da wirst du wieder schwitzen und suchst dir einen kühlen Fleck.

Ich hab schon lange bunte Stifte und überleg', was mal ich dir. Ganz früher, als ich noch nicht kiffte, entwarf ich gern ein Murmeltier. Heut' male ich dir bunte Ratten mit Piercings an den Hinterfüßen. Sie aalen sich auf lila...

Der Blick vorbei ins Nichts Ringe schnürten ihre Finger ein, sie saß da, wie gefesselt. Damals wollte sie glücklich sein. Heut' war ihr Leben vernesselt. Nikotin und Alkohol das waren ihre Sieger. Sie fühlt sich unwohl , wie ein feiger...

Flirthilfe gesucht Ich seh' sie laufen ohne Stöcke, ihr Tempo ist zu schnell für mich. Sie liebt am Tage kurze Röcke und lebt am Wald– nur so für sich. Wenn ich mich an die Strecke stellte dann reicht vielleicht ein kurzes Wort. Oder,...

Das Jahr verliert sich. Die letzten Tage trudeln ein. Der Abreißblock sieht dürftig aus. Die Tanne wirft mit Nadeln. Ein Böller bellt die andren wach. Die Haushaltskasse leer gefegt. Was wird nur mit dem Bratenrest? Ich hasse Reste wie die...

Ein dezenter Weihnachtsbaum hatte einen schönen Traum. Selber schmücken ist viel netter und behing sich mit Lametta. Glitzer, Glimmer mag er nicht auch keine Kugeln und kein Licht. Er kaufte sich Lametta für seine grünen Blätter. Im Waldshop...

Du häutest mich wie eine Zwiebel. Mich friert, wenn du von Herzenswärme sprichst, als ob der Wind mein Kleid verweht. Trotz Sonnenschein ist vieles dunkel. Das Display deines Handy leuchtet in der Ferne.

Grad jetzt im Alter wird er stiller, mein dicker Nachbar, der Gorilla. Man kann ihn wirklich kaum verstehen, wenn er sie ruft „geliebte Jane!“ Er trommelt dabei vehement auf seine Brust oder aufs Hemd. Er weiß, auch Affen müssen gehen. Im...

Übermorgen falt' ich mir 'nen Drachen aus Bonbonpapier und flieg damit zum Mond. Treff ich dort den Mann im Mond, hat sich der Flug doch schon gelohnt.

Er plauderte über Verwöhnmodus und machte ihr den Hof. Es war ein Sommertag auf Rhodos. Er war nicht übel, auch nicht doof. Nach dem Urlaub schrieb man sich; es drohte kein Vergessen. Sie schrieb sogar “Ich liebe dich!” und fuhr zu ihm...

Täglich vor dem Frühstück schüttelte er sein Kaleidoskop und war gespannt, wie ein Flitze-bogen, welche Bilder sich zeigten. Aber irgendwie verzweifelte er an der Begrenztheit dieses Rituals und träumte davon, die ganze Welt zu schütteln....

Man sprach sehr oft von Konrad Auer und seinem Kölner Vogelbauer. Heut hört man meist nur Tralala von seinem Enkelchen Angela.

Wer zählt schon Jahresringe im Brennholz?

Sie weinte trocken vor sich hin. Ich sah's an ihren roten Augen. Es war im Norden von Berlin, dort wo die Wälder noch was taugen. Ihr Mann zog letztes Jahr in die Garage; vorbei war längst der Liebesrausch. Die Söhne kommen nur zum...

Kommst du bei mich, dann frag ich dich, warum ich früher von dir wich - ich weiß es nämlich nich.

Natürlich hast du große Sehnsucht, ganz tief in mir, da spür ich's auch. Jedoch hab ich dich wirklich nie gesucht; ich höre mehr auf meinen Bauch. Und der sagt mir: „Es gibt so viele, halt nur die Augen auf! Tanz' nur und Singe,...