Alle 494 Texte von BeBa

die dunklen wolken deiner langen rede durch die nacht sie liegen schwer über uns ein letztes glas deine worte stolpern dein blick erschreckt mich

wir beide im dunkeln liebe auf der langsamen spur es beginnt zu dämmern du liegst an meiner schulter und murmelst im schlaf ich nehme die nächste ausfahrt halte an der boulangerie dieser duft! ich steige aus und du öffnest verschlafen die augen

dreißig jahre später / am hauptbahnhof gleis acht / ich erkenne dich sofort / auch die zweifel / sind die von früher / ein augenblick nur / dann sind wir aneinander / vorbei / und jeder von uns ist allein / mit der erinnerung an die dinge /...

nebenan das klappern einer schreibmaschine ich schließe mein whatsapp lege das handy weg und greife zum telefon doch ich erreiche dich nicht

eines nachts / auf der brücke steht einer / schaut auf den fluss / springt und / in seinen wellen / ertrinkt der volle mond /

einzelgänger / mit einem guten roten / versteht er sich /

sie öffnet seinen kofferschmutzige wäscheein paar bücherdazwischen der briefich liebe dichvon ihr selbst verfasst /

deine leise stimme dein kuss und unsere tür unten auf der straße hör ich deinen namen im geflüster schließe meine augen und träume von dir

was bleibt ist die sonnenbrille und etwas mückenspray die wäsche ist in der maschine und die fotos auf dem handy sind auch gelöscht

die bar am strand / bei sonnenuntergang / dazu ein blue lady cocktail / und gegenüber das / hübsche blonde / lächeln / ein federstrich / das alles / dann ist die sonne fort /

blick aus dem fenster / auf laternen im vollmond / hinter mir dein atmen /

aus den bürofenstern glotzen totenköpfe eingangstüren öffnen sich weit aus heiligen hallen entweicht wärme überall mein name ich treibe die füße zur eile an

seine hände liegen auf den knien darin ihr foto er kennt sie nicht mehr

sie ist die sorte frau die sich auf die terrasse eines cafes setzt ein buch in die hand nimmt und eingerahmt von tischen gästen und olivenbäumen zum stilleben wird

draußen beginnen sie mit dem feuerwerk ich schaue kurz raus dann wieder rein zu all den leeren flaschen zu unserer couch zu dir wünsche ein frohes neues jahr und lege mich neben dich aufs ohr

endlich / sonne satt und / der himmel in blau / die kleidung luftiger / und dem lockenden lächeln / aus dem café ums eck / glaube ich / jetzt wieder /

du lächelst und deine hände streichen sanft den wind aus deinem haar was fehlt bin ich

deine kaffeetasse steht / halbleer in der spüle / um mich herum / noch dein parfüm / von der straße / höre ich schritte / und mein handy / vibriert einmal zweimal / dann ist es still /

der prager vollmond / er wischt uns eins aus in / den dunklen gassen /

Vertreib mir doch diesen einen Gedanken den Gedanken an dich

am ufer gehst du / immer weiter / mit der strömung / du weißt / es nimmt kein ende und vielleicht / ist es gar nicht verkehrt / denkst du / mit dem fluss / im meer zu verschwinden /

am bahnhof geruch nach flucht und ungehörten worten wer will da küssen allein neben den gleisen das warten

dein gesicht ganz alt / es hat sein lächeln verloren / bei tageslicht /

bevor sie losgeht noch ein blick in die spiegel-app

ein cafe ein tisch und stühle menschen passieren paris

graben wieder graben sie in asche liegen die träume der vergessenen © Bernd Balder

highnoon in der stadt / zwei suv’s warten / auf grün /

schreib mir dass du kommst morgen oder später du freust dich auf unsere gemeinsame zeit ich soll schon mal pläne schmieden für uns also kaufe ich ein koche französisch vor sozusagen mis en place gleich müsste der briefträger kommen

von der straße helles lachen er lauscht zurück in die stille irgendwo fällt eine tür ins schloss

der herbst steht dunkel am fenster draußen lauter laubblätterwege dazu ein hauch schnee der nachbar drüben heizt sich mit klassik ein und mir bleibt dein sommerlächeln

novemberregen / deine lippen sind blau / du zitterst ein wenig / ich nehme dich in die arme / und weiter oben / am himmel / trompeten die kraniche /

ich möchte deine hand halten bin zu müde

ich habe dich gesehen in einem taxi einmal in einem bus du hast dich verändert doch ich liebe dich noch

im nebel verschwindendie rücklichter des zugesentfernen sich mit dir /

In den dünen sitzen sanfter wind trägt sekunde für sekunde fort möwen lachen dieses ewige lachen und die wellen laufen länger aus der schatten des leuchtturms wird schon geflutet dünenzeit © Bernd Balder

ich blicke vom fenster in den hinterhof eine Katze huscht von hier nach da und gegenüber schaut ein anderer

heute morgen im spiegel ein anderer als hätte ich mich verlassen

du und ich und unser auto fährt uns vorbei an den alten unbewohnten häusern in denen wir leben könnten vielleicht schon in diesem sommer

kalendergeschichtesilvester 2021alles kommt wiedersagt opa undholt das jahr 1955aus dem keller /

der mond sagt sie mehr nicht zu viel wein und viel zu viel gefühl in ihren augen ich brauche luft torkele hinaus der mond

sie arbeitet in der blue bar / steht die ganze nacht / hinter’m tresen / zieht die männer an wie / das licht die motten und ihre / cocktails schmecken wie ein gruß / aus dem paradies / geht sie in der morgendämmerung / abgeschminkt auf die...

sie sieht ihn kommen / steht in der letzten s-bahn / die türen schließen /

ich kehre heim und / schaue hoch / das fenster steht weit offen / jemand spielt / auf deinem klavier /

grau in grau gekleidet im herbst steigt sie hinab in die metro und mit ihr verschwindet dieses herrlich wehende haar

klappernde wohnungstüren / und damenschuhe / im treppenhaus / von irgendwo wie immer / bis heute abend / wie immer unbeantwortet / draußen wird es hell / und ich zieh mir die decke / über den tag /

morgensirgendwasklingeltich nehme nicht ab unddas handy ist sowieso auses ist wohl mein weckerder mir sagen willwer und woich eigentlich bin /

irgendwo eintelefon und ihmist es egalnach all demwhiskeywartet er nur nochauf ihren anruf /

still ist es geworden und dunkel um uns herum doch unsere hände finden sich immer noch

wir nachtschwärmer und / das grölen in den / engen gassen / ich / liebe dich und / diese stille in prag /

schritte vor meiner tür ein schlüssel will nicht ins schloss genuschelte worte ich stehe schon auf dann findet der nachbar doch die eigene wohnung

nachts / stellt sie es ans fenster / das foto von ihm /

vor unserem dateder vollmond versteckt sichhinter den wolken /

jetzt nachts slalom / zwischen straßenlaternen / der müll ist schon abgefahren / von irgendwo ruft es / in diese stille / und ich bin / auch so einer / der gar nicht gemeint ist /

im haus gegenüber dunkelt das letzte fenster was bleibt ist meine straße diffus im laternenlicht dazu ganz vereinzelt graue schatten

ich rufe in den nebel - höre meine schritte

der neurentner stöhnt -auf dem kalender heutewieder alles frei /

verpasstmanche momentezum beispielals wir unsauf der rolltreppebegegnendu dir lächelnddurchs haarstreichst undich vergessemich umzudrehenwegen dir /

wir hatten eine gute zeit / in dieser geilen bar / als wir rauskamen / ertrank das laternenlicht / in den straßenpfützen / du sagtest november / und ich dachte scheiße /

ein paar schuhe am brückengeländer und mein blick hinunter in den kalten fluss der langsam im nebel verschwindet

rekordsommerschluss / die kraniche trompeten / den novemberblues /

kalter wind / fräst sich durch / die kleidung / der letzte bus geht / in 10 minuten / ich schließe meine augen / für einen sommertag / und für dein lächeln /

was fehlt ist sein lachen das streicheln über meinen kopf und er mir bleibt seine brille mit der er dostojewski las die verwahre ich sicher bis ich alt genug bin dafür

als ich heimkehre ist da niemand die küche blank der kühlschrank leer in den regalen luft statt bücher und das doppelbett geschrumpft nur im fenster noch dieselbe sonne

was soll ich sagen / mein verstorbener vater sitzt / auf meiner parkbank /

party!hörte er und begannzu sterben /

vitello tonnato und / dazu ihre blicke / vom tisch gegenüber /

cold beer / just tagalog around me / that's all / p.s. Grüße von den Philippinen. Hier hält der Sommer, was er verspricht! / Mir graut schon vor der Heimkehr. /

ich geh‘ nach wiensagt erseinen koffer hat erneben dem tresen abgestellttrinkt bier mit kornkeiner beachtet ihn undneben der toilettehängt ein bild vom praterüberhaupt ist allesso wie immer /

jetzt der himmel so zart und der tag fällt aus dem rahmen ganz still liegt es ganz still es lächelt vielleicht lächelt es denke ich und öffne das fenster es geht seinen weg hinein ins gerahmte nichts ©Bernd Balder

sommerregen spülte fort was wir gefühl und liebe nannten nun wird es wieder kühler

hintergrundbeleuchtet wie auf der bühne schaut manches gesicht aus seinem fenster wenn ich nachts durch meine straßen schleiche

ich im bus / und irgendwo sperrmüll / neben stühlen / brettern und matratzen / ein überseekoffer / ich nehme / den nächsten halt /

heidi klum nackt im bett mit giselle bündchen so sieht er aus der sohn von hans-jürgen wussow mallorca-stars singen für die kinder von malle-jens dazu styling tipps für kurvige frauen am rande ist wilhelm genazino gestorben zum tode von...

damalswar da ein cafévis-a-visdort saß sie immerbei kaffee und zeitungnach der schulelief ich täglich vorbeiund ich liebte siejetzt ist ihr grab auch schonin die jahre gekommen /

was bleibt wenn nichts mehr ist fragt er und bleibt ganz was er ist ein nichts

der bettler mit dem hut vor sich ich weiß ja nicht

sie wird stiller mit jedem dezembertag stellt eine kerze ins fenster und schaut auf die lichter vom weihnachtsmarkt dann atmet sie durch und setzt sich in seinen leeren sessel /

als träumte ich schlecht / sitzt du im café / mit ihm / und euer flüstern brüllt / mir ins ohr /

ich mag nackte tage solche die sich nicht zieren die sich willig in nacht verwandeln

als du aufstehst dich umdrehst und gehst bringt der kellner mir einen cafe solo gratis

nach dem gespräch mit dem arzt fahren sie ans meer unsterblichkeit atmen legen sich in den rhythmus der wellen und sehen am ende des horizonts alles zusammenfließen wie nasse farbe

wenn ich nach samstagen erwache / ist da ein warmes bett / dazu dein duft / und mein wunsch nach / einer heißen dusche / sonntagsstill soll’s sein /

grässliche sonnenstrahlen / er hat heute nacht wieder vergessen / die vorhänge zuzuziehen / die betäubung lässt nach / was bleibt / ist kopfschmerz / und das ungeheuer / namens montag / das schon auf ihn lauert / gestern nacht / ist ihm die...

wir sitzen da auf einer bank hand in hand und schauen hinunter ins weite tal jeder für sich in seiner welt

ein verschlissenes sofa eine fleckige matratze dazu ein stuhl mit drei beinen etwas versteckt ein alter koffer den nimmt er mit und hofft und träumt den ganzen weg zurück auf seine straße

ein lieblingssessel / vor dem seniorenheim / sperrmüll /

das gesicht im spiegel / es nimmt mir das lächeln / nicht ab /

stadtrundfahrt jemand mit herz geleitete die alte frau auf einen freien s-bahn-sitz dort sitzt sie nun und fährt seit stunden durch die stadt /

ein einsamer stern / blinzelt schon die ganze nacht / vielleicht bist du es /

die stille / mischt sich unter die stimmen / ganz still /

herrlich still heute / und nein – ich vermisse nichts / vielleicht bin ich tot /

wie sie ihre tasse nimmt den cappucino zum mund führt mir diesen blick zuwirft und sich lasziv den sahnebart abwischt was ich wieder denke (Auf bessere Zeiten ...)

als er ins taxi steigt ist er ein anderer schaut aus dem fenster und grübelt wer dort draußen nach ihm sucht

unsere tage verflüchtigen sich dein letzter blick ein vielleicht aber durch die hände rieselt schon was war

wir steigen ein und / du erklärst dem fahrer / den weg / auf den wir / uns geeinigt haben / erst sitzt am steuer niemand / dann biegen wir falsch ab / und ich sag / ´s dir noch / doch dein platz ist leer / ich sitz allein und frage mich / ob das...

haiku, hanami - / ja leckt’s mich, ich habe ein / ticket nach tokio /

unsere nacht / lächelnd verlässt du / meinen traum /

die ersten tropfen - wie anmutig sie ihren schirm öffnet

die uhr / sie jagt mich tag und nacht / ich weiß nicht wohin /

ein strauß / trockener rosen / auf dem wohnzimmertisch / im tv eine talkshow / der ton abgedreht / ihre gespräche / finden wortlos statt / bis tief in die nacht / danach träumen sie / ihr leben /

auf unserer bankmeine liebehockt ein rabeund er schaut mich anmit deinen augen /

du nimmst meine hand / mit der kraft / die dir noch bleibt / es geht gut / sagst du / doch dein lächeln friert /

sein lächeln von irgendwo noch worte und der gang zum kühlschrank

Ein Text, der ruft und nicht brüllt dein Lächeln mehr als eine flüchtige Umarmung ein Tag am Meer, versteckt Jetzt

ganz still ist es nur dein atem und so etwas wie schlaf ich schaue dich an alles ist anders hier und jetzt und dieser herbst

am tag flüstert mir / jemand was ins ohr und nachts / träume ich davon /

ich gehe vorbei am stadtfriedhof in der ferne schlägt die turmuhr zwölf erst leise und nebelhaft dann immer deutlicher diese stimme fast sommerfrisch als riefe mich mein vater heim

dieses ticken / und so etwas wie / ein geistesblitz weckt / die erinnerung / an die erinnerung / doch an was und woher / kommt eigentlich das ticken /

unsere worte werfen schatten lass uns sprachlos leben einander zugewandt

da ist ein wort gefühlt als wir uns liebten ein wort nur noch

sorry ich vergaß die uhren aufzuziehen jetzt steht sie still die zeit und deine hand bleibt für immer in meiner liegen

zeitlos eine kirchturmuhr vergaß die zeit auf den straßen noch schattenlos die gestalten der zukunft © Bernd Balder

die suche mit k / in meinen prager träumen / auf dem weg zum schloss /

wir zwei sitzen / in unserem café / um uns herum / stille / nur ein fremder spricht / in der ecke mit sich selbst / und wir beide warten / auf unser lächeln /

war uns bewusst dass wir zwei sprachen sprachen oder schwiegen wir darüber

glocken teilen tag und nacht irgendwo vielstimmiges der alte wecker ignoriert meine zeit ich bin mir meiner nicht mehr so sicher seit wann frage ich mich und ob du überhaupt eine brille trägst

dein lächeln / trägt die patina / vergangener tage / und unsere blicke / schießen oft haarscharf / aneinander vorbei / doch immer noch / liebe ich deine stimme / in ihrem kobaltblau /

Mein Chef hatte mir für den nächsten Tag eine Dienstreise nach Hamburg in den Kalender geschoben. „Macht doch nichts“, meinte Nicole, meine Frau, „übermorgen bist du ja wieder da.“ Unser Hochzeitstag. Ich gab zu bedenken, erst am...

Da ist wieder dieses Klopfen. Wie lange kenne ich es schon? Wo auch immer ich bin, es findet mich überall. Jetzt habe ich mich klammheimlich mit dem Zug auf den Weg gemacht, dem Klopfen ein Schnippchen zu schlagen. Ich sitze allein in meinem...

Das Paket Es ist früh am Morgen. Zu früh. Um diese Zeit schlafe ich noch. Und deshalb bin ich im Pyjama, als der Postbote mir das kleine Paket übergibt. Es hat die Maße einer Schuhschachtel. Den Absender kenne ich nicht und...

Jeden Tag komme ich an diesem Geschäft vorbei. Die Auslage ist prall gefüllt mit teuren Uhren und wertvollem Schmuck. Ich nehme das alles immer nur am Rande wahr, weil ich nichts mit diesem Luxus am Hut habe. Doch heute ist etwas anders. Eine...

Seit kurzem bin ich Rentner. Die letzten Monate im Büro wollten einfach nicht rumgehen. Und dann, Knall auf Fall, hatte ich endlich keinen Job mehr. „Dein Fritz ist frei!“, sagte ich zu Heidi, „Jetzt werden wir das Leben genießen.“...

Gulasch Marco lehnt sich zurück und schaut der Stewardess auf den Hintern. Nicht so flach wie bei Anja, denkt er, und die hier hat längere Beine. Sein Nachbar schnarcht und er spürt wieder diese Magenschmerzen. Die Schmerztabletten...

Ich bestelle ein weiteres Glas Rotwein. Dann schaue ich mich um. Es sind nur noch wenige Gäste in der Kneipe. Dieser Dicke dort, der schon den ganzen Abend zu ihr herüberschielt. Sie steht allein am Tresen, trägt ein helles, kurzes Kleid und...

Klopfen Es klopft an der Tür. Da er niemanden erwartet, zögert er. Wieder und wieder klopft es. Er geht nicht zur Tür, rührt sich nicht. Es gibt ihn nicht. All die Jahre hat niemand etwas von ihm gewollt. Das hat ihm nichts...

Noch einmal Meer Seit drei Stunden fährt er durch die Nacht. Mitten im Herbst. Vorher hat er seine Tochter Sarah angerufen, die zurzeit für ein Auslandsjahr in New York ist. „Jetzt in dieser Jahreszeit? Bist du verrückt?“, hat sie gefragt....

Bormann, Firmenchef von Bormann & Co. hatte zu seinem fünfzigsten Geburtstag einige Mitarbeiter zu sich nach Hause eingeladen. Ich mochte Partys nicht, aber mir fiel keine passende Ausrede ein. Also sprang ich über meinen Schatten. Fröhliches...

Ferienort in Spanien, erster Urlaubstag, Eva und ich im Frühstücksraum. Wir haben ein gekochtes Ei, Brötchen mit Aufschnitt verdrückt und sitzen bei einer letzten Tasse Kaffee. Dann diese Serviererin. Ich kann die Augen nicht bei mir halten....

Ich versuche es wieder. Zunächst hatte ich mir einmal in der Woche vorgenommen. Eindeutig zu wenig, sagte Schmierer. Obwohl ich sonst nicht auf Schmierers Meinung zählte, hier hatte er wohl Recht. Also mehrfach in der Woche auf jeden Fall. In...

Ich stehe unter Arrest. Darf die Wohnung nur verlassen, um mich behördlich zu melden. Seit drei Wochen jetzt, und über die Dauer der Maßnahme wurde ich noch nicht aufgeklärt. Abwarten, sagen sie, wenn ich den täglichen Besuch auf dem Amt...

Als ich nach Wochen wieder mal auf die Straße trete, bemerke ich schnell, dass mich niemand kennt. Die Leute laufen an mir vorbei, die meisten schauen mich gar nicht an. Andere, die kurz schauen, blicken schnell weg, als hätten sie mich nicht...

Ich gehe in die Küche. Setze mich an den Tisch. Darauf liegen alte Fotos, die sie am Nachmittag aus einem Schuhkarton herausgekramt hat, bevor sie gegangen ist. Auf einem wir beide, in die Kamera lächelnd bei unserem ersten Nordseeurlaub. Dann...

Als ich an der roten Ampel stehe, laufe ich mir selbst über den Weg. Ich werfe einen Blick in mein Auto. Autos an Ampeln traue ich nicht. Warum sollte ich dann ausgerechnet mir trauen? Diesen Zweifel lese ich in meinem Blick. Und der gefällt...

Er kam lächelnd auf mich zu und fragte, ob ich der und der sei und dass ich seinen Brief erhalten haben müsste. Er ahne, weshalb keine Antwort gekommen wäre, da handele es sich vermutlich um ein Missverständnis, das er jetzt aus dem Weg zu...

Aus dem Lautsprecher kommt die Ansage, dass der Zug nach München 45 Minuten Verspätung hat. Mir macht das nichts aus. Ich liebe das Drumherum, dieses Warten auf dem Bahnsteig. Dem Schimpfen der Anderen stehe ich neutral gegenüber. Das ist kein...

Auszug / Als er heimkommt und die Haustür öffnet, stehen Kartons im Flur, im Wohn- und Schlafzimmer. Selbst in der Küche sind sämtliche Töpfe, Pfannen und übriges Geschirr verpackt. / „Wir ziehen aus!“, sagt sie. / Er versteht nicht...

Undeutlich. Wie Nebel. Da so etwas wie ein Gesicht. Nein, zwei. Ich schließe die Augen, öffne sie wieder. Ja, sie sind da. Jetzt deutlicher. Alles fing so an: Ich bin nur kurz auf den Balkon gegangen, um eine Zigarette zu rauchen, schaute über...

Manchmal begegne ich mir noch. Es wird seltener, denn meist wechsle ich rechtzeitig die Straßenseite. Aber nur eine Unachtsamkeit und es passiert. Wir lächeln uns an und schon ist da diese Süffisanz. Ich kenne dich, lese ich daraus. Und es ist...

Beim Sprechen sieht er sich flüchtig im Zimmer um. Was er sucht, weiß ich nicht. Immer noch liegt die Kollegtasche in seinem Schoß, und immer noch sitzt er so da. Seit einer halben Stunde schon, seitdem ich ihn hereingelassen und ihm meinen...

Die Frau mir gegenüber nippt seit einer Stunde an einem Espresso. Wenn der Kellner in die Nähe ihres Tisches kommt, liest sie in einem Buch. Sie ist schön. Hat das blonde Haar nach oben gesteckt. Ihre blauen Augen schauen immer mal wieder zu...

In dem Büro dort drüben sitzt jemand am Schreibtisch. Jeden Tag, außer am Wochenende beobachte ich ihn hin und wieder von meinem Fenster aus. Und was ich sehe, erkenne ich: den Tisch dort, den Stuhl, die Blume am Fenster. Nicht zu vergessen...

Im Reisebüro empfiehlt man mir am Ende diese Insel in Südostasien. Zuerst löchert mich der Angestellte mit Fragen, die ich nicht beantworten kann. Was meine Wünsche sind, meine Präferenzen und Abneigungen. Was glaubt dieser Hornochse denn,...

Er läuft. Durch den abendlichen Nebel, immer die Straße entlang, in gleichmäßigem Tempo. Dann biegt er in eine kleine Seitengasse. Seine Schritte hallen zwischen den hohen Hauswänden. Ein Hund bellt irgendwo, aber auch das vergeht. Die Gasse...

Das überrascht mich. Ich halte ein Buch in den Händen, mitten in dieser Bücherei, und finde keinen einzigen Buchstaben auf all seinen Seiten. Dabei habe ich doch noch gestern eine Lobeshymne darüber in der Tageszeitung gelesen. Ich gehe zum...

Vor zwei Stunden ist er ins Café gekommen. Hat seinen Trenchcoat, den er seit Jahrzehnten trägt, an die Garderobe gehängt, ein Buch und den kleinen Moleskine aus der Manteltasche genommen und sitzt seitdem an dem Einzeltisch am Fenster. Einen...

Seit längerem verlässt A täglich nach Sonnenuntergang seine Wohnung. Mit einem Schlafsack unter dem Arm macht er sich auf den Weg durch die Stadt. Die Passanten schauen weg, wenn sie ihn sehen. Aber das hat er früher genauso gemacht: einen...

Welch ein Glück, und das weit weg von zuhause, hier in Prag. Weißt du, es war so ein Abend, an dem ich da saß in meinem Sessel, dazu ein, zwei Flaschen Wein, trocken, vermutlich Merlot. Da lief dann diese Doku über Prag und mir kam die...

Der Mann steht am Fenster, die Kaffeetasse in der Hand. Pulverkaffee, denn das Fauchen der Kaffeemaschine wollte er vermeiden. Er bewegt sich bewusst leise in der Wohnung. Das Kind soll noch schlafen. Er hat es gestern Abend erst spät vom...

Meine Frau hat einen Spiegel gekauft. Ich hasse Spiegel. Das beeindruckt sie jedoch nicht und hängt ihn in unserem Badezimmer auf. So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Wir sind zum Glück im Besitz eines Gäste-WCs. Das nutze ich seitdem...

Man sagt, dass es tief ist. Ich strecke meinen Arm hinein. Ein Loch, dunkel, man sieht nichts. Wenn ich einsteige, wird es mir ergehen wie den anderen. So erzählen es die Alten, die mich gewarnt haben und längst gestorben sind. Ich passe...