Alle 455 Texte von Irma

Eins, zwei, drei - rundherum! Dreh dich um, komm doch mit, Schritt für Schritt, lass uns zwei aus der Reihe tanzen.

Zwei rechts, zwei links möchte ich dir manchmal geben. Stattdessen nehme ich mich zusammen, suche dich und den Fehler bei mir. Es ist so mühsam, mich ständig aufzu- rrrräu- felllln.

Minuten zähl ich, schätze die Sekunden in deiner Nähe, schon seit vielen Tagen. Du weißt, ich fühl mich eng mit dir verbunden. Längst wär es an der Zeit, den Schritt zu wagen. Beständig tret ich in die nächste Runde (Zur Unzeit will ich...

Tagein, tagaus versinken in Schwermut - lass das sein. Im roten Saft ertrinken: Oh nein, mein dummes Herz! Das bringt nichts.

Ich trage dich heimlich bei mir, gut versteckt in meiner schweren, roten Reisetasche, und versuche die Welt mit deinen Augen zu sehen. Wenn du deine Koffer packst, fliegst du mit leichtem Gepäck. Und ich bleibe blind vor Liebe zurück.

Ich schreib das tausendste Gedicht für dich und lege viel Gewicht in jedes Wort, in alle Zeilen, um meine Sicht mit dir zu teilen. Denn immer noch und immer wieder schreibe ich Gedanken nieder von Verlangen und Verzicht - obwohl ich weiß, dass...

Mein Herz vergrub ich einst am Rand des Salzsees ellentief im Sand. Und doch hast du es gleich gefunden. Du nahmst es kurz in deine Hand; schon sprang es und hüpfte ganz schnell für Sekunden, schlug heftige Wellen - versank leise und nun ruht...

Sorgsam bau ich die Fassade wieder auf, setz Stein auf Stein, zementiere mich im Innern dicker Festungsmauern ein. Schützend ziehe ich die Brücken hoch, um ganz allein zu sein. Tiefe Wassergräben liegen zwischen uns: Du kommst nicht rein....

Es saß und passte viele Jahre gut und war für mich wie eine zweite Haut. Wahrscheinlich hätte ich mich nie getraut es abzulegen, denn das kostet Mut. Doch plötzlich sehe ich das schöne Seiden- Dress - will es spüren und probieren, bleibe...

Die Liebe ziert den kleinen Garten. Weiß-zart und duftend wächst Jasmin, blüht unter deinem Baldachin, umrankt von tausend Rosenarten in wunderbunter Farbenpracht: Von Mandarin, Rosé, Rubin bis hin zu Pink und Karmesin. Daneben steht und...

Tagelang hängt sie herum dort unter jener alten Brücke, nah am Fluss. In der Dämmerung wird sie dann munter, hofft flugs satt zu werden. Doch sie muss ihren Schlafplatz teilen mit Gestalten, ungewaschen und mit faulem Mund. Obdachlos....

Oben auf meinem Speicher steht eine Kiste voll süßer Sommerfrüchte. Wenn mein Hunger nach dir allzu groß wird, steige ich hinauf und beiße in einen der saftigen, rotwangigen Äpfel. Ob ich so über den Winter komme?

Als wir uns wieder gegenübersitzen, schau ich auf deine Haut und bin entsetzt: Du schneidest dir mit diesen scharfen, spitzen Rasierklingen die Arme auf. Du wetzt die Messer, um die Linien rot zu ritzen. Dein Ärmel ist mit frischem Blut...

Ich hatte mich der Liebe zu dir verschrieben, doch du hast keinen Platz für mich. Nach außen hin wirke ich recht aufgeräumt, denn ich habe mir selber Ordnung verordnet. Aber ab und zu springt eine der überladenen Schubladen auf und ich lade...

Nächtens schlägst und hämmerst du wie wild in meinem Kopf Bilder an die Wände meiner Schläfen und lässt mich nicht schlafen. Ich reiße mir Blätter ab und greife zum Stift.

Sie liebten sich inniglich, hatten nichts, bloß einander und waren aufs Engste verbunden. Ihn dürstete danach, sie ganz zu erkunden. Verzaubert versank er begierig im Schoß. „Ach Brüderchen, sicherlich tust du mir weh. Ich fürchte mich vor...

Frühes Glühen treibt mich an, ich breite die müden Arme aus und schreite voran und steil bergan, ich kann mein Ziel schon in der Ferne sehen, will immer vorwärts, vorwärts gehen, schieb alles Steinige beiseite - und halte doch auf halbem...

Jetzt am Ende der Zeit scheint es mir, als hätte ich auf jedes Schlückchen lieblichen Weißwein, auf jedes kleine Stückchen Schokolade verzichten können. Fast sogar auf dieses letzte bisschen von dir.

Sie will ihm seine vermeintliche Vaterschaft schmackhaft machen, preist aufdringlich an, was sie in ihrem ausladenden Bauchladen trägt. Er schaut verachtend auf den unreifen Kürbis, handelt kräftig und schlägt schließlich zu. Abgekauft hat...

„Du armes Schwein, du!“, sagte er, und Mitleid tropfte aus seinen Augen. Dann drehte er den Spieß um, ging in sich und holte wirklich alles aus seinem Inneren. Die Worte quollen aus seinem Herzen, sprudelten ihm nur so aus dem Mund, flossen...

Bei Dämmerung flieht er beflügelt zu Villen am Stadtrand, die - sittsam auf Abstand gebaut - noch schlafend, verschlossen, inmitten von stillen verwunschenen Anlangen liegen. Da schaut er plötzlich in leuchtende Augen. Sein Blick fliegt...

Verlockendes Gras wuchs auf Wiese und Heide. Ich wollte in schneeweißer Weste stets brav sein, damit sich dein Auge tagtäglich dran weide. Doch du sahst in mir nur das schwärzeste Schäflein, das (nach seinem folgsamen Bruder geboren) eigene...

war sie einst - aber die Schönheit ist dahin und der Jägermeister längst über alle sieben Berge. Sie haust allein mit ihren sieben Zwergen, erstickt all ihre Sorgen in Apfelkorn. (Das Bild mag sie selbst nicht mehr sehen.) Müde hält den...

Glaub nicht, du könntest einfach so verschwinden! Ich kenne dich genau, weiß, was du brauchst. Die Flucht ist sinnlos, denn ich werd‘ dich finden, wo du dich auch versteckst und untertauchst. Der Haken ist, du bist äußerst bemüht, dass...

Professor Profen hockt in Profen mit schmerzendem Zeh hinterm Ofen. Es lindert sein Weh Frau Doktor in spe. So lockt ihn Frau Ibu zum Schwofen.

Romina und Giulio - ein Trauerspiel in drei Akten Prolog: Langsam öffnet Giulio den schweren Vorhang, und das Sonnenlicht fällt auf die vergilbte Bildergalerie an der grau getünchten Wand des verfallenen Hinterhofzimmers in Verona. Akt I: Ein...

Fluss springt aus der Wunde Herz raus. Fibrin wirft sein rettend’ Netz aus, greift die roten Körper fein, hält sie fest und spinnt sie ein. Schützend Borke - reiß sie nieder, lass, was raus muss, tränen wieder! Gelbes...

In meiner Zimmerecke stand einmal ein Bücher-Turm, darinnen hauste ein dicker und höchst gefräß’ger Wurm. Er fraß sich satt durch alles - rauf, runter und auch quer, ob Goethe oder Schiller, gar nichts war ihm zu...

Beben an Land: Menschen verlieren alles. Begraben von der Riesenwelle. Viele Tausend Tote. Land unter: Tsunami.

Ein kleines Elfchen, nachts leise gekommen, heimlich mitgenommen das milchweiße Zehnchen.

Mein ärmliches Leben, es ließ mich allein. Nun schenke ich selber reichlich mir ein. Wer verlangt denn, dass ich mich wehre? - Viel zuviel Weh und zuwenig Mut! - Bitterer Tropfen wird zur reißenden Flut, wermütig mein Blick,...

Dezember haucht das letzte Jahr-Wort auf so stille Winter-Welt, treibt die wilde Flockenherde dicht gedrängt ins weite Feld. Wie verlassen liegt das Dorf heut, ruhig schläft umringt der See, einsam ragt der Kirchturmzipfel, weiß...

Der Schlauberger überfliegt alles, der Dummtaler untergräbt alles.

Hätte ich doch nur: Besser Rück-Sicht genommen. Manchmal lieber einen Gang runter geschaltet. Die drohenden Gefahren nicht so schnell missachtet. Noch rechtzeitig angehalten. - Zu spät! - Kein Rückwärtsgang.

Los, schwebe los! Das schwere Los, das Schwere los sein - schwerelos.

Mein spähendes Auge fest an deine Fersen geheftet. Meine witternde Nase, - bodentief versenkt in deinem alten Schuh - will noch ein letztes Mal deinen Geruch aufnehmen. Sanft strömt dein Duftzug durch die weitgestellten...

Die scharfe Charlotte aus Herne, die reitet gern weit in die Ferne. Weich gleitet der Schimmel, sie blickt steif gen Himmel. Zum Höhepunkt schweifen die Sterne.

Wim Wärter im Knast von Bad Steben, schwebt vor, alle Streben zu heben. Er wartet zu lange, verklebt ist die Stange. Geleimt muss er Stabreime weben.

Beim „Schützenfest Tell - Bogenhausen“ lässt Eva den Amor-Pfeil sausen. Verschossen voll Lust mit Arm an der Brust, das Äpfelchen Adams zu schmausen.

Ich trag das weite Dirndl, du trägst die Lederhos’. Zu dir trag ich die Maß, im Knopfloch du die Ros’. Den Kopf trag ich weit oben, du trägst ein Lied mir vor. Mein Haar trag ich weit offen, der Wind trägt Lieb’ zum...

Er will sich nicht mit ihr anlegen. Sie ist nicht gut aufgelegt. Aufgelegt!

Sie versuchte ihm zu gefallen. Er macht kein Aufhebens darum. Nun ist sie am Boden zerstört.

Zwei Knaben haben, ganz verkehrt, bei Rot die Straße überquert. Der eine fasst den andern an, der Bus erfasst fast beide dann.

Zwei Ärzte sollen beim Sezieren verlernen auch sich zu ge-Nieren. Dem einen ist es wohl ge-Lungen, der andre ist nie eingedrungen.

Zwei Herzen schlagen in der Brust, das eine nur mit wenig Lust. Beim Liebsten bliebe es gern stehen, das andre treibt ’s zum Weitergehen.

Zwei Knaben schmieden Verse scheu, invers gedreht, erfrischend neu. Schon glänzend reimt das eine Kind, das andre feilt, bis blank sie sind.

Zwei Knaben tragen heute vorlaut gefeilte Verse vor zur Hornhaut. Der eine kann geknickt nur schielen, der andre blickt auf dicke Schwielen.

Zwei Damen färben beim Friseur, da fällt das Haar aus: „Quel malheur!“ Der einen „Glatze“ auch gefällt, die andre zahlt für nichts kein Geld.

Zwei Tische stehen noch im Garten, sie sollen auf den Laster warten. Der eine merkt, er ward betrogen, der andre ist lang' ausgezogen.

Zwei Knaben schneiden Verse zu, mit Wörtern ausstaffiert im Nu. Beim einen soll es kleidsam, fein, beim andren anzüglich mehr sein.

Zwei Jockeys grübeln, arbeitslos: Was tut man ohne Reittier bloß? Der eine sattelt ganz schnell um, der andre macht den Buckel krumm.

Zwei Knaben können sich nicht leiden, scher’n aus, sich Wege abzuschneiden. Drum einer meidet schlimme Gassen, der andre schneidet mies Grimassen.

Wilhelma von Wichtig aus Celle, die macht beim Friseur eine Welle. Sie lässt sich groß locken, will dauernd lang hocken. Man krümmt ihr kein Haar auf die Schnelle.

Der Kater erhebt sich, bekommt sofort Dresche, er steht auf ihr Höschen und liebt Katzenwäsche.

Mein Auge, das weidet sich stets an euch Schätzchen, so seidig-weich seid ihr und weiß, Weidenkätzchen.

Der Zwerg-Pudel „Mütze“ aus Seiffen trägt Faust-Handschuh’, schneeweiß mit Schleifen. Kann nie rasserein und waschecht gar sein. Sein Kern färbt schwarz ab: Riesen-Streifen!

Zwei Knaben steigen strebsam auf zum Branddirektor. Weiter rauf erweist sich als zu hoch hinaus: Man zieht die Feuerleiter raus.

Will Süßes probieren, von Sinnen vergessen. Gelüste kaschieren - ich wag nicht zu essen. Das Glück nicht riskieren, und doch stets vermessen. Hab Angst zu verlieren, was ich nie besessen.

Der Fluss bog den Arm und verlockte zum Bade, mein Blick schwamm hinüber zum fernen Gestade durch wildeste Fluten und blieb dort versunken. Es zog mich ins Flussbett, ich wollte mich wehren. Der Kuss war so kalt, aber heiß mein...

Als Dieb schleich ich mich nachts in deine Träume. Schiebst du den Riegel vor, raub ich inzwischen dir deinen Schlaf und öffne Sehnsuchtsräume. Bist du dir sicher? Lässt du mich entwischen? Auf Feuerleitern steig ich, Glut zu...

Hör auf. Lass es sein. Nein! Hör auf dich. Lass es zu. Ach du, hör zu: Lass mich in Ruh.

Ungerüstet steh ich hier und beobachte, wie ihr zwei euch küsst. Verwundert kann ich nicht wegsehn. Spürst du nicht: Es versetzt mir einen Stich und verletzt mich. - Aber ich werde mich jetzt wappnen. Dann treffe ich dich irgendwann, frage...

Aus großen Augen, auffällig geschminkt, betrachtet sie die Menschen um sich her. Das Atmen fällt bei diesem Wetter schwer. Sie schwitzt, bestellt sich Eiskaffee und trinkt, sitzt brav mit züchtig überkreuzten Beinen und...

Fritz Bratling, ein Fischkopf aus Leer umschwärmt einen Backfisch, doch der sagt altbacken nein, lässt sich auf nichts ein. So schmeckt Fritz die Suppe nicht mehr.

Den Männern im Kanton St. Gallen will Susi Kartoffel gefallen. Doch trotz schöner Augen soll sie nicht viel taugen. Drum lässt man sie schnell eiskalt fallen.

Fuß aufs Gas, noch regennasse Fahrbahn, die Musik dröhnt laut. In Gedanken ist er weit weg, nur wenige Sekunden abgelenkt, als ihn der Schrei „Da die Ausfahrt. Shit - vorbei!“ rausreißt. Lenkrad rum! Er will …, schliddert,...

Zwei Knaben sollten Wäsche bügeln, aufgetürmt zu Riesenhügeln. Der eine hat sie platt geglättet, der andere war glatt geplättet.

Im Dunkeln fang ich an zu fantasieren. Momentaufnahmen füge ich zum Band zusammen, lass den Tag Revue passieren. Ich spul den Film ab, stanze mir ein Stand- bild aus (als Start für mein Imaginieren) und werfe es an deine weiße...

Wenn meine Angst davor genauso groß ist wie mein Wunsch danach, wieso fühle ich mich momentan so unausgeglichen?

Früher oder später triffst du sie, die Liebe deines Lebens. Treffen wirst du mich, mitten ins Herz.

Du versteckst dich hinter dicken Mauern und verschließt dich, denn sie ist böse und bezwingt dich mehr und mehr: „Lass dein Haar!“ Weine nicht, wenn es fällt, meine Schöne! Blind vor Liebe werde ich dich nie aus den Augen verlieren.

Ich will dich erkunden, ertasten, die Lust erleben und wecken, gemeinsam entdecken, begierig die salzige Haut lecken, schmecken, den Nacken verlangend hinunter zur Brust sanft küssen, mit suchenden Lippen zartstill berühren, dich spüren und...

vom bezaubernden Glitzern und all der Faszination? Langsam löst der Kristall sich auf, hinterlässt eine nasskalte Spur auf meinem Gesicht - nur ein sehnendes Wissen, das mir keine Ruhe mehr lässt, das mich treibt: Ich will solchen Anblick von...

Ein leichter Sommerwind weht durch dein weiches Haar, legt es hell auf die weißen Schulterhügel, streicht sanft durch Rückentäler, in welche ein Sonnenpinsel feinste Sprenkel gesprüht hat. Wie kann ich dieses Bild aus meinem Kopf wischen?

Den Harnisch hab ich abgelegt und reichte dir mein Schwert. Doch du versetztest mir den Stich, hast alles abgewehrt. Berührt dich mein Gedicht im tiefsten Innern nicht? Dann kämpfe ich auch nicht um dich. Ich gebe dir mein Wort und gehe.

Die Tage werden langsam heller und länger. Ich steh still und seh’: Die Zeit rennt schnell. Ein Feuerball steigt blutrot auf am Horizont. Schon bald verbrennen Mut und Wagen zu Asche in der Sonnenglut, und Feuerräder rollen lodernd ins Tal...

Die Liebe war jung und wir lenzten auf schwingenden Ästen und aasten mit frischgrünen Tagen und kränzten uns Blüten ins Jahr. Wir vergaßen das Puzzeln, denn scheinbar ergänzten wir uns viel zu gut. Also passten wir nicht auf uns auf,...

Unscheinbare Kleinigkeiten, die mir dein Mund liebevoll in die Ohrmuschel murmelte, wuchsen und verwandelten sich im Lauf der Gezeiten in perlmutterne Kostbarkeiten.

Ich tauschte meine goldenen Zeilen gegen böse Blicke von dir. Du blöde Kuh gabst nur zurück: „Was hat dich denn da geritten?“ „Schwein gehabt!“, dachte ich mir. Mit dieser dummen Gans wäre ich wohl niemals glücklich geworden. Und mir...

Der Herbststurm liest die Zeitungsblätter vom Asphalt auf, bläst sie geschwind nach nebenan. Das graue Wetter wühlt tief in mir das Nachbarskind vom Boden. Alte Bilder liegen verstreut auf meinem Teppich aus, und Augen, die Jahrzehnte...

Meine übergroße Sehnsucht war der Vater des Gedankens, aus dem du wuchst. Mein Blütenherz ging auf, als du aus mir geboren wurdest. Gewogen und zu leicht befunden für diese Welt. Gewiegt von meinen Händen schliefst du vollkommen selig in...

Still liegen wir ) Rücken an rücken ( aus- einander zu den Bett- kanten uns einst.

„Ein Tisch ist ein Tisch!“, sprachst du schlicht - und zerstörtest meinen himmelhohen Wörter- turm. Babylonische Fremde sind wir geworden, die verwirrt durch wüste Wünsche irren. Ich baue weiter Bilderbögen auf den Tisch, lege meine Welt...

Ich klammerte mein Seh- nen an das Leinen deines wehenden Sonnenkleides. Nun warte ich auf den Warm- wind, der den Saum meiner Tränen trocknet. Im Korb liegt noch immer ein Stück Hoffnung.

Der Hahn kräht dreimal, es wird langsam heller. Er wird sie bald verraten: Sie rennt schneller. Die fette Katze schleicht zurück durchs Feld vom Nachtgang und der alte Hofhund bellt ihr heiser hinterher „Los, komm zurück! Die Kette lässt...

Du wirst mir fehlen, mon amour fou. Einmal will ich dich noch schmecken! So komm, komm lass mich, comme toujours, am süßen Sahnehäubchen lecken, am nackten Boden - um dann pur den zarten Zuckerguss zu schlecken. Danach ist mit dem Naschen...

Manchmal fährt durch seinen Kopf ein Brausen. Mehr und mehr stürmt kraftvoll auf ihn ein und verschwimmt. Das laute Ohrensausen wirkt orkangewaltig, wird zur Pein. Wirbelnd sprühen tausend weiße Flausen durch die silbergrauen, wirren Wellen....

Manchmal war sie scheinbar taub für alles um sie herum, stürzte sich mitten hinein ins Blaue, drehte beschwingt ein paar Runden bei der alten Kirchturmuhr, kam zu ihrem vertrauten Schlag aber immer wieder pünktlich zurück nach ihren Ausflügen.

Knecht Specht klopft beim Gastwirt in Kucken der Holzkopf. Er schreit: „Was zu schlucken!“ Hat erst nach zehn Runden den Drehwurm gefunden. Nun hält er den Schnabel beim Spucken.

Er setzt sich an den Fluss, benetzt den Teller, legt obendrauf als Köder einen Fisch. Die Messer sind gewetzt, und aus dem Keller holt er den besten Weißwein auf den Tisch fürs letzte Abendmahl. Die Freunde kommen. Das große Fressen hat er...

VIER.E.R. Vier Menschen sind drei viertel vier verabredet zu einem Bier. Den einen hat das arg verwirrt. Er hat sich in der Zeit geirrt und ist verspätet eingetroffen. Drei haben schon vier Bier gesoffen. FÜNF.E.R. Fünf Menschen rechnen mit...

Die Jägersfrau Waltraud im Spree- wald schoß selbst ein Schnäppchen und fleh- te: „Wilder Gemahl, nun nimm, statt Reh, Aal. Sei nett, oh, tu keinem Reh weh!“

Der Bergmann Hans Höhle aus Rohr trat sichtlich beim Bohren hervor. Er stach Stalagmiten und brach Stalagtiten, stieß vor durch die Wand bis zum Ohr.

Weine um ein kleines Wesen, das nicht ist, das nie gewesen, das nicht sein wird - und doch bleibt. Bis am Ende meiner Tage der Jahre Wechsel diese Frage

Wie viele Farben hat das Sehnen, das heim mich sucht in schwerer Zeit? Welche Töne trägt die Trauer fest verstrickt im schwarzen Kleid? Werden meine Tränen trocknen nach dem Dunkel, lang durchwacht? Wird das Weinen sich verwandeln...

Laute Musik dröhnt aus den Boxen, betäubt, betört. Im Neonlicht wirre Gestalten, fremd, unerkennbar, fern. Schattenbilder an der Wand, sie tanzen. Und ich suche. Ich zwänge mich zwischen den nassen Körpern hindurch. Ich...

Welch weiser Schritt, zurück ins Leben. Wieder aufrecht gehen lernen. Schrittweise.

Fünf kleine Eier lagen im Nest: zart-weiß und gepunktet ganz fein, im ersten warmen Frühlingsschein. Ein Sturmwind wehte durchs Geäst, er fegte das Nestchen, regendurchnässt, gewaltsam hinab auf die Erde. Darinnen mag...

Kleine Füßchen, so rosig-zart, wunderbar weich und warm. Noch ganz neu und knubbelig-rund. Mussten noch keinen schweren Schritt im Leben tun. Möge immer jemand da sein, der sie auf Händen trägt!

Finsternis sich um dich breitet. Müd’ das Auge, trüb und leer. Dunkle Macht umhüllt die Sinne. Glaube aber scheint so schwer. Aber glaube - da ist einer, der selbst durchlitten alle Pein. Weiß um dich und deinen Kummer,...